Duell ohne Gnade

    • Duell ohne Gnade




      Alternativer Titel: Duell ohne Gnade
      Produktionsland: Hongkong
      Produktion: Runme Shaw
      Erscheinungsjahr: 1971
      Regie: Chang Cheh
      Drehbuch: Chiu Kang Chien
      Kamera: Kung Mu-To
      Schnitt: Kuo Ting Hung
      Spezialeffekte: -
      Budget: ca. -
      Musik: Chen Yung-Yu
      Länge: ca. 108 Min.
      Freigabe: FSK 18
      Darsteller: David Chiang, Ti Lung, Ku Feng, Yeung Chi-Hing, Cheng Kang-Yeh, Chuan Yua


      China in den 1920er Jahren. Bei den blutigen Auseinandersetzungen zwischen zwei verfeindeten Familien kommt das Triadenoberhaupt, Shen Tian Hung, ums Leben. Sein jüngster Sohn, Tang Jen Chieh, nimmt das Massaker „auf seine Kappe“ und geht vorerst ins Exil. Sein Bruder, Tang Jen Lin, sagt ihm zwar finanzielle Unterstützung zu, aber es bleibt eine leere Versprechung. Also muss sich der Mann, der alle Schuld auf sich geladen hat, allein durch die Fremde schlagen. Als der selbstlose, Jen Chieh, einen Mordanschlag abwehren muss, wird er stutzig, kehrt in seine Heimatstadt zurück und stellt fest, dass er zum Opfer einer Verschwörung wurde…

      Hongkong 1971: Raymond Chow hatte den Shaw Brothers den Rücken zugekehrt. Er wollte fortan sein eigenes Ding machen und gründete die „Golden Harvest Productions“. Um gegen die übermächtigen Shaws zu bestehen, musste Chow mit einem Glanzstück auf sich aufmerksam machen. Nach der Verpflichtung von Shaw-Regie-Routinier, Lo Wei, fehlte nun noch der unbedingt benötige Publikumsmagnet, ein unverbrauchter Typ, der die Kinokassen klingen lässt und die die Massen begeistern konnte. Chow fand diesen Typen in dem den 23jährigen Bruce Lee Siu-Lung, konnte allerdings nicht ansatzweise ahnen, dass dieser talentierte Klopper mit seinem eigenen Kampfstil und seiner überaus sympathischen Aura schon bald die Filmwelt revolutionieren sollte. Ihre erste gemeinsame Arbeit, „Die Todesfaust des Cheng Li“, brach auch gleich sämtliche Rekorde an Hongkongs Kinokassen. Das asiatische Dreigestirn Chow, Lee und Wei hatte ins Schwarze getroffen und Bruce wurde quasi über Nacht zum Superstar. Die Shaw Brothers werden sich (infolgedessen) nicht nur einmal „in den Arsch gebissen haben“, dass sie Bruce´ Bewerbung (nach seiner Hongkong-Rückkehr) abschmetterten, da sie sich nicht mit dessen Vertragswünschen arrangieren konnten.

      Was hat Bruce eigentlich sonst noch mit den mit den Shaw Brothers zu tun? Nichts, aber Bruce gab dem Hongkong-Cinema den entscheidenden Kick, der es zum weltweiten Exportschlager transformieren ließ. Allein die Shaw Brothers „ballerten“ 1971 mehr als 40 Filme raus, dabei flossen ca. 3.000 Liter Filmblut, sodass die Farbstoffkapseln im Minutentakt platzten und das visuelle Sterben stets heroischer, ästhetischer und ergreifender wurde. Fragt mich jemand, wer die Tugenden Freundschaft, Treue und den heldenhafte Tod innert der asiatischen Lichtspiele am besten zu lehren weiß, so antworte ich ihm postwendend und ohne mit der gern zitierten Wimper zu zucken: Chang Cheh. Und wenn dieser jemand noch wissen will, welcher Film Chang Cheh´s Lehren am eindringlichsten verdeutlicht und einhergehend quasi die Bauanleitung für ähnlich konstruierte Vehikel liefert, dann ist meine Antwort ebenso schnell und eindeutig:

      „Duell ohne Gnade“.

      Es ist stets eine große Herausforderung einen Text zu einem Film zu schreiben, über den eigentlich schon alles gesagt wurde. Somit möchte ich den Hebel zuerst an einer Stelle ansetzen, die unterschiedliche Angaben innerhalb der Internetportale aufweisen, welche „Duell ohne Gnade“ überwiegend den 1930er Jahren zuordnen.

      Nach Rücksprache mit einem Asienexperten widerspreche ich dieser Einschätzung und ordne den Schauplatz den 1920er Jahren zu. Dem zuhause der Warlord-Ära, die darin aufkeimende Zeit von Allianz und Säuberung bis hin zur anstehenden Herrschaft der Guomindang. Es war die große Zeit von illegalem Glücksspiel, Prostitution und Drogenhandel. Die Unterwelt von Shanghai wurde von der „Grünen Bande“ kontrolliert. Drei mächtige Triadenbosse, die man „The three Lords“ nannte, beherrschten den Drogenhandel, bestachen die Polizei und ließen linke Gewerkschafter töten. Ferner fand im Chaos der Warlordzeit auch das Opiumrauchen (s)eine rasche Verbreitung und die Militärs nötigten mehrfach die Bauern zum Anbau von Mohnpflanzen, denn schließlich musste der Rubel rollen.

      Ungeachtet ob 1920er oder 1930er Jahre, „Duell ohne Gnade“ beinhaltet eine Szene, (Tattoostudio) welcher ich ohne zu zögern den internen Superknuffel verleihe, denn dass die Szenenbildner einen Dagobert Duck-Aufkleber ins erwähnte Tattoostudio platzieren, ist schon besonders putzig? Dazu fällt mir allerdings ein wunderschönes Gemeinschaftszitat von Inge Morath und Arthur Miller ein:

      „Wir „kennen“ China nicht, solange uns noch Dinge auffallen und stutzig machen, an die kein Chinese auch nur die geringste Aufmerksamkeit verschwenden würde.“

      „Duell ohne Gnade“ geht mit einem schwungvollen Leitmotiv an den Start. Dessen Power und Dynamik erinnern an das grandiose Thema, welches „Der Pirat von Shantung“ offeriert. Man registriert einen speziellen Stil, der mitreißt und begeistert. Diese schmissige Musik wurde von Frankie Chan Fan-Kei, der auch als Regisseur, Produzent, Schauspieler und Drehbuchautor aktiv war, komponiert.

      Frankies Komposition stimmt in dominanter Weise auf einen gandenlosen Martial-Arts-Klassiker ein, denn spätestens nach der ersten gemeinsamen Einstellung mit Ti Lung und David Chiang (in Stile eines Western-Duells) sollte auch der letzte Zweifler überzeugt sein, dass hier ein ganz großer Film ansteht.

      Die Action- und Kampfsequenzen wurden vorbildlich choreographiert, denn mit Yuen Cheung-Yan und Tong Kai hatte sich Chang Cheh auch gleich zwei Topleute ins Team geholt. Tong Kai war zu diesem Zeitpunk (1971) bereits in annährend 100 Filmen als Action-Regisseur tätig und wirkte wie auch Yuen Cheung-Yan in zahlreichen HK-Filmen als Darsteller. Yuen Cheung-Yan ist übrigens immer noch aktiv im Filmgeschäft tätig. Die hervorragende, harte, rohe und schnörkellose Action wird durch die starke Schnitttechnik von Kwok Ting-Hung zusätzlich gestärkt, sodass ein Mitfiebern vor den Flimmerkisten deutlich erleichtert wird. Also wetzt die Messer und springt gemeinsam mit Ti Lung und David Chiang durch die Massakerbuden von „Shawhausen“.

      Chang Cheh zelebriert mit „Duell ohne Gnade“ ein gigantisches Actionfest, bei dem jeder sein Fett abkriegt. Schließlich wurde uns immer wieder gelehrt, dass der Shaw-Held zwar eine Schlacht verlieren darf, aber niemals den gesamten Krieg. Und wenn der Held sein Leben lässt, dann hat er zuvor all seine Gegenspieler, also alle Bösewichte, zu vernichten, um seine Pflicht erfüllen. Das sind feste Shawprinzipien, die auch weitestgehend eingehalten werden.

      Ti Lung agiert mit David Chiang auf Augenhöhe. Da gibt es nichts zu meckern, die beiden ergänzen sich (wie so oft) bestens. Ebenfalls klasse sind Chuen Yuen als Kan Wen Pin, Ku Feng als Tang Jen Lin und Cheng Kang-Yeh als Hsiao Mao. Die Shaw-Verrückten werden (innerhalb von kleinen Rollen) bekannte HK-Cinema-Größen wie Chen Sing Cliff Lok, Lai Yan und Chen Kuan-Tai entdecken. Hiermit sind nur die global bekanntesten Namen erwähnt, denn in diesem Vehikel ist sehr viel Prominenz zu Gast.

      „Wir haben es geschafft. Wir haben alle getötet. Nur schade das niemand unseren Kampf gesehen hat.“ (Chien Nan, in der deutschen Synchronfassung Ti Wang)

      Fazit: „Duell ohne Gnade“ ist ein aufwendig gefilmter und hervorragend inszenierter Pionier für ein späteres Heroic-Bloodshet-Cinema. Wer diesen Film immer noch nicht gesichtet hat und sich die Chance auf ein HD-Filmrendezvous entgehen lässt, dem kann ich auch nicht mehr helfen.



      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von sid.vicious ()

    • Das klingt sehr gut... ist bisher an mir vorbei gegangen, da werde ich mal zuschlagen^^


      "das ist nicht möglih, einzig sabrina könnte man hart ran nehmen, die würde mit tollwütige hunde aus einer schüssel essen.. " Dr. Doom - Shoutbox am 22.08.2013
    • Habe ich auch in meiner Sammlung.
      Starker Eastern, allerdings weiß ich nicht mehr viel.
      Muß den mal wieder kucken.
    • Original von Harry Warden:

      Habe ich auch in meiner Sammlung.
      Starker Eastern, allerdings weiß ich nicht mehr viel.
      Muß den mal wieder kucken.


      Den kann man sich auch öfters ansehen.
    • Im Dezember 2014 startet FilmArt eine Filmreihe mit Shaw-Titeln. Innerhalb dieser Reihe befindet sich auch "Duell ohne Gnade".
    • Ist jetzt vorbestellbar. Erscheinungstermin ist der 2. April 2015.

      ofdb.de/view.php?page=fassung_vorab&fid=5162&vid=61486


      Bildformat: 2,35:1 (anamorph) 1080p FULL HD
      Sprachen: Deutsch DTS HD-MASTER AUDIO & Mandarin DTS-HD-MASTER AUDIO
      Laufzeit: ca. 110 Minuten
      Untertitel: Deutsch | Deutsch für geschnittene Szenen
      Extras:
      - Artbook mit dem deutschen Kinoaushang
      - Deutscher Kinotrailer
      - Bildergalerie mit seltenen Original-Pressefotos
      - Original Kinotrailer + Neuer Original Trailer
      - Blu-Ray-Weltpremiere!
    • FilmArt hat ein paar Bildeindrücke veröffentlicht. Sieht sehr, sehr gut aus.







    • Eure Bewertungen machen ja echt Laune sich das Werk anzusehen.

      Ich fürchtete erst es ist so eine "Komabrutale Duell" Scheisse.
    • Ausführliche Besprechung im Ausgangspost eingefügt.