Alternativer Titel: Django - Leck Staub von meinem Colt
Regie: Giulio Questi
Italien / Spanien 1967
Drehbuch: Franco Arcalli, Benedetto Benedetti, María del Carmen Martínez Román, Giulio Questi
Produktion: Alessandro Jacovoni, Giulio Questi
Kamera: Franco Delli Colli
Schnitt: Franco Arcalli
Musik: Ivan Vandor
Länge: ca. 116 Minuten
Freigabe: ungeprüft
Darsteller: Tomas Milian, Ray Lovelock, Piero Lulli, Milo Quesada, Roberto Camardiel, Miguel Serrano, Angel Silva, Sancho Gracia
„Django“ und seine mexikanische Bande haben sich mit einigen Desperados zusammen getan um einem Goldschatz zu rauben. Der Raub ist erfolgreich aber die Mexikaner werden massakriert. Einzig „Django“ kann überleben und folgt den Verrätern. Diese haben sich mittlerweile in einem kleinen Dorf niedergelassen. Dessen Einwohner sind allerdings noch wesentlich rücksichtsloser und das Massaker nimmt seinen Lauf…
Giulio Questi hat innerhalb seiner Karriere als Regisseur nicht gerade viele Filme gedreht und seine Filmografie lässt mich irgendwie an Claudio Gora denken. Der entscheidende Grund für diese Erkenntnis sind zweifelsohne deren IW-Arbeiten TÖTE DJANGO und IL NERO. Beide Filme zeigen sich als ziemlich speziell und lassen ihre Protagonisten dem Vorgehen von Antagonisten nachkommen. Der „Wilde Westen“ ist weit entfernt von den Pionieren des Genres. Beide Filme kennen keine Ehre, keine Heldenhaftigkeit, keine Romantik. Sie sind der brutale Output von Regisseuren die sich mit dem beschäftigen was hinter der Fassade eines „Westernhelden“ steckt.
„Du wirst nicht weit kommen… Oaks!“
Bevor Corbucci „den Weg mit Leichen pflastern ließ“ und seine Geschichte des „Erlösers“ auf Zelluloid hauchte, schickte Questi einen Fremden in die Hölle die sich Gesellschaft nennt. Questi zelebriert zwar auf eine gewisse Weise die Gewalt allerdings lässt er diese zugleich auch abstoßend wirken. Viele Nahaufnahmen von Gesichtern. Bilder von Charakteren die dem Schlund der Hölle entsprungen sind. So zumindest der erste Eindruck. Denn bei genauer Ansicht wird schnell klar dass sich der Rezipient inmitten des Infernos befindet.
„In unserem Volk hieß der Ort immer nur „Das Feld des Schreckens.“
Tomas Milian ist als „Django“ von den Toten zurückgekehrt. Zusammen mit zwei ihm dienenden Indianern (denen er von der Welt des Todes erzählen soll) taucht der Fremde in einem Städtchen auf, welches von Psychopaten und Sadisten bewohnt und beherrscht wird. In diesem Film ist wirklich Niemand geistig astrein. Jeder hat einen gewaltigen Schlag weg. Wenn ich den Einmarsch von Oaks und seinen Desperados in das schäbige Westernstädtchen sowie die Gesichter dessen Bewohner sehe so laufen mir immer noch kalte Schauer über den Rücken. Ein Effekt der mir bereits seit der Erstsichtung von TÖTE DJANGO (vor zig Jahren als es keine DVDs gab) in Erinnerung blieb. Auch das Thema „Lynchjustiz im Western“ findet hier eine neue Definition.
Was sich innerhalb dieser Kleinstadt abspielt ist ein einziges Inferno. Filme die von sich behaupten man würde während ihrer Sichtung die Hölle erleben können nur ein Hauch dessen sein, was TÖTE DJANGO diesbezüglich zu bieten hat. Dieser Film ist nicht allein Brutalität und Grausamkeit, der Film ist wesentlich mehr: nämlich reiner Nihilismus mit Anleihen beim Surrealismus.
Obwohl der Fremde ein Desperado – und somit nicht besser als die anderen Mitwirkenden – ist, lässt Questi diesen Fremden zu einer Art Erlöser werden. Dazu kommen, eine Folterszene die an eine Kreuzigung, und ein Outfit das an Jesus Christus, erinnert.
Fazit: TÖTE DJANGO ist ein brutaler, abschreckender, nihilistischer und durchweg böser Italo Western. Questi zeigt die Hölle auf Erden - oder besser gesagt er zeigt ein Abbild der kranken Gesellschaft in der wir leben.
9/10
9/10
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