Regie: Marc Rohnstock
Jahr: 2010
Land: Deutschland
Länge: 112 Minuten
Freigabe: FSK Keine Jugendfreigabe
Spezialeffekte: Mario Zimmerschitt, Marc Rohnstock, Timo Rose, Andreas Schnaas
Darsteller: Thomas Sender, Manoush, Timo Fuchs, Andreas Schnaas, Timo Rose
Inhalt:
NECRONOS – Tower of Doom erzählt die Geschichte eines mächtigen Dämons namens Necronos, welcher im Auftrag des Teufels eine Armee aus unbesiegbaren Untoten unter der Führung von grausamen Kampfdämonen, so genannten Berserkern, erschaffen soll. Um dies zu erreichen braucht Necronos verschiedene makabre „Zutaten“. Als getreuen Diener bekommt Necronos vom Teufel einen Blutdämon namens Goran zur Seite gestellt und eine Hexe (Manoush), die mittels Ihrer Fähigkeiten die Auserwählte, jungfräuliche Hexe, finden soll.
Trailer:
Deutsche DVD & Blu-Ray Fassung: … (Verleih: 17.11.2011)
REVIEW VON FUNERALTHIRST:
Der Turm des Gore
Wenn man im Vorfeld soviele Teaser, Trailer, einen Goretrailer, Meinungen, Erwartungen, Spekulationen, Vorahnungen, Vorurteile, Bilder und offene Bekenntnisse zu einem Machwerk dieser Gattung, so emporragend in seiner Darbietung erblickt, erwartet man durch die Ausnahme seiner Publicity etwas gar Grossartiges, was man im Amateurgenre bisher noch nicht gesehen hat. Generell gesehen ist man beim Amateurfilm, egal welcher Ausrichtung, aus ganz natürlicher Sicht immer sehr skeptisch, vorsichtig und kritisch, wurde man seit Anbeginn der Jungmutationenecke durch Werke wie Black Past, Violent Shit und nachfolgende ambitionierte Nachzügler auf seine Leidensfähigkeit und Gehirnzüllen geprüft. Auch wenn die Filme heute nahezu Kult sind, bleiben sie in ihrem Ganzen filmischer Nonsense, den man nur unter bestimmten Bedingungen konsumieren kann. Was sich innerhalb von 20 Jahren seit Ende der 80er grösstenteils aus Huldigungen etablierte, erstreckt sich heute in einer breitgefächerten Gemeinschaft, die in regelmäßigen Abständen mal mehr mal weniger ausgereifte Werke präsentieren, die man schon fast als ernstzunehmende Filme sehen kann.
Auch Necronos, von einem noch sehr jungen, heisst filmographisch noch sehr überschaubaren Regisseur namens Marc Rohnstock gedreht, reiht sich da gut ein. Mit zwei Kurzfilmen und einem eher nach 0815 aussehenden Zombiefilm , die man gut und gerne als Spielplatz zur Erkundung der Materie sehen kann, merzt Necronos grösstenteilsdie Fehler aus, die man dort noch machte, wusste man es eben nicht besser oder war zu mehr noch nicht in Stande.
So wirft uns Necronos direkt und unheilvoll in eine finstere, boshaftige und blutige Szenerie des Mittelalters, in der ein Hexer von Menschenscharen getötet, um später in der Jetztzeit mit seinen Gefolgleuten Necronos und einem tumben und primitiven Schläger namens Goran mitsamt blutiger Fleischmaske eine Armee der Finsternis aus den Lebenden zu formen. Natürlich noch immer sehr gewollt versucht man eine konzipierte und lineare Geschichte zu erzählen, wobei man schon nach grossartig detailiertem Einfangen der ersten Szenen großen Wert auf atmosphärische Schauwerte setzte. Was dann in der Jetztzeit, optisch sichtlich ausgereift und nicht mehr zu sehr nach Amateurfilm wirkend, erstmal wie ein typischer Wald und Wiesensplatter aussieht, werden nach und nach die standartisierten Opfer wie Angler, sich Liebende und Wanderer getötet, um dann in der obligatorischen Burgkulisse eine Schlachtplatte der Extraklasse von ausuferndem und erdrückenden Ausmaße zu präsentieren.
Natürlich ist der Inhalt dabei schnell erzählt, der Ablauf wirkt in seiner exzessiven Gewaltdarstellung über weite Strecken fast schon selbstzweckhaft und verachtend, Bezugspersonen gibts ausser Mario Zimmerschmitt in Ansätzen eher nicht, aber wo andere Amateurfilme in ihrer Ausrichtung versagen, punktet Necronos. Wo andere Filme gewollt auf Trash machen, dann aber nur albern sind, zu ernst sind oder parodistische Züge annehmen, dann aber nur unfrweiwillig komisch sind, will Necronos nur eines: Grausam sein. Kaum eine Sekunde vergeht in der man keine von Blut und Fleischfetzen überzogene Schädel, Mordswerkzeuge, Burgkorridore und Möbiliar erspäht, alles unterlegt mit erdrückender, nahezu beängstigender Musik, mit einer Feinfühligkeit, nahezu Langatmigkeit eingefangen, dass es für einen Amateurfilm schon fast so scheint, als würde man nur auf optische Schauwerte setzen. Dass wiederrum so weitgehend, dass man den Film gut und gerne hätte 30 Minuten kürzer machen können, denn flüssig durchlaufen kann man das Abgeschlachte nicht unbedingt. Mit Liebe zum Detail sind die Kulissen überzeugend, in der Ausarbeitung der Masken grandios und die Charaktäre für einen Amateurfilm fast schon professionell.
Sei es nur der schwarzgeschminkte Necronos in seiner schwarzen Mönchkutte, der gehörnte Hexer, der in der Hölle schmorrt, der primitive und brutale Goran in seiner absurden Fleischmaske, die darauffolgenden Zombiemassen angeführt vom Berserker (der nur zufällig an das Gruftmonster aus Haus der 1000 Leichen erinnert), alle geben nebst in ihrer schauspielerischen Darbietung ein überzeugendes und glaubwürdiges Gesamtbild ab, was man so nicht erwartet hätte. Alles wirkt unheilvoll, böse, anarchisch, teuflisch, widerwertig und menschenverachtend. Wie das Mittelalter eben war, vollzogen von dämonischem Ausmaße. Die Dialoge sind zwar flach und selten, werden aber glaubwürdig und emotional nachvollziehend geführt und wirken selten zu Schulauftrittmäßig, was ja bekanntlich oft der Todesstoss bedeutet.
Was ähnliche Filme in Burgkulissen mit skelettiertem Beiwerk, Bunkern und Burggruften in den 50er-70er noch nicht zeigten oder nicht zeigen durften, wird hier in absoluter Grausamkeit perfektioniert. Nudity en masse, denn die Opfer sind vorzugsweise komplett nackt angekettet, Torture, Zombies, Slasherparts, knarchzende Türen, hühnenhafte Killer, Enthauptungen, Entsaftungen durch die Fleischpresse und andere kreative Tötungen geben ein Gesamtbild ab, was jedem Gorehound schmecken dürfte. Was diesen Film nahezu auszeichnet ist sein Repertoire an bekannten Gesichtern, die hier und da ihren Arsch hinhalten. Thomas Kercmar, Andreas Pape, Andreas Schnaas, Manoush, Mario Zimmerschmitt, Tanja Karius und viele mehr dürften dabei viele begeistern, auch wenn sie nie jemand bestimmtes spielen, sondern nur Schlachtwerk sind. Eigentlich hat der Film keine bedeutenden Charaktäre. Dauernd werden Neue eingefügt, werden weggesperrt, einige zu Zombies gemacht, Andere verfüttert oder abgeschlachtet, um dann wieder Andere einzuführen. Aber das tut alles nicht soviel zur Sache, da man sich an der Kulisse, den Effekten und der Freizügigkeit nie sattsehen kann.
Es sollte aber dennoch klar sein, dass der Film in diesem Zustand absolut nicht für die breite Masse geeignet ist, dazu erzählt er zu wenig, vorallem zu wenig Sinnvolles und auch normale Horrorfilmkonsument dürfen keinen Film im konventionellen Sinne erwarten, denn das Alles ist eher durch das Abspielen verschiedener Gore und Splattereffekte gerechtfertigt. Für Amateurfans, Gorehounds und Burg ,- Gruft wie Torturefans ist das dann wiederrum der Olymp des kranken und schlechten Geschmacks.
Fazit:
Etwas zu lang geratene aber ausufernd brutale, böse und atmosphärisch sehr gut eingefangene Schlachtplatte mit der Liebe zu sehr viel Detail und perfekt ausgearbeiteter Kulisse, bei der kein Gorehoundherz still bleibt. Widerliche Ausmaße, nahezu schon semiprofessionell, wobei eine Story im wesentlichen Sinne Mangelware ist, ein Konzept aber durchaus zu erkennen ist. Aber was Gutes kennt der Film nicht. Er kennt nur Zerstörung.
Neben Toxic Lullaby und Knochenwald 3 mitunter das beste, ausgereifteste und kompletteste Machwerk innerhalb der Amateurszene der letzten Jahre.
Man darf gespannt sein, inwiefern der Film erscheint...(7/10) mit Raum nach oben, wenn man die Geschichte durch sinnvolle Schnitte erleichtert.
Ein flüssigeres Sehen ist somit garantiert...