Produktionsland: USA
Produktion: Twentieth Century Fox Film Corporation
Erscheinungsjahr: 2016
Regie: Roland Emmerich
Drehbuch: Carter Blanchard
Kamera: Markus Förderer
Schnitt: Adam Wolfe
Spezialeffekte: David Greene
Budget: ca. $200.000.000
Musik: David Arnold
Länge: ca. 120 Minuten
Freigabe: FSK 12
Darsteller: Liam Hemsworth, Joey King, Charlotte Gainsbourg, Jeff Goldblum, Vivica A. Fox, Bill Pullman, Jessie Usher, Judd Hirsch
Inhalt:
Nachdem Roland Emmerich mit "Independence Day" im Bereich des Eventkinos neue Maßstäbe gesetzt hat, wird das nachfolgende epische Kapitel eine globale Katastrophe unermesslichen Ausmaßes darstellen. Die Nationen der Erde haben sich zusammen getan und ihre Alien-Technologie verbessert, um einer zu erwartenden Rückkehr der Invasoren ein gewaltiges Verteidigungsprogramm für ihren Planeten entgegen setzen zu können. Aber nichts kann die Menschheit auf die fortschrittliche und nie zuvor dagewesene Macht der Aliens vorbereiten. Allein die Genialität einiger mutiger Männer und Frauen kann die Welt vor dem nahenden Untergang retten.
Trailer:
Kinostart in Deutschland: 14.07.2016
Deutsche DVD & Blu-Ray Fassung: 24.11.2016
Kritik von Anyu:
Achtung!!! Die Kritik enthält einige, kleinere Spoiler!!!!!
1996 habe ich „Independence Day“ zwei Mal im Kino gesehen, die VHS hatte ich mindestens ein Dutzend Mal im Rekorder und später habe ich auch die DVD verschlungen. Man kann sagen, dass ich ein Fan des Filmes war und bin. Er hatte alles was ein guter Blockbuster braucht: Action, Spannung, eine gute Story, Humor, tolle Effekte und etwas Gefühl. Den Pathos und den teilweise überschwänglichen Patriotismus verzeihte man da gerne. Daher war ich auch sehr erfreut, als ich von einem zweiten Teil hörte und stürzte mich heute ins Kino um diesen Film zu sehen. Selten wurde ich so enttäuscht…
Auf den ersten Blick macht Independence Day 2 alles richtig. Man holt die alten Schauspieler zurück, zeigt tolle Special Effects, unterlegt diese mit einem Bombastsound (mein Kinosessel hat gewackelt als das Raumschiff auftauchte!) und serviert die üblichen Charaktere und Actionszenen. Wenn man aber genauer hinsieht, was spätestens nach 60 Minuten passieren dürfte, dann sieht man, dass nichts, aber auch wirklich gar nichts passt.
Die alten Charaktere werden nur kurz eingeführt und in vielen Fällen auch schon nach wenigen Szenen entsorgt. Lediglich Jeff Goldblum und Brent Spiner haben wirklich eine tragende Rolle in dem Film. Selbst Bill Pullman hat nur einen Randauftritt und wird recht schnell ins Celloloid-Nirvana verband. Es bleibt die junge Generation um Liam Hemsworth die die Aliens bekämpfen dürfen. Das wäre auch nicht schlimm, aber teilweise fragt man sich, warum sie die alten Charaktere überhaupt wieder eingebaut haben. Judd Hirsch z. B. bekommt recht viel Screentime, erfüllt in dem Film aber überhaupt keine Rolle. Seine ganze Odyssee durch die USA hat keinen Sinn und ist im Prinzip nur ein riesiges Plot hole. Bei Bill Pullman ist das ähnlich.
Das nächste Problem sind die gigantischen Logiklöcher. Die gab es auch schon in Teil eins, aber hier sind die omnipräsent. Schon das Erscheinen des Schiffes ist eines. Das Ding ist ca. 5000 km (!) groß. Es überspannt den kompletten Atlantik, ein Teil der Landungsbeine steht in Europa, ein Teil in Afrika, ein Teil in den USA, etc. Die Menschen bemerken das Schiff erst als es den Mond passiert…. Im Film wird auch gefragt: „Wie konnten wir das nur übersehen?“. Eine Antwort bekommt man nicht. Vor allem wird erwähnt, dass das Schiff die Militärstation auf einem Saturnmond zerstört und dass es die Ringe des Saturns zerrissen hat. Da das Schiff vom Mond bis zur Erde 22 Minuten brauchte, hätte es ca. 47 Tage vom Saturn aus brauchen müssen (korrigiert mich falls ich mich verrechnet habe). Jo, in der Zeit merkt man natürlich nichts. Auch die gefangengenommen Aliens ( in Teil eins starben nicht alle, viele wurden in Area 51 inhaftiert) sind witzig. Sie sind seit 20 Jahren gefangen, sie waren in einer Starre und man hat ihnen ihre Kampfrüstungen gelassen. Wozu auch ausziehen… Das waren jetzt nur zwei Beispiele. Durch den Film zieht sich dieses wie ein roter Faden. Ich könnte noch dutzende aufzählen, auch Widersprüche zum ersten Teil, aber das würde den Rahmen sprengen.
Das nächste Problem ist die Story selber. Teilweise dachte ich, dass ich in einem Remake des Vorgängers sitze. Es gibt Szenen, die fast schon 1 : 1 aus dem Original stammen können:
- Raumschiff wird am Mond gesichtet
- Es zerstört einige Städte (dauert maximal 2 Minuten, ist sinnlos und sieht auch noch schlecht aus. Sah man zu 90% schon im Trailer)
- Flugzeuge greifen das Raumschiff an, richten aber keinen Schaden an (merkt ihr was)
- Man fliegt in das Raumschiff und kannnur anschließend knapp wieder raus kommen. Knapp, weil sich eine Tür schließt und sie durch einen Spalt fliegen müssen (jetzt sollte es klingeln)
- Ein Nebendarsteller opfert sich und fliegt mit einer Bombe… ach lassen wir das, ihr solltet merken: da fehlt Kreativität
Das wäre alles noch ok. Ich bin bei Blockbusterfilmen echt gnädig. Ich erwarte eigentlich nur eine gute Unterhaltung und einen Grund Popcorn zu essen, aber der Burner kommt ja noch. Sämtliche Charaktere, auch die alten, bleiben blass, lustlos und irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass das Drehbuch grottenschlecht war. Egal wer stirbt: es lies mich kalt. Die Charaktere haben auch keine gute Story. Der aufgesetzte Konflikt zwischen den beiden Piloten wird nicht weiter thematisiert (es muss halt einen Konflikt geben…) und spielt keine Rolle.
Dann der Humor… ein cooler Spruch jagd den nächsten, überall fliegen die Gags rum. Nur zündet kaum einer. Von gefühlt 50 Witzen kamen vielleicht 3 gut an. Das Kino hat kaum gelacht, ich habe mir teilweise die Hand vor den Kopf geschlagen aufgrund der Qualität der Dialoge und der Gags. Emotionslos, unkreativ, peinlich. So würde ich den Film zusammenfassen. Da rettet auch das Godzilla-Finale (welches durch Logikfehler überhaupt erst möglich gemacht und auch beendet wird) nichts mehr. Apropos „Ende“: Das war eine Beleidigung für den Verstand:
Die Königin wurde vernichtet, alle Schiffe stürzen ab, die Aliens brechen zusammen. Was passiert mit dem großen Raumschiff, dass weniger als eine Minute davor war sein Ziel zu erreichen? Es startet und fliegt weg….
So, genug aufgeregt. Positives möchte ich auch noch erwähnen: Special Effects und Sound sind echt in Ordnung. Brent Spiner und sein Kumpel sind die Highlights im Film und retten zumindest ein paar Szenen. Sie sind witzig und es gibt sogar eine emotionale Geschichte (die einzige die funktioniert). Das wars.
Der Typ der die Idee zu einem zweiten Teil hatte, sollte nackt durch Westeros laufen müssen, während eine Frau mit einer Glocke „Shame – Shame- Shame“ ruft.
Gnädige: