Alternativer Titel: La semana del asesino
Produktionsland: Spanien
Produktion: José Truchado
Erscheinungsjahr: 1973
Regie: Eloy de la Iglesia
Drehbuch: Antonio Fos, Eloy de la Iglesia
Kamera: Fernando García Morcillo
Schnitt: Fernando García Morcillo
Spezialeffekte: -
Budget: ca. -
Musik: Fernando García Morcillo
Länge: ca. 98 Min.
Freigabe: Ungeprüft
Darsteller: Vicente Parra, Emma Cohen, Eusebio Poncela, Vicky Lagos, Lola Herrera, Charly Bravo
Blu-Ray: 19.12.2014
Marcos ist mit seiner Freundin unterwegs als es zu einem Streit mit einem Taxifahrer kommt. In Notwehr tötet Marcos den Mann. Marcos will die Sache auf sich beruhen lassen, seine Freundin will dass er sich bei der Polizei selbst anzeigt. Eine Unstimmigkeit die zum zweiten Mord führt…
„Cannibal Man“ ist einer der Filme die durch ihre Titelvergabe falsche Erwartungen im Konsumenten wecken. Der Film bewegt sich weit weg vom Gore- und Splattertum das von einem Blut- und Eingeweidebesessenen Zuschauerstamm erwartet wird. „Cannibal Man“ ist ein gesellschaftliches Psychodrama welches mit ein klein wenig Gore untermalt ist.
Eloy de la Iglesia- nicht zu verwechseln mit Alex de la Iglesia hat mit „Cannibal Man“ einen sehr interessanten Film geschaffen. Ein Film der den monotonen Alltag eines Fabrikarbeiters, dessen Umfeld, dessen Nahestehende und dessen Job beleuchtet. Ein tristes und eintöniges Leben welches durch einen Zufall zu einem Problemfall wird. Mord erfordert Mord und wiederum Mord und so wird eine Kettenreaktion zu einem unausweichlichen Zustand- der böse formuliert dem alltäglichen Trott nicht unähnlich ist. Dieses ist natürlich nicht die Aussage die der Film treffen will, „Cannibal Man“ ist eher die Interpretation der Selbstzerstörung eines Menschen. Hierbei konzentriert sich der Film auch durchaus darauf, Kritik an der Gesellschaft zu üben. Die Kluft zwischen Arm und Reich wird ebenso erwähnt wie ein anstehender struktureller Wandel.
Der Film wird generell aus der Sichtweise von Marcos erzählt und man ist als Zuschauer seinen Taten ausgeliefert. Marcos lebt in Angst und eliminiert Jede und Jeden die ihm gefährlich werden könnte. Eine weitere wichtige Figur ist Marcos Nachbar Nestor, der aus reichen Verhältnissen kommt und einen Bezug zu Marcos aufbaut. Dass Nestor mit dem Fernglas aktiv ist und Marcos tagtäglich beobachtet ist für Marcos vorerst unbekannt. Allgemein gesehen verirren sich viele Kritiker darin, die Figur Nestor einfach als Homosexuellen abzutun, aus meiner Sicht liegt dieses vollkommen neben der Spur. „Cannibal Man“ hat eher Ambitionen wie die von Lucidis „Todesengel“. Hier weiter vorzugreifen wäre jedoch fatal und würde die Interpretationsvielfalt des Zuschauers beeinträchtigen. Es ist nur wichtig zu wissen, dass „Cannibal Man“ kein Langweiler ist und das der Film sehr zum Mitdenken anregt.
Die Filmmusik gestaltet sich als durchgehend gut. Von Easy Listening geht es zu einer experimentellen und düster, monotonen Begleitung innerhalb der Morde bis hin zu einen Gialli-ähnlichen Klangschema.
Innerhalb der Darsteller passt das Zusammenspiel zwischen Vicente Parra und Eusebio Poncela optimal zusammen.
Fazit: Ein düsteres Kapitel Gesellschaftskritik vermischt mit etwas Gore und der Sehnsucht nach einem ewigen Frieden. Nicht Jedermanns/ frau Sache- aber aus meiner Sicht ein absolut unterbewerteter Film.
8/10