Andreas Pape (Interview vom 27.01.2010)

    • Andreas Pape (Interview vom 27.01.2010)



      1. Hallo Andreas! Erst einmal vielen Dank das du dir die Zeit nimmst und eine kleine Entschuldigung das es so lange gedauert bis du die Fragen bekommen hast. Würde zu Anfang mal Vorschlagen das du dich kurz mal vorstellst für den Fall das dich jemand noch nicht kennt.

      Ich höre seit 29 Jahren auf den Namen Andreas Pape und wurde im hessischen Bad Arolsen geboren, wie auch einst Königin Emma der Niederlande. Ich lebe inzwischen in Kassel und arbeite dort seit 4 Jahren für eine TV-Firma als Kameramann. Nachdem 1999 meinen erster Film „Kettensägen Zombies“ veröffentlicht wurde, begann ich mich im deutschen Independent-Bereich anzusiedeln. Inzwischen habe ich in über 40 Produktionen mitgewirkt, nicht nur als Schauspieler, sondern auch als Kameramann, Produzent und Regisseur. Was die wenigsten wissen, ich widme mich nebenbei seid 21 Jahren meiner zweiten großen Leidenschaft: dem Wasserski fahren. Nach 37 Deutschen Meistertiteln erreichte ich 2006 die höchste sportliche Auszeichnung und wurde Weltmeister.

      2. Auf deiner Website steht das du mit 10 Jahren die Liebe am Horrorfilm entdeckt hast und mit „Kettensägen Zombies“ dein erstes Werk gedreht hast. Kannst du uns mal erzählen wie man gerade mit 10 auf eine solche Idee kommt?

      Das ist so nicht ganz richtig. Auf meiner Internetseite steht, dass ich damals mit 10 Jahren meinen ersten Horrorfilm sah und begann mich für das Genre zu begeistern. Ich glaube es war „Chucky – Die Mörderpuppe“ oder „Nightmare – Mörderische Träume“. Der Film „Kettensägen“ wurde erst 1999 produziert. Ich hatte damals vom ‚Filme machen‘ absolut keine Ahnung. Mein damaliger Partner hatte aber schon einige solcher „Halt drauf“-Filmchen gedreht und ich wollte das dann auch. Ich habe dann immer heimlich die VHS-C Kamera meines Vaters genommen und es wurde ohne Buchvorgabe so lange drauf los gedreht bis irgendwie eine zusammenhängende Geschichte entstanden ist. Als wir fertig waren, hab ich die Kamera immer wieder sauber gemacht und unbemerkt in den Schrank zurück gestellt. Manchmal hatte er mich vorher dabei erwischt und ich musste dann den Dreh absagen. So war das damals. Vorbilder waren damals Filme wie z. B. „The Burning Moon“, „Mutation“, „Todesengel“ oder „Das komabrutale Duell“. Diese Filme haben mich echt beeindruckt und haben mich auch bis heute geprägt, was fast nicht nachvollziehbar ist.

      3. Wie haben damals deine Eltern darauf reagiert als sie davon erfahren haben?

      Was erfahren haben? Das ich als 10 Jähriger einen Horrorfilm angesehen habe? Sie haben es immer versucht zu unterbinden, nur dumm, dass ich selber schon einen eigenen Fernseher hatte. Als ich später begann Filme zu drehen, geschah dies ja zunächst nebenbei, als ein Hobby. Sie haben mich für krank eingestuft und mich immer wieder verurteilt, aber ich denke es hat mir nicht geschadet. Doch primär für meine Eltern war immer eine solide Ausbildung, die ich letzten Endes dann ja auch erfolgreich abgeschlossen habe. Damals haben mich Arbeit und Schule nicht sonderlich interessiert, weil mich das Drehen so fasziniert hatte. Das Schauspielern war mir damals noch mehr als unangenehm. Da wir ja keine Profis kannten oder geschweige denn uns leisten konnten, mussten wir ja alle selber spielen. Als ich nach dem dritten Film Lob sammelte, widmete ich mich mehr dem spielen.

      4. Da du ja jetzt nur ausschließlich in Splatterfilmen mitwirkst, hast du ja sicherlich ein paar Lieblingsfilme auf dem Gebiet. Welche sind das und warum?


      Wenn Du dich etwas besser informiert hättest würdest du wissen, dass ich nicht ausschließlich in Splatterfilmen mitwirke. So eine Aussage weise ich auch entschieden zurück. In erster Linie versuche ich mich als Schauspieler zu etablieren, der nach bestem Willen versucht eine Rolle zu verkörpern, unabhängig vom Genre. Dabei ist es gleich ob es ein Krimi ist, wie mein 2004 mit Partner Boris Hansmann gedrehter Film „Sounds of Fear“ – der auch bundesweit in 26 Kinos lief – , eine Komödie wie etwa „Goldene Zeiten“ oder „Der Traumjob“ , einen Wasserski-Sportfilm wie „Cable Skid“ – den es übrigens bei mir auf DVD zu kaufen gibt – oder ein Drama wie „Zwei Minuten Risiko“ den ich 2007 mit Kollege Jakob Gisik gedreht und produziert habe oder der kürzlich gedrehte Endzeitfilm „Toxic Lullaby“ von Ralf Kemper, ...die allesamt mit Splatter reichlich wenig am Hut haben. Das Problem ist leider nur, das einfach die Horror, Splatter oder Torture-Porn Filme immer noch am besten laufen. Es ist leider sehr bezeichnend, das ein Independent Film nur durch blutige Elemente den verwöhnten Konsumenten überzeugen kann. Aus diesem Grund hat der Film „Sounds of Fear“ – der ein Budget von 41.000 Euro hatte - es bis dato noch nicht auf DVD geschafft. Traurig aber wahr. Zurück zu deiner Frage: Meine Favoriten im Horrorbereich sind Klassiker wie „Tod Brownings Freaks“ (1931), der für mich auch richtig Furcht einflößend war, Genre-Hits wie „Hellraiser 1+2“, „Geisterstadt der Zombies“ oder natürlich „Braindead“, aber auch aktuelle Werke wie „Eden Lake“, „Inside“ oder der lustige „Zombieland“. Diese bestechen durch überzeugende Schauspieler, einer cleveren Story und realistischer Effekte.

      5. Wie man bei fast allen deinen Filmen sehen kann, spielst du eher solche „Bad Boy“ Rollen. In der Mutation Reihe oder auch Space Wolf. Liegen dir solche Rollen besser als andere?

      Daran sieht man, dass du noch nicht viele Filme mit mir gesehen hast, denn bis auf die von dir genannten und ein paar weiterer Rosefilmchen verkörpere ich in den Filmen die unterschiedlichsten Rollen. Dabei ist es mir als Schauspieler zunächst gleich ob als Draufgänger („Zwei Minuten Risiko“), Macho („Popular“), Trottel („Sounds of Fear“), Opfer („La Petite Mort“), oder eben als Bösewicht. Ich spiele jede Rolle mit ganzem Herzen, gleich in welche Richtung sie geht. Aber es stimmt schon, den „Bad Boy“ spiele ich am liebsten. „Annihilation“ sehe ich als eine gute aber Verbesserungswürdige Produktion an. Mein Wünsch wäre mal ein Nazi zu spielen, so wie Russell Crowe in „Romper Stomper“. Zu mindestens in diesem Jahr mache ich es Russel Crowe gleich und verkörpere in „Robin Hood –Ghosts of Sherwood“ von Oliver Krekel den ‚Retter der Witwen und Weisen‘.

      6. Neben Timo Rose hast du mittlerweile auch in Olaf Ittenbachs neuem Film „No Reason“ mitgewirkt. Ist es da eine andere Weise mit der man an die Arbeit geht oder wie ist das, wenn man hin und wieder für andre Regisseure arbeitet?

      Jeder Regisseur unterscheidet sich in seiner Arbeitsweise. Olaf, für den es nach „Beyond the Limits“ und „Legend of Hell“ bereits mein dritter Film ist, arbeitet sehr Gewissenhaft und professionell. Alles ist bis in kleinste Detail vorbereitet. Bei Olafs Produktionen geht es zu, wie bei einer größeren TV-Produktion, obwohl natürlich kein Budget auf Kinoniveau zur Verfügung steht. Darüber hinaus ist Olaf ein Regisseur, der als einer der Wenigen, auf das Spiel der Schauspieler achtet und nicht nur auf schöne Bilder oder baldigen Drehschluss. Bei „No Reason“ hat er mich eine halbe Stunde vorher unter 4 Augen bei Seite genommen und hat mir erklärt wie er sich die Szene spielerisch vorstellt. Er hat vorab jeden Schauspieler sogar musikalisch versucht in eine bestimmte Stimmung zu bringen. Das hab ich vorher noch nicht mal annähernd bei einem Regisseur gesehen. Und siehe da, eine schwierige Heulszene war nach einem einzigen Take im Kasten und alle waren glücklich. Wenn ich da
      an meine alten Zeiten bei Rose zurückdenke, dort wurde eher Unprofessionalität groß geschrieben. Leider hab ich viel zu spät erkannt, das die Filme einfach nur runter gespult werden, was mit Schauspielerei nicht wirklich was zu tun hatte. Wenn man sich nicht gerade versprochen hatte war der Take save. Das war es damals und so ist es auch noch heute. „Space Wolf“ z.B. haben wir in 4 Tagen am Stück abgedreht. Es gab nur in wenigen Szenen Textvorgabe, ansonsten wurde der Rest unter extremsten Bedingungen wie strömendem Regen, Schlafentzug oder Nahrungsmangel einfach improvisiert runter gekurbelt. Das gleiche bei „Rigor Mortis“. Was will man da noch erwarten? Ich hab es damals über mich ergehen lassen obwohl mich damals schon alle davor gewarnt hatten und mich für total bescheuert erklärt hatten. Heute gebe ich diesen Leuten vollkommen recht. Deswegen habe ich die Zusammenarbeit eingestellt und auch seit 1,5 Jahren keinen Kontakt mehr zu ihm. Das Ganze hat aber auch tausend andere Gründe die ich hier nicht weiter erläutern will. Kann nur sagen das solche Filme mich als Schauspieler nicht weiterbringen, ganz im Gegenteil, Sie bremsen einen nur aus, weil mit hölzernen Dialogen, einem unmotivierten Regisseur, einer Dachbodenkulisse, leeren Versprechungen und einem nicht vorhandenem Budget, nix bei rum kommt! Am Schlimmsten ist jedoch die Tatsache, das ich mir durch diese Filme einige Türen zugeworfen habe, da ich wie Thomas auch, den so genannten „Rose-Stempel“ haben.

      7. Hattest du schon mal Schauspielunterricht? Da du einer der einzigen deutschen Schauspieler bist, der in jedem Amateurstreifen -egal welchen Filmemachers- deine Rollen so überzeugend und ohne Tadel spielst.

      Vielen Dank für das Kompliment. Da ich zu alt bin für eine reguläre Schauspielausbildung, bilde ich mich mit Workshops und privatem Schauspielunterricht weiter. Außerdem lasse ich mich in Stimme-und Sprache schulen, werde für September eine kleine Theaterrolle annehmen um auch in diesen Bereich rein zu fühlen und habe auch über die Jahre jede Menge Stunterfahrung sammeln können. Das war das einzig Gute, was ich von der Rose Zeit sagen kann, weil da einfach von einem verlangt wurde von Bäumen zu springen oder sich Kopf über in eine Schlucht zu stürzen. Es war irgendwie komisch, aber als ich die Rosezeit beendet hatte, kamen auf einmal Anfragen ohne Ende. Allerdings ist es nicht so, dass ich
      überall spielen will. Ganz im Gegenteil: ich möchte eigentlich nur noch in Filmen mitwirken, von denen ich denke, das ich da was zeigen kann bzw. die Rolle einen roten Faden in der Entwicklung hat. Wenn dieses Gefühl fehlt, sage ich einer Rolle auch nicht zu.

      8. Gibt es bis heute in deiner bisherigen Laufbahn Rollen die du hättest besser oder anders spielen sollen?

      Es gibt einige stumpfsinnige Rose-Filme, die ich besser gelassen hätte. Ich finde es überhaupt total schwer in Indi-Filmen zu spielen, weil man sich sehr vieles selber irgendwo her picken muss und so ein bisschen auch ins kalte Wasser geschmissen wird, weil einfach das Drehbuch nicht mehr Infos her gibt oder die Zeit zu knapp wird weil irgendwas schief geht oder der Regisseur sich nicht mit den Schauspielern auseinander setzt. Man lernt einfach vieles durch ausprobieren und improvisieren. Habe in den letzten 11 Jahren fast alles nur durch reines drehen gelernt. Würde Heute vieles anders spielen als damals, aber so war es nun mal. Bin ein sehr selbst kritischer Mensch der auch jeden Film und jede Rolle
      tausendfach auseinander nimmt und analysiert. Zu 97% bin ich unzufrieden und die anderen 3% findet man in meinem Demo. Mittlerweile kann ich damit leben, das ich keine klassische
      Schauspielausbildung gemacht habe, weil ich heute der Meinung bin, das da oft einem gezeigt wird wie man spielt, und zwar „drüber“ spielt. Das Ziel ist es ja, das man das spielen als solches nicht erkennt. Habe schon so manche gelernte Schauspieler kennen gelernt die dann unterm Strich am schlechtesten von allen abgeschnitten haben. Es gibt jedoch viele andere talentierte deutsche Schauspieler im Independentbereich, ich denke da nur an Annika Strauß oder Martin Hentschel.

      9. In den Rose-Filmen hattest du ja meist als Kollegen den Herrn Kercmar. Was hältst du davon, dass er in Bethmann-Filmen mitspielt und würdest du auch in solchen Filmen mitwirken wollen?
      Aktuell bin ich ja im neuen Andreas Bethmann-Film „Terror Creek“ zu sehen. Da es sich bei diesem Film nicht um Sexplotation handelt, habe ich dabei auch keinerlei Bedenken. Kann über Andreas nur Gutes sagen, da der Dreh ein unglaublich gutes Klima hatte und er wirklich ein fairer und ehrlicher Mensch ist. Ansonsten weiß Thomas was ich davon halte. Da gehen unsere Meinungen ganz deutlich auseinander. Trotzdem ist er ein sehr guter Freund mit dem ich 3-mal die Woche telefoniere.

      10. Gibt es für dich persönlich Tabus in Rollen die du nie spielen würdest?

      Ich würde nie in Pornos mitspielen oder in Filme wo Pornographie betrieben wird. Bethi musste mir versprochen und es steht sogar auch im Vertrag. Auszug: „Der Film enthält keine Geschlechtsteile (Vagina / Penis / Rosetten).“ So genau kann man das aber nie sagen, kommt auf die Produktion und die Darstellung an. Des Weiteren: Nie wieder ein Rose Machwerk.
      11. Zu guter Letzt mal die Frage wie du zur deutschen Zensur stehst und was du von Indizierungen von solchen Filmen hältst?

      Was soll man schon davon halten? Gar Nix. Absolut schwachsinnig und kontraproduktiv.
      Als ich als junger Horrorfan begann Filme zu sammeln, besorgte ich mir aus dem Internet die so genannte „Schwarze Liste“ mit beschlagnahmten Filmen und habe mir diese der Reihe nach besorgt. So macht das wohl jeder. Bei den meisten dieser Filme, war ich aber eher enttäuscht, als begeistert, da die Meisten Filme in meinen Augen völlig zu Unrecht auf dieser Liste stehen. Aber diese Vollhirnies von der Prüfstelle raffen das nicht. Die sind in ihrem Geiste in den prüden 50’ern stehen geblieben. Wenn ich dann aber sehe, das Filme wie der ach so hochgelobte „Inglorious Bastards“ -der im Übrigen total langweilig ist, aber durch Waltz und Fassbender gerettet wird- eine 16er Freigabe bekommt, dann ist das für mich schlichtweg ein Skandal.

      12. Also ich bedanke mich vielmals und überlasse dir die letzten Worte an deine Fans!

      Ich bedanke mich auch sehr bei Dir. Danke Euch für den Support und kauft nicht immer den Dreck, der Euch vor geschmissen wird! ;-)
      Wir sehen uns auf Facebook, MySpace oder andreaspape.com

      Das Interview führte MindFreak.

      (C) Andreas Pape, Ittenbach-Board

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von maDDDin ()