Autor: Ulrich Detrois aka "Bad Boy Uli"
Broschiert: 368 Seiten
Verlag: Econ (9. November 2012
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3430201519
ISBN-13: 978-3430201513
Bad Boy Uli ist noch lange nicht fertig. In seiner Zeit als Hells Angel hat er viel erlebt – und seine ehemaligen Brüder würden ihn lieber heute als morgen tot sehen. Warum? Weil er zu viel weiß. Über den Club, über die kriminellen Machenschaften, über die krummen Geschäfte. Und weil er einfach nicht die Klappe hält. Als erster und einziger hochrangiger Hells Angel hat er in seinem Bestseller Höllenritt und in vielen Interviews im Fernsehen ausgepackt. Und er tut es wieder: wegen der vielen Tausend Reaktionen seiner Leser und wegen der aktuellen Entwicklungen in der Rockerszene. Die Gewalt zwischen rivalisierenden Clubs eskaliert, Polizeirazzien häufen sich, Charter werden verboten. Was passiert hinter den Kulissen dieses angeblich harmlosen Motorradclubs? Bad Boy Uli verrät es in Wir sehen uns in der Hölle.
Meine Wertung:
Ich muss zugeben, mich faszinieren MC´s wie die Hells Angels. Ich lese viel über sie, studiere sie förmlich und habe für meine Freundin sogar mal zu dem Thema „Hells Angels in Deutschland“ ein Referat mit Power-Point ausgearbeitet, worauf sie im Übrigen eine 1 bekam. Und ja, mich interessieren auch die Aussteiger-Bücher von Leuten wie Ulrich Detrois und Tom P. wobei man natürlich immer sagen muss das solche Bücher in der Regel recht subjektiv geschrieben sind. Während Ulrich Detrois´ erstes Werk „Höllenritt“ vor zwei Jahren zum Spiegel-Bestseller wurde und weit über 100.000 Bücher verkaufte, so legte er nun nach mit „Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel“. Und wie es ein Amazon-Leser schon treffend in seiner Überschrift formulierte: „Ach Ulrich, jetzt wird es wirklich peinlich“ – und Recht hat er!
Während uns Bad Boy Uli in „Höllenritt“ noch mit seinen wilden Geschichten, rund um die Angels beglückte, so will er mit diesem zweifelhaften „Enthüllungsbuch“ nur eins… Er will die Hells Angels schlichtweg provozieren und lächerlich machen. Dabei vergisst Uli nicht sich perfekt in Szene zu setzen und reibt uns in jedem Kapitel unter die Nase, was für ein toller Hecht er doch ist! Ich muss ehrlich zugeben dass mir Ulrich´s narzisstische Selbstdarstellung, schon im ersten Teil gehörig auf die Nerven ging, während er sich auch hier mal wieder als den coolsten Kerl auf Erden darstellt! Emotionen – Fehlanzeige! Ulrich ist einfach alles!
Ein cleverer Geschäftsmann der die „Schmiermichel“ (Polizisten) verhöhnt, vorlaute Hells Angels-Brüder einfach umboxt und jedes Mädchen flachlegt das ihm unter die Linse kommt! Ein toller Kerl! Außerdem hält sich Ulrich noch für den einzigen echten Hells Angel, die anderen können nicht mal Motorrad fahren und wissen nicht mal wie man sich richtig prügelt! Was hier besonders ins Auge fällt ist das Ulrich Detrois hier echt abrechnen will mit den Angels, in so gut wie jeden Kapitel folgen Randkommentare und Hasstiraden um die Hells Angels als Kriminelle abzustempeln. Die Angels wären alles Zuhälter (war Uli übrigens früher auch), dealen mit Drogen und schmuggeln Waffen.
So echauffiert sich Uli fröhlich vergnügt über seine alten Weggefährten, während er im darauffolgenden Kapitel davon erzählt wie er beim Besuch des Charters Rio de Janeiro an einer Schießerei beteiligt war und wohl oder übel ein feindliches Gangmitglied ab geballert hat und anschließend mit seinen „Brüdern“ ein paar Koksnasen im Clubhaus gezogen hat. Peinlicher geht es fast nicht mehr! Witzig ist auch Detrois´ Einstellung zur Polizei. Uli beklagt sich des Öfteren darüber das die Polizei bei Straftaten der Hells Angels nicht richtig hart durchgreift!
Das witzige ist: Er selbst hätte wegen Drogenschmuggels und gefährlicher Körperverletzung mehrere Jahre Haft absitzen müssen, wurde aber auf Bewährung verurteilt weil er als Kronzeuge gegen die mittlerweile aufgelösten Hells Angels Kassel ausgesagt hat. Außerdem finde ich seine Haltung äußerst fraglich da er zu seiner aktiven Hells Angels Zeit einen „Dequiallo“- Aufnäher trug, welchen man nur bekommt, wenn man sich mit einem Polizisten geprügelt hat. Auch wie er sich über seinen bestehenden Mordauftrag lächerlich macht und den Angels immer wieder aufs Neue zu verstehen gibt, das er ja leicht zu finden sei und immer noch in Kassel wohnt, wirkt sehr provozierend.
Über missglückte Mordanschläge macht er sich außerdem noch lustig indem er über abgefeuerte Patronenhülsen, die in seinem Briefkasten lagen, nur anmerkt wie lächerlich das doch wäre und er einem Verfolger auf der Autobahn(der schwerbewaffnet war, soso) mal dir nichts mir nichts ausbremst um ihn selbst zu verfolgen! Ganz Großes Kino. Außerdem „glänzt“ das Buch durch seinen recht einseitigen, banalen Schreibstil (Der Ghostwriter bei „Höllenritt“ war weitaus besser)und bietet leider nicht viel innovatives.
Außer ein paar nette Kurzgeschichten die mich zumindest kurzweilig unterhalten haben. Greift lieber zu Uli´s Erstling „Höllenritt“ oder zu Tom. P´s „Der Racheengel“ welches etwas tiefgründiger geschrieben ist und einen Hells Angels zeigt, der wie jeder Mensch Ängste und Schmerzen hat, während sich „Bad Boy Uli“ leider nur als straighten Hardcore-Biker outet, der nicht mal einen Mordauftrag fürchtet!
Arthur Spooner: "Ah, ihr jungen Leute mit eurem Gesundheits- und Schlankheitstick. Zu meiner Zeit hatte man mit Mitte fünfzig einen ordentlichen Herzinfakt. Und wir haben ihn zu schätzen gewusst!"