Der unsichtbare Gast

    • Der unsichtbare Gast



      Originaltitel: Contratiempo
      Produktionsland: Spanien
      Produktion: Mikel Lejarza , Eneko Lizarraga , Núria Valls , Mercedes Gamero und Alina Constanso
      Erscheinungsjahr: 2016
      Regie: Oriol Paulo
      Drehbuch: Oriol Paulo
      Kamera: Xavi Giménez
      Schnitt: Jaume Martí
      Budget: ca. 4.000.000€
      Visuelle Effekte: Àlex Villagrasa
      Musik: Fernando Velázquez
      Länge: ca. 106 Minuten
      Freigabe: FSK 16

      Darsteller:

      Mario Casas
      Bárbara Lennie
      Francesc Orella
      José Coronado
      Ana Wagener
      Virginia Goodman
      Paco Tous

      Handlung:

      Adrián Doria (Mario Casas) ist ein erfolgreicher Geschäftsmann, sein Leben wird von einem Tag auf den anderen auf den Kopf gestellt wird, er wacht neben der Leiche seiner Freundin Laura (Bárbara Lennie) auf – in einem Zimmer das von innen abgeschlossen ist.



      Deutsche DVD & Blu-Ray Fassung: 23.02.2017
      Mein Herz schlägt für meine Mama &
    • Kritik:

      Ich hatte den Film nicht auf der Rechnung gehabt. Im Gegensatz zum von Kritiker gefeierten The Body - Death Is Not Always the End ist der 2.Film von Oriol Paulo von der Spielzeit her knapper bemessen und es kommen auch keine Längen mehr auf. Ähnlich geht es erneut um einen Autounfall zu Beginn, diesmal wird aber noch eine Leiche versteckt und die Handlung fühlt sich mehr wie ein Psychothriller an, samt abgelegenes Waldgebiet. Zudem sind die Schauspieler besser und man gewinnt Bezug zu den Charakteren. Angeprangert wird die Justiz, dass sie Reiche für ein schönes Sümmchen in Schutz nimmt und eigenständige Ermittlungen werden somit von den Geschädigten angestrebt. Gegen Ende mit der Auflösung wird es etwas kompliziert und es gibt einige Wendungen die einen erstaunen lassen. Das die Ermittlerin scheinbar hellsehen kann, hatte mich erst geärgert, allerdings wird das zum Schluss auch noch aufgeklärt warum sie alles weiß, man sollte also erst am Filmende sein Urteil über "Der unsichtbare Gast" fällen. Bei der Auflösung ist mir das Maskenspiel von SAW in Erinnerung gekommen, ähnlich kompliziert verstickt, aber bitter Böse. Optisch sehe ich hier noch eher die Schwächen, die Aufmachung könnte etwas bildgewanter sein. Ansonsten ist "Der Unsichtbare Gast" für jeden Psychthriller-Interessierten Pflichtprogramm, der beste Film in diesem Genre dieses Jahr.

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    • Der unsichtbare Gast
      (Contratiempo)
      mit Mario Casas, Ana Wagener, José Coronado, Bárbara Lennie, Francesc Orella, Paco Tous, David Selvas, Iñigo Gastesi, San Yélamos, Manel Dueso, Blanca Martínez
      Regie: Oriol Paulo
      Drehbuch: Oriol Paulo
      Kamera: Xavi Giménez
      Musik: Fernando Velázquez
      FSK 16
      Spanien / 2016

      Ein verschlossener Raum, eine Leiche und ein dringend Tatverdächtiger: Der erfolgreiche Geschäftsmann Adrián Doria (Mario Casas), gleichzeitig der Liebhaber der Toten. Frau und Tochter hat er in der Folge bereits verloren, ebenfalls den Kampf um die öffentliche Meinung. Bis die Anwältin Virginia Goodman (Ana Wagener) an seine Tür klopft – mit neuem Zeugen und neuen Fragen im Gepäck. Der Beginn eines nervenaufreibenden Katz- und Mausspiels, in dessen Verlauf die Geschichte von Adrián immer neue Löcher, aber auch immer neue, atemberaubende Wendungen erhält.


      Unter den unzähligen Regisseuren auf dieser Welt gibt es immer wieder Ausnahmetalente, bei denen man vom ersten Film an das Gespür für das Wesentliche erkennen kann. Der Spanier Oriol Paulo fällt ganz eindeutig in diese Kategorie, was man schon bei seinem sensationellen Debüt "The Body - Die Leiche" aus dem Jahr 2012 erkennen konnte. Vier Jahre später erschien mit dem vorliegenden Beitrag "Der unsichtbare Gast" seine zweite Arbeit, bei der man den Zuschauer wieder mit einem extrem stimmigen und spannenden Thriller konfrontierte. Wie schon beim Vorgänger liegt auch hier eine äußerst interessante und in sich verschachtelte Story zu Grunde, in deren Verlauf man etliche Wirrungen und Wendungen serviert bekommt, bevor sich dann ganz am Ende ein äußerst stimmiges und rundes Gesamtbild ergibt. Zum wiederholten Mal kann Paulo dabei auf eine wirklich erstklassige Ansammlung von Darstellern zurückgreifen, die durch ihr hervorragendes Schauspiel wesentlich mit dafür verantwortlich zeichnen, das dieser Film den Betrachter von der ersten bis zur letzten Minute ganz unweigerlich in seinen Bann zieht.

      Dabei gibt sich eine wunderbar mysteriöse Grundstimmung zu erkennen, die dem gewonnenen Gesamtbild sehr zu Gute kommt. Mit zunehmender Laufzeit wird diese immer dichter und stellt einen dabei auch vor so manches Rätsel, wobei diese erst kurz vor dem finalen Showdown sämtliche Zusammenhänge zu erkennen geben. Das sorgt selbstredend für jede Menge Hochspannung und führt den Betrachter wie schon bei "The Body" auf so manche falsche Fährte und insbesondere diese Zutat scheint ganz generell eine der großen Stärken des Regisseurs zu sein. Die Geschichte ist nämlich wirklich gut durchdacht und es sind zu keiner Phase offensichtliche Logiklöcher zu erkennen. Viel zu geschickt lenkt Paulo einen immer wieder in eine bestimmte Richtung, um dann aber später wieder mit nahezu genialen Plot Twists das Geschehen auf eine andere Ebene zu heben. Wie schon bei seinem brillanten Erstling zeichnet der Spanier auch hier sowohl für die Regie als auch für das Drehbuch verantwortlich und das merkt man der Erzählung auch jederzeit an. Die einzelnen Zutaten sind perfekt aufeinander abgestimmt und die jeweiligen Zahnräder greifen harmonisch ineinander über. Der gute Mann hat es im Genre des Thrillers ganz einfach richtig drauf und weiß ganz genau was er machen muss, um den Zuschauer bei der Stange zu halten.

      "Der unsichtbare Gast" legt eine im Prinzip eher sehr ruhige Erzählweise an den Tag, was dem Szenario jedoch in der Summe extrem gut zu Gesicht steht. Die einzelnen Charaktere werden einem sehr gut und ausführlich näher gebracht und Paulo nimmt sich zudem auch genügend Zeit, die einzelnen Abläufe gekonnt in Szene zu setzen. Trotz-oder gerade wegen der ruhigen Erzählstruktur entfaltet sich ein Höchstmaß an Intensität und man fiebert regelrecht der Auflösung des Ganzen entgegen, die sich aber erst wenige Minuten vor dem Ende zu erkennen gibt. Nicht viele Regisseure verstehen es so meisterhaft wie Paulo, den immer stärker ansteigenden Spannungsbogen so kontinuierlich aufrecht zu erhalten und somit ein Filmerlebnis zu kreieren, das auch nachhaltig im Gedächtnis hängen bleibt. Es mag vielleicht nicht jeder so sehen, aber die Filme des Spaniers zählen für mich zu den besten Thrillern Europas und brauchen sich auch in keinster Weise vor amerikanischen Produktionen zu verstecken. Eher das Gegenteil ist der Fall, denn streckenweise lassen diese Werke sogar den Hauch von Genialität erkennen.

      Wie dem auch sei, Freunde herausragender Genrekost kommen nicht an diesem Film vorbei, in dem wie schon bei "The Body" nichts so ist wie es zunächst erscheint. Eine Geschichte voller Wendungen und Überraschungsmomente, erstklassig agierende Schauspieler und jede Menge knisternder Spannung sorgen letztendlich für ein äußerst stimmiges Ergebnis, das man unbedingt gesehen haben sollte. Man kann nur hoffen das Oriol Paulo die an den Tag gelegte Qualität auch bei seinen nächsten Werken halten kann und das noch viele weitere Beiträge folgen werden, denn von Filmen dieser Machart kann man einfach nie genug bekommen.


      Fazit:


      "Der unsichtbare Gast" ist ein ebenso schwer zu durchschauendes Meisterwerk wie "The Body - Die Leiche" und beinhaltet dabei keinesfalls weniger Brillanz und Genialität. Hier kommt man jederzeit voll auf seine Kosten, sind doch sämtliche Zutaten vorhanden die einen richtig gelungenen Thriller ausmachen. Und so kann man dann auch eine uneingeschränkte Empfehlung für diese Produktion aussprechen, deren Sichtung man bestimmt nicht bereuen wird.


      [film]9[/film]
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