Robin Hood in der Stadt des Todes

    • Robin Hood in der Stadt des Todes



      Originaltitel: Invincibile cavaliere mascherato, L'
      Herstellungsland: Frankreich, Italien
      Erscheinungsjahr: 1962
      Regie: Umberto Lenzi
      Darsteller: Pierre Brice, Daniele Vargas, Hélène Chanel, Massimo Serato, Gisella Arden,Aldo Bufi Landi, Carlo Latimer, Nerio Bernardi, Romano Ghini, Tullio Altamura, Ignazio Balsamo, Clara Bindi
      Länge: ca. 89 Min.
      Freigabe: FSK 12 (16)

      Inhalt:
      Der tyrannische Herzog Don Luis will die Tochter eines reichen Adligen, den er heimlich beseitigen lies um an dessen Vermögen und Titel zu kommen, zwingen seinen Sohn zu heiraten, damit er Zugriff auf das Vermögen Carmencitas bekommt! Jedoch schaltet sich in letzter Minute ein geheimnisvoller, maskierter Fremder ein, der droht Don Luis Pläne zu Nichte zu machen.


      Pierre Brice, allgemein bekannt als Winnetou in unzähligen Karl May Verfilmungen, opferte sich hingebungsvoll vor seinen wirklichen kulturellen Glanztaten in soliden Abenteuerverfilmungen jener Zeitepoche, in der vielfilmende Italiener den Zahn der Zeit erkannten und diverses Filmgut altbekannter und immergleicher Sorte auf die Kinowelt losließen.
      Der wohl bekannteste Held jener glorreichen Zeit, Robin Hood, ruhmreiche Figur, als Held schon grundlegend bekannt unter jüngeren Zuschauern und bahnend in alle Kinderherzen, wohl der Inbegriff jener kostümierten 60ties Helden neben beispielsweise Zorro. Was auch immer von den Kindheitserinnerungen übrig blieb, Robin Hood, der Stramplertragende Held aus dem Sheerwood wird wohl jedem ein Begriff sein.

      Umso überraschender ist es dann, wenn man Umberto "Mondo Cannibale" Lenzi als Regisseur hinter diesem, mittlerweile, wie leider viel zu oft, fast verschollenen Kleinod entdeckt. Das Lenzi seine Filmkarriere wie viele andere für böse Splatterorgien bekannte Filmschaffende mit zierlich, naiv - zahmen Sandalen,- Kostum,- Monumental,- Historienepen begann, ist bekannt, aber dass er, in Beachtung auf seine späteren Werke, nahezu gegenüberstellend zu seinen Frühwerken, sowas produzierte, erstaunt beachtlich, da Robin Hood eben maßentauglich und populär ist. Umso verwunderlicher ist es, dass der Film insbesondere hier und woanders heute weniger Beachtung erlangt, schliesslich verbindet er einen Weltstar mit einer maßgeblichen weltbekannten Figur. Verwunderlich ist das schon, ja, aber in Anbetracht auf die Ausschlachtung jener Zeittypischen Hypes, geht Robin Hood in der Stadt des Todes unsäglich unter, nicht nur aufgrund der marginalen spannungs,- und filmtechnischen Mittelmäßigkeit, sondern eben auch aufgrund heutiger Maßstäbe und Sehgewohnheiten. Was man früher ohne jede Bedenken den eigenen Kindern vorwerfen konnte und damals selbst als Kind sah, funktioniert heute weniger, schliesslich hat man als Kind vollkommen differenzierte Ansichten von filmischer Qualität, Erzählweise oder gar grosser Innovationen. Und damit bildet Lenzis Robin Hood Verfilmung, in der Tat schon seine zweite nach Robin Hood, der Löwe von Sheerwood eben jenen Teil Kinderfilme, in die man sich als ebensolcher vertiefen und erträumen kann. Ob das heute, in einer Zeit voll Pokemons und Digimons funktioniert, steht woanders geschrieben, ist indessen auch bloss die Betrachtungweise persönlicher Erinnerungen.

      Robin Hood in der Stadt des Todes ist keineswegs schlecht oder ein Totalausfall, ist aber aus heutiger Sicht und der Sicht eines halbwegs aufgeklärten und erfahrenen Zuschauers bloss noch solider, naiver und bisweilen anspruchsloser Unterhaltungsspass der simplen Sorte. Grosszügig bietet der Film jene Faktoren, die eine solche Geschichte zum Überleben braucht: Ein maskierter Held, ein böser, fetter und symphatischer Baron, eine hübsche, sich in ihrem wohlhabenden Dasein und der Umgebung der heuchlerischen Etikette unwohlfühlenden Dame, die auf IHN wartet, eine aufgebrachte Meute und hinterhältige Pläne und Machenschaften. Ihr kennt das alles schon aus unzähligen anderen Filmen dieser Art? Sag ich doch...also wundert euch nicht. Aber zumindest sind es eben diese Zutaten, die das Ganze so wunderbar vorhersehbar, durchsichtig und grundlegend solide machen.

      Ohne jedes Pochen auf Bedeutsamkeit oder nennenswerte Höhepunkte fädeln sich die Darsteller und Szenen durch ein bisweilen typisches Drehbuch, Lenzi verpasst dabei jegliche nennenswerte oder interessante Charakterzeichnung, zumindest bleibt einem der fette und ekelhafte Baron im Kopfe, auch wenn sein Name unterdessen untergeht. Don Diego alias Pierre Brice, anfägnlich edler und wohlhabender Gesinnung, zur Heirat mit der schönen Dame auserwählt, entlarvt sich vollkommen unerwartet am Ende als Robin Hood, wer hätte das wohl, unter all der Geheimniskrämerei nicht erraten?

      Lenzis Kameraarbeit ist mitunter genauso uninteressant und solide, wie das Filmerlebnis auch, zumindest weiss er, seine recht temporeichen, aber dennoch schlecht choreographierten Kämpfe, gut in Szene zu setzen. Die Darsteller agieren allesamt recht bemüht um mal nicht vollkommen doof aus der Wäsche zu schauen, Brice hat den Vorteil des markanten und bekannten Gesichts, seine Figur verblasst aber nur allzusehr. Die Kulissen sind gut gewählt, die teilweise maroden Burgszenarien, im Wechsel von barocker Geborgenheit und graubrauner Schäbigkeit der Bürgerlichen, wissen da wohl am Besten zu gefallen, in diesem teilweise düster angehauchten, aufgrund der Thematisierung der Pest, befindlichem Abenteuer. Das Ende sollte klar sein, wenn man gewisse Charakteristik noch im Hinterkopf behält. Sülziges Happy - End unter Einklang frohlockend Heimatfilmutopischschöner Musik. Hach, herrlich diese Happy - Endromanzen.

      Fazit:
      Durchweg solider, aber bisweilen träger Abenteuerfilm mit Robin Hood (hier ausserdem vollkommen schwarz verpackt als Kavalier) ohne nennenswerte Höhepunkte oder Wendungen. Durchweg geniessbar, wenn auch unter Ansicht vieler anderer, ähnlich erscheinenen Filmen schnell vergessen. Für Sammler ist die 8 Filme beinhaltende Klassiker & Abenteuercollection von KSM trotzdem einen Blick wert, nicht nur wegen Lenzis Beitrag, sondern bekannter und pompöser Historienfilme wie Napoleon oder Cäsar und Cleopatra.

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