Seance on a Wet Afternoon

    • Seance on a Wet Afternoon

      Seance on a Wet Afternoon (An einem trüben Nachmittag, 1964)



      Regie: Bryan Forbes
      Produktion: Richard Attenborough, Bryan Forbes, GB 1964
      Mit: Kim Stanley, Richard Attenborough, Nanette Newman, Mark Eden, Judith Donner, Patrick Magee


      Handlung:

      Das Ehepaar Myra und Billy Savage setzt einen perfiden Plan in die Tat um. Sie entführen eine kleine Tochter reicher Eltern, um eine stattliche Summe als Lösegeld zu fordern. Das Kind wird in ein steriles Zimmer gesperrt und ihm vorgegaukelt, dass es sich wegen einer ansteckenden Krankheit im Spital in Quarantäne befindet. Dabei treten die Savages der Kleinen als Krankenschwester bzw. Arzt mit Mundschutz gegenüber, sodass ihre Gesichter nicht erkannt werden können. Myra hat darüber hinaus noch die Unverfrohrenheit, die verzweifelten Eltern zu besuchen und ihnen ihre Hilfe als spirituelles Medium anzubieten. Eines Abends vergisst das Entführerpaar das Zimmer abzusperren und das Kind steht Billy plötzlich gegenüber und blickt in sein verdutztes Gesicht. Für Myra ist nun klar, dass das Mädchen nicht am Leben bleiben darf...

      Anmerkungen:

      "Seance on a Wet Afternoon" kommt ohne großes Tempo und Action aus und bezieht seine Atmosphäre in erster Linie aus der hervorragenden schauspielerischen Leistung von Kim Stanley (1925-2001) und Richard Attenborough (1923-2014). Kim Stanley ist Kinofreunden vermutlich weniger ein Begriff, da sie vorwiegend Theaterarbeit leistete und in der 25-jährigen Zeitspanne von 1958 bis 1983 lediglich fünf Spielfilme drehte. Als Myra Savage spielt sie ein psychisch gestörtes Medium, das die Totgeburt ihres Sohnes niemals verarbeitet hat und nun glaubt, mit diesem im Jenseits Kontakt zu haben. Als skrupellose Erpresserin, dominante Ehefrau und feinfühliges, aber seelisch krankes, Medium tritt sie sehr vielschichtig in Erscheinung und bietet einen wirklich bemerkenswerten Einblick in eine degenerierte Psyche. Ihr schlechtes Gewissen unterdrückt sie, indem Sie sich der Illusion hingibt, auf Geheiß des toten Sohnes zu handeln. Aufgrund ihrer eiskalt berechnenden Raffinesse ist sie die Drahtzieherin in dem Plot und muss ihren Gatten stets antreiben. Dieser ist aufgrund seiner Willensschwäche, Labilität und Arbeitsunfähigkeit in ein Abhängigkeitsverhältnis geraten und befolgt wider schlechten Gewissens stets die Anweisungen und Wünsche seiner starken Frau, obwohl er im Grunde gutmütig und mit Skrupeln behaftet ist.
      Nicht ganz verständlich ist dabei, dass die ausgekochte Myra sich bei der Umsetzung ihrer kriminellen Pläne stets auf ihn verlässt, da er alles andere als professionell agiert. Vor der Entführung tritt er dem Chauffeur des Kindes offen gegenüber, wobei seine "Maskerade" lediglich in gefärbten Haaren besteht. Das Lösegeld reißt er später dem Vater bei einer geschäftigen U-Bahn-Station aus der Hand und hält sich nur eine Zeitung vor den Mund. Mit sehr viel Glück kann er dabei der durchaus präsenten, aber tölpelhaft organisierten, Polizei entkommen. Auch bei der Entführung selbst verhält er sich nervös und ungelenk und schafft es kaum, die Kleine aus dem Auto zu zerren. Myra besucht unmittelbar nach der Tat die Eltern des Kindes und zieht damit automatisch die Aufmerksamkeit der Polizei auf sich, die dann auch schon kurze Zeit später vor der Tür steht. Auch hier kann nur mit viel Glück und vorgetäuschter Abwesenheit eine sofortige Hausdurchsuchung abgewendet werden, was unweigerlich die Entdeckung des Mädchens zur Folge gehabt hätte. All dies beweist keine große kriminelle Expertise und man wartet gespannt darauf, wann die Falle unweigerlich zuschnappen wird und vor allem, ob dies noch rechtzeitig geschieht, denn der Tod des Kindes ist beschlossene Sache. Es liegt nun an dem weichherzigen, aber völlig unter der Fuchtel der dominanten Myra stehenden, Billy, wie er mit seinen Konflikten umgehen wird.

      Die sehr sorgfältige Inszenierung macht "Seance" zu einem Film zum anfassen, d.h. man fühlt sich als Zuseher ausgesprochen gut abgeholt und kann lebhaft mit den Protagonisten mitfiebern.

      Fazit:

      Sehr professionell, ruhig und elegant in Szene gesetztes Psychodrama, das ganz auf schauspielerische Leistung und konsequenten Spannungsaufbau setzt und dabei in's Schwarze trifft. Sowohl die Kameraführung als auch John Barrys Musik kommen in einem typisch Britischen Ambiente eindrucksvoll zum Einsatz. Die Überführung ist ausgesprochen unkonventionell. Im Gegensatz zu den eher märchenhaften Hammer-Thrillern wird eine Geschichte präsentiert, die sich auch real ähnlich ereignen könnte.

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