Stroszek



    • Alternativer Titel: Stroszek
      Produktionsland: Deutschland
      Produktion: Werner Herzog
      Erscheinungsjahr: 1977
      Regie: Werner Herzog
      Drehbuch: Werner Herzog
      Kamera: Thomas Mauch und Edward Lachman
      Schnitt: Beate Mainka-Jellinghaus
      Budget: ca. -
      Musik: Chet Atkins und Sonny Terry
      Länge: ca. 115 Minuten
      Freigabe: FSK 12

      Darsteller:

      Eva Mattes: Eva
      Bruno S.: Stroszek
      Clemens Scheitz: Scheitz
      Burkhard Driest: Zuhälter
      Wilhelm von Homburg: Zuhälter
      Alfred Edel: Gefängnisdirektor


      Handlung:

      Bruno Stroszek ist ein Straßensänger in Berlin. Gerade aus dem Gefängnis entlassen, trifft er die Prostituierte Eva wieder und bietet ihr einen Platz in seiner Wohnung an. Evas Zuhälter findet sie schnell, Eva und Bruno werden verprügelt.
      Die beiden beschließen gemeinsam mit ihrem Nachbarn, dem alten Herrn Scheitz, zu dessen Neffen nach Wisconsin, USA auszuwandern.
      Eva verdient das Geld für die Reise, indem sie anschaffen geht.
      In Wisconsin, in einem Dorf namens Railroad Flats, kaufen die Drei ein mobiles Haus.

      Bruno arbeitet als Mechaniker, Eva arbeitet offiziell als Kellnerin, jedoch nebenbei auch als Prostituierte. Der alte Scheitz geht seinen esoterischen Neigungen nach.
      Das kleine Glück hält nicht lange an: Eva brennt mit zwei Truckern durch, die Bank lässt den Wohnwagen versteigern, weil die Zahlungen ausbleiben. Stroszek und Scheitz – ohne Geld in der Tasche und ohne ein Dach über den Kopf – wollen die Bank überfallen, die ihnen das Haus weggenommen hat...



      Mein Herz schlägt für meine Mama &

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von tom bomb ()

    • Zunächst einmal ein Dank an Werner Herzog, der Mann der kann es ganz einfach.
      Wer Dreharbeiten mit Klaus Kinski überlebt, den kann möglicherweise nichts mehr schocken, aber auch ohne seinen Lieblings Darsteller und zugleich auch seinen grössten Peiniger dreht er ganz aussergewöhnlich gute Filme.
      Stroszek ist einer davon, simpel in seinen Mitteln, grossartig in seinem Ausdruck.
      Ob man erst spät wie ich zu Herzog gefunden hat, jeder Cineast sollte diesen gesehen haben.
      Glaubwürdigkeit die man fühlen kann, Bilder die keinen grossen Aufwand erfordern aber sich ins Gehirn verankern und auch hier ein wundervolles Team an Schauspielern, die es so gut machen das man vergessen könnte es ist "nur" ein Film.
      Naiv, aber nicht dumm, humorvoll aber nicht platt, Drama aber kein heucheln, so geht das.
      Herzog war ja zuletzt als Darsteller (Surprise!) im Hollywoodfilm Jack Reacher als Bösewicht zu sehen, oder hat davor den letzten guten Nicolas Cage Film gedreht (Bad Lieutenant – Cop ohne Gewissen), vielleicht sehen wir ihn noch in einer aufwendigen Blockbuster Produktion, in der all die Kompromisse seiner alten Werke um Aguirre oder Fitzcaraldo aufgrund finanzieller Möglichkeiten eingehen muss, zu Wünschen wäre es ihm.


      [film]9[/film]
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    • Nachtrag und Fakten die ich bislang nicht wusste:

      Seine erste Hauptrolle spielte Bruno S. 1974 in Werner Herzogs Film Jeder für sich und Gott gegen alle – Kaspar Hauser.
      Werner Herzog war von seiner schauspielerischen Leistung beeindruckt und versprach ihm die Hauptrolle in Woyzeck.
      Herzog entschied sich dann aber doch für Klaus Kinski.
      Um sein Versprechen zu halten, schrieb Herzog innerhalb von fünf Tagen das Drehbuch zu Stroszek, das ganz auf Bruno S. zugeschnitten war.
      Viele Episoden des Films stammen authentisch aus dem Leben von Bruno S.
      Auch viele Schauplätze des Films sind Schauplätze des wirklichen Lebens von Bruno, so zum Beispiel die Berliner Wohnung und der Hinterhof.

      Stroszek erhielt 1978 den Preis der Deutschen Filmkritik

      Über dem Menschen Bruno S:

      Bruno S. (* 2. Juni 1932 als Bruno Schleinstein in Berlin-Friedrichshain; † 11. August 2010 in Berlin.
      Im Alter von drei Jahren kam der uneheliche Sohn einer Prostituierten erstmals in ein Heim und verbrachte die folgenden 23 Jahre in diversen Heimen und Besserungsanstalten.
      Mit acht, 1941, kam er in die Wittenauer Heilstätten (heute Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik), wo Ärzte mit Impfstoffen an vermeintlich geistesschwachen Kindern herumexperimentierten.
      1956 wurde Bruno als geheilt in die Gesellschaft entlassen.
      Herzog sagte : Er war ein deutscher Straßenmusikant und Schauspieler, „der unbekannte Soldat des deutschen Films“.
      Seinen Nachnamen hat Bruno S. bei seinen Filmen geheim gehalten, um seine Anonymität zu wahren.
      Im Jahr 2003 wurde Bruno S. – Die Fremde ist der Tod fertiggestellt.
      Dieser Dokumentarfilm von Miron Zownir beleuchtet Brunos bewegte Vergangenheit und seinen gegenwärtigen Existenzkampf.
      In dem Spielfilm Phantomanie (Deutschland, 2009, Regie: Miron Zownir, Musik: Alec Empire) kehrt Bruno S. an der Seite von Hans-Michael Rehberg, Geno Lechner, Natalia Avelon und Vivien Bullert nach langen Jahrzehnten der Vergessenheit wieder auf die Leinwand zurück.
      In der Rolle des Bruno reflektiert er eiskalte Einsamkeit und Verzweiflung inmitten einer absurden, menschenverachtenden Welt.
      Auch in dem Dokumentarfilm "arbeitsscheu-abnormal-asozial" - Zur Geschichte der Berliner Arbeitshäuser (Deutschland 2010, Regie: Andrea Behrendt) tritt Bruno S. als Straßenmusiker und Künstler im Rahmen von Gedenkveranstaltungen an die sog. Asozialen auf.

      Bruno Schleinstein starb am 11. August 2010 im Alter von 78 Jahren in Berlin an Herzversagen.
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