Possession (1981)

    • Possession (1981)



      Produktionsland: Frankreich, Deutschland
      Produktion: Marie-Laure Reyre
      Erscheinungsjahr: 1981 (in Deutschland erstmals 2009)
      Regie: Andrzej Zulawski
      Drehbuch: Andrzej Zulawski
      Kamera: Bruno Nuytten
      Schnitt: Marie-Sophie Dubus, Suzanne Lang-Willar
      Spezialeffekte: Carlo Rambaldi, Charles-Henri Assola, Daniel Braunschweig
      Budget: ca. 3 Millionen U.S. $
      Musik: Andrzej Korzynski
      Länge: ca. 118 Minuten
      Freigabe: FSK 16
      Darsteller: Isabelle Adjani, Sam Neill, Heinz Bennent, Margit Carstensen, Johanna Hofer, Carl Duering, Shaun Lawton, Michael Hogben, Thomas Frey, u.a.

      Inhalt:
      Der im geteilten Berlin lebende Mark kehrt nach einer längeren Agententätigkeit nach Hause zu seiner Frau Anna und seinem Sohn zurück. Anna hat sich inzwischen sichtbar von ihrem Mann entfremdet und gibt ihm gegenüber ganz offen zu, dass sie eine Affäre mit dem Esoteriker Heinrich hat. Allerdings hat Anna dennoch ein Geheimnis, eines, dass weitaus verstörender ist, als es sich Mark zunächst vorzustellen vermag...

      Trailer:


      Deutsche DVD Fassung: 06.11.2009 (Verleih: 06.11.2009)

      Meine Meinung:
      Andrzej Zulwaski, das Enfant terrible des polnischen Kinos, der v.a. durch "Nachtblende" (1975), einem düsteren, provokanten Film über die Abgründe der Liebe (mit Romy Schneider und Klaus Kinski) bekannt sein dürfte, drehte Anfang der 80er diese rätselhafte Tour de Force mit einer grandios aufspielenden Isabelle Adjani und einem noch unbekannten Sam Neill ("In the Mouth of Madness") in den Hauptrollen. Obwohl Adjani für ihre Leistung einen Preis bei den Cannes Filmfestspielen von 1981 gewann und der Film ausschließlich in Berlin spielt (und darüber hinaus mit etlichen deutschen Schauspielern besetzt ist), erschien "Possession" nie offiziell in Deutschland. Erst das engagierte, junge Label "Bildstörung" veröffentlichte diesen Klassiker des Mitternachtskinos am 06.November 2009 bei uns (übrigens im Originalton mit Untertiteln, eine deutsche Syanchronisation wurde Gott sei Dank nicht angefertigt).

      Was anfangs wie ein besonders intensives Ehedrama aussieht (und dabei Erinnerungen an Ingmar Bergmans "Szenen einer Ehe" wachruft), entwickelt sich mit zunehmender Laufzeit zu einer obskuren Metapher auf Annas quälende Einsamkeit und Verlangen nach absoluter Liebe, die sie in der langen Abwesenheit von ihrem Mann nicht bekommen konnte. "Possession" besitzt eine ungeheuer subjektive Perspektive, die Kamera "klebt" förmlich an den beiden Protagonisten. Gerade die teilweise schockierend authentischen Ehestreitereien machen es dem Zuschauer nahezu unmöglich, Distanz zu wahren. Darüber hinaus lebt "Possession" von seiner Bildsprache, die Zulawski selbst als Allegorie auf das geteilte Berlin bzw. das "Böse" in Form des Kommunismus verstanden wissen wollte. Viele Szenen des Films wurden in Kreuzberg gedreht und gleich zu Anfang zeigt das erste Bild einen Teil der Berliner Mauer.

      Der in Großbritannien lange als "Video Nasty" verbotene "Possession" ist in seiner Mischung aus Kunstfilm und Bahnhofskino-Schocker wohl einzigartig. Denn der Film entwickelt sich urplötzlich zum Horrorfilm und zeigt eine durch und durch physische Kreatur, die Anna in der wohl berühmtesten Szene des Films nicht nur geboren hat, sondern mit der sie auch schläft. In den (wenigen) Szenen, in denen die Tentakelartige Kreatur zu sehen ist, fährt "Possession" gar waschechte Splattereffekte auf.

      Als ob das noch nicht reichen würde, taucht plötzlich auch noch ein Zwilling von Anna auf, mit der der gefrustete Mark sogleich eine Liebesaffäre beginnt.

      Im actionlastigen Finale schlägt "Possession" gar die Brücke zum Body-Horror von David Cronenberg und endet zwar in einem Inferno der Zerstörung, kündigt aber dennoch eine "alternative Zukunft" für Anna und Mark an. Gerade dieser Schluss läßt den Film noch sonderbarer wirken. Darüber hinaus verwirren einige religiöse Motive den Rezipienten, denn Anna strebt nichts anderes an, als eine Gottheit zu erschaffen, die sie von ihren eigenen Sünden reinwaschen soll.

      "Possession" ist ein seltsamer und ungemein intensiver, abgründiger Zwitter, wie ihn wohl nur Zulawski schaffen konnte. Jeder, der ihn gesehen hat, wird ihn wohl anders interpretieren. Für mich ist der Film ein schockierendes Drama über die Abgründe der menschlichen Seele in der Maske eines blutigen Horrorfilms.

      Wer mal etwas WIRKLICH ANDERES sehen will, dem sei "Possession" nachdrücklich ans Herz gelegt.
      Allein der Schmerz vermag es, dich spüren zu lassen, dass du wirklich existierst.
    • Hab ihn auf die Leihliste gesetzt, bin mal gespannt.
    • Mich würde dann nach Ansicht des Filmes deine Meinung zu "Possession" sehr interessieren. Der Streifen polarisiert ja anscheinend sehr. Irgendwo (weiss nicht mehr, wo genau) wurde der Film sehr passend als "Arthouse meets Grindhouse" beschrieben, das triffts ziemlich gut.

      Bin echt gespannt, wie du ihn findest.
      Allein der Schmerz vermag es, dich spüren zu lassen, dass du wirklich existierst.
    • Was wohl der Hotelier zu dem Wutausbruch eines Mannes sagen würde, wenn in seinem Objekt die Stühle und Tische durch die Kante geworfen werden? Hier müssen sogar die Köche aus der Küche eingreifen um einen durchgedrehten Mann zu bändigen, anhand einer Eifersuchtsszene.
      Ein Beziehungsdrama wird in den ersten 45 Minuten geboten. Es wird sehr emotional und brillant geschauspielert, wie man es wohl noch nicht so Perfekt gesehen hat. Ja dieses Beziehungsdrama wurde zur Perfektion realistisch gespielt, derartig hart, dass es schon in den Horrorbereich geht. Nichts für zarte Gemüter, wer zumeist Mainstream Wahre konsumiert wird den Film von dieser unzensierten Art nicht lange durchstehen und das richtige Grauen erst gar nicht zu Gesicht gekommen. Vor allem nach genau 45 Minuten passiert hier noch etwas, mit dem überhaupt nicht zu rechnen war, man reibt sich genau so die Augen wie der Ermittler hier.
      Dialoge wie „Für mich ist Gott eine Krankheit“ Antwort: „Deshalb können wir durch die Krankheit zu Gott finden.“ Sind auch nicht gerade ohne, allgemein wird oft über Gott abgelästert. „Weißt du, für mich ist Gott immer noch unter der Veranda, wo der Hund starb“.
      Die junge Isabelle Adjani (Nosferatu - Phantom der Nacht, Der Mieter) ist bildhübsch und spielt eine Doppelrolle, was man teils anhand der Schönheit schon erahnen könnte, aber so richtig heraus sieht man die 2 Rollen auch nicht. Schauspielerisch sind alle Darsteller erste Sahne, wie Sam Neill in der Hauptrolle, der anschließend auch richtig durchstartete, zu sehen in „Das Omen 3“, „Jurassic Park“ bis hin zu den kommenden „Daybreakers“ und auch die gut geformten Brüste zeigt Isabelle Adjani einige Mal gerne, eine absolute Kultdarstellerin unter dem Begriff, „Künstlerisch Wertvoll“. rofl
      Spoiler anzeigen
      Überraschender Weise gibt es noch ein Monster, welches auch als Gott höchstpersönlich bezeichnet wird. Es sieht sehr gorig aus, mit hochgezogenen, spitzen Kopf, woran sich wahrscheinlich zumindest von der Form her auch ein Pan’s Labyrinth zumindest anhand des Monsters daran orientiert haben könnte.

      Die Psyche wird hier enorm beansprucht, man möchte fast schon innerlich zerplatzen als Zuseher, genau dies geschieht hier in Grunde genommen auch, die Charaktere jene viel einstecken können werden bis zum äußersten gefordert, wobei die Darsteller dies brillant, ja sehr glaubhaft rüberbringen können.
      Ein paar blutige Effekte gibt es auch, wenn man die Charaktere sich selber und den Geliebten aus der Emotion heraus verletzen gedenken. Dabei spielt sich reichlich im Kopf ab, hat man gegen einen gewisse Antipathie entwickelt, packt ein anderer noch eins drauf und man wechselt die Lager. Die Kulisse zeigt uns Berlin in seiner natürlichen, etwas heruntergekommen Art, wie bröselige Gebäude, auch die Berlinermauer bekommt man zu Gesicht. Erstaunlich doch immer wieder wie überzeugend unsere Hauptstadt mit den Graffiti Malereien als Schauplatz wirken kann, wie unter anderem auch bei dem späteren „Snuff Road“ zu sehen. Unsere TV Produktionen können solche Bilder jedenfalls komischerweise nie wirklich einfangen, jene zumeist nur die modernen, schönen Seite der Städte aufzeigen.
      Im letzten Drittel wird der Film dann nach und nach abdrehen, alles verstehen kann man dabei nicht mehr, hier sind dem Regisseur auch die Pferde durchgegangen und das Werk wird unzugänglich werden, bricht den Gesamteindruck nicht das Genick, somit reicht es aber auch nicht zu den 10 Punkten. Vor allem hab ich mich gefragt, was der Delektiv und Satansgehörige mit der pinken Socke eigentlich im Film verloren hat, welche Aussage sollte diese gut sichtbare, eigenartige Socke treffen? Wer auf zensurfreie, außergewöhnliche Filme steht, sollte hier definitiv reinschauen. Für mich ein Wunder, dass der Film vom Label Bildstörung veröffentlicht wurde, sogar mit FSK 16 versehen, ein Film der in Großbritannien gar auf der kleinen „video nasty“ Liste steht, WAHNSINN unser Land! Der EMO sollte hier besser einen Bogen drum machen, sonst fängt er sogleich mit ritzen an. rofl

      [film]9[/film]
    • Die beiden Texte von euch wecken die Interesse in mir, aber das du Herr Doom eine ganze Subkultur klischeehaft übern Haufen ziehst, ist nicht ganz sooo cool. Okay, ich mag diese Trendmenschen auch nicht so besonders, aber sowas gehört in kein Review, vorallem könnte man es anders ausdrücken, für welche Zielgruppe der Film geeignet ist und nicht ;) Ich benutz desöfteren auch Begriffe die unter die Gürtellinie gehen, aber auch nur bei Verissen ;D
      Ansonsten okay :6:
    • Possession
      (Possession)
      mit Isabelle Adjani, Sam Neill, Margit Carstensen, Heinz Bennent, Johanna Hofer, Carl Duering, Shaun Lawton, Michael Hogben, Maximilian Rüthlein, Thomas Frey, Leslie Malton, Gerd Neubert, Kerstin Wohlfahrt, Ilse Bahrs, Karin Mumm
      Regie: Andrzej Zulawski
      Drehbuch: Andrzej Zulawski
      Kamera: Bruno Nuytten
      Musik: Andrzej Korzynski
      FSK 16
      Deutschland / Frankreich / 1981

      Als Mark von einer langen Geschäftsreise nach Berlin zurückkehrt ist seine Ehe ein Scherbenhaufen. Bereits bei seiner Ankunft ist Anna zurückweisend, seinen Fragen nach dem Grund für ihr Verhalten weicht sie aus. Gekränkt und rasend vor Eifersucht drängt er darauf, von ihr zu erfahren, warum sie sich so verändert hat. Anna gibt schließlich nach und erzählt ihm von einer Affäre ‚mit einem anderen Mann’, wie sie es nennt. Als er einen Liebesbrief von einem Mann namens Heinrich findet, glaubt Mark, den vermeintlichen Rivalen ausfindig gemacht zu haben. Allerdings lässt dieser ihn wissen, dass sich Anna mittlerweile auch ihm gegenüber sehr seltsam verhält. Offensichtlich gibt es da noch einen dritten Mann in ihrem Leben. Um der Sache nachzugehen, beauftragt Mark einen Detektiv, der ihr in ein heruntergekommenes Wohnhaus folgt. Was er dort vorfindet, ist monströs... und es lebt!


      Es wäre wohl vollkommen vermessen, wenn man mit der Erwartung an dieses Werk herangeht, das man einen Film präsentiert bekommt, den man letztendlich ohne Probleme verstehen kann. Vielmehr sollte man sich der visuellen Gewalt der Geschichte hingeben, denn die hervorragende Kameraarbeit und eine tristesse Optik des damals noch geteilten Berlins ziehen den Zuschauer von der ersten Minute an in ihren Bann und lassen ihn bis zum bitteren Ende nicht mehr los. Gerade durch die hier zur Schau gestellte Tristesse aus der Zeit des kalten Krieges entsteht von Beginn an eine als bedrohlich zu bezeichnende Grundstimmung, die sich im Verlauf der Geschichte zusehends verdichtet und immer unheimlichere Züge annimmt. Kann man sich am Anfang des Films ein vorherrschendes Gefühl der Beklemmung noch nicht so richtig erklären, so ändert sich dies aber mit zunehmender Laufzeit zusehends.

      Der polnische Regisseur Andrzej Zulawski schuf "Possession", um die Scheidung von seiner Ehefrau Malgorzata Braunek zu verarbeiten, weshalb es auch nicht weiter verwundert, das der Film zu Beginn wie ein typisches und übliches Scheidungs-Drama anmutet. So könnte man das Szenario am Anfang auch mit dem Titel eines Films von Ingmar Bergman (Szenen einer Ehe) ausstatten, was dem Gesamtwerk aber nicht einmal ansatzweise gerecht werden würde. denn was sich hier mit der Zeit entwickelt, ist so bizzar und größtenteils surrealistisch, das man es schwerlich in Worte fassen kann. Wenn man einmal davon ausgeht, das Zulawski hier seine eigenen Gefühle verarbeitet hat, dann muss es zur damaligen Zeit in seinem Inneren äusserst konfus ausgesehen haben, denn anders lässt sich das Geschehen nicht erklären. Vielleicht ist das auch der Hauptgrund, warum "Possession" damals beim Publikum durchgefallen ist, denn ist dieses Werk doch alles andere als für das breite Mainstream-Publikum geeignet.

      Dabei erscheint es doch vollkommen logisch und verständlich, das die hier erzählte Story nicht jeden Geschmack trifft und wohl nur einem recht kleinen Kreis von Leuten zugänglich ist, die das Aussergewöhnliche an einem Film zu schätzen wissen. Hinzu kommt die Tatsache, das Zulawskis Film im Endeffekt viel mehr Fragen offen lässt, als das er welche beantwortet. So erfährt man beispielsweise zu keiner Zeit, welcher Arbeit Frank nachgeht, oder was es mit der geheimnisvollen Lehrerin Helen auf sich hat, die Franks Frau Anna bis aufs Haar gleicht (Isabelle Adjani in einer Doppelrolle). Vielmehr wird der Zuschauer mit immer mehr surrealistischen- und phantastischen Elementen konfrontiert, die mit der Zeit ein äusserst bizarres Gesamtbild ergeben, auf das man sich im Prinzip keinen Reim machen kann. Ist es doch aber gerade der Umstand, das man sehr viel Raum für eigene Interpretationen hat und keine wirklichen Antworten auf die vielen offenen Fragen erhält, der diesen Film so aussergewöhnlich und sehenswert macht und ihn somit von jeglichem Mainstream abhebt.

      Meiner Meinung nach handelt es sich hier um nahezu geniales Kopf-Kino, in dem man ähnlich wie in Lars von Triers "Antichrist" enormen Spielraum für eigene Interpretationen hat und in dem auch die schauspielerischen Leistungen ganz eindeutig das absolute Highlight darstellen. Sam Neill und Isabelle Adjani spielen ihre Charaktere mit einer unglaublichen Ausdruckskraft und drücken dem Film damit ihren ganz persönlichen Stempel auf. Insbesondere die dargestellte Besessenheit der beiden wird ganz hervorragend in Szene gesetzt, nur das sie vollkommen anderen Dingen gilt. Ist es bei Frank die Besessenheit zu seiner Frau, so dient sie bei Anna doch eher dem schleimigen und unförmigen Monster, zu dem sie sich magisch hingezogen fühlt. Wenn man das grandiose Schauspiel der beiden einmal näher betrachtet, dann kommt man schon fast zwangsläufig zu der Erkenntnis, das der Titel des Films absolut zutreffend ist, denn "Possession" bedeutet ja übersetzt Besitz-oder Besessenheit. So kann man dann auch viel besser nachvollziehen, das es sich im Großen und Ganzen doch hauptsächlich um verlustängste und gekränkte Eitelkeit dreht, wenn man beobachtet, wie Frank mit allen Mitteln um eine Frau kämpft, die in seit nunmehr schon einem Jaht betrügt. Man stellt sich zwangsläufig die Frage, ob er die aus Liebe tut, oder lediglich aus der Angst heraus, seinen "Besitz" zu verlieren, der ihm anscheinend doch schon längst entglitten ist.

      Auch religiöse Anspielungen nehmen in Zulawskis Werk einen größeren raum ein, so wird die "Gott-Thematik" nicht gerade selten in den Vordergrund gerückt. Gerade bei den surrealistischen Passagen des Films kommt dies sehr gut zum Ausdruck, wobei die Sequenz, in der man Anna kniend-und betend in einer Kirche sieht und sie kurz darauf in einem U-Bahn Tunnel eine Fehlgeburt erleidet. Auch hier gibt es wieder einmal mehrere Sichtweisen, um das Geschehen zu deuten, was aber ganz generell auf den gesamten Film zutrifft. Man muss diesen fantastischen Film aber wirklich selbst gesehen haben, um sich eine eigene Meinung-und Sichtweise zu bilden, denn die Geschichte beinhaltet extrem viel Diskussions-Potential, was an sich schon ein Gütesiegel für einen Film darstellt. Genialität und Wahnsinn, Realität und Fiktion, alle diese Dinge sind hier im Überfluss vorhanden, so das "Possession" eines der aussergewöhnlichsten Film-Erlebnisse darstellen dürfte, das man je zu Gesicht bekommen hat. Für viele Leute verständlicherweise eher unzugänglich, offenbart sich einem ein grandioses Werk, das einerseits extrem phantastisch und bizarr erscheint, bei dem man aber ja nach eigener Sichtweise, das gesamte Geschehen auf einen recht minimalistischen Nenner bringen kann. Denn im Prinzip wird hier lediglich die gesamte Gefühlspalette einer nahezu zerstörten Ehe dargestellt, was zugegebenermaßen auf eine Art und Weise geschieht, wie man es in dieser Form noch nicht gesehen hat.

      So hat das Independent Label "Bildstörung auch mit seiner sechsten Veröffentlichung wieder einmal einer wahren Perle den Weg auf DVD verschafft und sich auch bei den Extras wieder nicht lumpen lassen. So gibt es neben Audiokommentaren zusätzlich die Dokumentation "Die andere Seite der Mauer", eine Bildergalerie und ein 48-seitiges Booklet. Insgesamt also eine weitere Veröffentlichung, deren Anschaffung sich wirklich lohnt, vor allem, wenn man ein Freund von aussergewöhnlichen Filmen ist, die sich vollkommen abseits des Mainstreams ansiedeln.


      Fazit:


      Was hier wie ein gewöhnliches Ehe-Drama beginnt, entwickelt sich mit der Zeit zu einem bizarren und sehr blutigen Geschehen, in dem die Gewalt-Spirale immer höher gedreht wird und die surrealistischen Elemente immer mehr zum Vorschein kommen. Grandiose Darsteller, eine tristesse Optik und hervorragende Kameraarbeit machen "Possession" zu einem der aussergewöhnlichsten Filme, die man je gesehen hat. Man sollte erst gar nicht versuchen, dieses Werk unbedingt zu verstehen oder logisch zu erklären, denn man wird ganz sicher zu keinem Ergebnis gelangen. Viel eher sollte man den gegebenen Spielraum für eigene Interpretationen nutzen und sich seine ganz eigene Sichtweise der hier dargestellten Geschehnisse machen. Auf jeden Fall aber handelt es sich um einen grandiosen Film, den man unbedingt gesehen haben sollte.


      Die DVD:

      Vertrieb: Bildstörung
      Sprache / Ton: Englisch DD 2.0 Mono
      Untertitel: Deutsch
      Bild: 1:1,66 (16:9 anamorph)
      Laufzeit: 119 Minuten
      Extras: US-Audiokommentar von Andrzej Zulawski und Daniel Bird (dt. UTs), Dokumentation mit aktuellen Interviews von Andrzej Zulawski, Marie-Laure Reyre (Produzentin), Andrzej Jaroszewicz (Kamera) und Frederic Tuten (Koautor) (dt. und engl. UTs´) [51:40 Min.], Bildergalerie (32 Filmfotos), Filmtrailer [02:37 Min.], Booklet mit einem Grußwort von Andrzej Zulawski, einem Text von Jörg Buttgereit, einem Text von Daniel Bird und einem Text von Marcus Stiglegger zu Zulawskis Gesamtwerk (farbig, 48 Seiten)

      [film]10[/film]
      Big Brother is watching you
    • Wow, der Trailer und eure Reviews haben mir gerade das Wasser im Mund zusammen laufen lassen! Klasse! Den Film muss ich mir unbedingt zulegen, das ist absolut einer für mich!
      Ich mag Isabelle Adjani sowieso sehr gern, sie ist eine tolle Schauspielerin und diese Augen... *träum* Sam "Jurassic Park" Neill ist auch klasse. Mensch Jungs, irgendwann muss ich durch euch noch ein zusätzliches Zimmer anbauen; soviel Filme hab ich durch eure Reviews "aufgeschwatzt" bekommen... ;)
      Hurley: "Hat der Vogel gerade meinen Namen gerufen?"
      Sawyer: "Ja hat er...Und gleich danach hat er Goldklümpchen gekackt."
    • Original von Sawyer
      Wow, der Trailer und eure Reviews haben mir gerade das Wasser im Mund zusammen laufen lassen! Klasse! Den Film muss ich mir unbedingt zulegen, das ist absolut einer für mich!
      Ich mag Isabelle Adjani sowieso sehr gern, sie ist eine tolle Schauspielerin und diese Augen... *träum* Sam "Jurassic Park" Neill ist auch klasse. Mensch Jungs, irgendwann muss ich durch euch noch ein zusätzliches Zimmer anbauen; soviel Filme hab ich durch eure Reviews "aufgeschwatzt" bekommen... ;)


      Den muss ich mir auch noch anschauen. Bin ein großer Isabelle Adjani Fan.
      Drei Dinge sind unwiederbringlich:
      der vom Bogen abgeschossene Pfeil,
      das in Eile gesprochene Wort,
      die verpasste Gelegenheit.
      Ali der Löwe, Kalif des Islam
    • Das kann man dir nicht verdenken, Samazone. Sie ist eine der besten französischen Schauspielerinnen, die ich je gesehen habe. Das klingt vielleicht übertrieben, is aber so!
      Nur schade, dass sie nie mit Rollin gedreht hat...
      Hurley: "Hat der Vogel gerade meinen Namen gerufen?"
      Sawyer: "Ja hat er...Und gleich danach hat er Goldklümpchen gekackt."
    • Das Label Bildstörung ist ja mittlerweile dafür bekannt, dass sie bislang sehr spezielle Filme auf den Markt gebracht haben und hoffentlich auch noch viele Jahre so weiter machen. Ihnen gelingt es immer wieder alte Perlen auszugraben, die schon beinahe in der Versenkung verschwinden. Doch dann kommt jedes mal so eine grandiose Veröffentlichung und man darf gespannt sein, welches Meisterwerk man hier wieder vorgesetzt zu bekommen. Diesesmal ist es ein Film von Regisseur Andrzej Zulawski, der ja auch für eher skurrile Werke bekannt ist. In Possession verarbeitet er die Scheidung zu seiner damaligen Frau und das es dann kein normaler Film werden kann, das sollte nun auch jedem klar sein.

      Man wird schon gleich zu Beginn ins kalte Wasser geworfen und dieses typische Vorgeplänkel findet hier schon gar nicht mehr statt. So merkt Mark recht schnell, als er nach einer langen Zeit wieder zu seiner Familie zurück kehrt, dass seine Frau nicht mehr die gleiche ist und scheinbar keine Gefühle mehr für ihn aufweisen kann. Das ganze spitzt sich dann auch sehr schnell zu und in dem Beziehungsdrama geht auch immer mehr die Post ab. Vor allem wie realistisch und erschütternd das ganze dargestellt wird, muss man wirklich sehen, da es nur sehr schwer in Worte zu fassen ist. Zurecht wird davon geredet, dass der junge Sam Neill (u.a. Jurassic Park) hier eine seiner besten Leistungen abliefert. Und das kann man gerne so unterstreichen. Aber auch seine "Frau" Anna agiert so bravourös, dass es einem manchmal einen kalten Schauer über den Rücken jagt. Vor allem passt es in die ganzen Tristesse herein, da der Film ja im damaligen West Berlin spielt, als die Mauer noch stand (welche auch im Film zu sehen ist).

      Wer aber nun denkt, dass man hier ganze 2 Stunden ein Beziehungsdrama serviert bekommt, den kann man gleich sagen, das dies nicht geschehen wird. Vielmehr in der ersten Hälfte, als das ganze auf- und verarbeitet wird. Aber dann driftet der Film komplett ab, sodass man mit so etwas absolut gar nicht gerechnet hat. Aber irgendwie passt das ganze auch wieder in das Werk von Zualawski. Dieser hat damals mit dem Satz: "It´s about a woman fucking an Octopus" geworben, um damit Produzenten für sein Werk gewinnen zu können. Und da man sich unter dem Satz recht wenig drunter vorstellen kann, haben sich genug Geldquellen aufgetan, damit dieser Film vollendet werden konnte.

      Es sei noch gesagt, dass Possession mit Sicherheit nicht jedermanns Geschmack ist, denn der Film ist auf jeden Fall etwas sehr besonderes und das kommt ihm zu gute. Vor allem auch, da man hier eine Richtlinie vorgegeben hat, aber jedem Zuschauer einzeln überlassen ist, wie er den Film sieht und was er sich darunter vorstellt. Hier kann man verschiedene Sichtweisen anbringen, was auch gar nicht so verkehrt ist. Surreal, außergewöhnlich und bizarr sind wohl am aussagekräftigsten für den Film, da diese Eigenschaften sehr gut passen. Man sollte sich auch auf keinen reinen Unterhaltungsfilm einstellen, denn das ist er nicht. Viel mehr regt er zum denken an und was jeder einzelne daraus macht.

      [film]7[/film]
    • War mir irgendwie zu sperrig und strange, obwohl ich solche Filme eigentlich mag. Tja, vielleicht habe ich ihn auch einfach nur in einer falschen Situation geschaut. Definitiv kein Unterhaltungsfilm, sondern verstörendes und surreales Dramakino mit viel Interpretationsmöglichkeiten.
    • Drama, Thriller, Horror, Arthouse... und noch jede Menge mehr !!!
      Der Film ist einfach ein Meisterwerk, allerdings nicht für jedermann. Sowohl die schauspielerischen Leistungen, Drehbuch, der eindringliche Score, die FX von Carlo Rambaldi, die Location an der Berliner Mauer, und... ist es bei diesem Film wunderbar das er nicht deutsch synchronisiert wurde. Einfach elektrisierendes , nach 30 Jahren immer noch erfrischendes Arthouse-Kino, oder doch nicht ?
    • Wirklich ein (alp)traumhaftes Meisterwerk. Verstörend und herrlich inszeniert zugleich. Ein wunderbarer surrealer Trip, den sich keiner entgehen lassen sollte.

      [film]8[/film]
      Achtung! Kleiner Hinweis: Wenn es um Ridley Scotts Alien geht können Sie mit diesem User nicht mehr vernünftig diskutieren, da alle Meinungen, die Alien nicht als absolutes Meisterwerk lobpreisen, von ihm als Quatsch angesehen werden.
    • Possession ist ein wirklich " schwieriges " Werk. Nicht für jeden geeignet. So solle es auch sein .
      Bizzar, Grotesk, verrückt. Ein kompletter Alptraum in der damaligen kalten Kriegs Ära. Berlin ist Schauplatz in diesem absurdum. Mit sehr kalten Bildern eingefangen , wird dem Zuschauer eine Ehe- Krise vorgeführt, die den Protagonisten Schauspielerisch viel abverlangt. Besonders Isabelle Adjani als Besessene. Besessen ....von was ? Besessen nicht das zu bekommen was will ? Liebe ? Oder ist es ihre Einsamkeit ? Gequält von Depression und Selbstzerfleischung ? Indem diese Symptome langasam aber sicher Formen annehmen. Formen die so Grotesk sind ,das diese völlig die Kontrolle übernehmen. Eines muss man Isabelle lassen. Darstellerisch hat sie in diesem Höllentrip, ihr inneres nach außen gekehrt. Mit voller Inbrunst, lässt Sie sich völlig gehen. Auch Sam Neil, als gepeinigter und völlig durch den Wind getriebenen Ehe- Mann geht absolut auf.
      Man kann diesem Werk in kein Genre zuordnen. Es ist alles von allem. In erster Linie ist es ein Kunstfilm, und auch deshalb schwer zu umschreiben. Man kann dies auch nicht mit einem Satz erklären. Es würde den Rahmen sprengen. Man " muss " sich darauf einlassen können. Lange rede ,kurzer Sinn. Ich musste ihn mir zweimal anschauen, um eine genaue Analyse zu erstellen. War nicht einfach......meine Bewertung wird eine [film]8[/film] sein.
      Pain, Fear,....and the Dead is everywhere.
    • REVIEW: POSSESSION (Alternativ mit Bildern und alles auch auf THANATISCHE MANIFESTATIONEN lesbar)

      Nach einer langen Geschäftsreise bemerkt Mark, dass seine Frau Anna noch abweisender und verschlossener ist, als sie es sowieso schon war. Getrieben von Eifersucht versucht er ihren neuen Freund ausfindig zu machen. Er ahnt jedoch nicht, dass der, der ihr so den Kopf verdreht hat noch nicht einmal ein menschliches Wesen ist.

      „It’s about a woman fucking an octopus“. Mit diesen Worten betitelte der polnische Regisseur Andrzej Korzynsky seinen im Jahre 1981 in Westberlin gedrehten Film „Possession“. Nach der Sichtung entpuppt sich dieser Slogan als ähnlich banal, wie es schon beim total missglückten Titel „The Pig Fucking Movie“, mit welchem der grandiose „Vase de Noces“ in der Vergangenheit beleidigt wurde, der Fall war. Obwohl dies sicherlich mit einem Augenzwinkern zu verstehen ist bzw. war, ist die Beschreibung dennoch alles andere als falsch. Prinzipiell geht es bei „Possession“ wirklich um eine Frau, die einen Oktopus fickt. Doch warum wirkt dieser Spruch trotzdem so unangebracht? Ganz einfach deshalb, weil „Possession“ einfach so viel mehr ist als das. Der Film vereinigt so viele verschiedene Genres in sich, dass es auf Anhieb unmöglich wäre, sich auf eines festzulegen. Charakterdrama, Horror, Thriller, Experimentalfilm und Mystery, von all diesen Gattungen sind Elemente vertreten, jedoch ist „Possession“ einfach zu vielschichtig und schlichtweg intelligent, um sich vor einen Karren spannen zu lassen. Dieses Ausnahmewerk wurde übrigens in der Vergangenheit um eine dreiviertel Stunde zensiert und genoss in England den zweifelhaften Status eines „Video Nasty“. Doch was macht Possession so besonders?

      Als Mark von einer seiner geheimen Missionen zurückkommt, muss er feststellen, dass seine Ehe so zerrüttet ist wie nie zuvor. Seine Bemühungen die Bruchstücke wieder zusammenzuflicken wurden nicht von Erfolg gekrönt und seine Frau Anna ist ihm so fremd wie noch nie zuvor. Als er herausbekommt, dass es einen anderen Mann in ihrem Leben gibt, rastet er aus, randaliert in einem Café und sucht tagelang Flucht im Alkohol. Er merkt, dass er ohne sie nicht kann und macht sich auf die Suche nach ihrer Affäre, einem esoterisch angehauchten New Age Fanatiker namens Heinrich. Doch als sich herausstellt, dass auch Heinrich Anna seit einigen Wochen nicht mehr zu Gesicht bekommen hat, wirft das noch weitere Fragen auf. Da Anna immer häufiger und über längere Zeiträume aus der gemeinsamen Wohnung fernbleibt, beauftragt Mark einen Privatdetektiv, der sie beschattet und bis zu ihrer Wohnung verfolgt. Der Mann verschafft sich Zutritt zu dem abgewrackten Apartment in Berlin Kreuzberg und trifft dort Annas neuen Liebhaber an: einen gigantischen, schleimigen Oktopus.

      „Possession“ ist intensiv, von der ersten bis zur letzten Sekunde. Die Geschichte ist rasant und voller Bewegung, sodass man als Zuschauer direkt involviert und gespannt auf die nächste Entwicklung ist. Da die Anfänge des Films einem Charakter- bzw. Ehedrama ähneln (bzw. eines sind) und man die Vorgeschichte bloß durch die Erzählungen und Dialoge des Pärchens erlebt, ist man über lange Zeit im Unklaren darüber, was denn eigentlich vorgefallen und wer der eigentliche „Schuldige“ ist. Die Ehekrise wird auf mysteriöse, aber dennoch heftige Art dargestellt, was zur Folge hat, dass durchgehend die Fetzen fliegen, ohne das wirklich etwas aufgeklärt wird. Als die Handlung immer mehr Fragen aufwirft, startet der zweite Teil des Filmes, in dem Annas Liebschaft mit dem Oktopus thematisiert wird. Der Ton ändert sich schlagartig. Alle Charaktere gehen in einen Zustand absoluter Verzweiflung über und der Wahnsinn nimmt seinen Lauf. Der eher bodenständige und in der Realität verhaftete Film wächst langsam aber stetig in seine übernatürliche, wahnsinnige Haupthandlung hinein und legt eine Extremität und Härte an den Tag, die seines Gleichen sucht. Jedoch muss man ganz klar sagen, dass „Possession“ sich selbst nie untreu wird und ständig eine absolut homogene Grundhaltung bewahrt, in der die verschiedenen Elemente erstaunlich gut zusammenpassen.

      Die Charaktere sind raffiniert entworfen und blühen in der Interaktion (bzw. im Streit) perfekt auf. Mark ist ein cholerischer, kontrollbesessener und verzweifelter Mensch, der zugleich Antipathie und Empathie erweckt. Da er prinzipiell der Betrogene ist, scheinen seine Handlungen bis zu einem gewissen Grade nachvollziehbar, jedoch offenbart sich schnell sein aufbrausender, garstiger Charakter. So gibt er zum Beispiel vor, sein Kind nie wieder sehen zu wollen und schlägt in einer weiteren Szene mehrfach auf seine Abtrünnige Geliebte ein. Anna hingegen ist absolut hysterisch und wirkt trotz ihrer anfänglichen Kaltherzigkeit irgendwann eher wie eine leidende Frau, die etwas verfallen ist, was sie selbst nicht begreifen kann. Diese Konstellation hat einige unfassbar intensive und chaotische Szenen zur Folge. So ist zum Beispiel die Szene im Café eines der durchdachtesten und intelligentesten Szenarien des gesamten Films. Zunächst mimt Mark den kaltherzigen, aggressiven, dominanten Mann, doch als Anna ihm von der Liebe zu ihrem neuen Freund erzählt und sagt, dass sie nie ein Kind mit ihm gezeugt hätte, wenn sie den anderen Mann vorher kennengelernt hätte, fängt Mark an zu toben und Stühle herumzuschmeißen. Neben zig Gefühlsausbrüchen, gewalttätigen Auseinandersetzungen und Schreiereien ist auch die Szene bemerkenswert, in der sich Anna bei einem Tobsuchtsanfall ein elektronisches Küchenmesser in den Hals rammt. Diese Szene macht deutlich, welche Verzweiflung, welcher Hass und welche Trauer in der Luft liegen und wie sehr die Charaktere untereinander zu leiden haben. Sam Neill und Isabelle Adjani spielen absolut hervorragend und liefern absolute Glanzleistungen ab, vor denen man wirklich nur den Hut ziehen kann.

      Irgendwann nimmt Annas Besessenheit bzw. ihre Vorliebe für das abartige Tintenfischmonster den Hauptteil der Handlung ein und die Stimmung wird noch bedrohlicher und vor allem grausamer, als sie es zuvor war. Auch hier hat der Film einige Szenen von enormer Dichte vorzuweisen. So erleidet Anna zum Beispiel in einem U-Bahnhof einen totalen Zusammenbruch und beginnt wie wild herumzuschreien, mit dem ganzen Körper zu zucken und schlussendlich Schleim und Blut zu erbrechen. Die Szenen in ihrer Wohnung sind absolut grandios und erinnern vom Spannungsaufbau her stark an die klassischen Horrorfilme der 70er und 80er Jahre. Vor allem der Mord an dem Detektiv und die wirklich atemberaubende Szene, die Anja beim Sex mit dem Monster zeigt, sind absolut monumental und als Höhepunkte dieses tollen Filmes anzusehen. Sicherlich sind diese Szenen irgendwie auch als Manifestationen eines unterbewussten Strebens und lang angestauten Frustes zu werten. In dieser kranken Beziehung spiegelt sich ein immerwährendes Gefühl von Trauer, Enttäuschung und Eskapismus wieder, welches auf eine unterschwellige Art die erste Hälfte relativiert und weiterspinnt und sehr viel Platz für Deutungen bietet. Ist der Oktopus nur fleischgewordene Trauer? Die Sehnsucht nach dem Unbekannten? Eine verzerrte Erinnerung dessen, was einst war? Die Tatsache, dass Anna sich der absoluten Widerwärtigkeit hingibt und es stellenweise sogar ihrem Kind vorzieht, zeigt wie existenziell und tief der Konflikt ist. Dem ganzen Geschehen wohnt etwas Schizophrenes, Unbegreifliches inne, was durch das Oktopusmonster sehr gut veranschaulicht wird.

      Fazit: „Possession“ ist ein absolutes Meisterwerk. Dieser schizoides Meilenstein des transgressiven Kinos wirkt auf so vielen Ebenen und ist so vielsagend, dass es kaum möglich ist, die gesamte Raffinesse adäquat wiederzugeben. Kaum ein Film schafft es so phantastisch und dennoch erbarmungslos ernst und realistisch zu sein und dabei ein so hohes Maß an Stimmigkeit zu halten. Seine Emotionalität, seine Hässlichkeit und seine brillante Handlung machen „Possession“ zu einem absolut besonderen, einzigartigen Film, für den man wirklich nur eine Empfehlung aussprechen kann.

      Zur DVD: Zum ersten Mal veröffentlicht Bildstörung den Film in seiner ungekürzten Form in Deutschland. Da Booklet ist, wie gewohnt, sehr detailliert und aufschlussreich, die Qualität sehr gut und das Design mal wieder sehr hübsch ausgefallen. Eine würdige Veröffentlichung!


      thanatischemanifestationen.blogspot.de
    • Ein sehr seltsamer und etwas wirrer Film. Eigentlich mag
      ich so etwas ja, aber dieser ist mir irgendwie am Allerwertesten
      vorbeigegangen. War wohl an dem Tag nicht richtig in der Stimmung
      für das Teil. Tja, kann vorkommen.
    • Zum 40 jährigen Jubiläum kommt er ab dem 1.Oktober 2021 mit einer 4K Restauration wieder in einige Kinos und auch für Zuhause heraus.

      Mein Herz schlägt für meine Mama &