Hart, härter, Frankreich - Die neue Dimension des Grauens

    • Hart, härter, Frankreich - Die neue Dimension des Grauens

      Hart, härter, Frankreich - Die neue Dimension des Terrorfilms

      Schon längst sind die Zeiten vorbei, wo die sehenswerten Horro-und Terrorfilme lediglich aus den USA kamen. Auch bei uns in Europa gibt es mittlerweile so einige Länder, die auf dem Sektor des neuen Horrorfilms auf sich aufmerksam gemacht haben. Dass Großbritannien dazu gehört, ist spätestens seit Filmen wie "The Descent", "28 Days Later" oder Wilderness" kein Geheimnis mehr, auch Spanien und die Skandinavier sind längst auf den Horror-Zug aufgesprungen und präsentieren uns sehenswerte Genre-Beiträge.

      Aber eines unserer Nachbarländer hat in den letzten Jahren durch einige besonders schockierende und extrem harte Filme auf sich aufmerksam gemacht, das man davor im Bereich des Horrorfilms nicht zwangsläufig auf der Liste hatte.

      Mittlerweile dürfte es selbst der letzte Genre-Fan mitbekommen haben, das in den letzten Jahren unser Nachbarland Frankreich durch teilweise extrem harte Horror-und Terrorfilme auf sich aufmerksam gemacht hat. Die meisten Fans begrüßen das, denn diese Filme haben ganz sicher neues Leben in das Genre gebracht, das doch phasenweise an Ideenlosigkeit zu leiden scheint. So war es sicherlich eine sehr willkommenen Abwechslung, als im Jahre 2003 der Film "High Tension" erschien, der unter der Regie eines gewissen Alexandre Aja entstanden war. Ein Name, der bis dahin doch eher unbekannt war, sich aber mittlerweile selbst in Hollywood einen Namen gemacht hat. Doch ist "High Tension" auch ein Film, der die Meinungen der Fans teilweise sehr spaltet, was eigentlich weniger am vorhandenen Härtegrad liegt, der übrigens ziemlich hoch angesiedelt ist, sondern vielmehr durch die erzählte Geschichte. Denn für den einen Teil erscheint sie innovativ und überraschend, wohingegen die andere Seite doch eher die Meinung vertritt, das der Film nur so vor Logiklöchern strotzt. Nun liegt das ganz sicher auch in der Sichtweise des Betrachters, denn die Lösung des Problems liegt meiner Meinung nach irgendwo in der Mitte, denn Schizophrenie, um die es ja in dem Film liegt, ist ganz einfach nicht logisch zu erklären. Doch auch die gezeigte Härte, die der Film beinhaltet, ist vielen Leuten schon ein Dorn im Auge, denn es geht hier schon richtig derbe zur Sache. Doch zu diesem Zeitpunkt hat wohl auch noch keiner geahnt, das hier nur die Spitze eines Eisbergs angekratzt wurde und die Franzosen Stück für Stück die Gewaltspirale immer höher drehen würden.

      So kam es, das 2007 gleich zwei französische Produktionen auf sich aufmerksam machen sollten, dabei handelte es sich um die beiden Schocker "Inside" und "Frontier(s)", die zwar von der Thematik her vollkommen unterschiedlich sind, aber es beide vortrefflich verstehen, den Zuschauer bewust zu schockieren. Vor allem "Inside", der unter der Regie von Alexandre Bustillo und Julien Maury entstand, dürfte durch seine extrem harten Gewaltdarstellungen selbst eingefleischten Genre-Fans den Schweiss auf die Stirn treiben. Ich möchte an dieser Stelle nichts über den Inhalt verraten, aber jeder, der den Film gesehen hat, der weiss wovon ich spreche. Sicherlich ist die Frage einiger Leute durchaus berechtigt und auch nachvollziehbar, ob einige Szenen unbedingt notwendig waren. Und diese Frage sollte man hier ehrlich gesagt mit einem klaren Ja beantworten, denn nicht umsonst ist der Titel des Films "Inside". Ausserdem sind die Szenen, die einige Gemüter so erregt haben, auf der deutschen DVD nicht enthalten, sondern lediglich auf der ungeschnittenen Version, die man nur über das Ausland beziehen kann.

      "Frontier(s)", bei dem Xavier Gens das Regie-Zepter in der Hand hielt, ist ein Film, der in meinen Augen absolut überbewertet ist. Sicherlich ist der Film auch sehr hart geraten, stellt aber meiner Meinung nach nicht den "Überflieger" dar, den man ziemlich großspurig angekündigt hatte. Nicht, das ich hier falsch verstanden werde, ich bin nicht der Meinung, das der vorhandene Härtegrad nicht ausreichend wäre, aber das Gesamtpaket fand ich nicht gänzlich überzeugend. Das mag teilweise an der vorhandenen Thematik liegen, denn das hier ein paar Jugendliche in die Fänge einer Nazi-Familie geraten, wirkt doch etwas abgedroschen und wird auch nicht ausreichend beleuchtet, sondern lediglich oberflächlich angekratzt. Nichtsdestotrotz ist es ein sehenswerter Film und Freunde der härteren Welle werden hier durchaus auf ihre Kosten kommen, das steht wohl ausser Frage.

      Doch das alles ist in meinen Augen nichts im Gegensatz zum 2008 erschienenen Film "Martyrs", für den Pascal Laugier als Regisseur verantwortlich ist. Denn dieses Werk wirkt so extrem verstörend auf den Zuschauer, das man die gesamte Laufzeit über ein extremes Gefühl der Beklemmung verspürt, dessen man sich, selbst wenn man es wollte, zu keiner Zeit entledigen kann. Der dramaturgische Aufbau des Films vermittelt dem Betrachter in den ersten 30 Minuten das Gefühl, das man es hier mit einem stinknormalen, aber doch sehr harten Rachefilm zu tun hat, bis sich die Geschichte dann in eine vollkommen andere Richtung entwickelt, die man so keinesfalls vorhersehen konnte. Man wird mit einer sadistischen Härte konfrontiert, die eine so intensiven Eindruck hinterlässt, das man teilweise kaum Luft bekommt, da sich der Hals wie zugeschnürt anfühlt. Die hier gezeigten SFX sind bestimmt nicht die härtesten, die man je zu Gesicht bekommen hat, doch der Film als Ganzes könnte nicht härter und verstörender sein. Man wird hier geschockt, teils entwickelt sich sogar ein aufkommendes Gefühl der Übelkeit, man möchte am liebsten seinen Blick vom Geschehen abwende, fühlt sich dazu aber nicht in der Lage, da das Gesehene auch gleichzeitig eine ungeheure Faszination auf einen ausübt. Ich glaube, das es keineswegs übertrieben ist, wenn man "Martyrs" als bisher härtesten Beitrag der Franzosen im neuen Jahrtausend bezeichnet, jedenfalls, wenn man das vorliegende Gesamtpaket betrachtet.

      Es wird sicherlich interessant sein, was uns in den nächsten Jahren im Bezug auf Horror-und Terrorfilme noch serviert wird, welche Tabus eventuell noch gebrochen werden und wie sich die gewaltspirale weiterentwickelt. Denn sind schon die vier hier erwähnten Filme schon als besonders hart und schockierend einzustufen, so glaube ich nicht, das hiermit das Ende erreicht ist. Wie man zu diesen Filmen steht und was man über den gezeigten Härtegrad denkt, das ist natürlich Empfindungssache, doch eines dürfte klar sein, nämlich die Tasache, das unsere Nachbarn mit diesen Genre-Beiträgen bewust schocken wollten und das ihnen diese Vorhaben vortrefflich gelungen ist.
      Big Brother is watching you
    • Das Europäische Kino ist dem US Popcorn-Kino um Längen vorraus.
      Martyrs, Eden Lake, High Tension, Them oder Inside stehen um
      Lichtjahre vor Saw 4 oder Saw 5.

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    • naja, es gibt ja auch "the last house on the left" , " my bloody valentine 3d" oder "the hills run red" als aktuelle beispiele die zeigen das hollywood immer antworten kann. neue ideen von ausserhalb sind wahnsinnig gerne willkommen!
      Mein Herz schlägt für meine Mama &
    • Original von tom bomb
      naja, es gibt ja auch "the last house on the left"


      Ich mass sagen, dass das Remake von "Last House on the Left" eher an den
      Revenge-Freak appeliert. Es hat lang nicht die Klasse des Originals.

      ...und wer kann schon die Leistung von David Hess im Ansatz erreichen?
      Niemand.

      Das Original schafft es die böse Stimmung perfekt einzufangen, das Remake?
      eher garnicht. Thrill, Violence und Revenge. Beweggründe? Kaum zu
      ersehen.

      Anders ein Film wie Martyrs. Denn einen dermaßen verstörenden Film habe
      ich nie zuvor gesehen. Dazu kommt: Martyrs hat Niveau. Er prangert die
      Gewalt an und bewegt sich weit weg von US Kino.

      ...und: Das ist auch gut so!!!

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    • Es stimmt schon das die darstellung von David Hess ganz gross war, furchtbar realistisch. Trotzdem gefällt mir der nachfolger etwas besser. Denke das es geung beweggründe für die Rache gibt, kann das jedenfalls gut nachvollziehen. Sicher, Martyrs ist ein highlight. Habe das an anderer Stelle schon geschrieben. Vergleiche hinken ja irgendwo immer, finde es zumindest grossartig das grade Frankreich neue ideen einbringt. Freue mich sehr auf Mutants und Die horde sogar extrem!
      Mein Herz schlägt für meine Mama &
    • David Hess hat in Der Schlitzer noch einmal unter Beweis gestellt, das er
      in der lage ist das Böse so zu verkörpern, das man es auch auf den anderen
      Seite des Screens glaubhaft empfindet.

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    • Original von tom bomb
      Es stimmt schon das die darstellung von David Hess ganz gross war, furchtbar realistisch. Trotzdem gefällt mir der nachfolger etwas besser. Denke das es geung beweggründe für die Rache gibt, kann das jedenfalls gut nachvollziehen.


      Klar, aus Sicht der Guten definitiv. Dazu bewegt der Film auch gezielt. Er
      baut den totalen Hass auf diese Typen auf. Dazu kommt der obligatorische
      Vollbart des "Bösewichts" D

      Aber was bewegt die Anderen um Krug herum dazu, wie Krug zu sein? Debil? Keine eigene Meinung? Langeweile? Das Ganze bleibt mir zu sehr offen.

      Trotzdem ist dieses Remake wesentlich besser als ein völlig kranker und
      widerlicher Film wie Chaos, den man ja auch als Remake von last House
      on the left bezeichnet hat.

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    • Zu Chaos habe ich auch nen zwiepältiges Verhältnis. Anwidern wäre nicht das richtige Wort für mich, kann dein Reaktion aber verstehen. Zum Remake, was bewegt die anderen? Wie soll man das beantworten? Sieh dir mal eine normale Tageszeitung an, und lies was da für abartikeiten drin sind von Menschen denen man so etwas nie zugteraut hätte. Ich denke wenn man in so einer Spirale der Gewalt drin steckt, wo es keinen guten Ausweg mehr gibt handelt man so, wahrscheinlich aus gleichgültigkeit und natürlich Habgier. Siehe Soldaten im Krieg, speiziell im 2.Weltkrieg. Wenn du nicht mitmachst bist du selber dran, ein Glück das wir nie davon betroffen waren. Nur, entschuldigt da irgend etwas?
      Mein Herz schlägt für meine Mama &
    • Hast du Chaos gesehen- also die uncut-Version?
    • Zu hundert Prozent weiss ich nicht welche Version ich gesehen habe, meine dauerte nicht allzu lang. War aber hart genug, welche Szenen meinst du denn? Kann dann dann nochmal nachschauen wenn ich in wieder habe, grade verliehen.
      Mein Herz schlägt für meine Mama &
    • Dieser ganze geisteskranke Vergewaltigungsmüll. Find den Film widerlich.
      Hatte kein Interesse weiter zu schauen.

      Uncut: 76 Min.
      Cut: 61 Min.
    • Dann habe ich den uncut. Sage ja ist auch nicht meines, hatte mir etwas anderes drunter vorgestellt, aber mal so gefragt. Was sagst du denn dann zu Hanger? Der ist ja teilweise so derb und krank das ich mich Frage ist das richtig weiter zu sehen? Klar bei Chaos kommt das realer rüber, aber kranker ist m.M. Hanger.
      Mein Herz schlägt für meine Mama &
    • Ich muss auch sagen, das wie Europäer und speziel unsere Nachbarn aus Frankreich im Moment auf der Überholspur sind. Vorallem Martyrs fand ich ziemlich ernüchternd und endlich wurde das Horrorkino auch etwas von dem ganze Mainstream (SAW etc.) weggelenkt. Auch sonst find ich Filme wie Inside verdammt gut gemacht und nicht zu Vergleichen mit dem momentanen Kino - Hollywood - Horror.
    • Es wurde ja auch mal Zeit, dass das europäische Horrorkino, nach langjähriger Abstinenz nach den 80ern wieder Oberhand gewinnt, bzw. der Gewinner der Herzen wird.
      Ob Italien wieder die Kurve kriegt bezweifle ich stark, aber die Franzosen donnern schon wahnsinnig voran.
    • Mittlerweile geht es wieder Bergab. High Tension kam 2003, es dauerte bis
      2007, dass mit inside was Vergleichbares kam. Es gab berechtigte Lobeshymnen
      die erst recht 2008 durch Martyrs bestätigt wurden. Frankreich wird an den
      großen 3 Horrorfilmen seinen Landes gemessen. Man erwartet immer mehr.

      Fakt ist: Martyrs ist nicht zu toppen. Neue Versuche wie Mutants und Lady
      Blood verfehlten klar ihr Ziel. Es ist momentan ruhig geworden in Frankreich.
      Alle wollen, Jeder erwartet- wenig wird erfüllt. Mutants ist ziemlich schwach
      und über Lady Blood will ich erst garnicht reden.

      Die Messlatte die Martyrs gesetzt hat, ist viel zu hoch angesetzt um diese
      jemals erreichen zu können. Hoffnungen setzt man in La Horde ob diese sich
      bestätigen sei dahingestellt.

      Trotzdem setzte ich weiterhin auf Europa. Das US Kino besteht aus Remakes.
      Europa liefert eigene Ideen. Nicht zuletzt der brillante "So finster die Nacht"
      aus Skandinavien.

      Italien hatte seine große Zeit in den späten 70ern und gesamten 80ern.
      Später noch mit Aura, Stendal Syndrome, The Sect (den ich wohl als
      Einziger auf dieser Welt gut finde), Dellamorte Dellamore und Sleepless.

      Ein Comeback erwarte ich nicht. Argento ist ein Schatten seiner selbst
      und von Soavi kommt auch Nichts.

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    • Ich sehe das etwas anders, denn Mutants hat meine Erwartungen voll erfüllt. Wenn andere mit vollkommen falschen Erwartungen an einen solchen Film herangehen, ist das deren Problem und nichts anderes.
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    • Auch ich muss sagen das Mutants eine klasse Film ist. Verstehe überhaupt nicht das der so schlecht gemacht wird, ist nicht die Liga von Inside, High Tension und Martyrs, aber sehr gelungen.
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