Peter Koller (Interview vom 25.01.2010)

    • Peter Koller (Interview vom 25.01.2010)




      Dr.Doom:
      Wie bist du zum Filme drehen gekommen, was hat dich inspiriert.


      Peter Koller:
      Der Knackpunkt war, als ich als Kind mit 8 oder 9 Star Wars zum ersten Mal auf Video gesehen habe. Danach wollte ich Filme machen. Damals wusste ich zwar noch nicht, was man da genau macht, aber das war's, was ich immer machen wollte. Klingt langweilig, ist aber so. Das war damals für mich wie heute vielleicht für einen kleinen Buben, der AVATAR sieht und sich denkt, "dahin wo die hingehen, will ich auch hin".

      Dr.Doom:
      Was sind zurzeit deine Lieblingsfilme.


      Peter Koller:
      Also, momentan bin ich von AVATAR hin und weg, weil der rundum in allen Belangen ein extrem gut gemachter Film ist, sonst haben mir in letzter Zeit MOON, PONYO (von Miyazaki), HURT LOCKER und, schon ein wenig älter, der koreanische A TALE OF TWO SISTERS sehr gut gefallen. Aber generell bin ich ein Regisseur-Fan und geh' eigentlich in alles von Cronenberg, Carpenter, Cameron, Lynch, Bigelow, Haneke, Kitano. Bei denen fühl' ich mich zuhause oder sie faszinieren mich, weil ich sie nie ganz durchschaue.


      Dr.Doom:
      Du hast ja mit dem Kurzfilm "Skrypt" angefangen, erzähl uns mal etwas darüber.


      Peter Koller:
      Der war mein zweiter Kurzfilm, aber der erste bei dem wirklich mehrere Leute mitgearbeitet haben und für mich eine Übung in Atmosphäre. Ich wollte wissen, ob ich einen Grundton, ein Feeling a la David Lynch rüberbringen kann, also mit einer "Stimme" einen Film erzählen kann. Dazu ein paar VFX, einfach, um auszuprobieren, was mit meinen Mitteln möglich war. Die waren damals auf Arbeitskollegen von meinem damaligen Airline-Job und im Zuge der Postproduktion auf die Filmercommunity hackermovies.com beschränkt, weil ich keinen Kontakt zu "echten" Filmschaffenden oder Filmstudenten hatte. Gekostet hat der Film irgendwas unterhalb von 1000 Euro, da hat keiner wirklich mitgerechnet. Baustrahler, miniDV-Tapes, bissl Catering, Benzin - das war noch richtig No-Budget. Für mich war's auch eine Entscheidungsgrundlage, ob ich das Filmen weiterverfolgen sollte oder nicht. D.h. entweder halte ich mich nach SKRYPT für gut genug, noch einen Film zu drehen oder nicht - das war die ganze Zeit im Hinterkopf. Und danach war er mir gut genug für AUF BÖSEM BODEN.


      Dr.Doom:
      Die Darsteller mit Birgit Stauber als Julia und der Finne Kari Rakkola als der Verrückte können Schauspielerfahrung vorweisen, wie würdest du den Cast insgesamt sehen.


      Peter Koller:
      Es funktioniert. Heute, 2 Jahre nach dem Release wissen wir alle miteinander, wo wir besser sein hätten können und es mit der Erfahrung vom bösen Boden jetzt auch sind. Aber trotz aller Schwächen funktioniert es vielleicht ähnlich wie bei Star Wars: Niemand ist ein Laurence Olivier, aber man erwischt auch keinen Schauspieler dabei, einmal wirklich schlecht zu sein. Und mit Kari Rakkola haben wir einen echten Glücksgriff gemacht.


      Dr.Doom:
      Gab es eine Inspirationsquelle für den "Auf Bösen Boden"?


      Peter Koller:
      Meine Filmvergangenheit. Zahllose Horrorfilme, Cartoons, Sergio Leone und vielleicht ein wenig Takashi Miike. Von dort weg war beim Drehbuchschreiben einfach nur Seite für Seite immer die Frage, was würde ich als Zuseher gerne als Nächstes sehen?


      Dr.Doom:
      Der Humor in "Auf Böser Boden" ist schwarz und es geht auch Terror mäßig zu. Der große Bauernhof ist ein perfekter Schauplatz. Habt ihr diesen gemietet oder ist dieser aus privatem Kreis stammend. Erzähl uns mal etwas darüber.


      Peter Koller:
      Diese verfallene Fabrik gehörte meinem Großvater, der eine Baufirma hatte und das Gelände in den 70ern aus der Konkursmasse einer Blei- und Kunststoff-Fabrik kaufte und als Lagerstätte für LKWs und Baumaterial nutzte. Und über die Jahrzehnte sammelten sich dort so viele "Requisiten" und Schrott an, dass eigentlich alles, was man jetzt im Film sieht, dort schon vorhanden war, wir mussten unsere Requisiten nur noch filmgerecht in Szene setzen, aber im Prinzip war alles da. Und eben, weil ich leichten Zugang zu der Fabrik hatte, schrieb ich die Story auf diese Location hin. Es musste alles so kostengünstig wie möglich machbar sein, weil ich ja den Film bezahlen musste.


      Dr.Doom:
      Wie zufrieden bist du mit "Auf Böser Boden". Zumindest bekommt man doch aus Österreich aller Jahre wieder mal solche richtig interessanten Werke geliefert, die aber von den meisten nicht wahrgenommen werden, was doch schade ist, denn die Qualität ist sicherlich größer, als das was schon seit Jahren von den professionellen Produktionen aus Deutschland geliefert wird oder auch die zahlreichen Saw und Hostel Nachahmer aus den USA, die nur lasch hingegurkt wurden.


      Peter Koller:
      Also, für mich persönlich habe ich mit dem Film vielleicht 40% dessen erreicht, was ich wollte. Das kann ich jetzt im Nachhinein leicht sagen, weil ich heute viel mehr über das Filmemachen weis, als vor dem Film. Und da der Film ja bei den Fans und der Kritik ganz gut ankommt, ist das nur mein eigenes Dilemma, denn ich seh' das so: Es ist immer besser, sich vollkommen utopische Ziele zu setzen, dann ist man selbst beim Scheitern schon weit über die Ziele aller anderen hinausgeschossen und trotzdem ganz oben - und deswegen werde ich wohl immer wieder scheitern.


      Dr.Doom:
      Kennst du den österreichischen Film "Angst" von Gerald Kargl oder kennst du andere österreichische Filme die interessant sind, wo nicht viele von wissen?


      Peter Koller:
      Ich kenne ANGST leider nur vom Namen her, habe ihn aber nicht gesehen. Andere österr. Filme, von denen nicht viele wissen? Naja, so ziemlich jeder? Nein, im Ernst, ich schaue, wie wohl die meisten, nicht so viele Filme aus Österreich, weil mich Kabarettfilme und Kunst um der Kunst willen einfach nicht packt. Ich bin ein Fan von Haneke und es gibt starke Dokus wie Glawoggers "Workingman's Death", "Megacities" oder Hubert Sauper's "Darwin's Nightmare", aber der szenische Film führt trotz der kürzlichen Erfolge doch ein Stiefmütterchendasein. Das Potential beim österr. Film liegt aber nur bedingt in der Publikumstauglichkeit oder den Genres, sondern eher in der Vermarktung: Viele gehen einfach unter, weil zuwenig oder falsche Werbung gemacht wird - und ich kann in keinen Film gehen, wenn ich nicht weis, dass es ihn gibt.


      Dr.Doom:
      Was gilt es mit "Untitled Lovestory" zu erwarten, das nächste Filmprojekt, welches von dir für 2011 geplant ist.


      Peter Koller:
      Wenn wir UNTITLED LOVESTORY durchpressen - und das ist schwer, aber machbar - dann wird das der knalligste Film, der je aus diesem Land gekommen ist. Momentan sagen wir, er ist eine Mischung aus zuckersüßer AMELIE-Romanze und gestörter FROM DUSK TILL DAWN-Action, aber nicht mal das trifft es ganz, weil so was in der Form einfach noch nicht dagewesen ist. Also, lasst Euch überraschen.


      Dr.Doom:
      Gibt es noch etwas das du als Schlussstatement uns gerne mitteilen willst?


      Peter Koller:
      Hehe, ja frag mich in 2 Monaten noch mal, was ich als nächstes mache, die Chancen stehen gut, dass ich während der Vorbereitung von UNTITLED LOVESTORY heuer noch einen weiteren Film einschiebe.



      Review: Auf bösem Boden