Betrachten wir die Angelegenheit als abgeschlossen

    • Betrachten wir die Angelegenheit als abgeschlossen

      Produktionsland: Italien
      Produktion: Lillo Capoano, Angelo Iacono
      Erscheinungsjahr: 1973
      Regie: Vittorio Salerno
      Drehbuch: Vittorio Salerno, Augusto Finocchi
      Kamera: Marcello Masciocchi
      Schnitt: Luciano Anconetani
      Musik: Riz Ortolani
      Länge: ca. 98 Min.
      Freigabe: Ungeprüft
      Darsteller: Enzo Cerusico, Enrico Maria Salerno, Riccardo Cucciolla Martine Brochard, Umberto Raho, Antonella Dogan, Enzo Garinei, Loredana Martínez, Luigi Casellato, Michele Malaspina, Junie Vetusto, Claudio Nicastro





      Fabio Santamaria wird zufällig Zeuge eines Mordes. Um möglichen Ärger zu vermeiden, beschließt Fabio die Polizei nicht aufzusuchen. Ein folgenschwerer Fehler, denn der Mörder (Professor Ranieri) kommt Fabio zuvor und meldet die Missetat im Polizeipräsidium. Von nun an ist Fabio Santamaria der gesuchte Mörder - und als dieser endlich in die Offensive geht ist es längst zu spät …

      Ui, ui, ui ... wie sehr ich diese böse Story liebe. Ein Zeuge wird zum Mörder gemacht. Ein unbescholtener Familienvater durchlebt die „Hölle auf Erden“ und steuert konsequent in die Ausweglosigkeit. Ein heftiges Thema welches von Vittorio Salerno intensiv umgesetzt wurde. Wer sich dem Film hingibt kann dessen böse Aura authentisch miterleben. Das Dreigestirn Enzo Cerusico (Zeuge), Enrico Maria Salerno (Presse), Riccardo Cucciolla (Mörder) haut hier ganz schön auf den Putz, denn das Trio brilliert in seinen individuellen Rollen. Enzo Cerusico kann - als Fabio Santamaria - dessen Gefühlswelten optimal vermitteln. Der Rezipient pendelt zwischen Mitgefühl und Unverständnis. Er weiß (auf der einen Seite) die arge Situation des Zeugen zu verstehen, kann aber (auf der anderen Seite) mit dessen ängstlichen und falschen Verhalten nicht assimilieren. Der Gedanke und die Frage (Was macht der Typ da eigentlich?) wird zu einem tragenden Element. Fabio Santamarias Verhalten stellt den Rezipienten vor einige harte Aufgaben, die das Mitfiebern vereinzelnd zur Qual werden lassen. Die Lage kann auf viele Bereiche des Lebens übertragen werden und jeder wird sich irgendwie schon in ähnlich, verfänglichen Situationen befunden haben. Ob man sich in solchen Lagen besser verhalten hat als Santamaria … das hoffe ich doch!

      Die Vorgangsweise den Zeugen zum Täter - und den Täter zum Zeugen zu machen, ist eine hervorragende Idee. BETRACHEN WIR DIE ANGELEGENHEIT ALS ABGESCHLOSSEN ist einer der Filme die nicht kalt lassen können. Der Film verlangt dem Rezipienten so einiges ab und dieser ist bis zur letzen Minute ein Gefangener des Plots – und nicht in der Lage zu helfen. Die Spannung ist von der ersten bis zur letzten Minute im Einsatz.

      Die Konfrontation Täter / Zeuge wird dreimal geboten. Der Mord, die Aussprache und das Verhör. Dabei wird die Person Eduardo Ranieri als brutaler Mörder, hilfloser Mensch und einkalter „Zeuge“ vermittelt. Jede Situation hat ihren besonderen Reiz und einen starken Ausschlag auf Fabio Santamaria. Der Mann wird in eine extrem egozentrische Zerrissenheit gezwängt. Erst als es viel zu spät ist, geht Santamaria in die Offensive und macht damit alles noch viel schlimmer …

      Fazit: Die Angelegenheit ist niemals abschlossen, und ich hoffe: ihr konntet alle aus diesem Film lernen! Sollte dieses der Fall sein dann verzichtet darauf das alternative Ende zu sichten (oder nehmt es einfach nur zur Kenntnis) - denn sonst könnte es einen Teil eures erfolgreichen Lerneffekts eliminieren.

      Der Film zählt zum königlichen Output des italienischen Genrekinos und beweist (erneut), dass das bella Italia eines der drei besten Filmproduktionsländer der Welt ist.