Die bleierne Zeit

    • Die bleierne Zeit




      Alternativer Titel: Die bleierne Zeit
      Produktionsland: BR Deutschland
      Produktion: Eberhard Junkersdorf
      Erscheinungsjahr: 1981
      Regie: Margarethe von Trotta
      Drehbuch: Margarethe von Trotta
      Kamera: Franz Rath
      Schnitt: Dagmar Hirtz
      Spezialeffekte: -
      Budget: ca. -
      Musik: Nicolas Economou
      Länge: ca. 106 Minuten
      Freigabe: FSK 16
      Darsteller:

      Jutta Lampe: Juliane
      Barbara Sukowa: Marianne
      Julia Biedermann: Marianne, 16 Jahre
      Ina Robinski: Juliane, 17 Jahre
      Rüdiger Vogler: Wolfgang
      Doris Schade: die Mutter
      Vérénice Rudolph: Sabine
      Luc Bondy: Werner
      Franz Rudnick: der Vater





      Die beiden Schwestern Juliane und Marianne wachsen in der noch jungen Bundesrepublik Deutschland auf. Beide sind innerhalb der 68er Bewegung politisch engagiert. Während Juliane sich als Redakteurin mit der Gesellschaft und der Politik auseinandersetzt, sucht Marianne den extremen Weg des Terrorismus. Als Marianne verhaftet wird und regelmäßig Besuch von Juliane erhält, kommt man sich immer näher und Juliane versucht Mariannes Taten nachzuvollziehen.

      Mit der Einblendung „Für Christiane“ wird umgehend und unmissverständlich klar gestellt, dass sich Margarethe von Trottas Film an Christiane Ensslin und deren Schwester Gudrun orientiert. Der Film schildert mit Rückblenden und gegenwärtigen Szenen die Beziehung der beiden Schwestern. Damit lässt sich Margarethe von Trotta auch ausgiebig Zeit, so dass die Gefühlslage der beiden Personen sehr gut nachempfunden werden kann.

      „Die bleierne Zeit“ ist ein Film, der ein illusionsloses Bild vermittelt. Ein Film der von Traurigkeit und Depression gezeichnet ist. Bereits die ersten Einstellungen präsentieren graue Fassaden und eine Stille, die einzig von monotonen Schritten und dem damit verbundenen Geräusch von Absätzen unterbrochen wird.

      „Ihre Schwester redet nicht mit uns und wir reden nicht mit denen.“ (Aufseherin)

      Der Gefängnisalltag einer Terroristin wird mit der Isolation aus dem Gegenwärtigen beschrieben. Marianne hat mit Juliane den letzten Bezugpunkt zur Außenwelt. Diese Außenwelt besteht aus dem versuchten Verstehen und Begreifen von Mariannes Gedankengängen und Taten. Die einst ungleichen Schwestern finden immer mehr eine gemeinsame Basis und zwar eine die nicht allein auf der immer parallelen Weltanschauung gestützt ist. Das Verhältnis zu Mutter, Vater und den Nachwirkungen des Dritten Reichs rückt in den zentralen Bereich der Zwischenmenschlichkeit.

      Dass die Regisseurin Margarethe von Trotta einen guten Bezug zu Christiane Ensslin hatte und Christiane ihr sehr vertraute beweist das intensiv vermittelte Gesamtbild. Die Rollen von Juliane und Marianne werden glaubhaft vermittelt und der Vergleich bzw. der direkte Bezug zu Christiane und Gudrun Ensslin lässt sich in keiner Phase des Films ausschalten. Die Darstellerinnen Barbara Sukowa und Jutta Lampe tragen mit ihren exzellenten Leistungen zusätzlich zu diesem sehr guten Eindruck der Authentizität bei.

      „Trüb ists heut, es schlummern die Gäng und die Gassen und fast will mir es scheinen, es sei, als in der bleiernen Zeit.“ (Friedrich Hölderlin)

      Fazit: Ein Drama dem es gelingt trotz seines einseitigen Blickwinkels als ungemein wichtiger Bestandteil innerhalb der Bewältigung deutscher Geschichte zu fungieren. Schauspielerisch perfekt!

      9/10