Die Mädels vom Immenhof

    • Die Mädels vom Immenhof

      Produktionsland: Bundesrepublik Deutschland
      Produktion: Gero Wecker
      Erscheinungsjahr: 1955
      Regie: Wolfgang Schleif
      Drehbuch: Erich Ebermayer, Peer Baedeker
      Kamera: Oskar Schnirch
      Schnitt: Hermann Ludwig
      Musik: Norbert Schultze
      Länge: ca. 91 Min.
      Freigabe: FSK 6 oder FSK 0
      Darsteller: Angelika Meissner, Heidi Brühl, Christiane König, Margarete Haagen, Paul Henckels, Paul Klinger, Josef Sieber, Matthias Fuchs, Tilo von Berlepsch, Dirk Dautzenberg, Robert Fietz, Karl Junge



      Oma Jantzen führt mit ihren drei aufgeweckten Enkelinnen Angela, Dick und Dalli den Immenhof, ein Ponygestüt in der Holsteinischen Schweiz. Die selbstbewusste Angela führt die Bücher, Dick und Dalli betreuen die Ponys auf dem Gestüt. Obwohl ihre Ponyzucht einen landesweit geschätzten Namen trägt, sind Ponys immo nicht so sehr gefragt, was Oma Jantzen in die finanzielle Bredouille führt, denn der Gerichtsvollzieher hat bereits mit Pfändung gedroht…

      DIE MÄDELS VOM IMMENHOF wurde sehr clever inszeniert. 1955 war der 2. Weltkrieg noch sehr präsent. Denn was sind schon 10 Jahre? Auf jeden Fall nicht genug Zeit, um das zurückliegende Leid zu vergessen. Der Immenhof ist eine Art Ideal des neuen Zuhauses, das das Vergangene vergessen macht. Die Landschaften blühen, alles ist bunt und die Menschen sind miteinander glücklich. Warum also in ferne Länder verreisen oder evt. auswandern, wenn das bundesrepublikanische Urlaubsparadies mehr oder minder vor den Haustür liegt? Schließlich kommen die Gäste des Immenhofs gar aus Amerika und sind freilich von der Schönheit des kleinen Paradieses begeistert.

      Die Immenhof-Bewohner, die Menschen mit den sonnigen Gemütern, haben wie jeder Bundesbürger ihre kleinen Probleme. Doch wenn es an Geldern fehlt, steht der gute Nachbar sofort parat, um die Sorgen zu begleichen - und zwar so stilvoll, dass sich niemand als Schmarotzer fühlen muss. Das Wirtschaftswunder ist halt allgegenwärtig, wir müssen nach wie vor nur allesamt am selben Strang ziehen. Und der Neuling, der sich bisher nicht die Finger schmutzig machte, der muss so schnell wie möglich von seinem hohen Ross herunterkommen und seine Dienste der Gemeinschaft zur Verfügung stellen, denn Hochmut kommt halt von dem tiefen Fall, und den, den wollen wir doch nicht riskieren, oder? Also halten wir es doch wie Adenauer: Keine Experimente. Hach, Deutschland ist doch so schön. Die Nazis sind doch alle tot oder längst in Südamerika, ausgenommen die drei brauen Evas im Dorfcafe, die über die wilde Hottentottenmusik (harmlose Big Band Klänge) aus dem Röhrenradio und dem einhergehenden jugendlichen Gehopse (der zahmste Tanz der Filmgeschichte) empört die Nase rümpfen.

      DIE MÄDELS VOM IMMENHOF mag auch gegenwärtig noch als ein Paradebeispiel für cineastischen Kitsch fungieren. Das ist mir ehrlich gesagt einerlei, denn in den schwierigen Zeiten, in denen irgendwelche Thomallas und Klums die Medien auf Trab halten, wird die Flucht zum viel zitierten Ponyhof zu einem Aufenthalt in einer knallig-bunten Wellness-Oase. Schön! Einfach nur schön!