Produktionsland: USA
Produktion: Benicio del Toro, Mary Parent, Scott Stuber, Rick Yorn, Arne Schmidt, Bill Carraro, Andrew Z. Davis
Erscheinungsjahr: 2010
Regie: Joe Johnston
Drehbuch: David Self, Andrew Kevin Walker
Kamera: Shelly Johnson
Schnitt: Dennis Virkler
Spezialeffekte: Andrew Ryan, Simon Quinn, Paul Corbould
Budget: ca. 150.000.000 $
Musik: Danny Elfman
Länge: ca. 102 Minuten
Freigabe: FSK 16
Darsteller: Anthony Hopkins, Emily Blunt, Geraldine Chaplin, Benicio del Toro, Hugo Weaving, Michael Cronin , Elizabeth Croft, Art Malik, Nicholas Day, Cristina Contes
Trailer:
Inhalt:
Lawrences Kindheit endete in jener Nacht, als seine Mutter elendig verstarb. Dem schläfrigen viktorianischen Dörfchen Blackmoor den Rücken gekehrt, verbrachte der junge Mann Jahrzehnte damit, die zermürbenden Gedanken zu vergessen und für immer aus seinem Gedächtnis zu verbannen. Als sich die Verlobte seines Bruders, Gwen Conliffe (Emily Blunt), Hilfe suchend an ihn wendet, um die verloren geglaubte Liebe ausfindig zu machen, kehrt Talbot kurzerhand nach Hause zurück, um die Suche zu unterstützen. Nach seiner Ankunft in der alten Heimat werden mehrere Dorfbewohner mit roher Gewalt und großem Blutdurst getötet, worauf ein misstrauischer Ermittler Scotland Yards den Weg in diese abgeschiedene Gegend finden, um den Täter zu fassen. Als das blutige Puzzle langsam ein Ganzes zu ergeben scheint, hört Talbot von dem alten Fluch, der geplagte Seelen in bestialische Werwölfe verwandelt, wenn der Vollmond leuchtend über die Erde wandert. Um die Morde endgültig zu stoppen und die Frau zu schützen, die er zu lieben beginnt, muss Talbot das Geschöpf im Unterholz des Waldes töten, der Blackmoor umgibt. Bei der Jagd nach der Kreatur soll sich seine eigene animalische Seite offenbaren, von der er nicht glaubte, sie tatsächlich zu besitzen.
Kino USA: 10.02.2010
Kino: Belgien, Frankreich: 10.02.2010
Kinostart in Deutschland: 11.02.2010
Kino: Dänemark, Niederlande: 11.02.2010
Kino: Spanien, Großbritannien, Norwegen, Schweden: 12.02.2010
Deutsche DVD & Blu-Ray Fassung: 05.08.2010 (Verleih: 05.08.2010)
Review von Rorschach:
Während essentielle Universal-Klassiker wie "The Mummy" oder "Dracula" bereits zu Remake-Ehren gekommen waren, fehlte eine zeitgemäße Neuinterpretation des Lon Chaney-Klassikers "The Wolf Man" (1941) noch. Joe Johnston ("Jumanji", "Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft") wurde schließlich, nach Reibereien zwischen dem ursprünglich engagierten Regisseur Mark Romanek ("One Our Photo") und dem Studio, damit beauftragt, das Remake zu drehen. Unterstützung erfuhr er dabei durch hochkaratige Schauspieler und eine versierte Crew (u.a. "Sieben"-Autor Andrew Kevin Walker für das Drehbuch und Danny Elfman für den Score).
Nach einem "klassischen" Werwolfsfilm habe ich mich lange gesehnt. Allzu lange wurden die Lykanthropen als bloße Stichwortgeber und eindimensionale Nebenfiguren mißbraucht (z.B. in den flachen "Underworld"-Filmen), für Komödienplots eingespannt ("Teen Wolf") oder in zwar charmanten, aber dennoch reichlich ungruseligen Trash- und B-Movies (so in den Paul Naschy-Filme oder Drive-In-Klassikern wie "I was a Teenage Werewolf") verramscht. In Universal´s erbärmlichem Monster-Kintopp "Van Helsing", der mit einem Overkill an CGI und Hektik jede Narration und Spannung im Keim erstickte, war der Werwolf dann endgültig zum knuffligen Faschings-Schreck mutiert. Die allesamt 1981 entstandenen, postmodernen Werwolfs-Interpretationen "An American Werewolf in London", "The Howling" und der unterschätzte, naturalistische "Wolfen" fügten der Ikonographie zwar neue Facetten hinzu, waren aber eben nicht mehr klassisch. "An American Werewolf in London" und "The Howling" versteckten ihr Gruselpotential noch dazu unter dem Komödiengenre, leisteten allerdings enorme Pionierarbeit im Bereich der Special Effects. Beide Filme sind Meilensteine des Genres, als Gruselfilme funktionieren sie aber nur bedingt. Der Werwolf war nur noch als Lacher gut, ernst nehmen konnte wollte man ihn nicht mehr. Mike Nichols´ "Wolf" (1994) mit Jack Nicholson benutzte den Mythos dann nur noch als Metapher für eine erschlaffte Libido, die mithilfe eines Wolfsbisses gestärkt werden kann. Als Horrorfilm funktionierte "Wolf" leider nicht. Ich wage zu behaupten, dass Hammer´s "Der Fluch von Siniestro" (1961) von Terence Fisher der letzte "echte" Gruselfilm war, der den klassischen Werwolf zum Sujet hatte.
Somit war die Vorfreude auf "Wolfman" anno 2010 enorm und letztendlich wurde ich auch nicht enttäuscht:
Die gegen Ende des 19.Jahrhunderts in England spielende Story bedient sich lediglich des Handlungsgerüsts von "The Wolf Man" , interpretiert die Geschichte aber weitestgehend neu. Benicio del Toro spielt Lawrence Talbot, der sich durch den Biss eines Werwolfs selbst in eine monströse Kreatur verwandelt. Sein Vater wird von Anthony Hopkins gespielt. Daneben glänzen Hugo Weaving als Inspector aus London, der der Kreatur ständig dicht auf den Fersen ist, und Emily Blunt ("Der Teufel trägt Prada") als Gwen, die sich im Laufe des Films immer mehr zu Lawrence hingezogen fühlt.
Das Schauspiel von Hopkins und Del Toro ist im besten Sinne als routiniert zu bezeichnen, theatralisches Overacting bleibt dem Zuschauer Gott sei Dank erspart. Blunt bleibt, obwohl ihre Figur für den Erlösungscharakter des Films enorm wichtig ist, ein wenig blass. Hugo Weaving´s Spiel hat mich am meisten überzeugt, leider hat er etwas zu wenig Screentime.
Der pompöse Score von Danny Elfman erinnert deutlich an "Bram Stoker´s Dracula" und kommt in manchen Szenen etwas übertrieben laut daher, kann aber insgesamt als, die wunderbar altmodische Atmosphäre unterstützend, gelungen bezeichnet werden. Das Setting (das kleine Dorf Talbot; der Landsitz der Familie; nebeldurchflutete Wälder) erinnert an die klassischen Hammer-Filme, aber auch ein wenig an Tim Burton´s "Sleepy Hollow" und schafft die perfekte Atmosphäre für einen Film, der sich so wunderbar altmodisch generieren will. Ein großes Lob an die Set-Designer, die, mit tatkräftiger Unterstützung von CGI-Bildern, auch ein zeitgenössisches London schufen, in welchem die größten Actionszenen des Films spielen. Die Kamera fängt wunderbar die wahrlich pittoresken und großen Bilder ein und verzichtet auf kopfschmerzverursachende Wackeleien, wie man sie in letzter Zeit leider nur allzu oft "erdulden" musste.
Für das Kreaturen-Make-Up verpflichtete man übrigens Rick Baker, also den Mann, der die Effektarbeit mit seiner Verwandlungsszene in "An American Werewolf in London" schlichtweg revolutionierte. Auf CGI-Effekte wollte man bei den Verwandlungsszenen zwar dennoch nicht verzichten, in Kombination mit Baker´s klassischer Effektarbeit geht das aber o.k. Überhaupt macht´s hier der Mix: Special und Visual Effects ergänzen sich hier weitestgehend überzeugend, nur manchmal gefallen die Ergebnisse der Computerspielereien nicht so recht: Der CGI-animierte Bär etwa weckt üble Erinnerungen an Stephen Sommer´s "Van Helsing"-Stumpfsinn. Aber sei´s drum, hätte schlimmer kommen können...
Die Narration ist ebenso wie die Dramaturgie sehr konventionell geraten. Die Spannung wird ganz klassisch aufgebaut, auf Plot-Mätzchen verzichtet der vollkommen stringent erzählte "Wolfman" gänzlich (dass dieses geradezu klassische Erzählkino in Zeiten von "Saw" und Konsorten schon fast eine Tugend darstellt, möchte ich dabei nicht unerwähnt lassen). Bis auf wenige Rückblenden, die das Trauma von Del Toro´s Charakter erklären, und eine leicht surreal inszenierte Vision, die Talbot´s innere Veränderungen nach dem Werwolfsbiss visualisieren, bleibt auch die Bildsprache stets verläßlich.
Der Plot modifiziert den Mythos des Originals nur rudimentär, so ist es hier ein Familienfluch, der nahezu alle Protagonisten letztendlich ins Verderben führt. Silberkugeln sind aber auch weiterhin die einzige tödliche Waffe, die einen Werwolf zur Strecke bringen kann und die Mutation erfolgt nur bei Vollmond. Letzteres sorgt dafür, dass der Film manchmal etwas sprunghaft wirkt, da sich die Erzählung nunmal v.a. auf die Szenen fokussiert, in denen Werwölfe in Aktion zu sehen sind.
Ganz grosses Kino bekommt man dann im Senatorium geboten, in das Talbot nach seinem ersten Massaker eingesperrt wird. Hier darf sich der Wolfsmann durch eine ganze Gruppe von Psychiatern metzeln und im Anschluss auf der Flucht über die Dächer von London hetzen, was Kino-Magie pur ist. Exzellent!
Dass der neue "Wolfman" im Gegensatz zu seinem Original ziemlich rabiat zur Sache geht, war ja schon im Vorfeld bekannt geworden. Und in der Tat: Splatterfans bekommen einiges geboten, seien es herausgerissene Extremitäten, auf dem Boden verstreute Eingeweide, blutige Bisse in diverse Hälser oder abgeschlagene Köpfe. Die FSK:16 ist da schon fast ein bißchen grenzwertig.
Wer also all diese (post-)modernen Horrorfilme Leid hat, macht mit "Wolfman" nichts verkehrt: Klassisches, wenn auch handwerklich mit modernen Mitteln inszeniertes, Erzählkino, im besten Sinne altmodischer Grusel, zwar wenig originell, dafür aber mit Liebe zum Sujet gemacht. Nicht perfekt, aber dennoch angenehm, so etwas mal wieder auf der grossen Leinwand gesehen haben zu dürfen!
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Review von Dr.Doom
Einen Vergleich mit dem Original kann ich zwar nicht durchführen, da dieser Klassiker von mir bis dato nicht gesehen wurde. Wobei, die Anfänge des Horrorfilmes, mit einem Blockbuster von Heute zu vergleichen, muss nicht zwingend sein.
Was hier schnell positiv ins Auge sticht, ist die fantastische Kulisse, die dem Gothic Look bestens entspricht. Die Atmosphäre kommt dabei gut auf, mit Vollmondbildern im Gepäck. All dies natürlich auch recht aufpoliert und massentauglich. Insgesamt also aus heutiger Sicht Perfekt. Das optische Erscheinungsbild darf man mit der Underworld Filmreihe durchaus vergleichen.
An blutigen Spezialeffekten gibt es einiges zu sehen, was auch gerne etwas klamaukig rüber gebracht wird, sicher diesbezüglich dem Original weit überlegen, soweit kann ich mich durchaus noch aus dem Fenster lehnen. Etwas kurz weg kommen hingegen der Werwolf-Verwandlungsszenen, die für meinen Geschmack vom Gesicht her zu wenig aufgezeigt werden, da haben die großen 80er Werwolffilme oder heutiger Trash der Marke „Big Bad Wolf“ und „Werwolf On The Women's Prison“ sicherlich mehr zu bieten, wie letzteres vom Erscheinung des Werwolfs her, der dem vom „Underworld“ hier ebenfalls nicht ganz gewachsen ist. Denn wirklich trashig oder böse schaut der Werwolf nun wirklich nicht aus. Wobei dieser soweit aber auch noch in Ordnung geht, eher sehr klassisch, somit dürfte einen also die Enttäuschung nicht ins Gesicht stehen. Die Story ist hier allerdings ein echter Schwachpunkt. Diese wird zwar unterhaltsam von satten gehen, aber sie ist auch vorhersehbar und wankelmütig. Zudem wird im Film mal auf das Klassische gesetzt, was dem Original sehr nahe kommen dürfte und dann wird wieder modern und leider auch oberflächliches präsentiert, wie eine aufgesetzte Liebesgeschichte.
Eine Foltersequenz gibt es zu sehen, wobei der Film dann einen Hauch psychische Härte aufweist.Witzig sind die Kämpfe unter den Werwölfen, was wie Power-Wrestling ausschaut, mit ein paar blutigen Bissen obendrein. Dabei wird aber auch etwas zu sehr auf die überzogene Hollywood Kacke gehauen, wenn hier bei den Kämpfen die Opfer und Konkurrenten Meterweit durch die Luft gewirbelt werden. Die Darsteller sind durchwachsen, allerdings ist der Wolfman Benicio Del Toro (Sin City) als Darsteller doch ziemlich steif und blass, somit keine gute Besetzung.
Richtig gut ist das Wolfman Remake inhaltlich zwar nicht, dafür aber atmosphärisch und blutig.
Kritik Update des Directors Cut auf Blu-Ray in Stichpunkte von Dr.Doom:
+ Wer den Mittelalter und Gothicstyle mag, sollte sich den Film auf Blu-ray nicht entgehen lassen. Es ist Atem raubend wie der Film ausschaut und was die Technik mittlerweile drauf hat.
+ Ein paar schwarzhumorige Meuchelszenen sind vorhanden, wie eine Hand die abgerissen wird und die dann noch mit der Pistole schießen kann und ein Kopf der abgeschlagen wird, weil der Träger des Kopfes beim selbst richten versagt.
+/- Das Kostüm des Wolfmenschen kommt dem Original nahe, sieht aber für den Mainstream von Heute und eigentlich schon ab den 80ern (American Werwolf) für eine große Produktion zu Schwach aus. Da der Film optisch und auch von der Action her den modernen Weg einschlägt, hat man sich mit dem Old School Wolf keinen gefallen getan, denn Old School und New Modern Geschmäcker gleichzeitig anzusprechen, geht meist in die Hose, so wie es definitiv hier der Fall ist. Gerade bei einem optisch so bestechenden Film wie hier, wirkt das Wolfskostüm fast schon pervers. Dennoch für mich keine echte negative Wertung, da kann ich noch drüber hinwegschauen, da ich mit Old School was anfangen kann.
+/- So einige übernatürliche visuelle Zwischentrips ergeben zwar keinen Sinn, sind aber etwas verstörend, das bedrohlichste im Film und somit brauchbar.
- Die Darsteller wirken alle langsam und faltig, ist aber mit dem Alter nicht zu begründen. Die Dialoge fehlt es an Emotionen und Humor.
- Die orchestrale, viel zu laute Sounduntermalung zwischendrin ist furchtbar und sogar erschreckend wenn es plötzlich derb krach macht.
- Die Geschichte ist nach dem sehr ansprechenden Blickfang bis zur 60. Minuten zu langweilig. Dann hat der Film mal gut 30 Minuten gute Unterhaltung mit dem Werwolf der aufräumt und nach einem weiteren Durchhänger ist erst der Schluss wieder packend. Das spricht natürlich nicht für den Film.
Auch hier wird man wie bei Avatar von der Optik mächtig geblendet, so dass die Schwächen des Films zugedeckt werden könnten, die aber nicht mein Auge belügen können, dass der Film zu lahm inszeniert ist.
Joe Johnston einst noch mit Jurassic Park 3 im Soll, hat sich auch in Hollywoods blendender Bilderkunst verfangen, sein anschließender Captain America war bei aller optischer Raffinesse (sicherlich nicht so beeindruckend wie hier) von Geschichte und Unterhaltung her noch langweiliger.
(-1 gegenüber dem Kinobesuch)
Bilder von Wolfman