Die Farben der Nacht

    • Die Farben der Nacht






      Die Farben der Nacht
      (Tutti i colori del buio)
      mit George Hilton, Edwige Fenech, Ivan Rassimov, Julián Ugarte, George Rigaud, Maria Cumani Quasimodo, Nieves Navarro, Marina Malfatti, Luciano Pigozzi, Dominique Boschero, Lisa Leonardi, Renato Chiantoni
      Regie: Sergio Martino
      Drehbuch: Ernesto Gastaldi / Santiago Moncada / Sauro Scavolini
      Kamera: Miguel Fernández Mila / Giancarlo Ferrando
      Musik: Bruno Nicolai
      FSK 18
      Italien / Spanien / 1972

      Mediabook (inkl. Blu-Ray): 26.05.2016



      Nach einem schweren Unfall, bei dem sie ihr ungeborenes Kind verlor, wird eine junge Frau von grausigen Alpträumen geplagt. Ihre Schwester rät ihr, die Hilfe eines Psychiaters in Anspruch zu nehmen, doch auch das hilft nichts. Schließlich gerät die junge Frau in die Fänge einer seltsamen Okkultismus-Gruppe, in der Hoffnung, dort den Ursprung ihrer quälenden Visionen zu finden. Doch plötzlich kommt es zu den merkwürdigsten Todesfällen in ihrer Umgebung und hinter allem scheint die mysteriöse Sekte zu stehen. Es scheint, als würden ihre schlimmsten Alpträume wahr werden.


      Nachdem Sergio Martino 1971 schon mit seinem sehr guten "Der Schwanz des Skorpions" und dem herausragenden "Der Killer von Wien" zwei erstklassige Gialli ablieferte, erschien nun lediglich ein Jahr später das eher unbekannte Werk "Die Farben der Nacht". Gleich zu Beginn sollte man darauf aufmerksam machen, das sich dieser Film doch ein wenig vom ansonsten üblichen Strickmuster abhebt und die Geschichte mit einigen Mystery-Elementen sowie surreal erscheinenden Bildfolgen angereichert wurde. Davon kann sich der Zuschauer dann auch sogleich ein Bild machen, wird er doch schon in den ersten Minuten mit einem fieberartigen Alptraum der Hauptfigur Jane konfrontiert und es präsentiert sich ein eher ungewohnter Einstieg in diesen Film des Sub-Genres. Auch in der Folge wiederholen sich solche Einstellungen mehrmals, weshalb man auch in einigen Phasen des Geschehens schwerlich zwischen Realität und Fiktion unterscheiden kann. Auch die gesamte Erzähl-Struktur der Story ist nicht unbedingt geradlinig und so muss man schon die eigene Konzentration aufrecht erhalten, damit man den roten Leitfaden nicht aus den Augen verliert. Martino geht hier etwas andere Wege und lässt dabei einen sehr gelungenen Mix aus Thriller, Krimi-und Mystery Film auf den Betrachter los, zu dem man allerdings erst mit zunehmender Laufzeit den endgültigen Zugang findet. Ist dies aber erst einmal geschehen, dann wird man mit einer wirklich sehenswerten Inszenierung belohnt, die ihre ganz große Stärke sicherlich in visueller Hinsicht beinhaltet, denn die kräftigen Farben und die teils surreal erscheinenden Visionen sorgen dafür, das es phasenweise zu einem wahren Bilderrausch kommt, der einen in echte Verzückung geraten lässt.

      Gleiches trifft auch einmal mehr auf Hauptdarstellerin Edwige Fenech zu, die allein schon durch ihr optisches Erscheinungsbild ein Fest für die Augen ist. Ihr zur Seite stehen mit George Hilton und Ivan Rassimov zwei weitere Größen des Gialli, so das man fast schon von einer wirklichen Starbesetzung sprechen kann. Die ansonsten üblichen Morde treten hier zunächst erst einmal gar nicht in Erscheinung, worin schon der größte Unterschied zu den meisten Genre-Kollegen genannt ist. Martino rückt vielmehr seine weibliche Hauptfigur in den Fokus und versucht dabei, dem Zuschauer einen möglichst tiefen Einblick in deren seelischen Zustand zu gewähren. Größtenteils gelingt das auch ausgezeichnet und so vermisst man auch kaum die obligatorische Mordserie, die einen Film dieser Gattung doch ansonsten auszeichnet. Es entpuppt sich eher ein Szenario in dem man dem Betrachter etliche kleine Hinweise liefert, die letztendlich dazu führen könnten, die phasenweise mysteriösen Abläufe zu erklären. Irgenwer möchte nämlich ganz offensichtlich die hübsche Jane in den Wahnsinn treiben oder ihr gar nach dem Leben trachten, wobei die Motivlage dafür wie auch die Identität des Übeltäters lange im Dunkeln bleiben. Bis sich das Rätsel am Ende aufklären lässt, wird man von Martino auf etliche falsche Fährten angesetzt und hat dabei seine helle Freude an einem wunderbaren Rätselspaß.

      Auch wenn in vorliegendem Fall kaum visuelle Härte zu sehen ist, erlangt der Plot doch größtenteils ein Höchstmaß an Intensität und streckenweise leidet man regelrecht mit der bezaubernden Edwige mit, die immer mehr zu der Erkenntnis gelangt, das sie nicht mehr weit vom absoluten Wahnsinn entfernt ist. Dieser Aspekt wird immer wieder in regelmäßigen Abständen eingeführt und macht einen noch neugieriger auf die Zusammenhänge einer Geschichte, die auf den ersten Blick gar nicht so leicht zu entschlüsseln ist. Für manch einen mag das eher negativ erscheinen, doch meiner persönlichen Meinung nach zeigt sich an dieser Stelle vielmehr ein absolutes Qualitäts-Merkmal dieses außergewöhnlichen Gialli, den man eventuell auch mehrmals sichten muss, um seine ganze Klasse zu erkennen. Ein toller Cast, sehr viel Spannung und ein visuell ansprechender Bilderrausch machen "Die Farben der Nacht" in meinen Augen sogar zu einem kleinen Juwel, dem viel zu wenig Beachtung geschenkt wird, die das Werk von Martino aber definitiv verdient hätte.

      Wie dem aber auch sei, im Prinzip führt für eingefleischte Gialli-Liebhaber kein Weg an diesem Film vorbei, in dem eine wie immer betörende-und verführerische Edwige Fenech das Herz eines jeden Mannes höher schlagen lässt, so das man den guten George Hilton wahrlich darum beneidet, in der Rolle ihres Lebensgefährten an ihrer Seite agieren zu dürfen. Zwar kommt "Die Farben der Nacht" ganz sicher nicht an die herausragende Klasse eines "Der Killer von Wien" heran, bietet aber dennoch einen weiteren-und mehr als gelungenen Genre-Beitrag von Sergio Martino.


      Fazit:


      Fieberhafte Impressionen, surreale Momente und der Einfluss von diversen Mystery-Elementen heben diesen Film von der sonst üblichen Gialli-Kost ab. Gerade dadurch erlangt das Werk aber eine kleine Ausnahme-Position und ist umso höher einzuschätzen, denn der hier gewählte Weg hebt sich doch eher wohlwollend vom sonst Üblichen ab. Ich kann es aber auch durchaus nachvollziehen das dieser Film nicht jedem gefällt, jedoch sollte man ihm auf jeden Fall eine faire Chance geben, um eventuell eine sehr positive Überraschung zu erleben.


      [film]8[/film]
      Big Brother is watching you



    • Alternativer Titel: Demons of the Dead
      Produktionsland: Italien, Spanien
      Produktion: Mino Loy, Luciano Martino
      Erscheinungsjahr: 1972
      Regie: Sergio Martino
      Drehbuch: Ernesto Gastaldi, Santiago Moncada Sauro Scavolini
      Kamera: Miguel Fernández Mila, Giancarlo Ferrando
      Schnitt: Eugenio Alabiso
      Spezialeffekte: -
      Budget: ca. -
      Musik: Bruno Nicolai
      Länge: ca. 91 Min.
      Freigabe: FSK 18
      Darsteller: George Hilton, Edwige Fenech, Ivan Rassimov, Julián Ugarte, George Rigaud, Maria Cumani Quasimodo, Nieves Navarro, Marina Malfatti, Luciano Pigozzi, Dominique Boschero, Lisa Leonardi, Renato Chiantoni





      Jane leidet an Alpträumen und fühlt sich von einem Mann verfolgt. Der Weg zum Psychiater brachte keine Besserung, aber die Teilnahme an einer Schwarzen Messe lässt Janes Probleme vorerst verschwinden. Doch sie weiß nicht, dass der Alptraum nun erst richtig beginnt.

      Sergio Martino schuf mit „Die Farben der Nacht“ einen Film der sich im Mittelmaß niederlässt. Der Film startet mit Naturaufnahmen, der Beschaulichkeit eines kleinen Sees und dessen umrandende Bepflanzung. Dieses wird einzig von der Musik, die die Kinder der Nacht machen begleitet. Erst später setzt die Filmmusik ein. Diese von Bruno Nicolai komponierten Giallo-Klänge, zeigen sich als abwechslungsreich und gut. Eine gute Unterstützung um in den Film eingebunden zu werden. Dieses gelingt Martino zu Beginn auch, doch leider manövriert er das Schiff in unterschiedliche Wasser. Die Spur des Giallo wird demnach ab und an verlassen und man findet sich im surrealen Feld wieder. Traum und Wirklichkeit vermischen sich mit Horrorfilmanleihen und einem Polanski-Einschlag in Form von „Rosemaries Baby“. Im Prinzip zu viel Unterschiedliches, um letztendlich einwandfrei als Giallo funktionieren zu können. Dieses soll anprangernd fungieren, sondern einzig als Hinweis dienen, dass mir die schwarzen Handschuhe sowie weitere Genre-Klischees einfach fehlen.

      Die Besetzung bietet mit Edwige Fenech, Nieves Navarro, George Hilton und Ivan Rassimov, einen Teil der italienischen Elite. Hierbei muss man anmerken, dass die Parts vom George und vom Ivan eher kurz angelegt sind. Die deutsche Bearbeitung hat meines Erachtens auch nicht gerade die beste Auswahl bei der Besetzung der Sprecher (Rassimovs Stimme ist unpassend) getroffen. Bei den Sprecherinnen sieht die Wahl etwas besser aus.

      „Die Farben der Nacht“ hält zwar die Frage nach der Lösung bis zum Ende offen, kann allerdings irgendwie keine richtige Begeisterung aufkommen lassen. Unter dem Strich reicht es aber für einen ordentlichen Film und verdiente sechs Punkte.

      6/10
    • sid.vicious schrieb:

      Diese von Bruno Nicolai komponierten Giallo-Klänge, zeigen sich als abwechslungsreich und gut.
      ... die ich persönlich sehr gut finde. Hier zeigt sich Bruno Nicolai von seiner besten Seite und rettet Die Farben der Nacht vor dem Durchschnitts-Giallo. Dich manchmal ich die Musik an manchen Stellen deplatziert. Wie nennt man die Musikrichtung eigentlich? Psychedelic Rock? Prog Rock?

      Die Handlung ist zwar aus Rosemaries Baby übernommen worden, aber hier macht Sergio Martino dort weiter, wo Roman Polanski aufgehört hatte.

      Eine Frechheit ist allerdings die DVD von Marketing Film. So eine grottenschlechte VÖ ist mir lange nicht untergekommen. Das Bild ist sehr schmal und auch am Ton wurde nichts verbessert. Die dt. Synchro ist ordentlich, mehr aber auch nicht.
    • Desmodus schrieb:

      sid.vicious schrieb:

      Diese von Bruno Nicolai komponierten Giallo-Klänge, zeigen sich als abwechslungsreich und gut.
      ... die ich persönlich sehr gut finde. Hier zeigt sich Bruno Nicolai von seiner besten Seite und rettet Die Farben der Nacht vor dem Durchschnitts-Giallo. Dich manchmal ich die Musik an manchen Stellen deplatziert. Wie nennt man die Musikrichtung eigentlich? Psychedelic Rock? Prog Rock?
      Die Handlung ist zwar aus Rosemaries Baby übernommen worden, aber hier macht Sergio Martino dort weiter, wo Roman Polanski aufgehört hatte.

      Eine Frechheit ist allerdings die DVD von Marketing Film. So eine grottenschlechte VÖ ist mir lange nicht untergekommen. Das Bild ist sehr schmal und auch am Ton wurde nichts verbessert. Die dt. Synchro ist ordentlich, mehr aber auch nicht.
      Schon zu lang her, dass ich den gesichtet habe. Kein Film der in Erinnerung bleibt. In der Regel liegt man mit Psychedelic Rock und Prog Rock richtig.
    • sid.vicious schrieb:

      In der Regel liegt man mit Psychedelic Rock und Prog Rock richtig.
      Sicher?
      youtube.com/results?search_que…rs+of+the+Dark+Soundtrack
      Ich höre da noch Easy Listening heraus. Das Stück "Sabba" hätte auch z. B. in einem Italo-Western Platz gefunden.
    • Auch etwas Einfluss von indischer Musik. Die Beatles hatten mal eine Phase von sie so etwas gern eingebracht haben. Harrison war sehr angetan von solchen Klängen.

      Sehr angenehm den Score von FARBEN DER NACHT mal wieder gehört zu haben. Gefällt mir ausgesprochen gut. Bruno Nicolai bietet viele gute - und divergierende - Filmmusiken. Ein großartiger Komponist.



    • Jane leidet an Alpträumen und Verfolgungswahn. Der Psychiater kann ihr nicht helfen. Also befolgt Jane den Rat einer Nachbarin, und sucht eine geheimnisvolle Vereinigung auf. Doch nun beginnt der Terror real zu werden. Ist Jane dem Wahnsinn verfallen?

      Meine mittlerweile dritte Sichtung von DIE FARBEN DER NACHT ermöglichte mir den Film (in HD) neu zu entdecken. Dieses hat zur Folge, dass DIE FARBEN DER NACHT nun endlich (bei mir) gezündet hat. Ein facettenreicher Film der sich nicht so einfach in eine Schublade packen lässt. Angefangen beim brillanten Score von Bruno Nicolai, hin zum Spiel zwischen Imagination und Realität. Ein Spiel, welches sich vom typischen Giallo-Muster entfernt und (teilweise) im Okkult-Thriller wieder finden lässt. Ähnlich wie Francesco Barillis DAS PARFÜM DER DAME IN SCHWARZ. Angelehnt am Polanski-Stoff (ROSEMARIES BABY) sowie an Hitchcock (DAS FENSTER ZUM HOF, MARNIE). Die Kamerafahrt entlang der Hausfassade, die ominöse Nachbarin etc..

      Edwige Fenech spielt den Part der (an sich selbst zweifelnden) Jane sehr gut. Sie wirkt hilflos und von emotionaler Labilität gesteuert. Lässt sich leicht beeinflussen und landet in einem immer größer werdenden Schlamassel. Diese Leichtigkeit des Beeinflussens führt den Zuschauer, zusammen mit der Hauptprotagonistin, in ein Tal voller Fragezeichen. Was ist Realität? Was ist Einbildung? Sind die Personen real oder sind sie Imagination? Das Ganze fügt sich zu einem fruchtenden Thema zusammen und kann den Zuschauer zum eifrigen Ermittler werden lassen. Weitere weibliche Rollen, wie die von Nieves Navarro und Marina Malfatti, sind eher kurz geraten, allerdings sehr wichtig für das Filmverständnis. Von George Hilton und Ivan Rassimov hätte ich mir etwas mehr Spielzeit gewünscht.

      Wie schon erwähnt, distanziert sich DIE FARBEN DER NACHT vom klassischen Giallo. Es gibt keinen Mörder mit schwarzen Handschuhen und ob die Morde der Realität entsprechen ist mit einem fetten Fragezeichen zu versehen. Die Lösung…

      …ich sag nichts mehr. Mir hat die Aufklärung jedenfalls zugesagt.

      Fazit: Lernt die Farben der Nacht kennen, lasst sie wirken, und schaut was sich hinter der bunten Fassade versteckt. Ein guter Film mit einem hervorragenden Soundtrack von Bruno Nicolai. Manchmal bedarf es ein paar Jahre um einen Film schätzen zu lernen.
    • sid.vicious schrieb:

      Die Spur des Giallo wird demnach ab und an verlassen und man findet sich im surrealen Feld wieder.
      Einspruch. Ein wichtiger Bestandteil des Giallo ist der Surrealismus. Zumindest bei den meisten Werken. :5:
    • Bei diesem Giallo spielt das Satans-Sex-Ritual eine Rolle, wenn mit Tierblut eine Opfermesse abgehalten wird.
      "Trink das und du wirst frei sein."

      Durststrecken gitb es nicht, die Handlung hat verschiedene Schauplätze und wer sich auf die gestörte Psyche der passabel spielenden Hauptdarstellerin einlassen kann, der wird schaurig unterhalten, denn deren psychosomatisches Verhalten ist nachvollziehbar. Surreale Thriller haben oftmals derbe Schwächen in der Glaubwürdigkeit, diese sind hier nicht auszumachen, der Horror im Geiste kommt glaubhaft rüber. Ein gewisses Alleinstellungsmerkmal bietet Farben der Nacht durch seine perfekt inszenierte, psychodelische Handlung, die bestens zum Score passt. Schlitzerszenen gibt es hingegen kaum direkt zu sehen, wenn sind die Narben schon vorgefertigt, der Film zieht seine Stärke aus dem schaurigen Unheil.

      [film]7[/film]