Alternativer Titel: No Future- Randale
Produktionsland: Deutschland
Produktion: Horst Hächler
Erscheinungsjahr: 1983
Regie: Manfred Purzer
Drehbuch: Manfred Purzer
Kamera: Fritz Baader, Ernst W. Kalinke
Schnitt: Ingeborg Taschner
Spezialeffekte: -
Budget: ca. -
Musik: Erich Ferstl
Länge: ca. 97 Minuten
Freigabe: FSK 16
Darsteller: Jocelyne Boisseau, Angelica Domröse, Eva Kotthaus
In einem Erziehungsheim scheint alles seinen geregelten Gang zu gehen. Allerdings sind die Mädchen alles andere als zufrieden, da sie von ihren Eltern als lästiger Ballast gesehen werden. Für die Mädchen gibt es scheinbar keine Zukunft und ihre Unzufriedenheit und die Suche nach einem zu Hause endet in Flucht, Zwangsprostitution und lässt Randale folgen.
Mit den drei Worten die ihnen auf Anhieb einfallen stellen sich die schwer erziehbaren Mädchen dem Psychologen und vor allem dem Zuschauer vor. Es folgt eine kurze und leicht dramatische Musik im Stile der von Herbert Jarczyks komponierten Titelmusik zur deutschen Fernsehserie „Der Kommissar“. Die Musik begleitet zwei Mädchen bei ihrem Ausbruch, der für die eine in Enttäuschung und für die andere als Matratze für Gastarbeiter endet. Keine guten Aussichten für die Jugendlichen der frühen 80er und auch keine guten Aussichten für die Erzieherinnen. Die Situation im Heim ist äußerst angespannt und ist von der Suche nach Respekt und Zuneigung wie von der Angst vor dem was kommen wird geprägt. Es gelingt zumindest in Ansätzen die sozialen Situationen der Mädchen zu beleuchten, allerdings hätte man auch wesentlich intensiver an das Thema gehen können.
Die deutsche Titelvergabe protzt mit reißerischen Worten und lässt auch noch ein „No Future“ einfließen. Punk war zu dem Zeitpunkt als der Film raus kam mittlerweile modern und viele Wochenendprolls fanden es schick sich am Samstag als Punk zu verkleiden und für Randale in Discotheken zu sorgen, damit sie am Montag wieder abreagiert und geschniegelt ihrer Arbeit nachgehen konnte. In Fachkreisen wird diese Spezies immer noch „83er Spätlese“ genannt, der aus meiner Sicht beschissenste Punk-Jahrgang den es jemals gab. Vielleicht war es das Ziel der Titelgeber solche Leute anzusprechen und ins Kino zu locken. Ein Vorbild dieser Mentalität bietet der Film mit dem Charakter Rollo. Ein Vollidiot hoch drei, der in seiner Motorradkleidung mit einem bisschen Punk ausgestattet wurde. Etwas Seife in die Haare und ein „No Future“ auf die Lederjacke gepinselt. Vollkommen daneben, aber auch solche Typen gab es. Doch damit Schluss mit der oberlehrerhaften Definition einer Szenekultur.
Wir befinden uns in einem Heim für schwer erziehbare Mädchen die vereinzelnd einfach von ihren Eltern abgeschoben wurde. Ein Fall für den Therapeuten und für den medizinischen Dienst. Dieser medizinische Dienst wird zumindest in der Arroganz gezeigt, wie dieser sich auch in der Realität darstellt. Ein therapeutisches „Wir wollen nur dein Bestes“, ein paar Antidepressiva und Valium und schon kriegen wir die Lage mal wieder nicht in den Griff.
Manfred Purzers Film beschreibt zwar die Missstände ohne ihnen vernünftige Lösungen entgegen zu setzen aber Menschlichkeit ist nun mal fehl am Platz. Man hat auch als Therapeut oder Arzt einfach nur zu funktionieren. Die Angst eines der Mädchen eines Tages aus der Klinik entlassen und einer kranken und abweisenden Gesellschaft übergeben zu werden, ist demnach berechtigt.
Leider geht der Film, wie bereits angesprochen, nicht tiefgründig auf die gesamte Problematik ein und verschenkt durch das Einbinden einer Thrill-orientierten Zuhälter und Zwangsprostitutionsgeschichte einiges an Potential. Denn unter dem Strich gesehen war hier eine ganze Menge mehr drin.
6/10