Populärmusik aus Vittula - Mikael Niemi (Roman)

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      Populärmusik aus Vittula



      Autor: Mikael Niemi
      OT: -
      Verlag: btb
      Seiten: 304
      Erschienen: 2002
      ISBN: 978-442-73172-5

      Klasse Jugendroman von der finischen/schwedischen - Grenze im Wald zum Ende der 60er und zum Beginn der 70er Jahre. Als die Rockmusik wie ein Vulkan eruptiv explodierte und die Jugend in ihren Bann sog. Hier wird die erste Begegnung des Hauptprotagonisten Matti und seines schwer depressiven Freundes Niila mit dem schwarzen Gold, der Schallplatte, ebenso amüsant beschrieben, wie die unliebsamen Schläge der Mitschüler, welche die Rocker natürlich für völlig entartet halten. Selten so gelacht und getrauert auf einmal. Sag ich ja selten: Aber das Buch muss man gelesen haben!
      Zwei Jungs entdecken das Leben, die Pubertät, gründen eine Rockband die sich eher nach Grindcore als nach Elvis anhört. Dazu gibt es Unmengen an Wodka, Frauen, Wälder, Schnee, Berge, Täler, Flüsse, Schule, Schlägereien und das alles auf höchstem literarischem Niveau.
      Die gebotene Geschichte ist völlig verrückt und bringt uns die Schweden von ihrer rausten und zugleich liebenswertesten Seite näher. Hier wimmelt es vor skurrilen Typen, die man einfach nur lieb haben und knuddeln muss. Egal ob sie sich gerade mit selbst gebranntem Wodka halb blind saufen oder in der Sauna Lebensweisheiten austauschen. Gelacht werden darf ebenso wie es im Buch traurige und fast schon Mitleid erregende Begebenheiten gibt.
      Historisch sind die Auftritte der Band von Matti und Niila. Hier fühlt man sich wirklich an herrlich debile Gehversuche von Schülerbands im örtlichen Jugendhaus erinnert. Und das ist auf gar keinen Fall abwertend gemeint, sondern mit tiefer Verneigung für den Mut, ohne instrumentale Fähigkeiten vor Eltern und Schülern 30 Minuten infernalischen Lärm zu verursachen und dennoch mit Stolz erhobenem Haupt aus der Sache herauszugehen. Unsere beiden Helden tun das. Ja, sie sind wirklich Helden. Helden, wie wir sie alle sind, vor allem in unserem jugendlichen Leichtsinn. Die Sauforgien mit selbst gebranntem Irgendwas rufen Parallelen zu selbst erlebtem wach. Die erste Begegnung mit dem weiblichen Geschlecht geht natürlich nach hinten los.
      Dieses Buch ist brillant in seiner Schilderung all dieser Sachen. Nein, es ist mehr. Er ist für mich ein essentieller Roman geworden, der einen Ehrenplatz im Regal erhalten hat.