Der Satan ohne Gesicht

    • Der Satan ohne Gesicht






      Der Satan ohne Gesicht
      (La Bambola di Satana)
      mit Erna Schurer, Roland Carey, Aurora Bautista, Ettore Ribotta, Lucia Bomez, Manlio Salvatori, Franco Daddi, Beverly Fuller, Eugenio Galadini, Giorgio Gennari, Domenico Ravenna, Teresa Ronchi, Giovanni Ivan Scratuglia
      Regie: Ferruccio Casapinta
      Drehbuch: Ferruccio Casapinta / Giorgio Cristallini / Carlo M. Lori
      Kamera: Francesco Attenni
      Musik: Franco Potenza
      ungeprüft
      Italien / 1969

      Die junge Elisabeth fährt zusammen mit ihrem Freund Jack zwecks Testamentseröffnung ihres verstorbenen Onkels zur ländlich gelegenen Burg ihrer Familie. Die alten Gemäuer verbergen immer noch zahlreiche Geheimnisse, die sie noch nicht entdeckt hat, obwohl sie die meiste Zeit ihrer Kindheit dort verbrachte. Es geschehen merkwürdige Dinge. Elisabeth wird obendrein von seltsamen Träumen heimgesucht. Und wer ist der vermummte Mörder, der auf dem Schloss umher geht? Jack vermutet, dass alles mit dem Erbe zu tun haben könnte und stellt Nachforschungen an. Die Bewohner des Schlosses geraten in Lebensgefahr.


      Deutsche DVD & Blu-Ray Fassung: 06.02.2015


      "La Bambola di Satana" ist die erste und gleichzeitig auch einzige Regiearbeit von Ferruccio Casapinta und dürfte zudem auch noch zu den wirklich raren Gialli zählen, die selbst eingefleischten Genre-Fans eher unbekannt sein dürften. Umso schöner ist die Tatsache, das nun eine deutschsprachige Veröffentlichung erschienen ist, die laut den Einträgen bei der OFDB anscheinend auch die einzige bekannte darstellen dürfte. Wie dem aber auch sei, der Film ist sicherlich nicht zu den absoluten Größen des Sub-Genres zu zählen und weicht außerdem in seiner Erzählung auch ziemlich vom ansonsten üblichen Schema ab. Eine ständig andauernde Mordserie ist ebenso wenig zu erwarten wie der handelsübliche Killer mit schwarzen Handschuhen, vielmehr erzählt Casapinta eine Geschichte, die eine größtenteils recht ansprechende Kombination aus Gialli, Gothic Horror und einigen surrealen Elementen darbietet. Für ein Erstlingswerk ist der Film dann auch ganz gut gelungen, so das hier sicherlich nicht der Grund dafür liegen kann, das Ferruccio Casapinta in der Folge keinen weiteren Film mehr auf den Weg gebracht hat. Ihre Stärken offenbart die Story ganz eindeutig in der gelungenen Atmosphäre, wobei der Schauplatz des riesigen Schlosses sicherlich sehr gut gewählt ist, denn so kommen die Anteile des Gothic Horror so richtig schön zur Geltung. Der hervorragend passende Score von Franco Potenza verleiht dem Ganzen dann noch zusätzlich eine äußerst stimmige Note, so das sich in einigen Momenten sogar ein echtes Gänsehautgefühl beim Zuschauer einstellt, das man auch nur zu gern annimmt.

      Was dem Geschehen ein wenig abgeht ist ein richtig konstant ansteigender Spannungsbogen, denn wenn man nicht ganz auf den Kopf gefallen ist, kann man diverse Zusammenhänge schon recht frühzeitig erahnen. Dennoch gestaltet sich die Chose keineswegs vollkommen vorhersehbar, denn Casapinta hat sehr wohl darauf geachtet nur bestimmte Dinge preis zu geben, so bleibt beispielsweise die Identität des eigentlichen Mörders bis kurz vor dem Ende im Dunkeln was man absolut als positiven Aspekt betrachten kann. Nun kommt "La Bambola di Satana" nicht unbedingt als Vertreter seiner Art daher in dem es vor Höhepunkten nur so wimmelt, aber die Inszenierung ist sehr solide und dürfte den meisten Liebhabern durchaus zusagen. Die Darsteller liefern durch die Bank gute darstellerische Leistungen ab, wobei sich der Betrachter aber von Beginn an darauf einstellen sollte, das an diversen Stellen auch ein gewisses Overacting und der Hang zur leichten Thetralik zu erkennen ist. Das fällt aber nicht sonderlich ins Gewicht und in gewisser Weise verleiht es dem Film sogar seinen ganz eigenen Charme, der im Prinzip durchgehend zu erkennen ist.

      Nicht ganz überzeugt hat mich hingegen die deutsche Synchronisation, was aber durchaus ein rein subjektives Empfinden sein könnte. Dennoch hat man einigen Figuren Stimmen verliehen die in meinen Augen nicht vollkommen passend erscheinen. Dieses Geühl überträgt sich dann fast zwangsläufig auch auf diverse Dialoge, denn phasenweise erscheinen einem die Gespräche doch ein wenig zu sehr aufgesetzt um nicht zu sagen künstlich. Das mag aber jeder anders sehen und insgesamt soll das auch den insgesamt äußerst positiven Eindruck dieses Früh-Gialli keinesfalls schmälern, der von Ferruccio Casapinta meiner persönlichen Meinung nach überdurchschnittlich gut ins Bild gesetzt wurde. Man sollte an dieser Stelle viel lieber dankbar dafür sein, das auch diese eher seltenen und unbekannten Vertreter des Genres zu einer Veröffentlichung gelangen, die man übrigens von der Aufmachung her als absolut gelungen bezeichnen kann. Und auch wenn das Szenario nicht mit den absoluten Größen des Gialli mithalten kann, ist allein schon die Abweichung vom üblichen Muster ein Grund dafür, das eines der beiden schicken Mediabooks in der heimischen Sammlung landen sollte.

      Letztendlich sollte sich jeder selbst ein Bild von diesem Film machen, der die Meinungen sicherlich ein klein wenig spalten wird. Nicht jedem wird die eher unübliche Mixtur gefallen, wobei doch gerade dieser Aspekt dem Ganzen einen besonderen Reiz verleiht. Mich selbst hat "Der Satan ohne Gesicht" (so der deutsche Titel) jedenfalls überzeugt, so das ich nur eine Empfehlung an jeden Fan aussprechen kann, der auch einmal einen etwas anders gestrickten Gialli sehen möchte. Die Zusammensetzung aus Gothic Horror, leichten Mystery Elementen und Gialli ist definitiv als gelungen zu bezeichnen und insbesondere in atmosphärischer Hinsicht gibt es überhaupt nichts zu bemängeln, so das man dem guten Regisseur für sein erstes und leider auch einziges Werk ein durchaus gutes Zeugnis ausstellen kann.


      Fazit:


      Eher unbekannt und anscheinend sehr rar kommt hier ein Vertreter des Sub-Genres daher, der weitaus besser ist als viele Leute eventuell vermuten werden. Kein filmisches Meisterwerk, aber eine gut erzählte Geschichte die zudem auch in ihrer Gesamtheit einen überzeugenden und stimmigen Eindruck hinterlässt.


      [film]7[/film]
      Big Brother is watching you



    • Originaltitel: La Bambola di Satana
      Regie: Ferruccio Casapinta
      Land: Italien
      Jahr: 1969
      Drehbuch: Ferruccio Casapinta, Giorgio Cristallini, Carlo M. Lori
      Kamera: Francesco Attenni
      Musik: Franco Potenza
      Freigabe: ungeprüft
      Darsteller: Erna Schurer, Roland Carey, Aurora Bautista, Ettore Ribotta, Lucia Bomez, Manlio Salvatori, Franco Daddi, Beverly Fuller, Eugenio Galadini, Giorgio Gennari, Domenico Ravenna, Teresa Ronchi, Giovanni Ivan Scratuglia



      Elizabeth Ball Janon reist nach Frankreich um dort das Testament ihres Onkels verlesen zu bekommen. Angekommen auf dem Schloss welches sie erben wird, häufen sich die Mysterien. Elizabeth wird fortan von Alpträumen geplagt… oder sind es gar keine Alpträume und Jemand trachtet ihr nach dem Leben?

      DER SATAN OHNE GESICHT - im Originaltitel als DIE PUPPE DES SATANS firmiert - ist eine Regiearbeit von Ferruccio Casapinta. Dieser Name (Ferruccio Casapinta) ist innerhalb der Filmlandschaft eher unbekannt. Nicht verwunderlich, da der gute Mann nur einen Film (jedenfalls kann ich keine weiteren Angaben finden) inszeniert hat. Umso erfreulicher, dass sich SATAN OHNE GESICHT als eine durchaus interessante Inszenierung präsentiert.

      Verpackt wird das Ganze von einer sehr guten Musik, welche von Franco Potenza komponiert wurde. Eine Musik die zum richtigen Zeitpunkt zum Einsatz kommt und den Film in seinem (vereinzelnd auftretenden) Gothic-Style, erfolgreich unterstützt.

      Hier sind wir auch gleich bei einer der wichtigsten Wertbeständigkeiten angelangt, denn dass Gruselambiente, welches an Bava und Corman erinnert steht dem Film sehr gut zu Gesicht. Dazu kommen die klassischen Zutaten, wie Gewitter, knarrende Türen etc..

      Somit wird dem Zuschauer sehr schnell klar, dass es sich hier um keinen reinen Giallo handelt. Casapinta bedient sich an unterschiedlichen Genres (z.B. Edgar Wallace Verfilmungen, wie DAS INDISCHE TUCH oder DER UNHEIMLICH MÖNCH) und mischt diese zu einem schmackhaften Abendcocktail. Bei so vielen Zutaten bleibt die Suche nach Mörder und dessen Inspiration allerdings (ab und an) außen vor. Der spannungssüchtige Gialli-Maniac muss sich demnach schon mal auf ein paar Längen einstellen.

      Die Kulissen sind vorzüglich ausgewählt. Das Schloss und dessen Einrichtung bietet alles, was man von einem Film (im klassischen Grusel- und Horrorstil) erwartet. Somit kann (ich zumindest) über kleine Durchhänger hinwegsehen, da die Atmosphäre (innerhalb der Locations) einfach herrlich ist.

      Innerhalb der Besetzungsliste ist Erna Schurer als leicht naive Millionenerbin, der bekannteste Name. Ihre Rolle spielt die Erna auch sehr ordentlich, kann jedoch (vom Charisma gesehen) nicht mit Aurora Bautista als Claudine mithalten. Weiterhin erwähnenswert ist Lucia Bomez als Haushälterin (seit SADO wissen wir wie herrisch die sein können) Carol. Ansonsten kann sich Niemand in den Vordergrund spielen, da der Film mehr auf seinen Look als auf seine Protagonisten setzt.

      Die deutsche Synchronisation zu DER SATAN OHNE GESICHT wurde 2014 erstellt. Das Dialogbuch wurde von Lutz Harder (für die City of Voices Synchron GmbH) verfasst.

      Ich bin in Bezug auf deutsche Bearbeitungen äußerst pedantisch und muss sagen, dass es sich hier wohl um die beste deutsche „Neusynchro“ handelt, die mir bisher zu Ohren kam. Man darf sich auf die Stimmen von Nicole Hannak, Margrit Straßburger und Thomas Petruo freuen. Wirklich großartig!

      Innerhalb der Extras gibt es (erfreulicherweise) einen Audiokommentar von Gerd Naumann, Matthias Künnecke und Bodo Traber. Bisher habe ich nur in die ersten 5 Minuten reingehört, allerdings wird dort ein Spoiler vermittelt. Demnach erst nach Ansicht des Films den Audiokommentar aktivieren.