Zuckerbrot und Peitsche

    • Zuckerbrot und Peitsche

      Produktionsland: Deutschland
      Produktion: Rob Houwer
      Erscheinungsjahr: 1968
      Regie: Marran Gosov
      Drehbuch: Marran Gosov, Vít Olmer
      Kamera: Werner Kurz
      Schnitt: Gisela Haller
      Musik: Hans Posegga
      Länge: ca. 82 Min.
      Freigabe: FSK 18
      Darsteller: Helga Anders, Roger Fritz, Harald Leipnitz, Dieter Augustin, Günther Becker, Jürgen Draeger, Werner Enke, Walter Gnilka, Helmut Hanke, Jürgen Jung, Monika Lundi, Nico Vogler





      Der Dressman Roger ist „Nebenberuflich“ als Bankräuber aktiv. Auch Juweliergeschäfte stehen auf seiner Agenda. Wer sich ihm in den Weg stellt, der wird erschossen. Durch Zufall lernt er Helga (eine Frau aus reichem Hause) kennen. Helga ist von Rogers Aktivitäten begeistert und schließt sich dem „Killer-Dressman“ an. Als Roger sich aus dem Ganovenleben zurückziehen will…

      Die gelangweilte Frau aus reichem Hause. Auf der Suche nach dem gewissen Kick, der sie aus der Tristesse herauskatapultiert. Ein schönes Thema, das von Marran Gosov hervorragend umgesetzt wurde. Entstanden im Jahr 1968 (von Revolutionsparolen und Ähnlichem halten wir uns jetzt aber fern) und mit exzellenten Darstellern besetzt. So z.B. Roger Fritz als cooler Räuber und Rebell. Der als Schauspieler, Regisseur und Drehbuchautor überaus geschätzte Roger spielte im gleichen Jahr die Rolle des Raoul Malsen in JET GENERATION – WIE MÄDCHEN HEUTE MÄNNER LIEBEN. Ferner hatte er mit MÄDCHEN, MÄDCHEN bereits seine erste Regiearbeit abgeschlossen. Seine schauspielerische Leistung bei ZUCKERBROT UND PEITSCHE ist – wie weiter oben angerissen – sehr gut. Ein Dressman der Zigaretten bewirbt (Französisch lieben – Englisch rauchen), auf einer Maultrommel spielt, Banken und Juweliere überfällt und - wenn es sein soll – Menschen abknallt. Das Ganze ist für ihn nicht mehr als ein Spiel. Morde werden zur Bagatelle. Es juckt den Dressman einfach nicht. Eine eben solche Verhaltensweise kann der Gattin aus reichem Hause imponieren. Helga (Anders) schließt sich dem emotionslosen Dressman, Räuber und Killer an. Skrupellosigkeit wird für beide zum Spiel. Der eine praktiziert sich, die andere genießt sie. Doch – wir alle wissen – dass auch der extremste Nervenkitzel irgendwann seinen Reiz verloren hat, und anschließend genau so monoton ist, wie alles Vorherige. Eine Tatsache die zu einem wichtigen Bestandteil des Films wird.

      Neben Helga Anderes und Roger Fritz gesellt sich Harald Leipnitz zu den Hauptprotagonisten. Er verkörpert den Galeristen Robert Arnold. Ein seltsamer Charakter den es erregt, dass seine Frau ein Verhältnis hat. Mord und Einbruch sind dem gut betuchten Ehemann scheissegal. Ihn interessieren nur die intimen Erlebnisse seiner Ehefrau. Absolut satirisch. Satire ist auch der Hauptbestandteil des Films. Gosov macht dieses nicht an der Unterschiedlichkeit der Gesellschaftsschichten fest, sondern an der Monotonie des Alltags. Egal wo sie auftritt, denn sie ist bekanntlich überall zuhause. Weiterhin setzt man auf Situationskomik. Gerät Roger in eine Schießerei mit zwei Dealern (die ihn eliminieren wollen), dann muss einer der Gegner – während des Schusswechsels – seine Augentropfen anwenden.

      „Wie lang willst du eigentlich noch so weitermachen? (Helga)
      „Bis sie mich kriegen.“ (Roger)

      Die Filmmusik von Hans Posegga pendelt zwischen melodiös und experimentell. Der Komponist legt sich auf kein Konzept fest, was dem Film gut zu Gesicht steht. Die Kameraarbeit von Werner Kurz kann weitere Pluspunkte einfahren. Die Protagonisten sind – wie ich bereits schrieb – allesamt hervorragend.

      Es ist immer wieder ein Graus. Man hat einen grandiosen Film gesehen und kann den Gleichgesinnten nicht mitteilen, dass dieser als digitaler Datenträger erhältlich ist. Erfreulicherweise wandert eine TV-Aufzeichnung durch die Sammlerkreise, so dass die Freunde des deutschen Genrekinos nicht auf dieses Filmerlebnis verzichten müssen.
    • Es ist jetzt Fakt. Der Film wird bald von Subkultur veröffentlicht.

      Sehr erfreulich, da Rob Houwer bisher kein Interesse an der Auswertung des Films hatte.