Produktionsland: USA
Produktion: Paul Thomas Anderson
Erscheinungsjahr: 1997
Regie: Paul Thomas Anderson
Drehbuch: Paul Thomas Anderson
Kamera: Robert Elswit
Schnitt: Dylan Tichenor
Spezialeffekte: Diane Carlucci
Budget: ca. $15.000.000
Musik: Michael Penn
Länge: ca. 155 Min.
Freigabe: FSK 16
Darsteller: Mark Wahlberg, Burt Reynolds, Julianne Moore, Don Cheadle, Heather Graham, John C. Reilly, Philip Seymour Hoffman, Luis Guzmán, Alfred Molina, William H. Macy, Robert Ridgely, Ricky Jay
Inhalt:
Pornofilm-Regisseur Jack Horner (Burt Reynolds) lernt in einer Bar den jungen Mann Eddie Adams (Mark Wahlberg) kennen und nimmt den Tellerwäscher mit der außergewöhnlichen Manneskraft sofort unter Vertrag. Über Nacht steigt Eddie in der Szene unter seinem Künstlernamen 'Dirk Diggler' zum Superstar auf, doch sein rasanter Aufstieg führt genauso schnell wieder nach unten...
Trailer:
Kritik:
Der Film des Magnolia-Regisseurs Paul Thomas Anderson ist besser als erwartet, da er nicht nur das Leben von John Holmes aufarbeitet, sondern auch Zeugnis einer Filmbranche ist, die sich in den frühen Achtzigern radikal verändert hat. Durch das Aufkommen der VHS werden nicht nur mehr schmuddelige Filme auf den Markt geworfen - sie werden auch immer einfallsloser, roher und härter. Der Glanz der Siebziger ist in den Achtzigern bereits verflogen. Die Stars von gestern werden gesellschaftlich geächtet und sind schlimmstenfalls bereits in die Drogenabhängigkeit oder Kriminalität gerutscht.
Boogie Nights ist eine Hommage auf die Porno-Branche zu Zeiten eines großen Umbruchs. Ein Drahtseilakt zwischen Drama, Thriller und Komödie: bedrückend, makaber und witzig zugleich. Ein Film, der von seinen großartigen Schauspielern lebt. Von ihnen jemanden hervorzuheben, fällt schwer, aber wenn, geht mein Lob an Burt Reynolds, der sich als frivoler Filmregisseur mächtig ins Zeug legt, Heather Graham als überraschend freizügiges 'Rollergirl', sowie William H. Macy in der Rolle des Bühnenautoren 'Little Bill', der seine Frau wiederholt in flagranti beim Fremdgehen erwischen muss. Selbst Mark Wahlberg, den ich nicht für den talentiertesten Schauspieler halte, konnte mich in seiner Rolle als selbstherrlicher Pornostar 'Dirk Diggler' überzeugen. Ironisch ist auf jeden Fall, dass Marky Mark bei einer Soundaufnahme in einem Musikstudio keinen einzigen Ton trifft. Von diesem misslungenem Versuch abgesehen, zählt der Boogie Nights Soundtrack zu den besten überhaupt. Immerzu werden die prächtigen Bilder von einem doppeldeutigen Hit der Siebziger Jahre begleitet.
Einen Vergleich mit den Filmen von Martin Scorsese muss sich Paul Thomas Anderson dabei wohl oder übel gefallen lassen, denn Boogie Nights erinnert in seiner Inszenierung und Erzählstruktur an GoodFellas und Casino. Immerhin scheint Anderson die Stärken dieser beiden Filme genau unter die Lupe genommen zu haben und liefert ein schnörkelloses Werk ab, das Martin Scorsese nicht besser hätte drehen können. Wenn es überhaupt etwas zu beanstanden gibt, dann lediglich die leichte Überlänge, die aber nichts daran ändert, dass Boogie Nights ein erfrischend vorgetragener, phantastischer Film über die vielleicht interessanteste Branche der Filmindustrie ist.