Produktionsland: Spanien, USA
Produktion: Pepon Coromina, Andreu Coromina, George Ayoub, Norm Hill, Xavier Visa
Erscheinungsjahr: 1987
Regie: Bigas Luna
Drehbuch: Bigas Luna, Michael Berlin
Kamera: Josep M. Civit
Schnitt: Tom Sabin
Spezialeffekte: Francisco Teres, Paco Teres
Musik: Jose Manuel Pagan
Länge: ca. 88 Minuten
Freigabe: FSK 18
Darsteller: Zelda Rubinstein, Michael Lerner, Talia Paul, Angel Jove, Clara Pastor, Isabel Garcia Lorca, Nat Baker, Edward Ledden, Gustavo Gili, Antonio Regueiro
Deutsche DVD & Blu-Ray Fassung: 04.10.2012
Inhalt:
Patty und ihre Freundin sehen sich im Kino einen merkwürdigen Horrorfilm an, in dem eine ältere Frau ihren Sohn unter Hypnose dazu zwingt, diverse Menschen umzubringen, die sie für den Jobverlust ihres Sohnes, der bei einem Augenarzt beschäftigt war, verantwortlich macht. Der Film entwickelt eine gefährliche Eigendynamik, als mehrere Zuschauer vom Geschehen auf der Leinwand geradezu hynotisiert werden, und zur tödlichen Gefahr für die anderen Gäste werden...
Trailer:
Meine Meinung:
"Angustia" (so der Originaltitel) ist bis zum heutigen Tag ein Geheimtip geblieben, obwohl der Film zum Besten gehört, was das Genre des Horror-Thrillers in den 80er Jahren hervorgebracht hat. Die relative Unbekanntheit dieses Streifens hierzulande mag auch dem Umstand geschuldet sein, dass es bis heute keine offizielle DVD von diesem Meisterwerk gibt, was, gelinde gesagt, eine Schande ist.
Regisseur Luna ("Jamon Jamon"), der sich in vielen Genres zuhause fühlt, schuf mit dem spanischen "Angustia", der zum Teil mit U.S-Schauspielern gedreht und mit amerikanischem Geld finanziert wurde, einen sehr originellen und hochspannenden Horror-Thriller, der zwar in der Tradition großer Meister wie Brian DePalma und Alfred Hitchcock steht (was v.a. in der Filmsprache, insbesondere der famos intensiven Kameraarbeit, deutlich wird), aber dennoch etwas ganz und gar Originäres darstellt.
Das größte Meisterstück ist zweifelsohne der "Film-im-Film", der, mit der aus "Poltergeist" bekannten Zelda Rubinstein als durch und durch bösartiger Mutter und Michael Lerner ("Godzilla") als deren Sohn, der seinen Opfern stets zuerst die Augen aussticht, superb besetzt, so sehr im Mittelpunkt des Leinwandgeschehens steht, dass man als Zuschauer häufig die selben Schwierigkeiten hat, Film und Realität auseinanderzuhalten, wie die Kinozuschauer im Film. Die ständig im "Film-im-Film" auftauchenden Hypnosespiralen geben "Angustia" einen ausgesprochen psychedelischen Look, der in Verbindung mit der durch und durch unheimlichen Atmosphäre der Story bei schreckhaften Zuschauern echte Angst auslösen kann.
Die "Film-im-Film"-Metaebenen des Streifens werden mit zunehmender Laufzeit, wenn Panik im Kino ausbricht, als ein "echter" Killer auftaucht, der in gleicher Manie tötet wie der "Filmkiller", immer komplexer. Am Ende läßt Luna gar den "Anguish"-Abspann über die Leinwand eines weiteren Kinos laufen, in dem sich Zuschauer eben nicht nur den "Film-im-Film" angesehen haben, sondern scheinbar den ganzen Film "Angustia". Der Rezipient wird somit der Sicherheit beraubt, "nur" einen Film gesehen zu haben. Realität und Fiktion sind nicht mehr unterscheidbar, die Wahrnehmung täuscht nicht nur die Protagonisten, sondern auch den Zuschauer von "Angustia".
"Im Augenblick der Angst" ist eine wohl einzigartige Relexion über "gestörte sensorische Wahrnehmungen" und durch und durch visuell. Nicht die an und für sich stereotypische Killer-Geschichte ist es, die den Film so außergewöhnlich gelungen macht, es sind die Bilder! Eine Relexion über die Mittel des Kinos und die Wirkung von medialer Gewalt auf den Zuschauer bzw. den Konsumenten ist es obendrein und das lange vor postmodernen Horrorfilmen wie "Scream 2".
Der Film wirkt auch zu keiner Zeit billig, sondern sehr profesionell in Szene gesetzt. "Im Augenblick der Angst" ist stellenweise recht blutig ausgefallen, doch stehen Spannungserzeugung und Atmosphäre stets im Vordergrund. Echten Splatter bekommt man nie zu sehen, was imho auch nicht zum Grundkonzept des Films gepaßt hätte.
Für mich einer der spannendsten und innovativsten Horrorfilme überhaupt!
Allein der Schmerz vermag es, dich spüren zu lassen, dass du wirklich existierst.