Produktionsland: Deutschland
Produktion: Hans Schulte
Erscheinungsjahr: 2015
Regie: Nina Rosenbohm, Hans Schulte
Drehbuch: Hans Schulte
Kamera: Florian Duning
Schnitt: Hans Schulte
Budget: ca.5000 €
Spezialeffekte: Marc Rohnstock, Lars Rohnstock, Dominik Ruf
Musik: Pain Before Silence
Länge: ca. 106 Minuten
Freigabe: 18 Jahre. Keine Jugendfreigabe
Darsteller: Polyanna Move, Katharina Michalenko, Nina Rosenbohm, Christo Michailidis, Elise Preteux, Torsten Hampel, Ingo E. Löwen, Rudolf Karg, Gabriela Dierkes, Lydia Schulte.
Inhalt:
Unzählige junge Frauen waren fast 20 Jahre in einem Folterzentrum („Hostel“) eingepfercht und gequält worden. Ihr Verhalten war mehr das von Tieren als von Menschen, da man ihnen nichts beigebracht hatte. Als niemand mehr kam, um sie zu füttern, blieb ihnen nur der Kannibalismus, um zu überleben.
Vier von ihnen konnten entkommen und streifen nun durch die Wälder, jederzeit bereit zuzubeißen. Eine wird von Vergewaltigern gefangen, die ein Snuff-Movie mit ihr drehen wollen. Eine andere fällt religiösen Fanatikern in die Hände. Andere begegnen ganz normalen Leuten, auch Kindern, und niemand ahnt, welche Gefahr von den verwilderten Mädchen ausgeht.
Trailer:
Deutsche DVD 01.12.2015 (Kinostart: 28.11.2015)
Kritik:
Der ernste Film ist abwechslungsreich und spannend, weil vier parallel verlaufende Handlungen ständig völlig unterschiedliche Szenarien mit einer gänzlich anderen Stimmung zeigen. Da ist zum einen die leise und sehr düstere Atmosphäre des Psychoterrors durch die christlichen Sektenleute. Dann der offene und zynisch brutale Terror durch die Snuff-Movie-Typen, die auf laienhafte, aber sehr boshafte Art versuchen „Saw“ nachzueifern. Dann die dramatischen Szenen der Menschenjagd im Wald, wenn ein Jäger eines der Mädchen abschießen will, weil diese seinen Neffen zerfleischt hat. Und im starken Kontrast dazu die harmonischen Szenen um die Sanfteste der Vier, die von hilfsbereiten Studenten resozialisiert wird.
Sogar lustige und erotische Momente gibt es. Kurzum bedient der Film alle Stimmungslagen und packt so viel Inhalt hinein, wie man sonst in 2 – 3 Filmen sieht. Dies hat aber nicht zur Folge, dass es unübersichtlich würde, denn man kann die Handlungsstränge gut nachvollziehen.
Besonders interessant wird dies, weil die vier wilden Mädchen nicht einfach persönlichkeitslose Kannibalinnen sind, sondern sehr detailliert ausgearbeitete Charaktere. Da ist die Dominante, die gefährlich aber auch empfindsam ist. Die Aggressive, die noch unberechenbarer und tierischer ist. Eine hat die furchtbaren Erlebnisse durch spielerisches Verhalten verdrängt, fällt aber nun durch falsche Behandlung in umso tieferes Seelenchaos. Und die Sanfte weckt im Zuschauer eher den Beschützerinstinkt. Die Personen und die Handlung ist vielschichtig angelegt.
Das kommt der Spannung zugute, denn man weiß bei keinem Kontakt zwischen Kannibalin und Einwohnern, was passieren wird. Es kann sich Positives oder Negatives ereignen – für beide Seiten.
Die Schauspieler (viele aus dem Theater) spielen sehr gut. Bis auf zwei oder drei Nebenrollen sind alle 30 Personen sehr überzeugend, in einigen Fällen sogar anrührend. Es gelingt Emotionen beim Zuschauer wachzurufen, und dies ist für einen Film dieses kleinen Budgets schon erstaunlich. Im Bereich deutscher Low-Budget und Amateurfilme vielleicht das bislang Beste.
Die Effekte sind nicht übermäßig eingesetzt, sondern so platziert, dass man zu jeder betroffenen Person eine Beziehung aufgebaut hat, wodurch eine blutige Szene umso mehr dramatische Wucht erhält. Hierin und in einigen Szenen der Gefangenschaft ähnelt er stark Jack Ketchums „The Woman“, wobei erfreulich ist, dass er trotz diverser Erinnerungen an „Hostel“, „Saw“, „Nell“ und „Beutegier“ keinen Film imitiert, sondern komplett seine eigene Geschichte erzählt.
Ein erfreulicher Lichtblick unter den vielen vorhersagbaren Horrorfilmen.