Todeskreis Libelle

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      Todeskreis Libelle
      (Una Libélula para cada muerto)
      mit Paul Naschy, Erika Blanc, Ángel Aranda, María Kosty, Ricardo Merino, Susana Mayo, Eduardo Calvo, Ramón Centenero, Mariano Vidal Molina, José Canalejas
      Regie: León Klimovsky
      Drehbuch: Ricardo Muñoz Suay / Paul Naschy
      Kamera: Miguel Fernández Mila
      Musik: keine Informationen
      ungeprüft
      Spanien / 1974

      Angst und Schrecken erfüllen das Nachtleben von Mailand, als ein geheimnisvoller Killer mit unfassbarer Brutalität eine Mordserie beginnt. Junkies, Prostituierte und Kriminelle sind seine auserkorene Beute und die übel zugerichteten Leichen drapiert er mit blutgetränkten Libellen. Inspektor Paolo Scaporella wird mit dem Fall betraut, denn wenngleich seine Methoden im Polizeistab unbeliebt sind, versprechen sich seine Vorgesetzten durch die eigenwillige Ermittlungsarbeit schnelle Erfolge. Doch die Sache gestaltet sich für Scaporella äußerst schwierig, denn der Mörder scheint ihm immer einen Schritt voraus zu sein und hinterlässt keine Spuren. Als eines Tages ein spezieller Knopf an einem Tatort gefunden wird, beginnt auch Scaporellas Freundin Silvana, eine aufstrebende Modedesignerin, eigenmächtig zu recherchieren. Sie bittet ihren Freund Vittorio darum, den Besitzer des Knopfes ausfindig zu machen und als er etwas herausfindet, schlägt der Mörder wieder erbarmungslos zu und schlachtet den wichtigen Hinweisgeber grausam ab, noch bevor er reden kann. Geschockt vom Tod ihres Freundes, geht Silvana den letzten Andeutungen nach und gerät in die Fänge des Monsters. Für Scaporella zählt nun jede Sekunde. Er muss den Libellen-Mörder erwischen, bevor Silvana sein nächstes Opfer wird!


      Manchmal kommt es vor das Genrefilme trotz sämtlicher, notwendiger Zutaten nicht so richtig funktionieren wollen und "Todeskreis Libelle" stellt in dieser Hinsicht geradezu ein exemplarisches Paradebeispiel dar. Diese spanische Produktion aus dem Jahr 1974 entstand unter der Regie von León Klimovsky, der sich in seiner Geschichte ganz eindeutig an dem italienischen Gialli orientiert. So wurde das Szenario dann auch in Mailand abgedreht und mit sämtlichen Elementen des Sub-Genres versehen, kommt jedoch in der Summe nicht wirklich an die meisten italienischen Vertreter heran. Dabei beginnt die Chose doch recht ordentlich und der geheimnisvolle Killer hält schon in den ersten Minuten reichlich Ernte. Dabei geht er auch noch ziemlich variabel mit der Wahl seiner Waffen vor, was dem Film zunächst durchaus einige Pluspunkte angedeihen lässt. Man merkt als Liebhaber des Genre allerdings verhältnismäßig schnell das dem Ganzen eine ganz spezielle Zutat fehlt, denn zu keiner Zeit entfaltet sich eine für einen Gialli typische Atmosphäre. Die Abläufe wirken stellenweise völlig uninspiriert und es überkommt einen immer mehr das Gefühl, als wenn man ganz einfach die einzelnen Versatzstücke des Genres aneinander gereiht hat, ohne der Story jedoch eine Seele einzuhauchen.

      In handwerklicher Hinsicht kann man sich dabei gar nicht einmal beschweren, denn in dieser Beziehung wurde im Prinzip solide Arbeit geleistet. An anderen, aber sehr wichtigen Aspekten muss man jedoch erhebliche Abstriche vornehmen, so will sich beispielsweise zu keiner Zeit echte Spannung aufbauen. Und das, obwohl man die Identität des ominösen Killers bis kurz vor dem Ende im Dunkeln hält und sich bis dorthin sichtlich bemüht, den Zuschauer durch mehrere Morde bei Laune zu halten. Der Weg zur Auflösung und Enttarnung des Mörders ist mit der handelsüblichen Rezeptur gepflastert, denn Klimovsky probiert ganz ungeniert, den Betrachter auf eine bestimmte Fährte zu locken. Im Prinzip gar kein Problem, denn diesen Schachzug kennt man ja auch aus unzähligen anderen Vertretern. Die Offensichtlichkeit, mit der der Regisseur dabei die Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Person lenkt ist allerdings schon fast peinlich und für jeden Liebhaber dieser Filmart eine regelrechte Beleidigung. Dieser Umstand trübt den Filmgenuss dann schon ganz erheblich, was durch die teils staksig agierenden Darsteller noch zusätzlich verstärkt wird.

      Sicher, Paul Naschy agiert als ermittelnder Inspektor ganz passabel und kann vor allem durch seine raue Art mehrere Sympathiepunkte sammeln. Dahingegen ist der Rest der versammelten Riege aber eher zu vernachlässigen, denn keiner der Akteure kommt über den Status der notwendigen Staffage hinaus. Das ist dann doch ein bisschen zu wenig, denn obwohl man in einem Gialli sicherlich nicht zwingend schauspielerische Höhepunkte erwartet, sollte man von den Protagonisten ein wenig Spielfreude erwarten können. Diese ist aber in weiten Teilen der Geschichte nur schwerlich zu erkennen und wenn es da nicht das Raubein Naschy gäbe, würde einem bei diesem Punkt so gut wie gar nichts geboten. Der ständig eine Zigarre qualmende Polizist ist somit das einzige Highlight eines Filmes, der in seiner Gesamtheit doch ein wenig unrund und nicht gänzlich stimmig erscheint. So ist es dann auch nicht wirklich verwunderlich, das sich beim Zuschauer niemals das ansonsten so geliebte Gialli-Feeling einstellen will. Man betrachtet das Szenario eher unbeteiligt und verspürt dabei nicht den Nervenkitzel, denn so viele andere Beiträge des Genres beinhalten.

      Letztendlich ist "Todeskreis Libelle" alles andere als ein schlechter Film, aber wenn man trotz der notwendigen Zutaten nicht das nötige Ambiente erzeugen kann, dann ist definitiv etwas falsch gemacht worden. Dabei kann man León Klimovsky noch nicht einmal das Bemühen absprechen, nur wirken die Ereignisse teilweise wie künstlich konstruiert und in einigen Szenen sogar schon ein wenig trashig. In der Summe ist dieses Werk dann auch maximal im guten Durchschnittsbereich anzusiedeln, denn trotz der aufgezählten Defizite gestaltet sich das Ganze immer noch ziemlich unterhaltsam. Mit etwas mehr Fingerspitzengefühl wäre jedoch weitaus mehr drin gewesen, aber auch in dieser Form lohnt sich eine Sichtung allemal. Und das allein schon aufgrund der tollen Veröffentlichung von Subkultur, denn die Br-DVD Kombo kommt mit einer richtig guten Bildqualität daher.


      Fazit:


      "Todeskreis Libelle" ist bestimmt nicht zu den Größen des Genres zu zählen, aber es gibt auch etliche Beiträge die weitaus schlechter geraten sind. Ein gut aufspielender Hauptdarsteller kann auch durch seine Omnipräsenz die auftretenden Mankos nicht ganz ausgleichen, so das letztendlich doch eine Menge Potential verschenkt wurde.


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