Remember - Vergiss nicht, Dich zu erinnern

    • Remember - Vergiss nicht, Dich zu erinnern



      Remember - Vergiss nicht, Dich zu erinnern
      (Remember)
      mit Christopher Plummer, Dean Norris, Natalie Krill, Martin Landau, Jürgen Prochnow, Henry Czerny, Bruno Ganz, T.J. McGibbon, Peter DaCunha, James Cade, Daniel Kash, Kim Roberts, Janet Porter, Sofia Wells
      Regie: Atom Egoyan
      Drehbuch: Benjamin August
      Kamera: Paul Sarossy
      Musik: Mychael Danna
      FSK 12
      Deutschland / Kanada / 2015

      70 Jahre sind vergangen, seitdem der 90-jährige Zev miterleben musste, wie seine Familie im Vernichtungslager der Nazis ausgelöscht wurde. Seine Peiniger hat er nie vergessen - obwohl der in Kanada lebende Rentner an Alzheimer leidet. Nun glaubt Zev in Amerika einen der KZ-Wärter von damals zu entdecken und tritt eine Reise an, um das damals seinem besten Freund gegebene Versprechen einzulösen, ihren Peiniger zu töten. Unterwegs trifft er verschiedenste Menschen, die ihn seine Entscheidung überdenken lassen.


      In der heutigen Zeit sind die meisten Filme immer mehr auf das breite Mainstream Publikum zugeschnitten und viel zu selten trifft man dabei auf Werke, die einen wirklich nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Das vorliegende Drama "Remember - Vergiss nicht, Dich zu erinnern" ist deshalb umso mehr eine herausragende Ausnahme, denn der ägyptische Regisseur Atom Egoyan erzählt hier eine Geschichte, die dem Zuschauer merklich unter die Haut geht. Dabei erinnert das Szenario stellenweise an Christopher Nolans Meisterwerk "Memento", nur das die Hauptfigur Zev durch seine Alters-Demenz dazu gezwungen ist, sich seine Erinnerungen durch einen Brief seines Freundes Max immer wieder ins Gedächtnis zu rufen. Egoyan ist es vortrefflich gelungen, seine Erzählung von der ersten bis zur letzten Szene extrem interessant in Szene zu setzen und dabei auf eine Darsteller Riege zurückgreifen zu können, die wirklich etwas von ihrem Handwerk versteht. Neben Hauptdarsteller Christopher Plummer agieren so bekannte Namen wie Jürgen Prochnow oder auch Bruno Ganz und sämtliche mitwirkenden Akteure geben ein imposantes Beispiel ihrer darstellerischen Fähigkeiten zum Besten.

      Somit wäre die erste ganz große Stärke dieses Filmes schon einmal gewürdigt, aber auch in allen anderen Belangen versteht es "Remember", den Betrachter vollends zu überzeugen. Die dramatische und durch die Hintergründe äußerst tragische Story wird in einem ordentlichen Tempo erzählt und bietet zudem auch genügend Freiräume für die stillen und zwischenmenschlichen Töne. Man selbst durchlebt bei der Ansicht des Werkes im Prinzip die gesamte Palette an Emotionen, denn zwischen Mut, Mitleid und Bewunderung ist alles vertreten, was man sich nur vorstellen kann. Das Hauptaugenmerk richtet sich dabei ganz eindeutig auf den Haupt Charakter, der eine mehr als beschwerliche Reise auf sich nimmt, um die Konfrontation mit dem Mörder seiner gesamten Familie herbei zu führen. Dabei verläuft das Geschehen eigentlich recht gradlinig und deutet mal so gar nicht an, das am Ende ein Plot Twist eingebaut wurde, der das bis dahin Gesehene vollkommen auf den Kopf stellt. Egoyan schafft es nämlich, den Zuschauer zum Ende hin mit offenem Mund vor dem heimischen TV Gerät zurück zu lassen, denn die eingestreute Wendung hätte man wirklich beim besten Willen nicht vermutet.

      So entsteht also ein waschechter Überraschungseffekt und selbst im Nachhinein kann man bei einem gedanklichen Resümee der Story nicht wirklich einen offensichtlichen Anhaltspunkt ausmachen, der einem diese Kehrtwendung der Ereignisse angedeutet hätte. Vielleicht mag es den ein oder anderen geben der dennoch mit diesem grandiosen Twist gerechnet hat, doch ehrlich gesagt ist man viel zu sehr von einem erstklassig gespielten Drama eingenommen, als die eigenen Gedanken in die Richtung der letztendlichen Auflösung zu richten. Zu gut hat der Regisseur darauf geachtet, den Fokus auf seine Hauptfigur und dessen Mission zu legen, als das man den herausragenden Showdown vorhersehen könnte. Im Prinzip ist das aber auch zweitrangig, denn "Remember - Vergiss nicht, Dich zu erinnern" offenbart einen fantastischen Gesamteindruck, in dem sowohl die vorliegende Thematik, die tolle Erzählweise, sowie das grandiose Schauspiel der Protagonisten einfließen. Der Film ist dabei absolut stimmig und dürfte sich insbesondere durch das tragische und leicht schockierende Finale unauslöschbar im Gedächtnis des Zuschauers einbrennen.

      Es ist wirklich immer wieder schön, unter den unzähligen nichtssagenden Beiträgen der heutigen Zeit manch echte Perle zu entdecken und der vorliegende Film zählt ohne wenn und aber dazu. Keine wilden Schießereien, übertriebene Schlägereien, oder auch unnützes Blutvergießen, sondern eine brillant vorgetragene Erzählung die mit überzeugenden Schauspielern besetzt ist, das ist die große Stärke eines Filmes den man nicht so schnell wieder vergessen wird. Freunden intensiver und gut erzählter Dramen mit herausragendem Überraschungseffekt sei "Remember - Vergiss nicht, Dich zu erinnern" unbedingt ans Herz gelegt, denn hier bekommt man Filmkost auf einem äußerst hohen Niveau geboten.


      Fazit:


      Superhelden, übertriebene Action oder brutaler Horror sind heutzutage die Dinge, die einem breiten Publikum am meisten Freude bereiten. Manchmal sollte man aber auch einmal ein intensives Drama an sich heran lassen, das die eigene Gefühlswelt während der Sichtung so manche Kapriole schlagen lässt. Der vorliegende Beitrag ist dafür bestens geeignet und sollte eigentlich in keiner gut sortierten Sammlung fehlen.


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