Produktionsland: USA
Regie: Howard Hawks
Erscheinungsjahr: 1948
Drehbuch: Borden Chase, Charles Schnee, Richard Fielder
Produktion: Howard Hawks
Musik: Dimitri Tiomkin
Kamera: Russell Harlan
Schnitt: Christian Nyby
Budget: ca. -
Länge: ca. 133 Minuten
Altersfreigabe: FSK 12
Tom Dunson und sein Adoptivsohn Matthew Garth wollen eine Rinderherde von Texas nach Missouri bringen. Dunson fordert hierbei, dass alle Beteiligten über Ihre menschlichen Grenzen gehen um das Ziel zu erreichen, dazu ist ihm jedes Mittel recht.
RED RIVER ist (aus meiner Sicht) nicht nur der beste Film von Howard Hawks, sondern einer der drei besten US Western. Das einzige Manko welches ich dem Film vorwerfe ist dessen Ende. Hier kann man jedoch nicht von Inkonsequenz schreiben, denn das Finale ist durchaus gewagt (auch wenn es mir nicht zusagt).
Robin Wood schreibt in seinem Hawks-Buch: „Mit diesem Ende hat Hawks nicht nur mit den Regeln des traditionellen Western gebrochen, sondern zudem noch mit den Regeln der klassischen Tragödie.“
Das mag nicht nur stimmen, es stimmt tatsächlich. Die Frage die ich mir allerdings immer wieder stelle ist: Muss das Ende in dieser Form angelegt sein?
Die USA ließen 1948 das European Recovery Program, (besser als Marshallplan bekannt) in Kraft treten. Der Große Bruder startete somit ein Wirtschaftswiederaufbauprogramm, welches den bedürftigen Staaten nach dem Zweiten Weltkrieg wieder auf die Beine helfen sollte. Ferner verkündete Truman die Truman-Doktrin, welche den Kalten Krieg zwischen den Westlichen Mächten und dem Ostblock (die Braunschweiger Punk-Band Daily Terror titulierte es 1982 mit „Amis go Home – Ruskis verpisst euch“,) zur Folge hatte.
Gemessen an diesen Tatsachen kann man die Personen Thomas Dunson und Matthew Garth einbringen. Dunson als Vertreter der Demokratischen Partei (Waynes Vorlieben für die Republicans außen vorgelassen) und Garth als der sich widerwillig Unterordnende. Die Möglichkeit, Garth würde Dunson erschießen, hätte als ein Aufstand gegen die Regierung von Truman interpretiert werden können, was in Anbetracht der damaligen politischen Lage nicht zu vereinbaren gewesen wäre. Wäre RED RIVER zu einer Zeit gedreht worden wie z.B. während des Vietnam-Krieg, so könnte man sich durchaus vorstellen, dass Garth den tödlichen Schuss auf Dunson abgefeuert hätte. Aber dieses ist reine Spekulation.
Das Drehbuch von Borden Chase sieht übrigens ein Ende vor, welches einer Glorifizierung nachkommt. Dunson wird von einem Cowboy getroffen und versucht mit letzter Kraft, Garth zu erschießen. Dabei bricht er zusammen und seine letzten Worte sind: „Ich will in Texas sterben!“ Ein Ford-lastiger Abschluss der den Patriotismus und einen heldenhaften Tod in den Vordergrund schiebt und somit jede Chance der Auflehnung (seitens Garth) nicht allein verschenkt, sondern eliminiert.
Die eigentliche Geschichte um das RED RIVER D und den großen Viehtreck nach Missouri bietet neben seinen beiden Hauptfiguren, mit Walter Brennan als Groot einen, für den Zuschauer wichtigen Part. Grot erzählt die Geschichte, ist stets zwischen den beiden Fronten und blockt diese mit Spitzfindigkeiten, Humor und Bauernschläue.
Weiterhin sei John Ireland als Cherry Valance lobend erwähnt. Obwohl dessen Part eher klein angelegt ist, so kann der John immer wieder für eine gewisse Unberechenbarkeit gepaart mit Coolness sorgen.
Der Charakter Tess Millay (gespielt von Joanne Dru) ist hingegen weniger erbauend und ein Bestandteil dessen, was den Film in sein unpassendes Finale steuern lässt. Der psychologische Aspekt wird hier entkräftet, denn Hawks lässt den harten Mann wieder weich werden. Fast rührend, aber überwiegend ärgerlich.
Bildtechnisch hat Russell Harlan bei RED RIVER ein paar großartige Sequenzen geschaffen. Der Aufbruch im Morgengrauen, welches eine anfängliche Düsternis zu einem leicht euphorischen Start in eine bessere Zeit werden lässt. Auch die später folgenden Bilder im Nebel, die mit der Angst vor dem Rancher Dunson angereichert sind, hinterlassen einen intensiven Eindruck.
Die Story lehnt sich an MEUTEREI AUF DER BOUNTY, sowie den Fanatismus mit dem Herman Melville seinen Kapitän Ahab ausstattete.
Fazit: Ein großartiger Western, dessen Ende mich allerdings immer noch überfordert.