Score



    • Alternativer Titel: -
      Produktionsland: Jugoslawien/USA
      Produktion: Ava Leighton
      Erscheinungsjahr: 1972
      Regie: Radley Metzger
      Drehbuch: Jerry Douglas
      Kamera: Frano Vodopivec
      Schnitt: Doris Toumarkine
      Spezialeffekte: -
      Budget: -
      Musik: Robert Cornford
      Länge: 81:19 Minuten
      Freigabe: BBFC 18 (UK)
      Darsteller: Claire Wilbur, Lynn Lowry, Calvin Culver, Gerald Grant, Carl Parker


      Inhalt:
      Kroatien in einer imaginären Stadt namens Leisure.
      Hier leben Elvira und ihr Eheman Jack, welche beide sexuell-liberal eingestellt sind, Bisexuell und sich gerne dem ausgiebigem Swingen hingeben.
      Vor kurzem haben sie Betty und Eddie, ein anderes verheiratetes Paar kennengelernt, und beide sind zum Objekt der Begierde geworden.
      Das swingende Ehepaar hat außerdem eine Wette abgeschlossen, und Jack ist der Überzeugung das es Elvira nicht gelingen wird die etwas prüde Betty zu lesbischen Spielen oder eventuell sogar Gruppensex verführen zu können.
      Während Jack, der als Fotograf arbeitet, morgens seinem Job nachgeht wird Betty ins Haus eingeladen und Elvira erhofft sich sie rum zu bekommen.
      Doch dies entpuppt sich schwieriger als erwartet doch Elvira hat schon vorgeplant.
      Da das Telefonkabel aus der Wand gerissen ist, wird ein örtlicher Elektriker gerufen und die potenzielle Verführerin gibt sich schnell dem Liebeakt mit diesem hin.
      Auch diese Aktion bringt Elvira nicht näher an ihr Ziel, Betty verlässt das Haus und es bleibt ihr nur noch bis Mitternacht Zeit ihre Wette zu gewinnen.
      So lädt man das junge Ehepaar am Abend zum Essen zu sich ein.
      Jack scheint großen Gefallen an Eddie zu finden und nun hat man eine doppelte Wette am laufen, da Jack den jungen Biologen verführen möchte.
      Nach ein paar Gläsern Wein und ein paar Joints wird die Stimmung lockerer und die beiden Pärchen stöbern durch die ausgiebige Kostümkiste bis jeder etwas gefunden hat was ihm zusagt.
      Mit den Hüllen scheine nun langsam auch die Hemmungen zu fallen, doch es ist noch ein langer Weg zum Ziel und weiterhin fraglich ob einer der beiden ihre Wette gewinnen wird.

      Trailer:
      -

      Meinung :

      Radley Metzger ist wohl einer der versiertesten Regisseure des Erotik-Films und nicht umsonst werden seine Filme als "High Class Erotica" oder "Porn Chick" bezeichnet.
      In den frühen 70gern als Pornos auch im Mainstream Fuß fassen konnten, konnte sich Metzger beweisen und eine große Berühmtheit erlangen; auch wenn viele seiner Filme keine Hardcore Pornos sind und eher dem Sexploitation zuzurechnen sind.

      Da sich bei dem Wort "Sexploitation" aber zwangsläufig der Gedanke einstellt das man es mit billigen, reißerischen Schmuddelfilmen zu tun hat, bringt es "High Class Erotica" wesentlich besser auf den Punkt!
      Ab Mitte der 70ger kam aber auch Metzger nicht mehr drum herum Hardcore-Sexfilme zu drehen als seine Firma Audobon Films fast Pleite ging.
      Seine HC Filme unterschieden sich in der Drehweise aber nicht großartig von seinen Erotik Filmen; es gab dieselbe Vorgeschichte, dieselbe Figurenzeichnung, nur anstatt beim Kuss abzublenden, zeigst man den Sexakt länger und expliziter. Seine Filme waren sehr aufwändig und wurden nicht wie die meisten Pornos in einem Keller gedreht.
      Da es für den Ruf aber nicht sehr förderlich war Hardcore Pornos zu drehen, entschloss sich Radley dazu seine "richtigen" Pornos unter dem Pseudonym "Henry Paris".
      Radley Metzger ging es nämlich nicht darum einfach nur Sex auf der Leinwand zu zeigen, sonder auf ästhetische und elegante Weise perfekt in Szene zu setzen.

      Man sieht Metzger's Filmen zweifelsohne an das die Wurzeln des Regisseurs im Autorenkino liegen und so sind seine Filme immer sehr kunstvoll in Szene gesetzt; in seinen meisten Regiearbeiten sieht man wieviel Wert auf Sets, Kameraführung, Leistungen der Darsteller, Ausleuchtung und auch den Schnitt gelegt wird.
      In der Vergangenheit hatte er u.a. schon als Cutter für UND IMMER LOCKT DAS WEIB oder Filme und Trailer von Ingmar Bergman, François Truffaut und Michelangelo Antonioni für den amerikanischen Markt bearbeitet.
      Vom Thema ähnelt SCORE seinen vorherigen Filmen CAMILLE 2000 und THE LICKERISH QUARTET, nur das bei diesen zwei Filmen die sexuelle Besessenheit von Heterosexueller Natur war.
      So war es also nur eine Frage der Zeit bis sich Radley des Themas erneut annimmt und es durch Bisexualität neu definiert, was dann auch kurze Zeit später mit SCORE dann geschehen ist.
      Weitere Paralellen zu CAMILLE 2000 findet man auch in der Charakterzeichnung bei SCORE; war es bei CAMILLE 2000 noch eine lüsternde,männermordende Frau die dekadente Partys feierte um sexuelle Befriedigung zu erlangen, hat man es hier gleich mit einem Paar zu tun welches dem Charakter "Marguerite" in nichts nachsteht.

      Wie auch in seinen anderen Filmen legt Metzger auch bei SCORE wieder viel Wert auf die Kameraführung und es gibt einige innovative und mehr als gelungene Szenen zu sehen.
      So ist im Film zum Beispiel eine Unterhaltung zwischen Elvira und Betty zu sehen;aber anstatt die beiden Darstellerinen zu zeigen und zwischen ihren Close-Ups hin-und herzuschneiden sieht nur deren Kaffeetassen auf die geschnitten wurde.

      Der Cast in SCORE weiß sehr zu überzeugen und kann dem Fan des unterschlagenen Films einige bekannte Gesichter bieten.
      Zum einen hätten wir Lynn Lowry als naive, leicht prüde Betty die man aus Filmen wie Romero's THE CRAZIES, DIE TOLLWÜTIGEN, Cronenberg's PARASITEN-MÖRDER oder KATZENMENSCHEN kennt.
      Gerald Grant, der hier Jack spielt, dürfte dem Genrefilm-Fan aus dem Kannibalenschlocker LEBENDIG GERFRESSEN bekannt sein; dies dürfte aber auch schon der einzige Titel gewesen sein, da Grant grade mal 4 Filme gedreht hat und 2 davon waren Hardcore-Pornos.
      Claire Wilbur, die die bisexuelle Elvira spielt, hat leider auch nur in 2 Filmen mitgewirkt und war außer hier nur in TEENAGE HITCHHIKERS zu sehen.
      Calvin Culver dürfte selbst für den Genrefan ein ziemlich unbekannter Name sein, da er bis auf eine Ausnahme nur ein Gay Pornos tätig war.
      Die komplette Riege der Darsteller überzeugt auf ganzer Linie; versiert und unbefangen agieren sie vor der Kamera ohne auch nur einen Moment hölzern oder deplaziert zu wirken und es ist wirklich schade das man einige von ihnen nicht in mehr Filmen zu sehen bekommen hat.

      Nicht unerwähnt sollte bleiben das es in den Dialogen nur so vor subtil-persuasivem Humor wimmelt der die Handlung in Kontext bringt und bestens illustriert.
      Dazu leisten natürlich auch die Darsteller wieder einen großen Anteil dies auch angemessen zu unterstreichen.

      [Betsy zieht einen im Schritt offenen Slip und einen an der Vorderseite offenen BH an]
      Betsy: "Warum trage ich nicht direkt garnichts?"
      Elvira: "Weil das Vulgär wäre."

      Wenn man "richtigen" Pornos jetzt mal keine Beachtung schenkt, sind die Sexszenen in SCORE für die Entstehungszeit schon leicht anstössig und auch oft vor der Grenze zum Hardcore, werden aber nie überschritten.
      Ich denke die größte Anstössigkeit damals war wohl aber auch die Thematik der Bisexualität und nicht das gezeigte.
      In Zeiten des Internets wo jeder Minderjährige freien Zugang zu Pornos hat, kann SCORE aber wohl defintiv keinen mehr schocken; die ist aber auch gut so und war auch nie Metzger's Absicht.

      Es gibt wohl von SCORE eine Fassung mit 92 Minuten Laufzeit die einiges an Hardcore beinhaltet.
      Ich persönlich denke aber das diese expliziteren Szenen dem Film eventuell schaden könnten, da dies die Kontinuität und die guten Leistungen der Darsteller diskreditieren würde.

      Balsam für die Ohren ist der kongeniale Soundtrack, welcher ein Relikt der frühen 70ger ist; neben Psychedelic Beat/Rock Musik finden sich hier einige wirklich tolle Easy Listening Lounge Stücke, die die Entstehungszeit des Films nocheinmal bestens unterstreichen.

      Wer also auf Erotik Filme steht aber Filme wie SCHULMÄDCHENREPORT oder die Werke von Jess Franco immer zu platt,schmutzig und plakativ waren, der sollte sich mal Radley Metzger's Filmographie zu Herzen nehmen und einen Überblick über diese kunst-und niveauvollen Meisterwerke des Erotik Films verschaffen.