Interview mit Marius Thomsen

    • Interview mit Marius Thomsen



      [MindFreak] Hallo Utz, erstmal vielen Dank dafür das du dir die Zeit nimmst unsere Fragen zu beantworten. Ich würd vorschlagen du stellst dich mal kurz vor bevor wir beginnen.

      [Utz Marius Thomsen] Ok, also ich bin 27 Jahre alt, lebe in Flensburg und bin totaler Filmfreak, vornehmlich Horror/Splatter aber schaue mir auch alles Mögliche aus anderen Bereichen an.
      Auf jeden Fall habe ich auch schon selbst ein paar Filme auf die Beine gestellt. Einige kennen evtl. schon meine Knochenwald Trilogy, die letztes Jahr bei MUP erschien.

      [MindFreak] Was uns alle sicher sehr interessiert ist, wie du dazu kamst Amateursplatterfilme zu drehen.

      [Marius Thomsen] Im Alter von 16 oder 17 Jahren, habe ich Violent Shit 2 und Zombie 90 von Andreas Schnaas gesehen. Filme, die mir offenbarten, dass sozusagen Leute von nebenan auch in der Lage waren, Filme mit sehr blutigen Effekten zu kreieren. Knapp ein Jahr später, in den Sommerferien 2000, habe ich dann mit Freunden eine Kamera geliehen und wir haben innerhalb von ca.10 Tagen Knochenwald abgedreht. Der damalige, originale Produktionstitel war übrigens Horrible Holidays. Es war ein absolut simpler und mit sämtlichen Klischees voll gestopfter Kurzfilm, der gerade mal 50,- DM gekostet hatte und der lediglich über einen groben Handlungsstrang, jedoch keine tiefgehende Story verfügte. Eben ein einfacher Versuch, selbst etwas in Sachen Film auf die Beine zu stellen, so wie ich es beim Andreas Schnaas gesehen hatte.

      [MindFreak] Was genau waren deine Einflüsse für dein erstes erfolgreiches Release "The Knochenwald Trilogy"?

      [Marius Thomsen] Für den ersten Teil von Knochenwald war das große Vorbild ganz eindeutig das original Texas Chainsaw Massacre, das ich kurz zuvor zum ersten Male gesehen hatte. Ja, insgesamt ist der erste Knochenwald eine einzige Hommage an den Klassiker von Tobe Hooper .
      Bei Knochenwald 2 Fleischernte kann ich als grobe Inspiration Andreas Schnaas Violent Shit 2 Mother hold my hand nennen, beinhaltet aber weitestgehend schon eigene Ideen. Sudden slaughter Knochenwald 3 ist allgemein eine einzige Hommage an den Splatter-Trash-Film. Hier huldige ich dem Genre generell. Im Allgemeinen kann man allerdings sagen, dass nicht nur sämtliche Slasherfilme wie Freitag der 13. und Halloween sondern auch Trash a la TROMA von Anfang an Einfluss auf die Knochenwälder hatten. Daher wohl auch die sämtlichen vorhandenen Klischees, die ich gar nicht erst versuche zu vermeiden, weil sie eben ein Teil des Genres sind.
      Vorbild für die Splatterszenen in meinen Filmen waren ganz eindeutig diese Szenen aus den Fulci Filmen, die, immer schön übertrieben und in Großaufnahme dem Gorehound serviert wurden. Lieber zeige ich das explizite Eingemachte als die kurzen Kills im Off, so wird es auch in Zukunft bleiben.

      [MindFreak] Als deine Familie und Freunde erfuhren das du so was drehen möchtest, wie haben sie reagiert?

      [Marius Thomsen] Also die meisten Freunde waren ganz positiv davon angetan, viele spielen ja auch schon im ersten Teil mit und halfen mir bei der gesamten Produktion aller meiner Filme. Ohne ihre Hilfe hätte ich meine Filme niemals fertig bekommen. Meine Freundin unterstützt mich ebenfalls wo es nur geht bei meinem Hobby. Für sie war es, seit wir uns kennen lernten, vollkommen normal, einen Filmfreak zum Freund zu haben. Meine Familie, sprich meine Eltern sind nach wie vor für diese Art von Filmen weniger zu haben. Auch heute sind sie noch etwas skeptisch aber verhalten sich meinem Hobby gegenüber recht neutral. So darf ich halt im heimischen Garten rumsplattern, so lange nach dem Drehen wieder alles sauber gemacht wird. Mein Vater hatte mich auch schon unterstützt und hatte z.B. echte Schweineherzen für Sudden slaughter besorgt. Meine Eltern finden es im Prinzip schon gut, dass ich was Kreatives auf die Beine stelle, auch wenn das Genre wohl nicht ganz deren Geschmack trifft.

      [MindFreak] Warum viel deine Wahl genau auf das Genre "Splatter"?

      [Marius Thomsen] Also das Genre Horror begeisterte mich schon seit meiner Kindheit. Als ich etwa 12 Jahre alt war habe ich dann meinen ersten Splatterfilm gesehen. Es war Tanz der Teufel 1, in der ungeschnittenen beschlagnahmten Fassung. Es war nicht nur der Reiz des Verbotenen der diesen Film ausmachte sondern auch eine für mich bis dato unbekannte Filmhürte und ein schonungsloser expliziter Umgang mit Filmblut. Es hat einfach Spaß gemacht, Angst zu haben und das zu Gesicht zu bekommen, was in den Filmen, die ich zuvor kannte, nur angedeutet oder rechtzeitig weggeblendet wurde.
      Nach dem ersten Teil von Knochenwald hätte ich auch schon etwas anderes als Splatter drehen können. Aber das wollte ich gar nicht, es macht halt einen Heidenspaß, mit Kunstblut rumzusauen, abgetrennte Körperteile in der Gegend herum zuwerfen und auch sonst schön politisch unkorrekt für Unterhaltung zu sorgen. Kurzum: Das Drehen von Splatterszenen macht bisher den meisten Spaß.

      [MindFreak] Was sind deine nächsten geplanten Projekte? Sofern es diese gibt.

      [Utz Marius Rhomsen] Klar gibt es welche. Also Ideen habe ich für etliche sicke und abgefahrene Streifen, nur leider sind die Mittel etwas spärlich. Als nächstes wollte ich einen waschechten Menschenjagd-Streifen drehen, der über extrem abgefahrene Charaktere verfügt. In Sachen übertriebenen Splatterszenen, Blutfontänen und kranken Humor unter der Gürtellinie und jenseits der Grenzen des guten Geschmacks etwa da anfängt, wo Sudden slaughter aufgehört hat. Mit anderen Worten: Bei meinen Filmen war es von Film zu Film jedes Mal ein Quantensprung. Der neue Film stellte seinen Vorgänger in den Schatten und so soll es diesmal auch wieder werden.

      [MindFreak] Du als Splatterfan hast sicherlich deine Lieblingsstreifen, welche sind das und warum?

      [Marius Thomsen] Oha, da gibt es etliche Filme, die mir sehr gut gefallen, so viele, dass es den Platz hier sprengen würde. Einige meiner All-Time Favoriten in Sachen Splatter sind aber Bad Taste, Suspiria und Braindead weil man sie sich zum einen halt immer wieder anschauen kann, ohne dass diese langweilig werden und zum anderen weil sie von Anfang bis Ende absolut perfekt sind, wahre Kunstwerke, wie ich finde, die das Genre maßgebend mitgeprägt haben.

      [MindFreak] Bist du momentan zufrieden wie sich dein Amateurfilmer Karriere entwickelt hat?

      [Marius Thomsen] Zufrieden bin ich auf alle Fälle wenn ich so zurückblicke. Besonders wenn ich bedenke, mit was für Problemen so ein Filmdreh alles zusammenhing. Ob es das Wetter war, was einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, Darsteller, die nicht zur vereinbarten Zeit am Set erschienen und kurzerhand daraufhin die Story abgeändert werden musste, bzw. andere Szenen vorgezogen wurden oder die liebe Technik, die mal mehr mal weniger Macken gemacht hatte. Von den finanziellen Problemen mal ganz abgesehen. So bin ich im Nachhinein sogar stolz, dass wir den einen oder anderen Dreh durchgezogen und die Filme überhaupt fertig bekommen haben. Dass ein Label wie MUP dann Interesse zeigte und die Knochenwald Trilogy in sehr ansehnlicher Aufmachung auf DVD brachte war einfach nur geil und eine wahre Würdigung für mein Filmteam und unsere Arbeiten. Ich denke zufriedener kann ein Filmemacher kaum sein, wenn er das fertige Ergebnis jahrelanger Arbeit in den Händen hält.

      [MindFreak] An was denkst du, wenn du das Wort "Zensur" h?rst oder liest? Wie stehst du dazu?

      [Marius Thomsen] Im Prinzip befürworte ich Zensur, sofern sie gewissenhaft und intelligent angewandt wird, zwei Eigenschaften, die man allerdings nicht der Deutschen Zensurpolitik zuschreiben kann. Hier zulande wird so dermaßen mit hirnrissigen Entschlüssen um sich geworfen, dass es jedem Freund des Kunstblutes die Pippi in die Augen treibt. Wenn ein Horrorfilm, der schon mit keine Jugendfreigabe gekennzeichnet ist, trotzdem mit etlichen Schnitten versehen wird, fällt mir einfach nichts mehr ein. Was bitte soll das? Brauchen wir Babysitter oder was? Da wird volljährigen Menschen vorgeschrieben, was sie zu sehen haben und was nicht. Für mich geht das schon in Richtung Diktatur, wenn eine höhere Instanz für mich vorkonsumiert, ganz zu schweigen von dem Verbrechen an der Kunst, die mit Schnittauflagen, teilweise bis ins Zusammenhanglose, verstümmelt wird.
      Also wenn ich als mündiger Bürger in die Videothek gehe um mir einen Splatterstreifen zu leihen, dann will ich verdammt noch mal auch Splatter sehen! Ich brauche keinen Vorkoster, schließlich sollte ich mich als Erwachsener mittlerweile so weit kennen, dass ich weiß, was ich abkann und wo meine Grenzen liegen. Aber was rege ich mich auf, Wir Gorehounds kommen auf alle Fälle an unsere Filme, ganz legal und die Moralaposteln von der FSK können uns mal kreuzweise am Allerwertesten!

      [MindFreak] So dann bedanke ich mich für deine Zeit und überlasse dir die "Famous Last Words" an deine Fans.

      [Marius Thomsen] Ich habe schon einige Nachfragen bekommen, was denn als nächstes zu sehen sein wird von mir und meinem Filmteam Nocturnis Pictures. Also, als nächstes wird der Kurzfilm Endzeit, den ich bereits Ende 2007 für die Kurzfilmsammlung Krankheit Mensch 2 drehte, ebenfalls wieder unter MUP erscheinen. Endzeit ist diesmal, im Gegensatz zu der Knochenwald Trilogy, todernst gemeint und kein bisschen lustig.
      Allen Filmfreaks, die auf den blutig-trashigen Stil stehen, sei versichert, dass mit dem Dreh zum nächsten abendfüllende Film von Nocturnis Pictures noch in diesem Jahr begonnen wird! Unterhaltsamer, dümmer, assiger und vor allem blutiger (!!!) als je zuvor. Denn dann wird es wieder heißen: Film rein, Hirn raus and have Fun!!!
    • Utz rockt einfach nur.
      Für mich die absolute Krönung im Amateurfilmsektor.
      Davon sollten sich diese diversen "Nachwuchsregisseure" echt mal was abschneiden!
      Danke für die Partybombe "Sudden Slaughter", Utz!