Skin (2008)

    • Skin (2008)



      Produktionsland: Niederlande
      Erscheinungsjahr: 2008
      Produktion: Manon van Melick, Marc Bary, Katja Draaijer
      Regie: Hanro Smitsman
      Drehbuch: Germen Boelens, Philip Delmaar, Hanro Smitsman
      Musik: Paleis van Boem
      Kamera: Joost Rietdijk
      Schnitt: Marc Bechtold
      Spezialeffekte: Harrie Wiessenhaan, Rick Wiessenhaan
      Länge: ca. 81 Min.
      Freigabe: FSK 16
      Darsteller: John Buijsman, Chris Comvalius, Guus Dam, Robert de Hoog, Maurits Delchot, Rian Gerritsen, Paul Geusebroek, Juda Goslinga, Jason Gwen, Dajo Hogeweg, Bart Klever, Teun Kuilboer


      Inhalt:

      Niederlande, 1979. Frankie Epstein ist 18 Jahre. Sein Vater Simon ist Holocaust-Überlebender, der seine Erlebnisse nie verwunden hat. Die Schwermut seines Vaters macht Frankie zu schaffen. Als die Mutter Anna, die bisher die Familie immer zusammengehalten hat, erkrankt und stirbt, wird Frankie seinem Vater und seiner Umwelt gegenüber immer aggressiver. Er streitet sich mit seinem besten Freund, einem Surinamesen, und sucht Zuflucht bei Robert und seiner Bande von Nazi-Skins. Während einer nächtlichen Schlägerei vor einer Snackbar sticht er einen jungen Molukken nieder. Der Junge verblutet, weil Frankies Onkel Henk sich weigert, ihn in seinem Taxi mitzunehmen. Frankie wird verurteilt und kommt ins Jugendgefängnis, wo er mit seinem kahlgeschorenen Kopf und auftätowierten Hakenkreuz nicht viele Freunde findet. Basierend auf einer wahren Geschichte.



      Holland 1979. Frankie, Sohn eines jüdischen KZ-Überlebenden ist eigentlich ein ganz normaler Junge. Mit seinem besten Freund, farbig und Sharp-Skin geht er auf Punkkonzerte. Sein Freundeskreis besteht aus Punks, Skins und Kiffern. Doch als seine Mutter an Krebs erkrankt fällt er in eine tiefe emotionale Schlucht und die ohnehin angespannte Situation zu seinem Vater steigert sich ins Unermessliche. Nach einem Streit mit seinem besten Freund und immer herberen Konflikten findet er Unterschlupf bei Rechtsextremisten, deren Zusammenhalt Frankie sehr imponieren. Duch seinen debilen Charakter gerät er in einen immer tieferen Sumpf, bis er einen Schwarzen absticht. Nun erfährt er, was wirkliche Gefangenschaft heisst.

      Are the kids united?

      Skin - Hass war sein Ausweg, ist ein im Jahre 2008 entstandender Low Budget Film, der gekonnt die Entwicklung und persönlichen bzw. familiären Abstürze eines Jungen schildert. Die änfänglich harmonische Lage, rebellisch und unerschrocken, besteht sein Leben mit seinem besten Freund aus Partys, Punkkonzerten und diversen Schlägereien. Er durchlebt seine persönliche rebellische Jugend, fernab von Religion oder authoritären Menschen.

      Sein Leben besteht vordergründig aus Spass, selbsternannte Ideale bleiben dabei aussen vor, zumindest sehen wir nichts von persönlicher Motivation, die ihn dazu machte, was er jetzt ist.

      Parole Spass, ohne jede Rücksicht. Eigentlich eine normale Jugend und ein Leben in extremen subkulturellen Kreisen. Doch seine Persönlichkeit ist von Anfang an geschwächt, denn auf seinen Vater ist er nur allzu schlecht zu sprechen. Warum erfahren wir in dem Film nur vage, auch wenn gewisse ironische Bemerkungen Frankies auf eine gewisse antireligiöse Haltung sprechen. Das mag wohl der Hauptbeweggrund für den tieffundamentalistischen jüdischen Vater sein, seinem angeblich missratenen Sohn feindlich gegenüber zu stehen.

      Die debile Person, vom Vater missverstanden, wird dabei nur allzu authentisch verkörpert, er kann es nicht verstehen, dass dem Vater seine Religion wichtiger ist als die schwerkranke Mutter. Er predigt für das Leben, doch SEIN Leben, das seiner Mutter und seinem Sohn geht den Bach herunter.

      All diese tiefverwurzelten und auch psychologischen Hintergründe und Zusammenhänge erzählt der Film ohne Zweifel tadellos, ohnehin ist das Erzähltempo des Films und die Entwicklung des Jungens nachvollziehbar, die Story darin routiniert.

      Tragik pur, was sich in dieser Geschichte auftut, und auch wenn der Junge keine wirkliche Gesinnung hat, weiss man von vornerein, dass der Sumpf seiner Probleme in der Ernüchterung seiner Familie liegt. Doch der Wandel von Frankie zum Neonazi, wenn auch unbewusst oder recht gezwungen, geschieht recht unverständlich, denn eine kleine Schlägerei zwischen zwei Freunden sorgt sicher nicht dafür, dass man bei Rechtsextremen Unterschlupf sucht.

      Aber auch mit dieser Schwäche fesselt der Film ohne weiteres, man schwankt bedenklich zwischen Mitleid und Hass gegenüber Frankie, auch wenn sein Motiv sicher nachvollziehbar ist. Vom besten Freund alleingelassen, vom Vater verachtet, die totsterbenskranke Mutter im Krankenhaus. Von allen missverstanden und allein. Da ist die schwache, fehlgeleitete und antriebslose Figur für die rechtsextreme Truppe gerade Recht, schliesslich passt er jetzt auch optisch in deren Gruppe, denn des besten Freundes wegen liess er sich ebenfalls eine Glatze schneiden.

      Wie schnell man durch familiäre Umstände und den Frust über jeden und alles von linksradikalen Absichten zu rechtsextremen Absichten wechseln kann, ist da schon ein gewagter Schritt, vorallem will uns der Film damit vorallem zeigen oder eben auch warnen, dass vielleicht debile Charaktere eher in den Sumpf von Rechtsextremismus gelangen.

      Natürlich ist das zweifelhaft, der Film spricht eine Problematik an, geht aber insofern nicht tiefer in die Materie ein. Ein Problem, mit dem schon Oi! Warining zu kämpfen hatte. Wie auch immer, Skin ist eine durchweg spannende, authentische, nachvollziehbare und vorallem mitreissend dramatische Geschichte, die ganze Entwicklung, deren Schauspiel und deren Abgründe packen einen wahrlich an den Eiern, insofern öffnet er auch einem die Augen. Mit recht kostengünstigen Mitteln gedreht, die Optik des Films auf alt getrimmt, die Synchro stellenweise holprig, doch das alles kann das komplette emotionale Erlebnis nicht im geringsten verblassen.

      Fazit:
      Skin ist ein tiefschürfendes Drama, deren Abfolge zwar aufgrund des debilen Protagonisten und deren Entwicklung nachvollziehbar ist, aber auch in manchen Aspekten und Wendepunkten weit dahergeholt erscheint. Das alles kann aber die Hauptaussage des Films wenig schwächen. Skin reiht sich in die Riege der Filme wie Romper Stomper, Oi Warning oder American History X tadellos ein. Eine Empfehlung für jeden, der die letzten 3 Filme verstand und mochte.

      93%

      [film]9[/film]
    • Regisseur Hanro Smitsman ist es mit diesem Film gelungen, einen sehr tiefen Einblick in eine Zeit zu erschaffen, in der die Skinheads immer mehr zum rechtsradikalen Rand wanderten und immer aggressiver wurden. Im Focus der Geschichte steht allerdings der 17 jährige Frankie, der immer mehr in diese Ecke abdriftet, ohne es eigentlich richtig zu merken.

      Sehr gekonnt hat Smitsman hier den Weg, den Frankie beschreitet nachgezeichnet, was durch die Tatsache, das sich der Film auf verschiedenen Zeitebenen bewegt, noch stärker und intensiver zum Ausdruck gebracht wird. Dadurch wird auch der Spannungsbogen durchgehend konstant hochgehalten, es treten keinerlei Längen auf und die Geschichte ist zu jeder zeit interessant .

      Gerade die Figur des Frankie, die hier von Robert de Hoog perfekt und sehr ausdrucksstark dargestellt wird ist ein gutes Beispiel dafür, wie aus anscheinend netten Jungen von Nebenan reissende Bestien werden können. Auf den ersten Blick scheint alles in Ordnung, aber unter der Oberfläche brodelt es gehörig. Als dann seine schwer an Krebs erkrankte Mutter ins Krankenhaus muss, bricht für Frankie eine Welt zusammen, er überwirft sich mit seinem Vater und treibt sich immer mehr herum. Als dann auch noch seine gelibte Mutter stirbt, verliert er auch den letzten Halt und der Abstieg ist nicht mehr aufzuhalten. Das Unheil nimmt seinen Lauf, Frankie wird sogar zum Mörder.

      Die Tatsache, das "Skin" in der Zeit vor 30 Jahren spielt, gibt dem Film einen sehr authentischen und realistischen Ausdruck, die damalige Zeit wurde hier sehr gut eingefangen und in Szene gesetzt. Jeder, der diese Zeit-Epoche miterlebt hat, kann sich sehr gut in die dargestellte Szenerie hineinversetzen und das glaubwürdige Geschehen nachvollziehen.

      Auch das gewählte Ende passt hier einfach perfekt und rundet dieses Drama gut ab. Es ist alles andere als ein Happy-End, das auch den tollen Gesamteindruck dieses Werkes nur zerstört hätte, sondern ein Ende, das einfach nur logisch und vor allem konsequent erscheint. Eine Tragödie, die sich langsam und schleichend angebahnt hat und in gewisser Art und Weise sogar einen Hauch Ironie des Schicksals beinhaltet.

      Ein toller und sehr ergreifender Film, der unter die Haut geht und zum Nachdenken anregt. Ein Film, den man auf jeden Fall gesehen haben sollte und der durch unbekannte, aber sehr ausdrucksstarke Darsteller zu überzeugen weiß.


      [film]8[/film]
      Big Brother is watching you
    • Zweifelsohne ein Film mit Hirn, der schauspielerisch sehr gut rübergebracht wurde.

      [film]9[/film]

      @Fun
      Großartiges Review. Du sprichst selbst mögliche Negativeindrücke an.
    • Original von sid.vicious
      @Fun
      Großartiges Review. Du sprichst selbst mögliche Negativeindrücke an.


      Danke für die Blumen. Ja, denn gerade bei solchen Filmen, die von Szenenichtkennern konsumiert werden, könnte eben dies Alles missverstanden werden. Inwiefern dieser Film und andere Filme über Skinhead / Rechtsextremenenthematik dieses Vorurteil verschärfte, jeder Skin wäre Neonationalist, ist mir natürlich nicht bekannt, aber ich kann mir vorstellen, dass es genug naive Menschen gibt, die solche Handlungen für normal halten...
    • Ist eine ziemliche Problematik. Viele wissen auch nicht was Ska ist und da das Outfit halt ähnlich gewählt wurde, kommen da schon seltsame Meinungen oder besser gesagt Vorurteile über Äußerlichkkeiten und Gesinnung zusammen.
    • Aber mal ehrlich: Wenn du jetzt bei einem sogenannten Skinhead nicht den obligatorischen Ska, Oi, bzw. Sharp Aufnäher finden könntest, würde man ihn vermutlich für einen Fascho halten.
    • Outfitmäßig wohl nicht, das stellt man erst an diversen Verhaltensweisen und Äußerungen fest. Was mich halt stört ist dieses Verallgemeinern. Manchen Bürgern muss man bezüglich ihrer Vorurteile einfach mal sagen: Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fresse halten.
    • Original von sid.vicious
      Outfitmäßig wohl nicht, das stellt man erst an diversen Verhaltensweisen und Äußerungen fest. Was mich halt stört ist dieses Verallgemeinern. Manchen Bürgern muss man bezüglich ihrer Vorurteile einfach mal sagen: Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fresse halten.


      Das ist natürlich klar, aber manchen Menschen ist es scheinbar zuviel Mühe hinter eine Fassade zu schauen, bzw. der beste und einfachste Weg durch ihre Schwarz/ Weiss Sicht alles zu verallgemeinern. Aber hauptsache sich in ihrem ärmlichen Geist profilieren können, wenn man wieder ein Feinbild gefunden hat...
    • In diesem Drama werden harte Drogen konsumiert und nach rechtsradikaler Skin Musik abgefeiert, dabei werden wir gut mit Frankie (Robert de Hoog) vertraut gemacht.
      Es gibt immer wieder Blicke von Vergangenheit in die Gegenwart, wobei die Geschichte von Beginn an verständlich erzählt wird. Die Abstimmung diesbezüglich passt. Es werden viele prollige Konzerte stimmig präsentiert, die sehr emotionsgeladen sind. Die Outfits der Jung-Darsteller sind punkig oder eher rechts ausgerichtet, dabei kommt es auch zu einigen Schlägereien unter den Jugendlichen, während sie zu einer Musikband abfeiern sollten. Die Hände der Skins sind mit rechten Schriftzügen versehen und das Hakenkreuz ist auf der Brust oder im Halsbereich eintätowiert.
      Die Jugendbande hat zumeist Probleme im Elternhaus, hier aufgezeigt anhand des Vaters, wo auch gerne mal beim eigenen Sohn zugeschlagen wird.
      Die Darsteller sind erstklassig und haben hier ihre erste echte Filmrolle gehabt. Sie wirken sehr natürlich und strahlen reichlich Sympathie aus. Die Dramatik kann sich enorm entfalten und macht den Film zu einem absolut sehenswerten Genrebeitrag anhand der Skin/Nazi Thematik. Die Schlägereien zeigen viel rohe Gewalt auf, was mit einem leise düsteren Sound untermalt wird. Dies hinterlässt dann auch Entsetzen, wenn dabei einige Charaktere draufgehen.
      Die Kulissen sind auch gut gewählt und liefern reichlich Graffitimalerei.
      Das offen gestaltete Ende kommt dann plötzlich und von brutalster Natur.

      Skin ist ein erstklassiger Independentfilm aus den Niederlanden.

      [film]9[/film]
    • Schade, dass sich dein Review so liest, als würde es hier um nen plumpen Naziskinfilm mit Prügeleien gehen. Es wäre vorteilhaft gewesen die Entwicklung des Jungen vom unpolitischen Skin hin zum faschistoid verzweifelten, aufgrund der Konflikte mit seinem farbigen Sharp- Ska- Skin Freund zu schildern. So, und das ist leider traurig, bezüglich der Ausrichtung dieses Filmes, könnte man meinen, du hättest den Film nicht verstanden, bzw. herausfiltern können, welche Motivation der Junge hatte seine Fronten zu wechseln. Gerade bei solchen Filmen ist ne intensivere Analyse eher von Vorteil wie ich finde.
    • Guter Beitrag, das.
      Aber leider ist es wie 1993 oder auch Anfang der 80er immer noch 2011 so, wobei man auch leider sagen muss, dass gewisse "unpolitische Skins" immer rechtsoffener werden. Man denke da nur an so Grauzonen wie Freiwild hau mich tot und hast du nicht gesehen...
      Hachja, ne. Hopfen und Malz sach ich da.
    • Guter Beitrag zum Thema, auch die Darsteller sind glaubwürdig. Vater Sohn Konflikt von einer anderen Seite, sehenswert. [film]7[/film]
      Mein Herz schlägt für meine Mama &
    • Insgesamt ein guter Film (schauspielerisch wie oben erwähnt sehr gute Leistungen, die Story passt, der Film hat die nötige Härte um dem Thema gerecht zu werden, ohne zu explizit zu werden). Was für mich persönlich eine kleine Schwäche des Film ist, ist eine wirkliche Ursache für Rassismus herauszuarbeiten. Im gezeigten Fall kann man darüber streiten, ob das glaubwürdig ist oder nicht, aber eine allgemeine Aufarbeitung hätte ich sehr begrüßt und hätte den Film zu einem Meisterwerk gemacht. So erzählt es eine Leidensgeschichte eines Einzelnen ohne wirklich mögliche Auslöser oder Auswege wirklich konsequent anzusprechen oder aufzuzeigen. Mit Sicherheit kann man in diesem Punkt geteilter Meinung sein, aber ich persönlich hätte mir das gewünscht. Insbesondere, da es in diesem Bereich thematisch a) nicht allzuviele Filme gibt und diese b) meist nur sehr oberflächlich, bzw. nicht wirklich zielführend sind.
      Aber vielleicht erwarte ich auch einfach zu viel von einem Spielfilm... kann auch daran liegen, dass das Thema Rassismus in Deutschland allgegenwärtig und mit erhobenem Zeigefinger angesprochen wird, ohne jemals über Worthülsen hinauszukommen. Für mich persönlich also einfach noch nicht einmal im Ansatz gelöst ist.
      Wir sind der singende tanzende Abschaum der Welt!
    • Könnte man diesen Thread bitte mal in das Abteil "Drama" verschieben? Was hat der hier verloren? Der ist wieder experimentell noch irgendwie skandalös...
    • Original von Weißherbst:

      Könnte man diesen Thread bitte mal in das Abteil "Drama" verschieben? Was hat der hier verloren? Der ist wieder experimentell noch irgendwie skandalös...


      Absolut nicht skandalös. Einfach nur ehrlich. Ist jetzt da wo er hingehört, bei den Dramen.