Shock



    • Produktionsland: Italien
      Produktion: Ugo Valenti / Turi Vasile
      Erscheinungsjahr: 1977
      Regie: Mario Bava
      Drehbuch: Francesco Barbieri
      Kamera: Alberto Spagnoli / Mario Bava
      Schnitt: Roberto Sterbini
      Spezialeffekte: -
      Budget: ca. -
      Musik: V. Cappa / Alessandro Centofanti / Walter Martino
      Länge: ca. 89 Minuten
      Freigabe: FSK Keine Jugendfreigabe
      Darsteller: Daria Nicolodi, John Steiner, David Colin Jr., Ivan Rassimov, Lamberto Bava, Paul Costello, Nicola Salerno


      Deutsche DVD Fassung: 25.08.2011



      Inhalt:

      Dora, die Frau des Piloten Bruno, mit dem sie in zweiter Ehe verheiratet ist, zieht sich mit ihm und Marco, dem aus Doras erster Ehe stammenden Sohn, in das alte Haus ihrer Familie zurück. Dort hat vor Jahren ihr erster Gatte, ein Junkie, Selbstmord begangen. Plötzlich beginnt Marco, sich sehr merkwürdig zu benehmen. Er entwickelt regelrechte sexuelle Gelüste in bezug auf seine Mutter. Dora glaubt bald, daß der Geist ihres ersten Mannes sich in dem Jungen reinkarniert hat. Doch wer soll ihr Glauben schenken? Und warum sollte der Geist sich jetzt aus dem Jenseits melden?





      Das ist er nun also, der letzte Kinofilm der Regisseur-Legende Mario Bava, in dem einem wohl zuallererst ins Auge fällt, das Bava hier nicht mit dem kräftigen Farbenspiel arbeitet, die man aus den meisten seiner Werke gewohnt ist. Meiner Meinung nach kommt das dem Film sogar zugute, denn so kann sich der schleichend aufkommende Horror in diesem doch eher ruhigen Vertreter des Gruselfilms erst so richtig entfalten und eine kaum für möglich gehaltene Intensität entwickeln, die man der hier erzählten Geschichte am Anfang gar nicht zutraut. Es wird sogar Leute geben, die "Shock" als eher langatmigen oder ereignislosen Horrorfilm ansehen, doch diese Einschätzung würde dem Werk keinesfalls gerecht werden.

      Auch wenn man keine großartigen Effekte oder übermäßig harte Passagen erwarten sollte, so entwickelt das Geschehen mit der Zeit seine ganz eigene Dynamik und weist insbesondere einen geradezu excellenten dramaturgischen Spannungsaufbau vor, der allerdings erst mit zunehmender Laufzeit so richtig spürbar wird und zu Beginn anscheinend noch nicht einmal annähernd zu erkennen ist. Das ist in meinen Augen auch die ganz große Stärke des Films, bei dem man in den ersten Minuten das Gefühl bekommt, das er eine eher einschläfernde Wirkung auf den Zuschauer hat, was sich aber im Laufe des Geschehens als absoluter Trugschluss herausstellt. Denn nach und nach wird die Spannungsschraube kontinuirlich immer fester gezogen und es entwickelt sich eine extrem dichte und bedrohlich aufkommende Grundstimmung, die so einige kalte Schauer nach sich zieht, die einem den Rücken runterlaufen.

      Gerade die Tatsache, das die Geschichte phasenweise den Eindruck eines sehr intensiven Kammerspiels vermittelt, da sich ein Großteil der Story lediglich mit 2 Personen (Mutter und Sohn) beschäftigt, rückt insbesondere das dargebotene Schauspiel in den Mittelpunkt des Szenarios. Und in dieser beziehung wird man wirklich nahezu verwöhnt, denn vor allen Dingen Daria Nicolodi überzeugt hier in ihrer Rolle als Mutter und verleiht der von ihr dargestellten Figur durch ihre Ausdrucksstärke und hervorragende Mimik einen sehr glaubwürdigen und authentischen Anstrich. Doch auch die Rolle ihres kleinen Sohnes Marco wurde mit David Colin Jr. ganz ausgezeichnet besetzt und in einigen Einstellungen muss man fast zwangsläufig an die Figur des jungen Damien Thorne aus den Omen-Filmen denken, was hauptsächlich auf die unheimliche Ausstrahlung des Jungen bezogen ist.

      Und so ist es auch die sich ändernde Beziehung zwischen Mutter und Sohn, die den Löwenanteil der Geschichte einnimmt. In eindrucksvollen Bildern wird einem gerade die charakterliche Veränderung des Sohnes nähergebracht, die sowohl in verbaler Hinsicht als auch in von ihm ausgehenden Taten erstklassig in Szene gesetzt wurde. Ebenso brillant aber werden die Reaktionen der Mutter rübergebracht, die von anfänglichem Unverständnis bis hin zur blanken Panik reichen, die wie schon erwähnt, von Daria Nicolodi äusserst bemerkenswert dargestellt werden, so das vor allem das Schauspiel dieser beiden zentralen Figuren ein Grund dafür sind, das die Geschichte trotz nicht vorhandener Härte eine extrem intensive Wirkung auf den Zuschauer ausübt, derer man sich kaum entziehen kann. So wird aus einem zu Beginn anscheinend eher langatmigen und scheinbar belanglosen Film ein sehr intensiver und unheimlicher Gruselfilm der Extraklasse, der wohl nicht nur für Nostalgiker einen Blick wert sein dürfte.

      Mario Bava hat hier noch einmal unter Beweis gestellt, das es nicht immer die spektakulären Dinge sein müssen, um einen Film wirken zu lassen, manchmal sind es die eher bescheidenen Mittel, die einen viel nachhaltigeren Eindruck beim Betrachter hinterlassen. Und genau dafür steht ein Film wie "Shock", der durch viel Spannung, eine unheimlich aufkommende Atmosphäre und ausgezeichnete Darsteller einen bleibenden Eindruck im Gedächtnis hinterlässt.


      Fazit:


      Hier hat man es nicht mit dem besten Werk von Bava zu tun, aber dieser eher ruhigere Vertreter des Genres entwickelt mit der Zeit eine nicht für möglich gehaltene Intensität, die nicht spurlos am Betrachter vorbeizieht und ihm einen spannenden und atmosphärischen Filmgenuss garantiert. Für Freunde des italienischen Horrorfilms führt jedenfalls kein Weg an diesem Werk vorbei, das zwar keine spektakulären Highlights beinhaltet, aber dennoch einen erstklassigen Genre-Vertreter darstellt, den man kennen sollte.


      [film]8[/film]
      Big Brother is watching you
    • Den leise eintretenden Horror inszeniert Bava mit dem paradiesvollen Zusammenleben dreier Menschen, die sich nach langer Krise in ihrem neuen, doch dennoch alten Leben wiederfinden, ziehen sie in das alte Haus des vor 7 Jahre verstorbenen Mann aus erster Ehe ein, was nicht gerade gut gehen kann.

      Doch das vermeintliche Paradies scheidet dahin, denn die Erinnerungen sitzen noch zu tief und auch die stetigen Veränderungen, die ihr Sohn Marco mit sich bringt, treiben die Mutter Stück für Stück in den Wahnsinn, in eine Geisteslage, die sie eigentlich überwunden glaubte.

      Bava, der hier seinen letzten Gruselfilm präsentiert, baut seine Geschichte Stück für Stück auf, fast schon lähmend träge, inszeniert er dieses Dramaspiel, was sich zwar simpel auf die psychotischen Auswirkungen für Mutter und Kind des verstorbenen Vater und Ehemann bezieht, doch daraus resultiert eine Entwicklung, die sich gewaschen hat. Das Kind manifestiert sich als gespaltene Persönlichkeit, nahezu Damien - Like, strahlt es in gewissen Schockmomenten eine Aura aus, die wohl jeder Mutter zusetzen würde, und auch Dinge wie "Mutter, ich muss dich töten" bürgen nicht gerade für Eitel Sonnenschein.

      Der Hinweis ist insofern klar, denn Shock ist irgendwo ein Zusammenspiel von Das Omen + Macabro und Amityville Ansätzen, steigert sich aber vehement in ein verwirrendes, fast schon schwer verdauliches Konstrukt, was zum Nachdenken anregt, in der Tat verstörend ist, und letztendlich auf den Höhepunkt aufgebaut ist, der einen am Ende erstmal in den Sessel sacken lässt.

      Zwar verzichtet Bava hier weitesgehend auf Farbenspiele, sondern stellt hier unwirkliche Schatten und Übernatürliches, bzw telephatisches regieren, aber das trägt der unheimlichen, nahezu parallelisierten Atmosphäre des Filmes eigentlich zu Gute, schliesslich ist der Film im Entferntesten eine simple Rachegeisterstory.

      Der moderne Gorefreund wird sich abwenden, denn Shock ist träger Grusel, irgendwo tiefgreifend für allerlei Interpretation, aber dennoch so makaber, dass es packen dürfte. Eine Familiengeschichte mit schwarzer Vergangenheit.

      Fazit:
      Shock ist schwer verdaulicher, aber träge aufgebauter Grusel, der seinen wirklichen Horror Schritt für Schritt entfaltet. Kann man zwar nicht unbedingt dem typischen Italosplatterfan empfehlen, aber durchaus Horrorfreunden, die schon Lamberto Bavas Macabro als sehenswert empfunden hatten.

      73%
    • Shock ist einer der Filme, die viel lang brauchen, bis diese in die Gänge kommen. Der Film ist mit viel Leerlauf ausgestattet. Mag sein, dass Bava behutsam an die Lösung gehen will, allerdings ist dieses aus meiner Sicht ein zu stiller Weg. Shock baut zu viel auf Dialog auf, die eigentlichen Schock-Sequenzen, die man erwartet, sind eher Mangelware. Der Film gewinnt erst in den letzten 15 Minuten an Fahrt, ohne allerdings Weltbewegendes zu zeigen. Daria Nicolodi ist ein kleiner Lichtblick, da sie die Rolle der verängstigten und dem Wahnsinn verfallenen, Dora, sehr überzeugend vermittelt.


      6,5/10


    • Am 25. August 2011 erscheint die erste geprüfte Fassung von dtp entertainment.
    • Die macht den Film auch nicht besser :221:
    • Du hast mal 6,5 Punkte vergeben? Also 65 %...das wäre gerade so noch befriedigend. Also supersolide. Man erwartet von dem Film vllt. mehr, aber im Endeffekt unterhält er doch sehr gut, auch wenn er die Ansprüche nicht erfüllt.