Produktionsland: Österreich
Produktion: Georg Aschauer, Ulrich Seidl
Erscheinungsjahr: 2021
Regie: Peter Brunner
Drehbuch: Peter Brunner
Kamera: Peter Flinckenberg
Schnitt: Peter Brunner, Sebastian Longariva
Spezialeffekte:
Budget: ca. -
Musik: Tim Hecker
Länge: ca. 103
Freigabe: FSK 16
Darsteller: Franz Rogowski, Susanne Jensen, Monika Hinterhuber, Theo Blaickner
Inhalt:
Sie verehren die Marienikone im verkrüppelten Baum und kasteien sich mit Steigeisen: Die geläuterte Alkoholikerin Maria hat ihren geistig beeinträchtigten Sohn Johannes im radikalen Glauben diszipliniert und ihm ihr wahnhaftes Bild von Gott, Jesus und Satan eingepflanzt. Nun sieht sie ihr zurückgezogenes Leben auf der Alm von bösen Mächten bedroht. Die mysteriöse Höhle, die Johannes teuflisch anzieht, versetzt sie ebenso in Raserei wie die Investoren, die ein Skiparadies bauen wollen. Mit lauten Drohnen und kreisenden Kettensägen dringen diese immer tiefer in das Refugium des bizarren Mutter-Sohn-Gespanns ein – und das bald mit roher Gewalt.
Trailer:
Kinostart in Deutschland: 28.04.2023
Deutsche DVD & Blu-Ray Fassung: 27.10.2023
Kritik:
Mit "Luzifer" liefert uns Peter Brunner eine atmosphärisch dichte, bedrückende Mischung aus Thriller und Drama in den Bergen Tirols.
Er erzählt uns dabei die Geschichte der fanatisch religiösen Maria und ihres geistig behinderten Sohnes Johannes in der Autarkie sowie der bewusst gewählten Einsamkeit.
Von intoleranter Leistungsgesellschaft und Kapitalismus größtenteils abgeschnitten, wird ihr Leben bestimmt von Gebeten, Huldigung und dem Überleben durch Selbstversorgung.
Wundervolle Landschaftsbilder, viel Stille und der strikt durchgetaktete Alltag schaffen hierbei eine idyllische wie auch bedrückende Stimmung.
Denn der Teufel lauert überall und Maria tut alles daran sich und ihren Sohn davor zu schützen. Zur Not auch mit Bestrafung.
Doch allen Mühen zum Trotz lässt der bedrohlich dröhnende, sehr gelungene Soundtrack schon erahnen: Das Gefühl von Frieden täuscht.
Denn das Böse findet seinen Weg zu ihnen und bedroht bald das geschaffene Paradies, welches plötzlich wie ein Kartenhaus erscheint.
Der Glauben und die Stärke der beiden werden auf eine harte Probe gestellt, Stück für Stück bröckelt die Fassade bis es unweigerlich zur Katastrophe kommt.
Susanne Jensen, im wahren Leben Pfarrerin (!), zeigt uns in ihrer Debütrolle als Maria sehr authentisch wie ein durch religiösen Fanatismus bestimmtes Leben aussehen kann.
Für quasi atheistische Menschen wie mich, aber sicherlich auch den ein oder anderen Gläubigen, zerrt es mitunter sehr an den Nerven, wie trist und extrem zugleich sie mit ihrem Sohn die Tage bestreitet.
Nach und nach erfahren wir hierbei einiges über die Hintergründe der ganzen Situation sowie zukünftiger Pläne und Wünsche.
Mutter & Sohn pflegen ein sehr inniges Verhältnis, doch die eigentlich gut gemeinte Bemutterung von Johannes (überzeugend dargestellt von Franz Rogowski) zeugt fast schon von Missbrauch und Tyrannei.
So gelten strenge Regeln und die Nichtbeachtung dieser muss eben geahndet werden. Das wirkt mitunter absurd und schmerzt beim Zusehen.
Als eine externe Bedrohung dazu kommt und immer größer wird, hilft aber auch der feste Glaube nicht mehr weiter.
Langsam aber sicher macht sich der teuflische Kapitalismus in Form eines geplanten Skigebiets breit und zerstört das mühevoll aufgebaute Leben auf der Alm. Profitgier duldet eben keinen Widerstand.
Atemberaubende Landschaftsbilder wechseln sich hierbei ab mit täglichen Gebeten, Projekten und der nahenden Bedrohung. Zunächst besteht diese aus einem Angebot sowie Überwachung, doch dann folgt der erste Anschlag...
Ich möchte nicht zu viel verraten, aber der Terror den wir zu sehen bekommen, geht schon unter die Haut und ist erschreckend real. Denn so oder so ähnlich könnte sich eine Geschichte tatsächlich zugetragen haben.
Dieser Film beeindruckt nicht mit Text & Dialogen, er tut es hauptsächlich mit dem was wir sehen. Und lässt uns am Ende mit einem mulmigen Gefühl auf der einen und einem guten auf der anderen zurück. Nämlich, dass es endlich vorbei ist.
Ich erwähnte es eingangs bereits: "Luzifer" ist ein Film zwischen Thriller, Drama, allerdings irgendwo auch Horror. Alle drei Genres finden sich hier auf die eine oder andere Weise...
Zum Schluss dachte ich mir nur "Wow, harter Tobak. Sehr anstrengend, bedrückend, vielleicht auf eine bestimmte Art beeindruckend. Diesen Film möchte ich erst mal nicht wieder sehen."
^(^.^)^
Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von Mbwun ()