Der Fall Paradin

    • Der Fall Paradin





      Produktionsland: USA
      Produktion: David O. Selznick
      Erscheinungsjahr: 1947
      Regie: Alfred Hitchcock
      Drehbuch: Robert Hichens (Roman) / Alma Reville (Adaption)
      Kamera: Lee Garmes
      Schnitt: John Faure / Hal C. Kern
      Spezialeffekte: Clarence Slifer
      Budget: ca. 4.258.000 $
      Musik: Franz Waxman / Paul Dessau
      Länge: ca. 109 Minuten
      Freigabe: FSK 16
      Darsteller: Gregory Peck, Ann Todd, Charles Laughton, Charles Coburn, Ethel Barrymore, Louis Jourdan, Alida Valli, Leo G. Carroll, Joan Tetzel, Isobel Elsom


      Verdammt schwer, sich der faszinierenden Ausstrahlung von Mrs. Paradin zu entziehen. Und diese Frau soll ihren blinden Mann kaltblütig ermordet haben? Unmöglich! Der Anwalt Anthony Keane ist nicht nur fest von der Unschuld seiner schönen Mandantin überzeugt, er verliebt sich sogar in sie. Doch das Schicksal hat seine eigenen Gesetze. Kurz vor der Verhandlung wird der Angeklagten ein Verhältnis nachgewiesen. Der feindselige Richter droht mit kurzem Prozeß.



      Auch wenn vorliegendes Werk sicherlich nicht zu Hitchcocks besten und wichtigsten Filmen zu zählen ist und von vielen Leuten als eher unbedeutend eingestuft wird, so bin ich doch der Meinung, das er dieses eher stiefmütterliche Dasein nicht so recht verdient hat, da die durchaus vorhandene Klasse dadurch doch ziemlich herabgewürdigt wird. Sicherlich entsteht hier nicht die absolute Hochspannung, wie man sie bei den meisten Filmen des Meisters des Suspense vorfindet, doch besitzt "Der Fall Paradin" auch durchaus seine Qualitäten, die man nicht verkennen sollte.

      Gerade die Tatsache, das der eigentliche Fall, um den es sich hier dreht in den Hintergrund gerät und die Person des Anwalts Anthony Keane im Focus des Geschehens steht, finde ich sehr bemerkenswert. Wer jetzt aber denkt, das sich die Geschichte hauptsächlich auf seine Vorbereitungen für den großen Mordprozess konzentriert, der wird sich ziemlich schnell getäuscht sehen, denn vielmehr geht es um seine Gefühle, die er mit der Zeit für seine Mandantin entwickelt und die schon fast in eine Art Besessenheit erinnern. Er erliegt der Faszination der geheimnisvollen Mrs. Paradin (Alida Valli), die eine fast magische Wirkung auf ihn zu haben scheint, der er sich einfach nicht entziehen kann.

      Gerade diese Passagen des Films werden ganz hervorragend herausgearbeitet und bestechen durch excellentes Schauspiel, das insbesondere von Gregory Peck dargeboten wird, der die Figur des Anwalts mit ungeheurer Ausdruckskraft und Überzeugung erfüllt. Doch auch Ann Todd, die in der Rolle seiner Frau zu sehen ist, weiss zu überzeugen und stellt die verzweifelte, aber auch hoffende Ehefrau auf eine sehr authentische Art und Weise dar. Denn obwohl sie die veränderungen an ihrem Mann bemerkt und auch den Grund dafür erkennt, gibt es keine theatralischen Wutausbrüche oder Ähnliches zu sehen, vielmehr übt sie keinerlei Druck auf ihren Mann aus und hofft, das er auch emotional wieder zu ihr zurückkehrt.

      Der eigentliche "Fall Paradin" verläuft indessen ziemlich vorhersehbar, so das in dieser Beziehung auch nicht wirklich echte Spannung aufkommen mag, was ich persönlich aber keinesfalls als negativ angesehen habe, denn vielmehr ist man von dem faszinierenden Schauspiel der Akteure angetan, das einen phasenweise richtiggehend in seinen Bann zieht. So ist es dann auch nicht weiter verwunderlich, das einen der Ausgang der zwischenmenschlichen Beziehungen dieser Geschichte fast mehr interessieren als der Ausgang der Gerichtsverhandlung. Diese Besonderheit hebt den Film von anderen Gerichts-Dramen ab und lässt ihn in meinen Augen auch in der Filmografie eines Alfred Hitchcock als kleine Rarität erscheinen. Auf jeden Fall aber handelt es sich um einen Film, den man gesehen haben sollte und sei es nur wegen des teils brillanten Schauspiels, das man hier geboten bekommt.


      Fazit:


      "Der Fall Paradin" ist ein Gerichts-Drama, das den eigentlichen Fall in den Hintergrund drängt und vielmehr seinen Focus auf die zwischenmenschlichen Beziehungen der Protagonisten legt. Dennoch wirkt der Film zu keiner Zeit schmalzig oder überzogen und besticht durch seine erstklassigen Darsteller, deren Schauspiel das absolute Highlight dieses Werkes sind. Dadurch wird der hier erzählten Geschichte eine ganz eigenartige faszination verliehen, der man sich als Zuschauer nur schwerlich entziehen kann.


      [film]8[/film]
      Big Brother is watching you
    • Es gibt Besseres vom Meister, aber ein schwächerer Hitchcock ist immer
      noch sehr gut, demnach lockere

      [film]8[/film]