Die Vergewaltigung des Vampirs

    • Die Vergewaltigung des Vampirs



      Originaltitel: Le Viol du Vampire
      Alternativtitel: The Rape of the Vampire
      Produktionsland: Frankreich
      Produktion: Sam Selsky, Jean Rollin
      Erscheinungsjahr: 1968
      Regie: Jean Rollin
      Drehbuch: Jean Rollin
      Kamera: Guy Leblond, Antoine Harispe
      Schnitt: -
      Spezialeffekte:
      Budget: ca. -
      Musik: Yvon Gerault, Francois Tusques
      Länge: ca. 91 Min.
      Freigabe: ungeprüft
      Darsteller: Solange Pradel, Bernard Letrou, Catherine Deville, Ursule Pauly, Marquis Polho, Louise Horn, Doc Moyle, Don Burhans, Jacqueline Sieger, Nicole Romain, Jean Rollin u.a.

      DVD Niederlande: Encore (französischer Ton, deutsche Untertitel)
      Eine deutsche Fassung gibt es nicht.


      Inhalt:
      Im ersten Teil des Films bekommt der Psychologe Thomas einen kniffligen Fall: Er soll vier junge Frauen von ihrem Wahn befreien, sie seien Vampire. Thomas' Begleiter, das Pärchen Mark und Brigitte, sind von diesem Vorhaben nicht sonderlich begeistert. Als dann auch noch Brigitte stirbt rastet Mark völlig aus. Er macht die "Vampir"-Frauen für ihren Tod verantwortlich und will sich rächen. Ein wütender Mob will unterdessen das Schloss der Frauen stürmen. Auf dem Strand in der Nähe des Schlosses kommt es zum Showdown.
      Danach beginnt der zweite Teil des Films, der sich um einen verschwörerischen Kult der Vampire dreht, welcher von einer skrupellosen Königin angeführt wird...

      Es ist etwas kompliziert den Film zusammen zu fassen; am besten man schaut ihn sich an!



      Fazit:
      So, mein erstes Review auf diesem Board! Und ich starte gleich mit einem Meister seines Fachs... Jean Rollin ist bekannt für seine extravaganten Vampir-Filme, besonders in den 70ern. Sein wohl bekanntester Film ist "The Living Dead Girl" auch bekannt unter "Lady Dracula". "The Rape of the Vampire" war sein erster Kinofilm und er besteht im Grunde aus 2 Kurzfilmen: "Le Viol du Vampire" und "Le Femmes Vampires". Gleich am Anfang wird man mit dem Untertitel "Ein Drama in zwei Akten" auf diese Besonderheit hingewiesen. Gleich vorweg, es ist kein typischer Vampirfilm aber zugleich doch wieder einer. Rollin lässt die typischen Vampirmerkmale weg, und zeigt dennoch ein paar. Der Film, komplett in schwarzweiß, strahlt eine eigenartige aber fesselnde Atmosphäre aus. Es gibt viele Passagen die ohne Dialog auskommen und in denen "nur" die Bilder und die musikalische Untermalung diverser Klangfragmente (anders kann man die Musik in diesem Film nicht beschreiben) den Film bestimmen. Aber das gefällt mir sehr gut! Fernab jeden Mainstreams schafft es Rollin tolle Bilder zu kreieren, die einen in seinen Bann ziehen. Allerdings ist die Geschichte nur eine Nebensache für den Regisseur. Es tauchen Charaktere auf, deren Handlungsstrang erst gegen Ende wieder weiter erzählt wird. Wenn man nicht aufpasst, verliert man dadurch leicht den Faden. Ich würde sogar sagen, dass es sich hier um einen leicht kafkaesken, avantgardistischen und mit surrealen Bildern gespickten Vampirfilm handelt. Sogar die Dialoge versprühen einen leichten poetischen Touch. Garniert wird das alles mit wirklich hübschen Vampir-Damen! :44: Als Klassiker des Genres ein richtig toller Film, den man sich nicht entgehen lassen sollte. Aber hat man eine Abneigung gegen Vampirfilme , die Filme des Jean Rollin oder kann gar generell nichts mit der Filmkunst unserer Nachbarn aus Frankreich anfangen, sollte man einen Bogen um diesen Film machen. Es zeigt aber eines auf jeden Fall: Europa hatte wirklich sehr gute und interessante Genre-Regisseure in den 60er, 70er und 80er Jahren zu bieten: Mario Bava, Dario Argento und eben dieser Jean Rollin! Um nur mal drei zu nennen... :6:

      [film]8[/film]
      Hurley: "Hat der Vogel gerade meinen Namen gerufen?"
      Sawyer: "Ja hat er...Und gleich danach hat er Goldklümpchen gekackt."
    • Gefunden :)
      Als bekennender Fan von Rollin bin ich echt über jedes weitere Review über seine Werke froh, gerade dieser hier ist schon seit Langem auf meiner Wunschliste...Jedoch kann ich die Encore - Fassung nirgends finden...Encore ist mitunter ein sehr lobenswertes Label (habe bis jetzt Shiver of the vampires, Night of the Hunted und The living dead girl)...
      Wär klasse, wenn du mir ne PN schicken könntest, woher du den Film bezogen hast.
    • Hab ihn heute zusammen mit Lips of Blood und Les Demoniaques bestellt :)
    • :6:
      Prima, da bin ich doch mal auf dein Review gespannt... Wie ein Flitzebogen...
      Hurley: "Hat der Vogel gerade meinen Namen gerufen?"
      Sawyer: "Ja hat er...Und gleich danach hat er Goldklümpchen gekackt."
    • Original von Sawyer
      :6:
      Prima, da bin ich doch mal auf dein Review gespannt... Wie ein Flitzebogen...


      Hast du mittlerweile Pestizide - Grapes of death / Foltermühle der gefangenen Frauen gesehen?
    • Im Prinzip gibt es keine Vampire! Es gibt nur Menschen. Dieses ist die Aussage die Rollin in seinem Debütfilm trifft, obwohl kann man hier überhaupt von einem Film reden? Nicht ohne Grund wurde bei der Titelvergabe die Firmierung „Mélodrame en deux parties“ vergeben. Handelt es sich doch bei "Le viol du vampire" um einen 30 Minuten kurzen, abgeschlossenen Vampirfilm , welcher mit dem zweiten Akt, "Le femmes vampires" zu einem Abendfüllenden Film erweitert wurde.

      "Le viol du vampire" zeigt, dass der Psychologe Thomas vier junge Frauen von ihrem Wahn befreien soll, dass sie Vampire seien. Mit ihm zusammen kommen Mark und dessen Freundin Brigitte in das Dorf in dessen Nähe die Vampire „leben“.

      Als Brigitte stirbt wendet sich Mark einer der Vampirfrauen, Caroline zu um ihr zu zeigen, dass sie ein Mensch wie jeder andere ist. Als Mark ein Fenster öffnet um ihr die Angst vor dem Tageslicht zu nehmen, erscheint der aufgebrachte Dorfpöbel um sie zu töten. Trotzdem wird Caroline in diesem Moment klar, dass sie keine Angst vor dem Tageslicht haben muss und erkennt, dass sie eigentlich doch ein Mensch ist.

      Mark lässt sich daraufhin von Caroline den „Kuss des Vampirs geben und flüchtet mit ihr zum Strand…

      "Le viol du vampire" zeigt einige Außenaufnahmen die ich sehr gern in Farbe gesehen hätte, da es sich hier um märchenhaft schöne Locations handelt, die stimmig in Szene gesetzt werden. Die Hauptdarsteller sind allesamt überzeugend und vermitteln ein glaubhaftes Ambiente. Rollins Message ist eindeutig: Es gibt keine Vampire, es gibt nichts Übernatürliches, es sind alles nur Menschen. Wie diese in ihrem Wesen gestrickt sind, ist eine andere Geschichte. Jeder ist individuell, er ist entweder Gut oder Böse und alle die vorab als das Böse gesehen werden, sind im Endeffekt das Gute, sowie das eigentlich Gute, viel eher das Böse ist. Dinge die wir nicht verstehen, die unseren Horizont übersteigen, sollten wir nicht verachten bzw. hassen. Das Unbekannte ist nicht gleich das Böse. Es befindet sich auf der gleichen Ebene wie alles andere auch. Es hat die gleichen Ängste, die gleichen Empfindungen, auch wenn es scheinbar in einer parallelen Welt lebt.

      …und damit wäre wir auch am Ende von "Le viol du vampire" angelangt und dieses mündet in "Le femmes vampires".

      Mark und Caroline erwachen als Vampire, aus dem Meer kommt die Königin der Vampire mit ihrer Gefolgschaft. Rollin erwähnt in einem Interview, dass er in diesen Part des Films sehr zur Improvisation gegriffen hat. Unter dem Strich ist dieses allerdings mit einem positiven Gesamtresultat abgeschlossen worden. Die Story und deren Ablauf mag bei einigen Kritikern zwar eine gewisse Verwirrung stiften, ist aber meines Erachtens gut durchdacht und sinnvoll umgesetzt. Es gibt einige interessante Bilder, wie z.B. ein Trauerzug, der vor sich ein umgedrehtes Kreuz trägt und sich als ein Klan von völlig durchgeknallten Vampiren entpuppt. "Le femmes vampires" ist wie auch "Le viol du vampire" purer Surrealismus und das Ganze erinnert vereinzelnd durchaus an Bunuel. Rollin setzt auf eine völlig abgedrehte Atmosphäre gespickt mit irrsinnigen Vampiren und ihren hilflosen Untertanen. Mit der Vampirkönigin nimmt das Böse eindeutig Stellung, es lässt keine Zweifel aufkommen.

      Zum Ende des Films kommt es zur Vernichtung der Vampire, doch macht es Rollin natürlich nicht offensichtlich das es sich allein um das Ende der Vampire handelt. Denn die letzte Einstellung des Films zeigt, eine Stadt in der es auch keine Menschen gibt.

      Fazit:
      "Le viol du vampire" ist ein nahezu brillanter Film, der mit dem schwächeren "Le femmes vampires" abgeschlossen wird. Der Film ist Rollin-Fans und Filmstudenten durchaus ans Herz legen. Alle anderen, die sich eher zu Massentauglichen Produktionen hingezogen fühlen, werden mit diesem Film/ diesen Filmen absolut Nichts anfangen können.

      "Le viol du vampire" 9/ 10
      "Le femmes vampires" 7,5/ 10
    • Tolles Review sid! :6:
      Es ist aber auch ein brillianter Film!
      Hurley: "Hat der Vogel gerade meinen Namen gerufen?"
      Sawyer: "Ja hat er...Und gleich danach hat er Goldklümpchen gekackt."
    • Danke dir. :6: Der erste Part des Films ist wirklich genial.