Cocktail für eine Leiche

    • Cocktail für eine Leiche




      Cocktail für eine Leiche
      (Rope)
      mit James Stewart, John Dall, Farley Granger, Cedric Hardwicke, Constance Collier, Douglas Dick, Edith Evanson, Dick Hogan, Joan Chandler
      Regie: Alfred Hitchcock
      Drehbuch: Patrick Hamilton, Hume Cronyn, Arthur Laurents
      Produktion: Sidney Bernstein, Alfred Hitchcock
      Kamera: William V. Skall, Joseph A. Valentine
      Schnitt: William H. Ziegler
      Budget: ca. 1.500.000 $
      Musik: David Buttolph
      FSK 16
      USA / 1948





      Brandon und Philip teilen als Studenten und Angehörige von Manhattans High Society ein Appartement im Herzen New Yorks. Sie betrachten sich selbst ihrem Freund David Kentley als intellektuell überlegen und beschließen deshalb, ihn zu töten, um die philosophischen Thesen ihres Professors und den perfekten Mord zu verwirklichen. Sie erwürgen ihn gemeinsam mit einem Seil und geben anschließend eine kleine Party, um ein Alibi vorzuspielen. Zu den Gästen gehören Davids Vater, seine Verlobte Janet und ihr Lehrer, der schließlich Verdacht schöpft.


      Hier haben wir nun Hitchcock's ersten Farbfilm aus dem Jahre 1948, der auf einem Bühnenstück von Patrick Hamilton basiert. Die eigentliche Inspiration zu diesem Film soll aber von dem 1924 geschehenen Mord an Bobby Franks ausgegangen sein, der von den beiden Studenten Leopold und Loeb ausgeführt wurde, die einen Mord als Kunst angesehen haben. So verhält es sich auch im vorliegenden Film, der von Hitchcock auch ganz bewust wie ein Bühnenstück inszeniert wurde. Mit dieser Maßnahme wollte der Meister des Suspense das Theater wieder etwas wachküssen. So spielt sich auch der gesamte Film in einem einzigen Raum ab, wodurch dem Zuschauer auch das Gefühl vermittelt wird, das dieses Werk in einer einzigen Einstellung gedreht wurde. Und gerade der eher bühnenhafte Eindruck wird durch die im Hintergrund starre Silhoutte der Skyline von New York verstärkt, man hört zwar ganz eindeutig Straßengeräusche wie zum Beispiel hupende Autos, sieht aber ganz klar, das sich beispielsweise die Wolken nicht weiterbewegen, sondern immer an der gleichen Stelle sind.

      Doch es sind gerade diese Kleinigkeiten, die diesem Werk eine ganz persönliche und aussergewöhnliche Note verleihen und dafür sorgen, das sich eine sehr beklemmende Grundstimmung entfalten kann. Diese bühnenstückartige Inszenierung bildet einen Spannungsbogen, wie er besser und intensiver nicht sein könnte. Praktisch minütlich wird die Spannung immer mehr gesteigert und durch das entstehende psychische Kräftemessen zwischen den beiden Studenten und ihrem ehemaligen Lehrer verdichtet sich die von Haus aus schon extrem dichte Atmosphäre noch einmal zusätzlich.

      "Cocktail für eine Leiche" ist in meinen Augen ein perfektes Beispiel dafür, wie ein Film allein durch die vorhandenen Dialoge ein so ungeheuer starkes Maß an Spannung aufbauen kann, das dem Zuschauer phasenweise die Luft zum atmen nimmt. Wie gebannt sitzt man vor dem Bildschirm und verfolgt das Katz-und Mausspiel, das sich zwischen den Protagonisten abspielt. Ganz besonders James Stewart weiß in seiner Rolle als ehemaliger Lehrer zu brillieren, obwohl Hitchcock eigentlich Cary Grant für diese Rolle vorgesehen hatte. Doch Stewart zeigt hier einmal mehr, was für ein fantastischer und ausdrucksstarker Darsteller er war und gerade seine Dialoge mit den beiden Mördern sind das absolute Highlight dieses fantastischen Thrillers, der den Zuschauer durch seine Schlichtheit und Intensität vollkommen begeistert und fesselt.

      Ein weiteres Mal hat es Hitchcock hier geschafft, mit aus heutiger Sicht minimalen Mitteln etwas wirklich Großes zu schaffen. Und ganz nebenbei hat es sich der Meister auch nicht nehmen lassen, in der Eröffnungs-Sequenz mit einem Cameo-Auftritt zu glänzen, als er mit einer Frau die Straße langgeht.


      Fazit:


      Mit "Cocktail für eine Leiche" bekommt es der Zuschauer mit einem weiteren Meisterwerk aus der schier unerschöpflichen Hitchcock-Schmiede zu tun. Ein Thriller, der mit minimalem Aufwand maximale Spannung erzeugt und so für ein extrem intensives und eindringliches Filmerlebnis garantiert. Excellente Darsteller, die insbesondere durch erstklassige Dialoge brillieren tun ihr Übriges dazu, um hier ein Gesamtpaket zu präsentieren, an dem kein Freund des Spannungs-Thrillers vorbeikommt.


      [film]9[/film]
      Big Brother is watching you
    • Mag den Film auch sehr gerne.
      Mag dieses Kammerspielartige.

      8/1ß
    • Lange her das ich den gesehen habe. Hat mir sehr gut gefallen damals. Bin mir aber nicht sicher ob der mich nochmal so begeistern könnte. lolp
    • Rope ist nicht der Film, den ich als meinen Lieblings-Hitchcock bezeichnen würde, jedoch fehlen mir die Superlativen, um seine Machart würdig zu beschreiben. Dass Alfred Hitchcock in seinem ersten Farbfilm bereits künstlerische Freiheiten genoss, ist spürbar, denn sein Kammerspiel ist eine Aneinanderreihung langer Kamerafahrten und wirkt wie in einem Guss abgefilmt. Die wenigen Schnitte sind unauffällig, so, wenn man bedenkt, dass sich Regie und Schauspieler in den ellenlangen Sequenzen keinen Fehler erlauben, beiderlei Leistung gar nicht hoch genug beigemessen werden kann. Wegen des schleppenden Mittelteils bleibt eine bessere Benotung meinerseits aus. Dennoch bleibt Rope ein sehr guter Film, virtuos vorgetragen und vielschichtig - für Fans von Kammerspielen ein Genuss.

      [film]8[/film]
    • Grossartiger Thriller, bitterer Tenor der dahinter steckt.
      Wenn Hitchcock kein Genie war dann weiss ich auch nicht. [film]9[/film]
      Mein Herz schlägt für meine Mama &




    • Alternativer Titel: Rope
      Produktionsland: USA
      Produktion: Sidney Bernstein, Alfred Hitchcock für Transatlantic Pictures
      Erscheinungsjahr: 1948
      Regie: Alfred Hitchcock
      Drehbuch: Arthur Laurents, Hume Cronyn, Ben Hecht
      Kamera: William V. Skall, Joseph A. Valentine
      Schnitt: William H. Ziegler
      Musik: David Buttolph
      Länge: ca. 80 Min.
      Freigabe: FSK 16
      Darsteller:

      James Stewart: Rupert Cadell
      John Dall: Brandon Shaw
      Farley Granger: Phillip Morgan
      Joan Chandler: Janet Walker
      Sir Cedric Hardwicke: Mr. Kentley
      Constance Collier: Mrs. Atwater
      Douglas Dick: Kenneth Lawrence
      Edith Evanson: Mrs. Wilson







      Die ehemaligen Studenten Brandon Shaw und Phillip Morgan ermorden David Kentley, der einst ihr Kommilitone war. Der Grund: sie wollen damit das perfekte Verbrechen beweisen. Die Leiche verstecken sie in einer Truhe im Wohnzimmer und genau an diesem Ort geben sie anschließend eine Cocktailparty zu der sie u.a. auch ihren damaligen Lehrer Rupert Cadell einladen. Rupert glaubt an die Kunst des Mordes welche nur der der Ästhetik verpflichtet ist und scheint für die Tat mitverantwortlich…

      Alfred Hitchcocks „Rope“ zeigt nur innerhalb der Präsentation der Credits seine Außenaufnahmen um dann zum Kammerspiel zu werden. Der Mord, dessen Täter und die Ambition sind von Anfang an bekannt und der Film beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit eben jener Ambition. Natürlich lebt ein solches Spiel vom Dialog und der Kunst des Schauspielens und die Beteiligten bieten diesbezüglich eine einwandfreie Leistung. „Rope“ lässt dabei drei Personen dominieren. Der arrogante Brandon Shaw (John Dall), der verängstigte Phillip Morgan (Farley Granger) und der Zyniker Rupert Cadell (James Stewart). Alle weiteren Beteiligten gliedern sich in der zweiten Reihe ein, was nicht bedeutet, dass deren Parts schwach gespielt und unwichtig sind.

      Hitchcock spielt mit den Elementen des Kriminalfilms und lässt dabei die Kritik an Herrenideologie und die des Übermenschen einfließen. Dabei fungieren die Charaktere Brandon Shaw und Rupert Cadell als Zentrales. Brandon beruft sich auf Aussagen von Rupert und meint damit das Recht zu haben, als eine Art Gott wirken zu dürfen. Die Gefahr die hier beschrieben wird ist natürlich ganz klar die Manipulation der Massen egal ob in linksextremer, rechtsextremer oder in rein Vorteilsbezogener Weise (z.B. Charles Manson etc.). Bei der Verbreitung von Ansichten wird ganz stark auf den Zynismus hingewiesen den Rupert Cadell für sich gepachtet hat und auf die Gefahr was passiert, wenn man diesen nicht erkennt. „Rope“ ist zweifelsohne einer der Filme die Parallelen zu globaler Politik, sowie dem kleinbürgerlichen Leben finden lässt. Welche das sind, sollte Jede/r für sich selbst herausfinden.

      Inmitten der angesprochen Besetzungsliste und den drei Hauptcharakteren zeigt sich James Steward als absolut brillant. Das Spiel zwischen Zynismus, Sarkasmus und der anschließenden Erkenntnis passt blendend zusammen und man darf die Rolle des Rupert Cadell auch mit niemand anderen- als mit Jimmy Stewart besetzen.

      Fazit: Ein Film das aus dem Zentralen heraus die Gefahr zum Globalen werden lässt. In seiner Tiefsinnigkeit mehr als nur ein Kammerspiel und mehr als nur ein kleiner Hichcock-Film.

      8,5/10