Alternativer Titel: Le samouraï
Produktionsland: Frankreich, Italien
Produktion: Raymond Borderie, Eugéne Lépicier, Jean-Pierre Melville
Erscheinungsjahr: 1967
Regie: Jean-Pierre Melville
Drehbuch: Jean-Pierre Melville
Kamera: Henri Decaë
Schnitt: Monique Bonnot, Yo Maurette
Spezialeffekte: -
Budget: ca. -
Musik: Francois de Roubaix
Länge: ca. 94 Min. (geschnitten) ca. 105 Min. (ungeschnitten)
Freigabe: FSK 16
Darsteller:
Alain Delon: Jef Costello
François Périer: Superintendant
Nathalie Delon: Jane Lagrange
Cathy Rosier: Valerie, die Pianistin
Catherine Jourdan: Garderobemädchen
Robert Favart : Barkeeper
Jean-Pierre Posier : Olivier Rey
Roger Fradet : Erster Inspektor
Carlo Nell : Zweiter Inspektor
Robert Rondo : Driter Inspektor
Georges Casati : Damolini
Ari Aricardi : Pokerspieler
Guy Bonnafoux : Pokerspieler
In Deutschland nur gekürzt auf VHS erhältlich.
Jeff Costello ist ein Berufskiller der bei Ausübung eines Auftrags von einer Nachtklubsängerin gesehen wird. Diese verrät ihn nicht, aber seine Auftraggeber wollen Costello nun beseitigen.
„Es gibt keine größere Einsamkeit als die eines Samurai, außer vielleicht die eines Tigers im Dschungel.“ Ein Zitat aus den Büchern des Bushido zeigt bereits zu Beginn an in welche Richtung Melville geht und welche Tendenzen der Charakter Jeff Costello aufweist. Ein Berufskiller der allein und zurückgezogen lebt und als einzig lebendes Zeichen in seiner Wohnung einen Kanarienvogel beherbergt. Fast mechanisch sind die Bewegungs-, wie auch Tagesabfolgen des Jeff Costello. Eine wortkarge Person die von der Tätigkeit des Berufskillers abhängig ist. Ein Aus bedeutet auch gleichzeitig ein Aus für dessen Existenz.
Mit düsteren und illusionslosen Kulissen startet Melville in den Film und lässt diesen auch so enden. Alles dazwischen ist ebenfalls von einer Leere getränkt. Eine Leere die von der Aussichtslosigkeit wie auch gleichermaßen vom Pflichtbewusstsein eines Jeff Costello geprägt ist.
„Ich verliere niemals, niemals wirklich.“ (Jeff Costello)
Jeff Costello nimmt seinen die Existenz bedeutenden Job auch dementsprechend ernst. Seine Planungen gehen bis ins kleinste Detail von Statten, sollte ein Fehler auftreten so ist er der jenige der diese Sache am schwierigsten verarbeiten kann. Eine Person, sprich ein Charakter der seine innere Leere, durch die sich nie verändernden Gesichtszüge nach draußen trägt. Zweifelsohne kommt daher auch die Firmierung der deutschen Titelschmiede, die den Film vo einem voreingenommenen Zuschauer in eine andere Richtung tendieren lassen kann. Der Originaltitel „Le Samouraï“ passt wesentlich besser zu Melvilles Werk und kann auch durch die Einblendung des Zitats zu Filmbeginn wesentlich eher verstanden werden.
Delons Charakterdarstellung von Jef Costello ist wesentlich sensibler als in späteren Zusammenarbeiten mit Melville. Die Rolle von Corey in „Le Cercle Rouge“ und die des Kommissar Edouard Coleman in „Un Flic“ präsentieren wesentlich kältere Charaktere als den des Jef Costello. Gerade der Part des Edouard Coleman ist von einer durchgehenden Gefühlkälte geprägt.
Die Person Jef Costello wird in einer unnachahmlichen und brillanten Weise von Alain Delon verkörpert. Delon spielt die Rolle des einsamen Berufskillers in der Perfektion, so wie man es von einem Ausnahmeschauspieler seiner Güteklasse wünscht und erwartet. Delon macht in dieser Rolle alles Erdenkliche richtig.
Neben Alain Delon wirkt auch dessen damalige Ehefrau Nathalie Delon in der Rolle Jane Lagrange mit. Die Spielzeit ist nicht sehr lang, kann aber als gut bewertet werden. Weiterhin sei auch die sehr gute Leistung von François Périer in der Rolle des Kommissars lobend erwähnt.
Das ein Film mit der Absicht von „Le Samouraï“ auch die entsprechenden Bilder benötigt um dessen Stimmung vermitteln zu können, dafür spricht allein die Logik. Henri Decaë macht hinter der Kamera wie auch später bei „Le Cercle Rouge“ einen hervorragenden Job. Einen Vergleich zu Walter Wottitz Kameraarbeit in „Un Flic“ zu ziehen würde jetzt zu weit gehen, da sich alle Bildpräsentation in der Königsklasse bewegen.
„Le Samouraï“ ist kein Film der auf ein Publikum ausgerichtet ist, dass bei der Suche nach einem Mörder mitfiebern und miträtseln will. „Le Samouraï“ legt seine Karten von Anfang an offen auf den Tisch. Entscheidend in Melvilles Film ist das Gewissen seines Hauptdarstellers. Jef Costello ist der zentrale Kern, der die Interpretationen in unterschiedliche Richtungen führen kann, welcher allerdings aus meiner Sicht nur in eine Richtung tendiert und diese ist alles andere als die Richtung eines gefühlskalten Killers.
Fazit: „Le Samouraï“ rangiert zusammen mit „Le Cercle Rouge“ auf dem Thron der wenigen unerreichbaren Meisterwerke. Perfekt gespielt und ebenso perfekt inszeniert.
10/10