Torn - A Shock Youmentary

    • Torn - A Shock Youmentary



      Produktionsland: Großbritannien
      Produktion: Justin Carter
      Erscheinungsjahr: 2014
      Regie: Justin Carter
      Drehbuch: Justin Carter
      Kamera: Frederick D. Stephenson
      Schnitt: Justin Carter, Jonathan Purdue
      Spezialeffekte: Kayleigh Saunders
      Budget: ca. 1500 Pfund
      Musik: Mitch Wiseman
      Länge: ca. 92 Minuten
      Freigabe:
      Darsteller: Philip Alexander Baker, Charlotte Bird, Simon Burbage, Sam Burns, Prudence Catley, Martin Challinor, James Cotter

      Inhalt: Nachdem Oliver Isaacs‘ Verlobte brutal ermordet wurde, müssen er und sein Freund James Dean-Hughes ihre Unschuld beweisen,
      indem sie sich gemeinsam mit einer Filmcrew auf die Jagd nach dem echten Mörder begeben: den „Devonshire Devil“.





      Review


      Carters Spielfilmdebüt, mit einem wunderbar zweideutigen Titel, zeigt
      mal wieder, dass es keines großen Budgets nötig ist, um einen guten
      (Horror)Film zu produzieren.
      Oftmals reicht ein erfinderisches Drehbuch und ein Gefühl für Handlung und Charaktere, das Herzstück eines jeden Filmes.
      Die Protagonisten, bestehend aus Oliver, seinen Freunden und der
      Filmcrew, wirken sympathisch und haben jeweils einen individuellen
      Charakter, ohne in eine Klischee-Falle zu tappen, was eine freudige
      Abwechslung zu ähnlichen Produktionen darstellt.
      Trotzdem kommen bedauerlicherweise diverse zentrale Figuren zu kurz bei
      der Charakterentwicklung, ein bis zwei geraten gänzlich in
      Vergessenheit, was besonders am Ende des Filmes negativ heraussticht.

      Der Cast, wenngleich dieser überwiegend aus Amateuren besteht,
      porträtieren ihre Figuren gekonnt. Vor allem Danny D’Anzieri spielt
      seine Rolle als vom Dorf verhassten sehr emotional und hingebungsvoll,
      ohne an overacting zu erkranken.

      Die Handlung beginnt zunächst mehr als Drama, denn Horror. Dem Zuschauer
      wird die Lage des Protagonisten, welche Dank Interviews verschiedener
      Dorfbewohner greifbarer wird, und seine Gefühlswelt angesichts seines
      Verlustes nahegebracht.
      Es wird gezeigt, inwiefern das Geschehene seinen Alltag beeinflusst,
      wodurch schließlich die Entscheidung der Hauptfigur, sich auf die
      gefahrvolle Suche nach dem wahren und äußerst monströsen Mörder zu
      begeben, verständlich wird.
      Von diesem Punkt an macht der Film urplötzlich eine 180 Grad-Wendung und
      wird vom ruhigen Schicksalsdrama zu einem temporeichen Horrorthriller.
      Diese abrupte Wendung, an der die meisten Filme scheitern, wird jedoch
      fachmännisch umgesetzt,
      indem Carter darauf verzichtet, gänzlich von den Wurzeln des Filmes
      abzuweichen und die Handlung um Olivers soziale Krisensituation
      weiterhin bis zum Ende fortführt.

      Die ländlichen Gebiete Devons dienen als perfekte Kulisse für den Film.
      Wenn dicke Nebelschwaden über die tristen, weiten Felder hängen, wird
      eine wohlig schauerliche und vor allem düstere Atmosphäre aufgebaut, was
      durch den Mangel an Musik unterstrichen wird.
      In diesem Aspekt fühle ich mich besonders an den ebenfalls britischen Found Footage-Streifen „The Borderlands“ erinnert.

      Trotz dessen bleibt überraschenderweise auch der Humor nicht außen vor.
      Einige humorvolle Einwürfe in Form von überspitzter Situationskomik oder
      die vierte Wand brechenden Dialogen, welche die sonst sehr bedrückende
      Stimmung komprimieren.

      Schlussendlich lässt sich sagen, dass Carter das allgemein verstaubte
      Thema anachronistischer Legenden als Dreh- und Angelpunkt auf
      überraschende Weise als Low Budget-Film wieder aufleben lässt.
      Ein Film, der sich sehr wohl als Vorbild für Amateurproduktionen sowohl
      im Bereich des Horrorfilms, als auch des Dramas bezeichnen kann.
      "Wer das Negative regelmäßig ausblendet, wird positiv krank." - Paul Mommertz