The Good Neighbor - Jeder hat ein dunkles Geheimnis
(The Good Neighbor)
mit James Caan, Logan Miller, Keir Gilchrist, Laura Innes, Edwin Hodge, Anne Dudek, Bailey Noble, Lili Reinhart, Mindy Sterling, William Charles Mitchell
Regie: Kasra Farahani
Drehbuch: Mark Bianculli / Jeff Richard
Kamera: Alexander Alexandrov
Musik: Andrew Hewitt
FSK 16
USA / 2016
Die beiden Teenager Ethan und Sean haben sich ein perfides Experiment ausgedacht: Sie wollen ihren mürrischen alten Nachbarn Harold Grainey glauben machen, dass es in seinem Haus spukt. Mittels der heimlichen Installation moderner Technik können sie Harold nicht nur rund um die Uhr überwachen, sondern überdies verschiedene Vorfälle wie sich öffnende Türen oder flackernde Lampen auslösen. Die Streiche zeigen zwar allmählich ihre Wirkung, doch reagiert Harold anders als erhofft. Sind die beiden Jungs auf ein dunkles Geheimnis gestoßen, das nicht nur ihr Experiment, sondern auch ihre eigene Sicherheit gefährdet?
Immer wieder wird man mit diversen Erstlingswerken neuer Regisseure konfrontiert, wobei allerdings nur die wenigsten davon einen wirklich nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Was aber der gebürtige Iraner Kasra Farahani mit seinem Debütfilm "The Good Neighbor - Jeder hat ein dunkles Geheimnis" auf die Beine gestellt hat ringt einem echten Respekt ab, denn anscheinend hat der gute Mann ein untrügliches Gespür für spannungsgeladene Thriller. Bedient hat man sich dabei des polarisierenden Found Footage Looks und auch wenn dieses Sub-Genre schon etlichen Schund produziert hat, handelt es sich im vorliegenden Fall um einen absolut grandiosen Vertreter dieser Art. Ein perfides Experiment zweier Teenager liegt dem Ganzen inhaltlich zu Grunde und schon nach relativ kurzer Zeit weiß man, das die Geschichte ziemlich tragisch ausgehen wird. Zwischenzeitlich werden nämlich immer wieder kleinere Szenen einer Gerichtsverhandlung eingespielt die zeitlich gesehen nach den Ereignissen des Experimentes angesiedelt ist. Die Hintergründe der Abläufe werden aber keinesfalls so früh preisgegeben und so kann sich der Zuschauer auf ein Szenario einstellen, das mit zunehmender Laufzeit einen stetig ansteigenden Spannungsbogen erkennen lässt, der zu keiner Zeit irgendwelche Einbrüche beinhaltet.
Farahani schafft es fast schon spielerisch den Zuschauer für seine Geschichte einzunehmen, denn trotz verhältnismäßig geringer Mittel wird hier Thrill und der pure Nervenkitzel produziert. Teilweise wird man selbst zu einer Art Spielball der Abläufe, denn ohne es eigentlich zu wollen wird man selbst zu einer Art Voyeur, der ohne Erlaubnis einen Nachbarn beobachtet und dabei ohne Frage in dessen Privatsphäre eingreift. Genau darin besteht nämlich das perfide Experiment, das Ethan und Sean an ihrem Nachbarn Harold Grainey praktizieren und dabei anscheinend auf ein dunkles Geheimnis stoßen, das dieser in seinem Keller verbirgt. Aus dieser Ausgangslage heraus bezieht "The Good Neighbor" dann auch sein gesamtes Spannungspotential und obwohl im Prinzip während der gesamten Laufzeit keinerlei spektakuläre Dinge passieren reicht das vollkommen aus, um eine unglaublich starke Faszination auf den Betrachter auszuüben. Immer tiefer taucht man in die Geschichte ein, die mit zunehmender Laufzeit so einige Wendungen offenbart und zum Ende hin mit einem richtig traurigen und tragischen Showdown aufwartet.
Kasra Farahani verrät dem Betrachter nie zu viel, denn es werden immer nur kleinere Informations-Häppchen eingestreut, die erst ganz am Ende das große Ganze erkennen lassen. So wird der Zuschauer dann auch des Öfteren auf eine falsche Fährte gesetzt, denn ganz ohne Frage wird die eigene Fantasie extrem angeregt und man stellt zwangsläufig seine eigenen Vermutungen an, was es denn mit dem dunklen Geheimnis auf sich haben könnte. Ziemlich geschickt lenkt einen der Regisseur dabei in eine bestimmte Richtung, um dann am Schluss mit einer Auflösung aufzuwarten, die nicht nur die beiden Teenager im Film, sondern auch den Betrachter vor dem heimischen TV fast sprachlos zurück lässt. Das hinterlässt einen nachhaltigen Eindruck im Gedächtnis und noch lange nach der Sichtung des Filmes denkt man über das Gesehene nach und hinterfragt dabei auch moralische Aspekte, die das Szenario ganz klar anprangert. Dabei handelt es sich nicht nur um die Aktion der beiden Teenager, denn in meinen Augen wird ganz eindeutig die Frage aufgeworfen, in wie weit man generell in die Privatsphäre eines anderen Menschen eindringen darf. Das es durch solche Aktionen nämlich zu furchtbaren Irrtümern mit schrecklichen Folgen kommen kann, führt Kasra Farahani dem Betrachter eindrucksvoll vor Augen.
Letztendlich handelt es sich bei "The Good Neighbor - Jeder hat ein dunkles Geheimnis" um ein in allen Belangen imposantes Regiedebüt, das auch in darstellerischer Hinsicht vollends überzeugen kann. James Caan mimt den mürrischen und in sich gekehrten Nachbarn absolut perfekt und kann vor allem zum Ende hin jede Menge Sympathiepunkte auf sich vereinen. Aber auch die beiden jungen Darsteller Logan Miller und Keir Gilchrist warten mit erstklassigen Leistungen auf und ergänzen sich dabei exzellent. So gibt es dann schlussendlich auch nichts zu bemängeln und man kann sich auf einen hervorragenden Film einstellen, der einem phasenweise sogar kalte Schauer über den Rücken rieseln lässt. Dafür sorgt allein schon die äußerst dichte Atmosphäre, die sich ganz zwangsläufig auch auf einen selbst überträgt und dabei die eigenen Nerven bis zum Zerreißen anspannt.
Fazit:
Wieder einmal hat OFDB Filmworks ein untrügliches Gespür für erstklassige Filme bewiesen, denn "The Good Neighbor" reiht sich nahtlos in die bisher tollen Veröffentlichungen ein. Dieser Film geht einem so richtig unter die Haut und ist nahezu ein Paradebeispiel dafür, das eine gut durchdachte Geschichte, gute Schauspieler und eine grandiose Grundstimmung völlig ausreichen, um den absoluten Nervenkitzel zu produzieren. Fans herausragender Thriller sollten an dieser Stelle unbedingt zugreifen, ansonsten verpasst man ein Filmerlebnis, das nachhaltig im Gedächtnis hängen bleibt.
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