Eingesperrt

    • Eingesperrt



      Produktionsland: Deutschland
      Produktion: Bogatzki.mov
      Erscheinungsjahr: 2013
      Regie: Kai E. Bogatzki
      Drehbuch: Kai E. Bogatzki
      Kamera: Kai E. Bogatzki
      Schnitt: Kai E. Bogatzki
      Spezialeffekte: Bianca Joram
      Budget: ca. -
      Musik: Michael Donner
      Länge: ca. 8 Minuten
      Freigabe: unbekannt
      Darsteller:
      Björn – Daniele Rizzo
      Lydia – Alexia von Wismar
      Polizist – Dieter Rupp


      Inhalt:
      Ein junger Mann wacht auf dem Boden liegend in seiner Wohnung auf.
      Eine blutige Wunde klafft an seinem Kopf.
      Er kann sich nicht erinnern, was passiert ist.
      auf der Suche nach einer Antwort stellt er fest, dass er seine Wohnung nicht verlassen kann – er ist EINGESPERRT !

      Trailer:

      Meinung:

      Die deutsche Indiszene wächst und gedeiht im Moment wie kein anderer Bereich im deutschen Film. Immer wieder schaffen es neue, aufstrebende Regisseure es, mit ihren unbefangenen und neuartigen Ideen etwas ganz Neues und Einzigartiges zu kreieren. Kai Bogatzki ist genau so ein neues Licht am Himmel des deutschen Films. Mit seinem Kurzfilm Eingesperrt nimmt er uns mit in eine trostlose und kalte Welt, aber lohnt es sich diese 8 Minuten in den Film zu investieren?

      Ein Mann wacht auf. Er hat eine Wunde am Hinterkopf. Was ist hier los? Er ist allein, gefangen in der eigenen Wohnung. Wie kommt er hier hin, was ist geschehen, warum kann er seine Wohnung nicht verlassen? Die Geschichte ist simpel und man weiß relativ schnell wie alles zusammen passt. Doch was dieses kurze Werk auszeichnet ist die hervorragende Choreographie des Geschehens. Zunächst ist alles in tristes Licht gehüllt, langsam entfaltet sich das Ganze. Doch schnell zeigt sich ein ganz anderes Bild. Schnelle Schnitte sind auf dem Bildschirm zu entdecken. Tausend Gedanken machen sich im Kopf des Mannes breit. Erinnerungsfetzen die sich einen Weg in den Kopf bahnen wollen und dabei kurz vorher scheitern. Der Zuschauer ist verwirrt. Was soll das Ganze? Wieso ist der Mann gefangen in seiner eigenen Wohnung. Verzweiflung macht sich beim Mann breit. Sein Handy findet kein Netz. Alles passiert genau so, wie man es selber auch machen würde, doch alles scheint unwirklich zu sein und keinen Sinn zu machen.

      Man muss Herrn Bogatzki hier wirklich ein großes Lob aussprechen, die Parallelen zu Cyberpunk Filmen sind sofort offensichtlich und anscheinend wurde er sehr von den Werken von Tsukamoto und Co. inspiriert. Dies verbindet er aber gekonnt mit einer verstörenden und beklemmende Thematik der Isolation und Gefangenschaft des Menschen in seinen eigenen vier Wänden. Die Auflösung kommt dann hart und schnell und bestätigt einen in dem ohnehin Gewissen.

      Fazit: Eingesperrt ist ein kurzer, wilder Ritt von einem Regisseur, der sicherlich noch viel erreichen wird. Neben dem Kurzfilm Liebe, darf man auch besonders gespannt sein auf seinen kommenden Film „Der Fluch des Knochenmannes“. Jeder der 8 Minuten übrig hat, sollte diesem Film unbedingt eine Chance geben.
    • Story :

      Björn erwacht in seiner Wohnung auf dem Küchenboden liegend.
      Am Kopf hat er eine blutig-klaffende Wunde und weiß nicht wie er in diese Situation hineingeraten ist.
      Verletzt und unter Aufwand all seiner Kräfte schleppt er sich zu Wohnungstür.
      Die Tür in die Freiheit ist verschlossen und er hat den Schlüssel nicht - er ist eingesperrt!
      Er sieht seinen Freund und Nachbar Kai das Treppenhaus hinuntergehen und ruft nach ihm - doch er reagiert nicht.
      Hat Kai ihn nicht gehört oder wollte Kai ihn nicht hören?
      Björn versucht seine Freundin Lydia anzurufen doch er erreicht sie nicht.
      Seine einzige und eventuell letzte Chance ist die SMS die er Lydia nun schreibt.
      Wird diese rechtzeitig in der WOhnung eintreffen und den benötigten Arzt rufen können?

      Bewertung :

      EINGESPERRT von Indie Regisseur Kai E. Bogatzki ist ein erfrischender und sehr gelungener Indie-Kurzfilm der den Zuschauer direkt in die Story hinein wirft - ohne jegliche Vorkenntnisse ist man hier genauso planlos wie der Hauptdarsteller selbst und hat keinerlei schimmer was geschehen ist.
      Auf den ersten Blick macht es den Anschein, als wäre es nun die Priorität mit Björn zusammen herauszufinden wie er in diese missliche Lage geraten ist - eventuell hat ja ein Killer oder Psychopath versucht ihn umzubringen.
      Schon nach kurzer Zeit entwickelt sich das ganze aber zu einem klaustorphobischem Solo-Kammerspiel in dem es ums reine Überleben geht.
      Hier ist der Feind keine Person, sondern der Freiheitsentzug und die Zeit - es gilt irgendwie aus dem "Gefängnis" zu fliehen bevor man seinen Verletzungen erliegt und jede Sekunde ist kostbar.
      Das ganze Szenario schlägt aber nochmal einen vollkommen anderen Ton an zum Schluß und wartet mit einem tollen Storytwist - ein Storytwist den man so nicht erwartet hätte.
      Dadurch bekommt EINGESPERRT zum Schluß einen schönen mystisch-übernatürlichen Touch verliehen der das Endprodukt sehr interessant macht!
      EINGESPERRT macht in der kurzen Laufzeit von knapp 8 Minuten eine progressive Gratwanderung durch die zu begeistern weiß und bietet eine Storyentwicklung die auf ganzer Linie überzeugt.
      Das ganze fängt mit der Frage "Was ist passiert? Wer hat dies getan?" an, steigert sich in ein klaustrophobisches Kammerspiel und endet völlig unerwartet.

      Hauptdarsteller Daniele Rizzo kann man für seine Leistungen vor der Kamera nur loben - absolut überzeugend vermittelt er das Gefühl von Angst und Verzweiflung ohne dabei aber panisch zu wirken.
      Auch die anderen 2 Darsteller - die Lydia und den Polizisten verkörpern - agieren sehr gut vor der Kamera und sind von unbeholfen-hölzern weit entfernt.

      Der komplette Look des Films ist gelungen und unterstreicht die sich etablierende Atmosphäre mit ihren Kamerafahrten und Verfremdungseffekten.
      Grade diese Verfremdungen sind versiert gemacht und geben dem Zuschauer das Gefühl von leichtem Schwindel welchen Björn grade durchlebt.
      Auch Qualitativ ist das gezeigte sehr anerkennenswert und weit entfernt von infantilem Wald-und Wiesensplatter - EINGESPERRT ist definitiv auf TV Film Niveau und könnte ohne weiteres auf Arte in der Sendung "Kurzschluss" laufen.

      Musikalisch wird hier mit minimalen und dezenten Kompositionen gearbeitet welche der unheimlich-klaustrophobischen Atmosphäre den nötigen Kick geben.
      Der Song "Never die alone" von der Band "Secondhand Child" der im Film zu hören ist fällt in den Nu-Metal Bereich, passt thematisch sehr gut zum Film und besonders am Ende macht dieser Track textlich sehr viel Sinn - weshalb dies aber so ist solltet ihr selbst sehen da ich nicht zuviel Spoilern werde.

      Ein einziger Kritikpunkt den ich anzumerken habe ist hier die Laufzeit - dies ist aber nicht das Problem von EINGESPERRT sonder mein persönliches Problem mit Kurzfilmen : Immer wenn ich grade richtig in dem Film drin bin ist er leider auch schon zu Ende.
      Somit kann man dies dem Film selbst nicht übel anrechnen sondern ich sollte mich selbst dafür kritisieren. :)

      Leider kenne ich die vorherigen Filme HALLOWEEN : EVIL NEVER DIES und UNTER DER OBERFLÄCHE von Kai nicht, weshalb ich nicht beurteilen kann in welcher Hinsicht es verglichen mit diesen bei EINGESPERRT einen technischen Fortschritt gibt.
      Mein Interesse an seine beiden vorangegangenen Filmen ist jetzt aber definitiv geweckt worden!

      8,5 von 10 Kopfwunden