Originaltitel: Nightbreed
Produktionsland: USA
Produktion: Gabriella Martinelli, James G. Robinson, David Barron, Joe Roth
Erscheinungsjahr: 1990
Regie: Clive Barker
Drehbuch: Clive Barker
Kamera: Robin Vidgeon
Schnitt: Mark Goldblatt, Richard Marden
Spezialeffekte: Ian Brown, Chris Corbould, Chris Cunningham, Kate Murray, Dave Chagouri
Musik: Danny Elfman
Länge: ca. 97 Minuten
Freigabe: FSK:18
Darsteller: Craig Sheffer, David Cronenberg, Anne Bobby, Charles Haid, Hugh Quarshie, Hugh Ross, Doug Bradley, Oliver Parker, Nicholas Vince
Inhalt:
Aaron Boone träumt jede Nacht von einem seltsamen Ort namens Midian, an dem allerlei Monster und bizarre Kreaturen wohnen. Aus ihm unerklärlichen Gründen zieht ihn dieser Ort magisch an. Sein Psychiater Dr. Decker hält Boone für geisteskrank und vermutet in ihm den Serienkiller, der ganze Familien abschlachtet und die Stadt in Angst und Schrecken versetzt. Decker veranlasst schließlich die Verhaftung von Boone, der daraufhin flieht und nur ein Ziel kennt: Midian, das anscheinend wirklich existiert...
Trailer:
Meine Meinung:
Clive Barker´s zweiter Film (nach dem Meisterwerk "Hellraiser"), der erneut nach eigener literarischer Vorlage entstand, gehört zu den berauschendsten Werken des phantastischen Films überhaupt, und das, obwohl die letztendlich vom Studio 20th Century Fox veröffentlichte Fassung stark gekürzt und umgeschnitten worden war, und zwar weitestgehend ohne Rücksicht auf die Dichte der Story, die Intention des Regisseurs und etwaige logische Brüche, die sich durch die gerade im letzten Drittel des Films hektischen Szenenwechsel, die auch zu deutlichen Stilbrüchen führten, ergaben. Man wollte "Cabal" kommerzieller machen und empfand ihn als zu lang. Schon der U.S.-Titel "Nightbreed" war im Grunde ein Affront gegen Barker, da der eigentliche Titel seines Buches nunmal "Cabal" war und weitaus besser zu seinen künstlerischen Absichten passte als der eher reisserische Titel, der klassisches Monsterkino versprach, obwohl "Cabal" genau das nicht sein soll. Darüber hinaus betrafen die rabiaten Kürzungen v.a. auch diverse Szenen, in denen die phantastischen Masken der Kreaturen zu sehen waren. Etliche dieser Wesen tauchten im fertigen Film dann gar nicht mehr auf. Und dennoch gelang es Fox nicht, Barker´s surreale Parallelwelt und ihre beinahe schon poetische Wirkung auf den aufgeschlossenen Zuschauer völlig zu zerstören. Obwohl "Cabal" in der kastrierten Fassung deutlich unter seiner sprunghaften, inkohärenten Story leidet und diverse Teile des Films einfach nicht mehr in sich stimmig sind, hob und hebt sich der Streifen immer noch meilenweit vom sonstigen Genre- Einheitsbrei ab, der üblicherweise aus den USA bzw. Hollywood kam und immer noch kommt. Allerdings wäre es wirklich mal an der Zeit, dass Fox seine Archive öffnet und einen "Director´s Cut" veröffentlicht, der den ursprünglichen Intentionen Barkers gerecht wird. Leider warten Fans des Films schon seit Jahren darauf, dass eine solche Fassung endlich mal veröffentlicht wird. Passiert ist es bislang leider nicht, weder Fox noch Warner (die in den USA die Home Cinema-Rechte an "Cabal" besitzen) sahen sich bislang dazu genötigt. In seiner Ur-Fassung dürfte "Cabal" ein absolutes Meisterwerk sein.
Was an "Cabal" besonders hervorsticht, sind die phantastischen Monster-Make Ups und Masken, sowie die unwirklich wirkende Welt von Midian, die stellenweise Assoziationen mit den Malereien von Hieronymus Bosch hervorruft. Der Rezipient taucht mit Boone zusammen förmlich ein in diese Welt und entwickelt, wie üblich bei Barker, schon bald Sympathie für die Kreaturen, für die in einer scheinbar rationalen Welt, die von Intoleranz und Angst vor dem "Unbekannten" dominiert wird, kein Platz ist. So sind es dann auch die Menschen in "Cabal", die wahrhaft monströs sind: Dr. Decker, gespielt von Regisseur David Cronenberg, ist ein brutaler Psychopath und Serienkiller; der Sheriff ist ein reaktionäres Arschloch; und die Cops sind blinde Befehlsempfänger, die schließlich im Finale Midian dem Erdboden gleichmachen. Die Kreaturen stehen bei Barker für das Erhabene, das Begehrenswerte, während die Menschen als Spezies voller Fehler und Mängel für das Monströse, das Zerstörungswütige stehen. Boones Sehnsucht nach dieser Welt und der Hass der Menschen auf Midian und alles, wofür diese Welt steht, kann im übrigen als Allegorie auf unterdrückte Homosexualität gelesen werden: Barker beschrieb "Cabal" einmal als Auseinandersetzung mit seinen lange nicht offen ausgelebten schwulen Neigungen.
Aber auch ohne all diesen Subtext funktioniert der Film als Hybride aus Horrorfilm und Fantasy. Die phantastische Musik von Danny Elfman, das gute Schauspiel (v.a. Cronenberg darf sich als Bad Guy richtig austoben), das grandiose Setdesign und v.a. die Masken, die im Horrorfilm in dieser Form wohl einzigartig sein dürften, machen "Cabal" zu einem modernen Klassiker. Ein wahres Meisterwerk ist er dennoch nicht geworden, wofür eine leider allzu typische Studiopolitik verantwortlich ist, die kommerzielle Erwägungen vor künstlerische Freiheiten stellt.
In Deutschland ist "Cabal" offiziell noch nicht auf DVD/Blu-ray erschienen. Es gibt lediglich diverse Bootlegs und die alte, ungekürzte VHS.
Allein der Schmerz vermag es, dich spüren zu lassen, dass du wirklich existierst.