Produktionsland: Sowjetunion
Produktion: Aleksandra Demidova
Erscheinungsjahr: 1979
Regie: Andrei Arsenjewitsch Tarkowski
Drehbuch: Arkadi und Boris Strugazki
Kamera: Aleksandr Knyazhinsky, Leonid Kalashnikov
Schnitt: Lyudmila Feiginova
Spezialeffekte: -
Budget: ca. 6,000,000 russische Rubel
Musik: Eduard Nikolajewitsch Artemev
Länge: ca. 163 Minuten
Freigabe: ab 12 Jahren
Darsteller: Aleksandr Kaydanovskiy, Anatoliy Solonitsyn, Nikolay Grinko, Alisa Freyndlikh, Natalya Abramova, Faime Jurno, E. Kostin, Raymo Rendi
Inhalt:
Eine nicht näher beschriebenen Stadt in einer nicht näher beschriebenen Zeit irgendwo in Russland, grenzt direkt an ein Gebiet, das "die Zone" genannt wird. In dieser Zone geschehen merkwürdige Dinge, Menschen verschwinden und es gibt seltsame Erscheinungen. Ob diese Zone durch einen Meteoriten oder von Aliens erschaffen wurde weiß keiner. Das Gebiet wurde evakuiert, abgesperrt und wird vom Militär bewacht. Der Hauptprotagonist ist ein Stalker (hier im Sinne eines Zonenschleppers oder auch Kundschafters), der Leute illegal durch diese Zone führt. Zwei dieser Kunden sind ein Professor und ein Schriftsteller, die aus verschiedenen Gründen die Zone besuchen wollen, um an einen Ort zu gelangen, der als "Raum der Wünsche" bezeichnet wird.
Der Text im Vorspann:
„… was es war? Der Fall eines Meteoriten? Der Besuch von Bewohnern des menschlichen Kosmos? Wie auch immer, in unserem kleinen Land entstand das Wunder aller Wunder– die ZONE. Wir schickten sofort Truppen hin. Sie kamen nicht zurück. Da umzingelten wir die ZONE mit Polizeikordons… und haben wahrscheinlich recht daran getan… im übrigen–ich weiß nicht, ich weiß nicht…
Aus einem Interview des Nobelpreisträgers Professor Wallace mit einem Korrespondenten der RAI.“
Trailer:
Kritik:
Vollkommen zu Recht gilt dieser Film als Meisterwerk der Filmkunst und Klassiker des russischen Sci-Fi Kinos.
Gedreht wurde der Film in der früheren Sowjetunion bei Tallinn an der Pritita (heute Estland) bei einer Chemiefabrik. Einige Szenen wurden auch bei einer früheren Kartonagefabrik gedreht. Man sieht im Film sogar noch die Verschmutzung des Sees durch die Chemiefabrik. Für mich waren allein diese verlassenen Schauplätze, die übrigens auch Heute noch nach 30 Jahren zugänglich sind und sich kaum verändert haben, absolut klasse und authentisch. Hollywood-Fetischisten hätten hier vielleicht nicht ihren Spaß dran. Da dies tatsächlich existierende Orte sind, auch wenn sie schäbig und trist aussehen mögen, wirken sie postapokalyptisch. Hollywood hätte extra Ruinen bauen lassen und den Ort so hergerichtet oder noch schlimmer, mit Greenscreens gearbeitet und alles mit Computer hergestellt.
So verzaubert einen schon der ganze Ort, die Ruinen, in denen sich die Natur durchsetzt. Ich denke die Handlung hätte gar nicht irgendwo anders statt finden können, da sie nicht so mystisch gewirkt hätte.
Leider hatte das wohl Nachteile für die Crew, da 2 der Hauptdarsteller, Tarkovsky und seine Frau an Krebs erkrankten. Tja, das nenne ich Einsatz, wobei man sich bei Tarkovsky nicht sicher ist, ob dieser Ort seine Krankheit auslöste.
Außerhalb der Zone ist der Film in einer schwarz-weiß Optik mit der Farbe des Broms zu genießen, was ein leicht bräunlich-beiges Bild schafft. Das wirkt grandios und unterstreicht sehr gut die Bedeutung der Zone. In der Zone ist alles normal in Farbe. Der Film kommt ganz ohne Spezialeffekte aus, die braucht er auch nicht, da diese mystisch und nebulös wirkenden Kulissen ihr übriges tun. Dazu genießt man die herrliche Kameraführung, minutenlange Kameraschwenks und ausdrucksvolle Einstellungen.
Die Zone selbst wirkt sehr geheimnisvoll und man erfährt nur nach und nach was dort vor geht. Aber selbst das wird nicht ganz erklärt oder gezeigt. Trotzdem fesselt einen dieser Film dermaßen, dass es durchgehend spannend bleibt. Über die Handlung will ich deswegen nicht all zu viel verraten. Man sollte es selbst gesehen haben. Die Protagonisten gehen aus verschiedenen Gründen zu diesem Ort und selbst der Stalker macht es anscheinend nicht nur des Geldes wegen, was zu Anfang durchaus so wirkt. Das die anderen ein Professor und ein Schriftsteller sind ist passend gewählt und es ergeben sich unterschiedliche Dialoge über die jeweiligen Weltbilder, Hoffnungen und Wünsche.
Ich muss aber anmerken, dass dieser Film sehr ruhig und wenn man so will philosophisch ist. Aufgrund der vielen Monologe und Dialoge, die sich mit dem Mensch-Sein, dem Sinn des Lebens, Emotionen und Wünschen beschäftigen, wird die Reise manchmal gestoppt, um sich mit dem eben genannten zu beschäftigen und nachzudenken. Wen die philosophischen Dialoge nicht wirklich interessieren, wird hier ein paar Längen erleben. Allerdings ist die fantastische Handlung selbst stehts unterhaltsam und beides miteinander verbundene ein Meisterwerk. Vertieft in den Film habe ich mich gefühlt als wäre ich selbst in der Zone.
Die Atmosphäre hatte ich eigentlich schon beschrieben, durch die Szenerie wirkt alles verlassen fast wie in Tschernobyl. Man sieht später sogar Auto-und Panzerwracks im Hintergrund, dazu die Ruinen. Das wirkt ziemlich mystisch und seltsam spannend auf eine ruhige Weise. Im Hintergrund hört man hin und wieder mit einem Synthesizer erzeugte Effekte, aber auch Stücke von Beethoven, Wagner und Ravel. Die Schauspieler sind grandios in ihren Rollen, auch wenn man sich erst über den sehr theatralischen Auftritt von der Frau des Stalkers am Anfang wundern wird, so hat das alles seinen Zweck.
Ich hoffe euer Interesse ist geweckt, falls ihr den Film noch nicht kennt. Ich kann ihn gewissenhaft jedem weiter empfehlen.