Jo, wie im Thread zum Zeichentrickfilm "Aufstand Der Tiere" soeben erwähnt, hab ich mir den Roman (vielleicht nennt man's an der Stelle auch eine Fabel oder sowas, keine Ahnung) kürzlich zusammen mit "1984" gekauft und hab diesen hier schon mal in lediglich 2 Tagen durchgekloppt. Ist ja auch nur 'n dünnes Buch und somit nicht viel zu lesen.

Auslöser für den Kauf war die Tatsache, dass man momentan übermäßig oft mit diesen alten Titeln konfrontiert wird, da inzwischen ein nicht unbeachtlicher Teil unserer Gesellschaft der Meinung ist, dass wir's in diesem Land und Europa mit einem System zu tun haben, das angeblich immer stärker totalitäre Züge entwickelt. Dabei geht es nicht um den ebenfalls klar zu verzeichnenden Rechtsruck, wie manche meinen könnten oder fürchten, sondern das Empfinden, dass unsere derzeitige, repräsentative Demokratie der ehemaligen DDR vermeintlich immer ähnlicher wird. Man hört und liest in diesem Kontext oft schon von der "DDR 2.0" u.ä. und tatsächlich denk ich persönlich inzwischen, dass jeder ganz gut beraten wäre, sich mit diesem Eindruck mal intensiver auseinanderzusetzen...

Das Buch ist sehr simpel geschrieben und ich schätz, das wird im Englischen, auch wenn ich es auf deutsch gelesen habe, nicht groß anders sein. Denn ohne sich da mit verkomplizierenden Sachverhalten aufzuhalten, geht es einfach darum, anhand eines Bauernhofs ein Szenario zu zeichnen, was passieren würde, wenn die Tiere sich aus ihrer Versklavung durch den Menschen befreien, ihn vertreiben und sich fortan auf diesem Hof selbst in Freheit und Gerechtigkeit organisieren würden. Wie es aber wohl so die Natur politischer Ideen ist, im Ursprung vielleicht oft gut gedacht oder jdf. gemeint, entwickelt sich mit der Zeit allerdings ein erneutes System der Versklavung, das dem vorigen nicht nur ähnelt, sondern es sogar noch übertrifft: es entsteht Faschismus.

Aufgrund der einfachen Schreibweise kann ich persönlich jetzt nicht behaupten, dass mich das Buch literarisch umgehauen hat. Aber das ist ja wohl auch in keiner Weise die Intention. Sondern es geht um die Idee, den mahnenden Inhalt. Quasi "die Moral von der Geschicht", wie's in alten Märchenbüchern oder so oft heißt. Und ja, es war interessant zu lesen, es ist gut, dieses Werk zu kennen, allein auch schon aus allgemeinbildungstechnischen Gründen, und gerade weil es so einfach gehalten ist, kann es nach wie vor durchaus dazu dienen, Kindern wie Erwachsenen mal in infantil-plastischer Weise vor Augen zu führen, wie gewisse schleichende Mechanismen des Faschismus so wirken. Wie aus einer großen Idee der sozialen Gerechtigkeit etwas sehr Intolerantes werden kann. Wie Menschen, die weiterhin daran glauben möchten, es durchaus schwer haben, so manche Lüge rechtzeitig zu erkennen. Wie Politiker täuschen, lügen und sich in ihren Aussagen und Versprechungen auch immer wieder drehen & wenden. Wie bestimmte Elemente (Musik, Feste, Bräuche, Parolen etc.) dazu eingesetzt werden, das Volk zu begeistern. Wie Macht einen Charakter versauen kann. Und so weiter und so fort...

Ich bin eigtl. kein Mensch, der gerne in seine Zukunft blicken würde, aber manchmal und inzwischen frage ich mich doch, wo unsere Gesellschaft und unser Land so in 5 - 10 Jahren stehen. Haben wir dann hier ein vollendetes, linkes, menscheinfeindliches "Reich der Toleranz", das alles verdreht und entwurzelt hat, was man mal normal und natürlich nannte? Oder haben wir einen rechten, souveränen Nationalstaat, der so hart auf alte Werte pocht, dass erneuter, menschenfeindlicher Nationalsozialismus entsteht? Oder ist Deutschland bis dahin einfach "nur" ruiniert und sonst nichts? Liegt vielleicht alles in Trümmern, weil sich der Krieg ausgeweitet haben wird? Vielleicht kommt sogar einer auf die Idee, dat rote Knöpfchen zu drücken...

Also... das sind schon äußerst "spannende" Zeiten, in denen wir gerade leben...

Jo.