Originaltitel: Marquise von Sade, Die
Herstellungsland: Schweiz
Erscheinungsjahr: 1976
Regie: Jesus Franco
Freigabe: FSK 18
Länge: ca. 72 Min.
Darsteller: Lina Romay, Monica Swinn, Raymond Hardy, Stewart Black, Peggy Markoff, Olivier Mathot, Renato Romano, Pamela Stanford
Inhalt:
Die geheimnisvolle Doriana Gray (Lina Romay) lebt alleine mit einem Diener in ihrer Villa am Meer. Angelockt von der Mythenbildung um die unnahbare, offen lesbische Frau, stattet ihr eine amerikanische Journalistin (Monica Swinn) einen Besuch ab, um das Geheimnis der melancholischen Schönen zu lüften. Was sie noch nicht weiß: Doriana ist ein Vampir, der seinen vornehmlich weiblichen Opfern beim Sex die Lebensenergie aussaugt und selbst, im Gegensatz zu ihrer geisteskranken Zwillingsschwester, keine Lust empfinden kann.
Jesus Franco verpackt den Stoff um Dorian Gray etwas anders, denn hier ist der Protagonist weiblich und wird von niemand anderem verkörpert als von seiner durchaus ansehnlichen Lebensgefährtin Lina Romay. Doriana verkörpert ihre nahezu einsame Verschlossenheit pathetisch, anziehend kühl und fast schon surrealistisch befremdlich, was dem sleazig - verträumten Stil des Filmes sehr zugute kommt. Wenn man so will ist Marquise de Sade, so der Originaltitel des Filmes einer der stimmigsten Filme Francos, der mal nicht auf puren und voyeuristischen Sadomasochismus setzt. Insofern kann man den Film schon als reinen Sexfilm sehen, wäre da nicht die durchaus faszinierende Wendung in diesem vor paranoider Doppeldeutigkeit strotzenden Film.
Die angebliche Vampirthematik der Doriana, die ihre Gelüsteopfer kindlich verführerisch und spielerisch anlockt, wird zwar weitesgehend nicht durchleuchtet, allerdings fragt man sich als Zuschauer immer, wer denn nun die wahre Doriana ist, da eine aufgeschlossene Zwillingsschwester noch ins Gespräch kommt. Von Horrorelementen ist keine Spur, stattdessen regiert hier eine wunderschön idyllische Atmosphäre, die durch das prunkvolle Schloss mitsamt seinen schön angelegten Gärten und Innenausstattungen zum Träumen anregt. Verstärkt wird das noch durch die liebevoll in Szene gesetzte Doriana, die mal fröhlich singend und auch mal stärrisch stagnierend durch die Kulissen pendelt, hüpft und schleicht. Viele Sexszenen gibt es nicht, denn Doriana spielt an sich oft alleine, was nicht nur hocherotisierend gefilmt wurde, sondern auch noch wunderschön zugleich ist. Lina Romay mag Geschmackssache sein, doch ihre Rolle als verzweifelte, infantile, besessene, einsame, verspielte und ungewollt verführerische Domina spielt sie perfekt.
Dennoch ist Das Bildnis der Doriana Gray bloss ein Film für Jesus Franco Fans, Sexfilmfans und Fans von supersleazigen und ruhig - verträumten Filmen in barocker Schlossgartenkulissen.