Hätte mich jemand im Vorfeld gefragt, von welchem Film ich mir am meisten erwarte, ich hätte auf keinen Fall mit "Deadstream!" geantwortet.
Umso überraschter war ich dann, dass diese Low-Budget-Produktion doch tatsächlich eins meiner Top5-Highlights der 8 Tage Fantasy Filmfest geworden ist.

Found Footage ist nicht gerade mein Lieblingsgenre, aber dieser Streifen zeigt wirklich was man mit verhältnismäßig wenig Geld und ein paar witzigen Ideen schaffen kann.
Nicht nur der Ansatz ist hier innovativ, man schafft außerdem den Spagat zwischen Spaß und Grusel, wobei Ersterer zugegebenermaßen überwiegt.

So gibt es mit "Deadstream" thematisch klassisch einen Haunted House-Film zu sehen, in dem ein frisch entbannter Video-/Streamingstar versucht seinen Ruf nach einem Skandal wiederherzustellen.
Passend zur heutigen Social-Media-Generation ist er sich dabei für nichts zu schade um wieder Aufmerksamkeit plus Geld zu bekommen.
Anfangs nimmt sich der Film angemessen Zeit und wir bekommen einige Informationen vom und über den Protagonisten, dennoch dauerts nicht lange bis er sich in einem einsamem, verfallenen Haus einquartiert.
Dort will er - entgegen seiner Angst davor - die Nacht verbringen und alles live ins Netz übertragen.
Wirkt alles zunächst noch harmlos gruselig, passieren bald einige von ihm unvorhergesehene Dinge. Nur nicht unbedingt so, wie man (oder zumindest ich) sie erwartet hätte.
Er bekommt nämlich bald Besuch, aber von einem Menschen. Schon bald wünscht er sich er hätte diese "Challenge" besser nicht gestartet.
Sehr erfreulich: Die Macher wollten offensichtlich nicht auf Teufel komm raus einen Abziehbild-Grusler drehen, sondern es wurde bewusst Witz eingebaut, der Spaß macht. Ein bisschen bekommt die aktuelle Generation schon ihr Fett weg.

Die Geschichte wird dabei kurzweilig erzählt und es gibt keine anstrengenden Längen, auch vor nervigen "Erschreck dich jetzt!!"-Jumpscares bleiben wir verschont.
Anders als in manch anderem modernen Film bekommen wir übrigens - um auf den Ansatz zurückzukommen - sogar regelmäßig den "Livechat" zu lesen und blicken nicht nur durch eine, sondern gleich mehrere Kameras.
Dabei ist das Bild stets erfreulich klar, zudem können sich die zum Einsatz kommenden Effekte wirklich sehen lassen.

Unterm Strich zeigt "Deadstream" wie ein gelungener Found Footage-Film aussehen kann:
Kurzweilig, eine Prise Spannung, ein paar Twists, einige Lacher, gute Effekte, kein stressiges Dauerwackeln, fertig.
Ich hatte meinen Spaß daran und kann beim besten Willen keine nennenswerte Schwäche finden.

Mit Rücksicht auf das Subgenre:

Ach, ganz vergessen: Der Gag mit der Kassettenmusik ist eine schöne Hommage an frühere Filme. Musste da direkt an Halloween denken.