Was geschah wirklich mit Baby Jane?

    • Was geschah wirklich mit Baby Jane?



      Alternativer Titel: What Ever Happened to Baby Jane?
      Produktionsland: USA
      Produktion: Robert Aldrich
      Erscheinungsjahr: 1962
      Regie: Robert Aldrich
      Drehbuch: Lukas Heller
      Kamera: Ernest Haller
      Schnitt: Michael Luciano
      Spezialeffekte: -
      Budget: ca. -
      Musik: Frank De Vol
      Länge: ca. 128 Minuten
      Freigabe: FSK 16
      Darsteller:

      Bette Davis: Jane Hudson
      Joan Crawford: Blanche Hudson
      Victor Buono: Edwin Flagg
      Maidie Norman: Elvira Stitt
      Marjorie Bennett: Dehlia Flagg
      Anna Lee: Mrs. Bates
      Wesley Addy: Marty Mc Donald
      Julie Allred: Baby Jane Hudson als Kind
      Anne Barton: Cora Hudson
      Bert Freed: Ben Golden
      Dave Willock: Ray Hudson
      Robert Cornthwaite: Dr. Shelby



      Der ehemalige Kinderstar Baby Jane Hudson ist mittlerweile gealtert und lebt mit ihrer gelähmten Schwester zusammen. Als ihre Schwester Blanche beabsichtigt das gemeinsame Haus zu verkaufen, beginnt Jane, Blanche zu terrorisieren und sie zu quälen.

      Die Vergangenheit nimmt Einzug auf den Bildschirmen, Leinwänden und Panelen. Ein widerliches Kind mit einem noch widerlicheren Gesang steht auf der Bühne und zickt anschließend gewaltig herum. Es tanzt und zickt: Baby Jane Hudson.

      Ein Kinderstar im Rampenlicht und ihre Schwester im Publikum. Die Zeiten ändern sich und aus dem Kinderstar ist eine untalentierte Schauspielerin geworden, das Gegenteil von ihrer Schwester, die in der Filmwelt die Sympathien auf ihrer Seite hat. Damit wären unsere Hauptpersonen vorgestellt und wir befinden uns in der Gegenwart in der Blanche an den Rollstuhl gefesselt ist und ihre Schwester Jane mehr oder weniger für sie sorgt. Jane ist innerhalb dieser Beziehung das Paradebeispiel für eine Psychopathin, die Frau hat den Schuss nicht gehört und jegliche Latten sind vom Zaun gefallen. Mit Neid, Hass und dem Hang zum Suff macht sie ihrer Schwester das Leben zur Hölle.

      Wehe wenn die Schwachsinnige auf ihre hilflose Schwester los gelassen wird, denn Jane ist recht erfinderisch auch was die Zubereitung des Essens anbelangt. Ein Kanarienvogel oder eine Kellerratte stehen ab und an auf dem Speiseplan und werden auf dem Silbertablett serviert. Das so eine Situation eskalieren muss ist vorhersehbar und somit steigert sich die Situation nach und nach immer mehr und lässt aus Blanches Blickwinkel einzig Hoffnungslosigkeit verbreiten. Die Kameraarbeit von Ernest Haller und die Präsentation von Schwarz/ Weiß Bildern stehen hier hilfreich zur Seite, denn wäre der Film in Farbe zu sehen, so würde er einiges an Atmosphäre verlieren.

      „Da tanzt Baby Jane Hudson.“ (Jane Hudson)

      ...und das macht sie nicht nur am Strand, sondern auch im Haus tanzt Jane eine frühe Form des Pogo und tritt ihre gelähmte Schwester durch die Räumlichkeiten.

      Robert Aldrich präsentiert mit „Was geschah wirklich mit Baby Jane?“ einen guten Film, der allerdings nicht an die Klasse des zwei Jahre später entstandenen „Wiegenlied für eine Leiche“ heran reicht. In schauspielerischer Hinsicht glänzt natürlich Bette Davis als geisteskranke und versoffene Jane Hudson. Auch Joan Crawford kann in der undankbareren Rolle der Blanche Hudson einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Durch das angesprochene Steigern der Situation blüht natürlich auch die Spannung auf und kann den Zuschauer in seinen Bann ziehen.

      Fazit: In einem Psychospiel mit schwarzem Humor und ein paar Elementen des klassischen Horrorkinos angereichert tanzt Baby Jane auch noch im Rentenalter mit dem Brief an ihren Daddy in der Hand an vorderster Front. Zeitlos gut.

      8,5/10

    • Yep. Ein Meisterwerk. Und das Jahre vor Misery.

    • What Ever Happened to Baby Jane (Was geschah wirklich mit Baby Jane, 1962)



      Regie: Robert Aldrich


      Produktion: Robert Aldrich im Verleih von Warner Brothers, USA 1962


      Mit: Bette Davis, Joan Crawford, Victor Buono, Maidie Norman, Anna Lee, Barbara Merrill, Wesley Addy, Marjorie Bennett, Julie Allred, Gina Gillespie, Dave Willock


      Die Geschichte beginnt im Jahre 1917. Baby Jane Hudson ist ein gefeierter Kinderstar, der die Bühne erobert, was den Neid ihrer Schwester Blanche weckt. Es folgt ein Zeitsprung in's Jahr 1935. Nun ist Blanche Hudson ein bekannter Filmstar, während Baby Janes Karriere als Erwachsene gescheitert ist. Eines Abends sitzen beide Schwestern im Auto. Eine der beiden steigt aus um ein Tor zu öffnen, während die andere Gas gibt und auf sie zusteuert. Die Folgen dieses dramatischen Ereignisses sind nach einem weiteren Zeitsprung in die damalige Gegenwart von 1962 sichtbar. Baby Jane ist nun eine heruntergekommene Alkoholikerin und lebt mit ihrer, an den Rollstuhl gefesselten, Schwester Blanche, die unter ihren Launen zu Leiden hat, im selben Haus. Die Anspannung zwischen den vereinsamten Ex-Stars spitzt sich nach und nach dramatisch zu..

      Anmerkungen:

      "What Ever Happened to Baby Jane" ist ein spannender Psychothriller, dessen für damalige Verhältnisse recht stattliche Länge von 134 Minuten kaum spürbar ist. Man wird zu Beginn mit den beiden ungleichen Schwestern und deren gestörten Verhältnis zueinander vertraut gemacht. Baby Jane ist nun eine frustrierte alte Hexe, die dem Alkohol verfallen und optisch verwahrlost ist, während ihre an den Rollstuhl gefesselte Schwester Blanche sich trotz schweren Schicksals noch im Alter eine gewisse Strahlkraft bewahrt hat. Sie ist die gutmütigere und sympathischere von beiden, wird aber von ihrer boshaften, vom Neid zerfressenen und psychisch schwerkranken Schwester ständig gedemütigt und schikaniert. Das ganze steigert sich noch, nachdem Blanches alte Filme aus den 30er-Jahren im Fernsehen neue Erfolge feiern. Jane lässt die Fanpost verschwinden und wimmelt lästige Besucher ab, die nur ihre Schwester sehen wollen. Als Blanche auch noch das Haus verkaufen will, schneidet die vor den Kopf gestoßene Jane sie praktisch von der Außenwelt ab, indem sie das Telefon herausreißt und das Dienstmädchen kündigt. Sie serviert ihr zum Essen einmal einen toten Wellensittich, einmal eine Ratte und überschreitet immer weiter sämtliche Grenzen, indem sie körperlich gewalttätig gegen die behinderte Frau wird und diese schlussendlich sogar fesselt. Man bekommt richtig Mitleid mit der nun im eigenen Haus gefangenen Blanche.

      Nachdem Jane in ihrem kranken Wahn der Hoffnung verfällt, sie könne als ältere Frau ihren Erfolg als Kinderstar wiederholen, kommt es, wie es kommen muss. Gemäß dem "Gesetz der Resonanz", meldet sich auf ihre Anzeige hin ein abgebrannter und bei seiner Mutter wohnender Musiker, der ebenfalls seine Bedeutung ein bisschen höher stapelt. Die sozial isolierte Jane klammert sich in ihrer Verblendung an den übergewichtigen, einfältigen und konfliktbeladenen jungen Mann und bildet mit ihm ein skurriles Gespann. Dieses beinhaltet jedoch keine romantische Komponente, sondern erwächst lediglich aus Janes Sehnsucht nach Freundschaft und Aufmerksamkeit. Allerdings ist der junge Mann schlussendlich mit der Situation und den sich auftuenden Abgründen überfordert und sucht das Weite. Um das Geheimnis um ihre weggesperrte Schwester zu bewahren, schreckt Jane auch vor Mord nicht zurück. Man wird dabei ein bisschen an Hitchcocks "Psycho" erinnert. Janes Handlungen werden zunehmend unberechenbarer und schizoider. In Erinnerungen an ihre Kindheit schwelgend, wirkt sie deutlich verjüngt, verliert dabei aber immer mehr den Bezug zur Realität. Am Schluss wird ein Geheimnis gelüftet, mit dem man kaum gerechnet hat, das aber ganz zu Beginn, nämlich in der Szene mit dem "Unfall", angedeutet ist. Wenn man sich das Bild im Vorspann, auf dem der Titel eingeblendet wird, kritisch ansieht, wird man sich wohl jene Frage stellen müssen, die auch ich mir gestellt habe. Mehr sei dazu aber nicht verraten.

      Der Film ist eine schonungslose Auseinandersetzung mit Holywoods Scheinwelt und den dahinter liegenden Problemen, wie Alkoholismus, psychische Störungen und dem Rückzug in eine Wunsch-Realität, nachdem man von der tatsächlichen Realität erbarmungslos eingeholt worden ist. Bette Davis und Joan Crawford zeichnen hier große Parallelen zu ihrem eigenen Leben und ihrem verblassten Star-Ruhm auf.

      Der Erfolg dieses Streifens führte zu weiteren "Grumpy-Old-Lady-Thrillern", in denen ausgediente Ex-Divas ihre Karriere auf etwas andere Art kurzfristig verlängern konnten. Deren bekanntester ist wohl "Hush Hush Sweet Charlotte", der zwei Jahre später folgte.

      Fazit:

      Sehr sorgfältige Mischung aus Drama und Psychothriller mit einer wirklich in die Tiefe gehenden Personenzeichnung und einem kurzweiligen Spannungsaufbau, der am Schluss die Auflösung eines überraschenden Geheimnises parat hat. Die darstellerische Leistung von Bette Davis in dieser sehr anspruchsvollen Rolle ist dabei "over the top".

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    • Hintergrund:

      Die aktive Karriere von Joan Crawford schien 1957 beendet, als sich die Schauspielerin nach dem Erfolg von Esther Costello trotz einer Vielzahl von Folgeangeboten freiwillig von der Leinwand zurückzog, um sich künftig um die Belange des Getränkeherstellers Pepsi zu kümmern.
      Crawford hatte 1955 Alfred Steele, den Aufsichtsratsvorsitzenden des Konzerns, geheiratet und widmete sich mit Verve der Werbung für das Unternehmen.

      1959 war Steele völlig überraschend verstorben und hinterließ Crawford nichts außer Schulden in Millionenhöhe. Die Schauspielerin baute im Verlauf der nächsten Monate die meisten Rückstände ab, teilweise auch mittels der Gage für ihren Cameo-Auftritt in Alle meine Träume, in dem sie die Chefredakteurin eines Verlages darstellte.
      Eine Zeitlang überlegte die Schauspielerin, wieder ins Filmgeschäft einzusteigen, doch am Ende wurde sie in den Aufsichtsrat von Pepsi gewählt und verbrachte die nächsten Jahre mit Reisen um die ganze Welt als Repräsentantin von Pepsi.

      Im Gegensatz zu Crawford war die Karriere von Bette Davis seit 1950 und ihrem Erfolg mit Alles über Eva nie wieder richtig in Schwung gekommen. Sie erkrankte zudem Mitte des Jahrzehnts schwer und konnte jahrelang nicht arbeiten.
      Gegen Ende der Dekade fand sie sich dann als Nebendarstellerin in wenig ambitionierten Filmen wieder.
      Ihre Hoffnung, Ende 1961 durch den Auftritt in dem Stück Die Nacht des Leguans am Broadway wieder an alte Erfolge anknüpfen zu können, zerschlug sich rasch, da die Kritiker ihre Darstellung verrissen.

      Robert Aldrich hatte 1961 die Rechte an dem makaberen Roman What Ever Happened to Baby Jane? von Henry Farrell erworben. Zunächst überzeugte er Joan Crawford, eine der Hauptrollen zu übernehmen.
      Die beiden hatten bereits 1956 das romantische Melodrama Herbststürme gedreht.
      Beide waren sich einig, dass nur Bette Davis für die Rolle der verrückten, in einer Traumwelt lebenden Baby Jane in Betracht kam.
      Mit viel Mühe gelang es Aldrich, die Finanzierung zu sichern, da kein etabliertes Filmstudio Geld für eine Produktion mit zwei Ex-Stars ausgeben wollte. Jack L. Warner, bei dessen Studio Warner Bros. Crawford und Davis teilweise zeitgleich unter Vertrag waren, nannte die zwei wenig charmant two old washed-up broads (dt.: zwei abgetakelte alte Schachteln).

      Der Film steht in einer Tradition mit Werken wie Boulevard der Dämmerung und Stadt der Illusionen, die bereits einen besorgten Blick hinter die Glitzerfassade von Hollywood geworfen hatten und die emotionalen Probleme und exzessive Ruhmsucht der Stars aufdeckten.
      Zusätzliche Bedeutung gewinnt der Film durch die Besetzung mit Crawford und Davis, die während ihrer Glanzzeit von der Presse oft als Rivalinnen bezeichnet wurden.
      Während Bette Davis meist für ihre temperamentvolle Darstellung auch negativer Charaktere bekannt wurde, war Joan Crawford eher berühmt für ihr glanzvolles Image auf der Leinwand und die prachtvolle Garderobe, die zu einem Markenzeichen ihrer Filme avancierte.
      Entgegen dem, was in der Klatschpresse immer behauptet wurde, kamen die beiden Frauen nach Aussagen aller Beteiligten leidlich miteinander aus.
      Joan Crawford erhielt für ihre Mitwirkung neben einer festen Gage von 30.000 US-Dollar weitere 15 % vom Nettoprofit, die sich am Ende auf 150.000 US-Dollar belaufen sollten.

      Joan Crawford gab sich in späteren Jahren keinen Illusionen darüber hin, in welchem Umfang der Film ihrem Image als glamouröser Hollywoodstar schadete.
      Gegenüber Roy Newquist äußerte sie sich mit entsprechender Offenheit.

      „Grundgütiger. Ich habe immer noch Alpträume deshalb. Ich weiß, warum der Film niemals hätte gedreht werden dürfen.
      Ich weiss aber auch, warum es eine Notwendigkeit gab, ihn zu realisieren.
      Ich war einsam. Schlimmer als das, ich habe mich zu Tode gelangweilt. Und ich brauchte das Geld.“

      Die Schauspielerin sollte in den folgenden Jahren nur noch in kostengünstig hergestellten Gruselfilmen auftreten, die mitunter die Grenze zum Horror und Grand-Guignol überschritten.
      Das Folgeprojekt Wiegenlied für eine Leiche, das zunächst mit Crawford und Davis in den Dreh ging, musste nach dem krankheitsbedingten Ausscheiden von Joan Crawford gestoppt werden.
      Am Ende wurde die Rolle von Joan Crawford durch Olivia de Havilland übernommen.

      Die Beziehung zwischen Bette Davis und Joan Crawford während der Dreharbeiten zu Was geschah wirklich mit Baby Jane? sind Grundlage für die erste Staffel von Feud, einer Anthologie-Serie von Produzent und Regisseur Ryan Murphy, die ab 17. März 2017 auf dem US-Sender FX Network gesendet wird.
      Jessica Lange spielt Joan Crawford, während Susan Sarandon als Bette Davis eingesetzt ist.
      Catherine Zeta-Jones ist als Olivia de Havilland zu sehen. ´

      Mein Herz schlägt für meine Mama &
    • Ich empfehle die auch hier vorgestellte Mini Serie "Feud – Die Feindschaft zwischen Bette & Joan".

      Feud - Die Feindschaft zwischen Bette und Joan

      Mein Herz schlägt für meine Mama &
    • Bette Davis ist spitze !...Wiegenlied für eine Leiche ist auch zeimlich geil
    • WIEGENLIED FÜR EIN LEICHE ist fortwährend klasse. Ein grandioser Film, der mich seit dem 14. Lebensjahr begleitet.