Originaltitel: Le Lac des morts vivants
Alternativer Titel: Sumpf der lebenden Toten
Produktionsland: Frankreich
Produktion: Marius Lesoeur
Erscheinungsjahr: 1980
Regie: Jean Rollin
Drehbuch: Ilona Kunesova
Kamera: Max Monteillet
Schnitt: A.L. Mariaux
Spezialeffekte: Michael Nizza
Budget: ca. -
Musik :-
Länge: ca. 85 Min.
Freigabe: Ungeprüft
Darsteller: Howard Vernon, Pierre-Marie Escourrou, Anouchka, Antonio Mayans, Nadine Pascal, Youri Radionow, Burt Altman, Gilda Arancio, Marcia Sharif, Yvonne Dany, Jean Rene Bleu, Jean Rollin
Inhalt:
Zur Zeit des 2. Weltkrieges stationierten die Truppen der deutschen Wehrmacht in einem kleinen französischen Dorf. Durch einen Hinterhalt werden sie von den Franzosen über den Haufen geschossen und in einem kleinen See versenkt. 40 Jahre später steigen sie, von Rache getrieben, als Zombies aus dem Wasser. Eine grausame Zeit voller Angst und Schrecken beginnt für die Bewohner des Dorfes ...
See der Verdammten - Tümpelnazis of the undead
1968 hatte wohl niemand daran geglaubt, dass Romeros neuartiger und innovativer Zombiefilm Night of the living dead soviele Nachahmer nach sich ziehen würde, und auch wenn Romeros Klassiker damals eher von Kritikern belächelt, aber von der Menge geliebt wurde, entstanden in den Folgejahren unvergessene, heute zu Kult gewordene Filme, die zum grössten Teil europäischer Herkunft einen grossen Weg ebneten, denn die Jahre vor dem legendären Zombies im Kaufhaus (1978) wurden bereits von heute fast vergessenen aber auch zurecht untergegangenen und auch heute teils unfreiwillig komischen Werken wie dem spanischen Blutrausch der Zombies (1971), den Ossorio Blind Dead's (1971-1975), Shock Waves (1977) und auch dem kühlen Leichenhaus der lebenden Toten (1973) dominiert, obwohl letzterer seiner Zeit schon lange voraus war.
Was nach Romeros Zweitwerk in Sachen italienischer Schmodderzombies auf uns losgelassen wurde, ist uns allen bewusst, doch auch wenn in der Zeit die Messlatte in Sachen ekelerregnder und expliziter Gewaltdarstellung höher gelegt wurde, gab es zwischen diesen Nischen immer noch Einzelgänger, die sich auf andere Faktoren (sprich: Atmosphäre) verlassen wollten, könnte man den 1980 erschienenen Zombie Lake auch Sumpf der lebenden Toten genannt, vom Inszenierungsstil eher in die Jahre 1971 - 1975 packen, präsentiert er sich, bezüglich des durchaus älteren und blutigeren Foltermühle der gefangenen Frauen / Pestizide - Grapes of death (1977) aus gleicher Regieherkunft reichlich bieder und altbacken, wobei man von Jean Rollin eigentlich eine graphische Entwicklung und vorallem Anpassung an ausufernde Italoreisser erwarten sollte.
Doch immerhin vermag Jean Rollin die hier angepriesene Szenerie des französischen Bauerndörfchens kurz nach dem 2. Weltkrieg wunderbar idyllisch und wunderschön einzufangen, waren doch bildgewaltige Szenen in vollster Ruhe schon immer seine vordergründige Stärke, die auch seinem Grapes of death das gewisse Extra verliehen.
Diese Monotonie in seinem Kamerastil erinnert wahrhaftig an Sexfilme aus der Blütezeit des Genres und wie wir wissen, gilt auch er neben Sleazemaestro Jess Franco zu jenen Regisseuren, er fertigte 1983 (Oase der Zombies) ebenfalls einen durchaus biederen Zombiefilm mit Zombiesnazis, die ihre Sexfilmchen immer mit gewissen Horror tarnten, wobei die erste wirkliche Szene in Jean Rollins Zombie Lake sich schon fast stiltypisch manifestiert, lässt er eine bildhübsche Dame, jungen Alters, nackt und schwitzend, mit starrer Kamera auf sie gerichtet, in den malerischen See steigen, die, obwohl des Verbotsschildes, dort herrlich mit starrer Brust ihre Runden dreht. Als antreibende Kraft ist ihr noch nicht bewusst, dass sie damit die verfluchte Ruhe des See's stört, warf man gegen Kriegsende ein paar deutsche Soldaten in den See, der davor als heiliger See einer Sekte angesehen, indem verbrannte Mitglieder als heilige Opfergabe in Form von Asche dargelegt wurden. Doch der See schwappte in Zeiten dieser unmenschlichen Missstände durch die toten Soldaten in einen Fluch um, in dem die Soldaten in untoter Form auf Rache warten.
Soweit zur eigentlichen Story, soweit mit Trash at it's best, obwohl das natürlich immer noch nicht den Höhepunkt in Sachen Peinlichkeit darstellen sollte. Bei all der träumerischen Kameraarbeit, so statisch, so träge, so angsterfüllt hypnotisierend sie auch ist, könnte man fast den Humbug drumherum vergessen, denn rein vom Verstand, dem Sinn in der Story könnte man Balken verbiegen, wobei die erste Zombieattacke mit seiner herrlich Hulkiggrünen Visage ebenfalls zum Lachen anregt. Und dennoch ist es dieser verträumte Kamerastil, die absolut wunderbare idyllische Kulisse, ähnlich wie im spanischen Invasion der Zombies die eben solches vergessen lässt, wobei die auftretenden Zombies, staksig starrend in nasser Soldatenkluft so ein geiles Bild abgeben, dass die An - Landgeh - Szene aus Geisterschiff der schwimmenden Leichen absolut an Bedeutung verliert.
Es ist dieses Bild ähnlich einer Alieninvasion, diese Invasion in eine verträumte und ruhige Utopia der vergessenen alten Zeit, die das Bild umschwappen lässt, denn die angsterfüllten Gesichter von Menschen, ihre besten Tage hinter sich, täglich ihrem Arbeitsalltag nachgehend und durstend nach dem Paradies, starren entgegen einem Fluch, den sie schon länger erwarteten.
Und auch wenn man sich davon allzu gut blenden lassen kann, vorausgesetzt man steht auf Rollin - Sleaze, muss man gnadenlos feststellen, dass dem Teil hier ein packenderes Drehbuch und vorallem mehr explizitem Gore besser getan hätte, denn schöne Bilder und stimmige Zombies (manchmal zumindest, je nach Situation oder Szene) reichen beiweitem nicht aus, da hilft auch die Nebenstory mit dem Kind der verstorbenen Frau und ihrer Naziromanze, der nun auch unter den Toten wandelt auch nichts mehr, auch wenn uns in einer Rückblende in den 2. Weltkrieg schöne Actionszenen geboten werden. Wer aber schon immer mal wissen wollte, wo die Idee des fühlenden oder erinnernden Zombies herkommt, findet sie hier, sieht man hier in verschiedenen Handlungssträngen recht wundersame Momente, in denen sich Zombienaziromanze der einstigen Dame mit deren Tochter befreundet. Bilder, die tragödischer nicht sein könnten, sofern man sich nicht aus den Latschen lacht, könnte das grünangemalte Dingens auch für Forrest Gump herhalten, sieht er neben dem kleinen hilfsbereiten Mädchen doch wie der hilfslose Trottel von nebenan aus.
Doch auch diese neue Freundschaft scheidet dahin, denn immer mehr Tote, meist Frauen und meist nackig, vermeldet das Dorf, da kann die Polizei auch nicht mehr helfen, da hilft kein Geschwafel über alte Zeiten, obwohl diese die Lösung bringen, darf Klein - Helene als Köder herhalten, ist ihre Freundschaft zu ihrem untoten Vater bloss der einzige Lichtblick. Und wer sich an das Finale von Ein Zombie hing am Glockenseil erinnern kann, kann sich auch hier erfreuen, sofern man noch nicht eingeschlafen ist.
Fazit:
Absolut sleaziger, hochtrashiger und bisweilen absolut monoton gefilmter Schund vom Erotikvampir Jean Rollin, der eigentlich nur jenen gefallen wird, die seine bisherigen Psychodelicstreifen wie Sexuallterror der entfesselten Vampire oder The Living dead girl mochten. Ernsthafte Zombiefans, die sich an Geschmodder ergöttzen wollen, sind hier falsch, es sei denn man möchte begutachten, dass es zu den Schlumpfzombies aus Dawn (1978) noch eine Steigerung gibt. Aber vielleicht ist es auch bloss das konservierende Wasser, dass die Gesichter mit Algeneinfluss grün werden liess. Seht selbst oder lacht selbst - oder träumt dahin, aber bloss nicht in Trance verfallen.
Vollkommen subjektive 73%
Für alle anderen: Eher 2-5 / 10
doch für alle mit reichlich Drogenkonsum: 7-8 / 10
Oase der Zombies (2) < Nacht der Zombies (4) < Shock Waves (5) < Sumpf der lebenden Toten (7)