Manderlay



    • Produktionsland: Deutschland, Dänemark, Frankreich, Niederlande, Schweden, USA
      Produktion: Peter Aalbæk Jensen, Signe Leick Jensen, Lene Børglum, Vibeke Windeløv, Louise Vesth
      Erscheinungsjahr: 2005
      Regie: Lars von Trier
      Drehbuch: Lars von Trier
      Kamera: Anthony Dod Mantle
      Schnitt: Molly Marlene Stensgaard
      Spezialeffekte: -
      Budget: ca. 14.200.000 $
      Musik: Joachim Holbek
      Länge: ca. 132 Minuten
      Freigabe: FSK 12
      Darsteller: Bryce Dallas Howard, Isaach De Bankolé, Danny Glover, Willem Dafoe, Jeremy Davies, Lauren Bacall, Chloë Sevigny, Jean-Marc Barr, Udo Kier, Michaël Abiteboul, Rik Launspach, Geoffrey Bateman, Suzette Llewellyn, Virgile Bramly, Charles Maquignon


      Inhalt:

      Gerade eben dem Martyrium in Dogville entkommen, stößt Grace im amerikanischen Süden der 30er Jahre auf die Plantage Manderlay, in der die Schwarzen immer noch wie Sklaven gehalten werden. In diesem Augenblick stirbt deren Herrin und Grace beschließt, die Demokratie nach Manderlay zu bringen - notfalls mit Waffengewalt der von ihrem Vater zur Hilfe abgestellten Gangster. Der Prozess erweist sich als äußerst schwierig, zumal Grace einem der Schwarzen verfällt und der Retterin auch noch eine faustdicke Überraschung bevorsteht. Im zweiten Teil von Lars von Triers radikaler Trilogie über Amerika, der wie der Vorgänger DOGVILLE nur auf einer gewaltigen Bühne, mit wenigen Kulissenfragmenten gedreht und in acht Kapitel strukturiert wurde, befasst sich der Filmemacher anhand des Themas Sklaverei mit den Problemen der aufgezwungenen Demokratie - Verweise auf den Irak und Afghanistan sind unverkennbar.

      Trailer:



      Meinung:

      Mam’s Gesetz, das Nahrung und Unterkunft garantierte…

      Die sehr ungewöhnliche Erzählweise von Lars von Trier's seinem Dogville, hat in Manderlay seine Fortsetzung erhalten. Viel Stoff zum weiterzählen hab ich eigentlich nach Dogville nicht mehr gesehen, so gibt es hier aber einen Neubeginn mit anderen Darstellern und eine völlig andere Thematik.

      Es geht in der Story um die Sklaverei von Schwarzhäutige. Dabei werden Tiere die in Gefangenschaft leben mit diesem Szenario der Sklaverei verglichen, wo die freigelassenen Tiere danach verenden, da sie nur an ein Leben in Gefangenschaft gewöhnt sind. Die Erzählstimme im Off ist selbige, wie bei Dogville zu erleben und sie passt erneut sehr gut. Der Ablauf erinnert einem etwas an ein Aufbauspiel, wo den Schwarzen alles angelernt werden muss, wie man in einer abgelegenen Ortschaft sich selbst etwas erwirtschaften kann. Die Anfangs etwas unscheinbare Sounduntermalung gab es schon bei Dogville, wenn es eine der vielen Wendungen der Geschichte gibt, wird dieser stimmige Sound ertönen. Unsere weiße Hauptdarstellerin, wird plötzlich verbotene, sexuelle Gelüste gegenüber schwarzer Männer offenbaren. Das erschütterndste Ereignis ist sicher, wenn Schwarze über einen Mord abstimmen, der dann auch grausam vollzogen werden muss.

      Natürlich wurde auf eine echte Kulisse wie zuvor in Dogville zu sehen wieder komplett verzichtet und nur die Umrisse der Gebäude sind zu erkennen. Wobei in Dogville die Kulisse doch etwas besser war, in Manderlay schaut die Optik oft auch etwas sehr Detailarm aus, was mich aber nicht weiter gestört hat, denn ich hatte es am Ende von Dogville auch ein wenig über, die Geschehnisse immer aus der Gesamtperspektive zu sehen um alle Bewohner zu beobachten.

      Manderlay hat aber im Vergleich mit Dogville mehr Vorzüge. Die Spielzeit ist angemessen, es kommt also keine Länge auf. Die Charaktere sind einem schnell vertraut und eine lange Charaktervorstellung war nicht notwenig, wodurch der Film auch schneller fahrt aufnimmt. Zudem ist der Ablauf nicht so kompliziert wie in Dogville, der zwar auch noch zugänglich ist, aber Manderlay ist doch etwas einfacher zu konsumieren, was ich persönlich gut heiße.

      Lars von Triers liefert in Grunde genommen das Kontrastprogramm zu den üblichen Kunstfilmern wie Lynch oder Tarantino. Trier präsentiert mit Absicht keine schöne Blenderoptik, allerdings mit atmosphärischen Hintergrundgeräuschen untermalt. Dafür gibt es von ihm viel inhaltliche Aussagekraft, ohne dabei ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Lars von Trier hat hier sicherlich seinen eigenwilligen Stil durchgesetzt, der vielen nicht behagen wird, wo der Ablauf sehr bizarre und gar rassistisch wirkt, wobei die Glaubwürdigkeit erst am Ende fest untermauert wird, weshalb sich die Schwarzen eigentlich so unbeholfen und gehörig verhalten, obwohl sie eigentlich schnell befreit sind. Schockszenen wie ein grausamer Mord liefert auch eine mehr als nur abstoßende Szenen, sondern wird für die Stroy sehr intelligent eingesetzt. Unsere Hauptdarstellerin Grace (Bryce Dallas Howard) lässt sich ihren nackten Körper von einem Neger blümeln und auch dies hat eine inhaltliche Aussage und dient nicht nur zum Unbehagen verbreiten.

      Am Ende gibt es reale Bilder von der Sklaverei mit Martin Luther King, sowie US Soldaten im Vietnam Krieg, viele arme schwarze Kinder, sowie Bilder mit Hakenkreuze aus dem 3.Reich, dies darf man sich dann im Kopf ziemlich krank ausmalen, was Trier hier noch für ein Vergleich zum Abspann bereit stellt, ist schon grausam genug. Eine Szene mit einem geschlachteten Esel musste Lars von Trier sogar noch aus dem Film schneiden, da es zu makaber war. Zudem fällt auf, dass Lars von Trier keine guten Darsteller benötigt, um einen richtig starken Film zu erschaffen, eine solide Besetzung reicht für ihn völlig aus, da kenne ich keinen aktuellen, der dies schaft.

      In Manderlay wird eine Rechtfertigung für die Sklaverei Amerikas aufgezeigt und zwar in eine sehr makabere Art und Weise. Ein inhaltlich provokanter und intelligenter Film, der für das Mainstreampublikum oder Filmkritiker sowie Fans der malerischen Kunst, doch in allen Belangen vollkommen ungeeignet ist.

      [film]9[/film]