Produktionsland: Bundesrepublik Deutschland
Produktion: Hamburger Kino-Kompanie Hark Bohm Filmproduktions KG
Erscheinungsjahr: 1976
Regie: Hark Bohm
Drehbuch: Hark Bohm
Kamera: Wolfgang Treu
Schnitt: Heidi Genée
Musik: Udo Lindenberg
Länge: ca. 87 Minuten
Freigabe: Freigegeben ab 12 Jahren
Darsteller: Dschingis Bowakow, Uwe Bohm, Corinna Schmidt, Ingrid Boje, Gerhard Stöhr, Goldie Schäfer, Ingeborg Thomson, Ernst Schoof, Albrecht Lüders, Roland Wachs, Rolf Becker, Marquard Bohm
Der 14jährige Uwe lebt unter erschwerten Bedingungen in Hamburg-Wilhelmsburg. Sein Vater ist Alkoholiker und verprügelt ihn regelmäßig. Einer seiner Nachbarn ist der Asiate Dschingis der, von Uwe und seiner Clique regelmäßig schikaniert wird. Eines Tages kommt es zum Kampf zwischen Dschingis und Uwe, bei dem Uwe den Kürzeren zieht. Uwe hat bei seiner Clique nun wirklich verschissen. Er freundet sich mit Dschnigis an. Sie wollen aus dem Vierteil abhauen, und machen sich mit einem selbstgebauten Floß auf den Weg in Richtung Nordsee.
Ein Klassiker im deutschen „Zelluloidgarten“. Hark Bohm inszenierte 1976 einen Film über den Wunsch, nicht erwachsen werden zu wollen. Das Leben in einem Asi-Ghetto in Hamburg-Wilhelmsburg. Die unterschiedlichen Jugendlichen Uwe Schiedrowsky und Dschingis Ulanow (die sich viel näher sind, als man zu Beginn denken mag) sind die Hauptprotagonisten in Hark Bohms Kultfilm. Uwe macht bei seinen „Kumpels“ stets „auf dicke Hose“, und blamiert sich am Fließband. Dschingis muss sich mit solchen „Vorzeigejugendlichen“ rumschlagen. Es ist zum Kotzen, was der Chinese sich gefallen lassen muss, bis er endlich zurückschlägt. Die einzige Sprache die im sozialen Brennpunkt verstanden wird. Uwes Vater teilt ebenfalls gewaltig aus, schließlich ist er stets besoffen und muss sein berufliches Trauma verarbeiten. Was eine Type, die von Marquard Bohm sensationell verkörpert wird.
„Gehst du jetzt anschaffen, oder was? “ (Goldie Schäfer)
„Ne, ich sonn´mich. “ (Corinna?)
„Davon wird man aber auch nicht braun.“ (Goldie Schäfer)
„Schicksal.“ (Corinna?)
„Ne, ich sonn´mich. “ (Corinna?)
„Davon wird man aber auch nicht braun.“ (Goldie Schäfer)
„Schicksal.“ (Corinna?)
Sagenhafte Rotzlöffel in Hamburg-Wilhelmsburg. Uwe und „seine“ Gang haben stets Unsinn im Kopf. Schikanieren Dschingis, knacken Spiel- und Zigarettenautomaten. Uwe ist sich für keine kriminelle Handlung zu schade, wenn er bloß damit imponieren kann. Nachdem er von Dschingis was aufs Maul bekommt, ist der Traum vom Cliquenchef vorbei. Spielplatz-Tattowierer Goldie will ihm nun auch noch die Fresse polieren. Bloß gut, dass Uwe rechtzeitig die Gelegenheit bekommt ein Auto zu „knacken“ und die Bullen ihn danach zum fürsorglichen Alten bringen. Wämms. Es gibt wieder was auf die Schnauze.
Typen wie Uwe habe ich in meiner Jugend reichlich kennen gelernt. Denn unser Zuhause (die Vermieter waren ein Kirchenpressbieterehepaar) befand sich in der Nähe einer Asisiedlung. Hard times in Bochum Riemke.
„Jetzt will Uwe Karade machen.“ (Corinna?)
„Der Kanacker ist aber auch in Karade drinne.“ (Uwes Kumpel 1)
„Ach, die können doch beide kein Karade.“ (Uwes Kumpel 2)
„Der Kanacker ist aber auch in Karade drinne.“ (Uwes Kumpel 1)
„Ach, die können doch beide kein Karade.“ (Uwes Kumpel 2)
Uwes Outfit ist Siedlungsgemäß. Jeansjacke, die Ärmel hochgekrempelt, Nieten und ein Rückenaufnäher vom Karateclub. Geiles Outfit. Extrem nah an der damaligen Basis, sowie der gesamte Film. Denn NORDSEE IST MORDSEE ist eine authentische Zeit- und Sozialstudie. Klasse.
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